Zum Inhalt springen

Der erste Tag in Bhutan

Vermutlich werden wir die nächsten Tage eher den Aktivitäten nach geordnet bloggen, aber den ersten Tag, den wollen wir mal komplett lassen.

Also: Am Flughafen angekommen, mussten wir noch ein wenig auf unseren Guide und unseren Fahrer warten. Grund dafür war, dass unser Flugzeug viel zu früh angekommen war und so die beiden schlicht noch auf dem Weg waren. Vor dem Flughafen standen viele andere Guides (man kommt in der Regel nicht ohne diesen plus einem Fahrer überhaupt ins Land) und einige davon haben uns auch angesprochen und sich dafür entschuldigt, dass unsere beiden noch nicht da waren. Bzw. hat einer sogar versucht sie anzurufen. Schon einmal sehr Gastfreundlich!

Norbu, unser Guide für die Tour, kam dann auch angeprescht, entschuldigte sich mehrfach und half uns gleich ins Auto. Bzw. versuchte unsere Koffer darin unterzubringen, was gar nicht mal so einfach war. Aber es ging. Und dann ging es los nach Paro, wo wir Geld, eine SIM-Karte für unser WiFi-Egg und das Mittagessen besorgen wollten.

Vorab aber ein paar Infos über Bhutan generell: Bhutan ist in etwa so groß wie die Schweiz und hat 730.000 Einwohner. Über 80 Prozent des Landes liegen in über 2.000 m Höhe.

Das Land gliedert sich in drei Landschaften: Im Süden, an der indischen Grenze, verläuft eine Ebene. Nördlich davon steigt das Land steil an und diese Region auf etwa 2000 bis 3000 Metern sind das Gebiet, wo die meisten Menschen Bhutans leben. Noch weiter im Norden findet man dann das Hochgebirge mit dem höchsten Berg des Landes, dem 7570 m hohen Gangkhar Puensum. Übrigens, da in Bhutan alle Berge höher als 6000 Meter heilig sind, der weltweit höchste Berg, der noch nie von einem Menschen bestiegen wurde.

In seiner Verfassung hat Bhutan den Umweltschutz festgeschrieben. 2013 war das Land sogar CO2 negativ, d.h. es verbrauchte mehr CO2 als produziert wurde. Zwei Drittel des Landes sind bewaldet, knapp 25 % des Landes sind Naturschutzgebiete.

35% der Menschen leben in den Städten, von denen die Hauptstadt Thimphu mit knapp 120.000 die größte ist. Alle wirtschaftlichen Interessen des Landes werden dem Umwelt- und Naturschutz untergeordnet, weswegen das Land über eine Naturbelassenheit verfügt, die heutzutage, relativ auf die Landesgröße gesehen, nahezu unvergleichlich auf der Welt ist. Dagegen ist die Arbeitslosigkeit vor allem unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Städten relativ hoch und der Lebensstandard relativ niedrig. Auch wenn die aktuelle Regierung versucht gerade durch den Tourismus sowie Energiegewinnung mit Wasser- bzw. Windkraft die Wirtschaft anzukurbeln.

Beim Tourismus ist es so, dass nach dem Prinzip „High value, low impact“ gearbeitet wird, und jeder (nicht-indische) Tourist eine Mindestpauschale von 200 bzw 250 US Dollar pro Tag zahlen muss. Dieses soll unter anderem den Massentourismus verhindern.

Mehr Details dann, wenn wir unterwegs was von unseren beiden Guides aufschnappen.

Alles in allem war der erste Tag geprägt von unglaublichen Eindrucken, teils amüsant, teils beeindruckend, teils einfach nur sehr ungewohnt. In Paro sind wir teils auf eigene Faust, teils mit Norbu ein bisschen durch die Strassen geschlendert.

Natürlich fällt sofort die Architektur ins Auge. Hochhäuser findet man nur selten und wenn, dann auch nur maximal 6 Stockwerke hoch und nur in Thimphu. Moderne Häuser werden zwar jetzt auch mit Beton gebaut, aber in der Regel findet man reich dekorierte, einfache Häuser. Unten ein Laden, oben die Familie.

Als zweites fallen die ganzen Tiere auf. Als buddhistisches Land leben Tiere hier generell recht gut. Es gibt überall Hunde, Katzen, Kühe, Pferde – teilweise auf den Bürgersteigen aber auch teilweise mitten auf der Strasse.

Die meisten Häuser haben, wie gesagt, ein Geschäft und um welches Geschäft es sich handelt, steht auf einem blauen Schild über der Tür. Manches erkannt der gemeine Deutsche aber auch so …

Über das Bier in Bhutan werden wir uns später noch Gedanken machen.

Als Tourist ist man nicht so selten, dass man angestarrt wird. Man kommt sich aber doch fremd vor bzw. wie in einer anderen Welt. Was ja, wenn man mal genau darüber nachdenkt, einer der Gründe ist, warum man dort hinfährt.

Wir haben schon beim dritten Geldautomaten Geld bekommen (keine Ahnung, wieso die anderen nix geben wollten) und für schlanke 600 Ngultrum (die lokale Währung, etwa 8 Euro) eine SIM-Karte erstanden, die uns für 14 Tage 5 GB Datenvolumen bescheren soll. Außerdem hat unser Fahrer in der Zwischenzeit das Mittagessen besorgt.

Also konnten wir losfahren.

Erster Halt war, da wir wieder am Flughafen vorbeigekommen sind, ein Aussichtspunkt eben auf den Flughafen.

Der Flughafen wurde 1968 eröffnet und diente zuerst nur dem Militär. Seit 1983 verbindet die Staats-Fluggesellschaft Drukair Paro mit anderen Städten. 2018 wurden knapp 400.000 Passagiere und etwa 5000 Flüge dort abgefertigt. Zum Vergleich: Frankfurt am Main hatte 2017 knapp 60 Millionen Passagiere und über 500.000 Flüge.

Wir warteten hier noch ein wenig, da sich gerade ein Flugzeug auf dem Weg zum Start machte.

Und stiegen dann in unser Auto für die nächsten 13 Tage ein.

Unsere erste Fahrt führte von Paro in das westlich gelegene Haa-Tal. Da wir gerade erst gelandet waren, sind wir nicht die Route über den Pass gefahren, sondern haben diesen großräumig umfahren. Was zwei Folgen hatte: Die erste, eher angenehm, war unser erster Tempel für diesen Urlaub: Dem Dobji Dzong.

Dzong bedeutet Tempel auf Bhutanesisch. Dieser Dzong wurde in 1531 von Ngawang Chogyal, dem Bruder des in Bhutan sehr verehrten Drukpa Kuenley gebaut. Drukpa Kuenley wird „Divine Madman“ genannt, da er sehr unorthodox den Buddhismus in Bhutan verbreitet hat.

Früher war hier das Gefängnis für zum Tode verurteilte Verbrecher. Diese bekamen hier eine letzte Mahlzeit (eine sehr gute) und wurden dann die Klippe hinab in den Fluss geworfen. Das ist allerdings lange her und jetzt leben hier etwa 30 Mönche.

Auch an diesem Tempel gab es viele streunende Hunde, was unseren hundebegeisterten Fahrer eine willkommene Beschäftigung bot.

Wir dagegen besuchten den Tempel. Ein aktiver Tempel wird, wie gesagt, von mehreren Mönchen bewohnt, die dort leben und beten. Sie dürfen kein eigenes Einkommen haben und leben daher von Sachspenden oder Geldspenden. Dafür beten sie für jeden, der das möchte.

Im Tempel selber muss man die Schuhe ausziehen und darf nicht fotografieren – dem kommen wir selbstverständlich nach. Im Tempel drin beten viele Bhutanesen zuerst zum Thron des jeweiligen Abtes (drei Mal) und dann zur Buddha (auch drei Mal). Danach bekamen wir Details zu den Bildern, den einzelnen Statuen oder den lokalen Gottheiten erzählt. Anschließend kann man was spenden und bekommt dafür einen Schluck geweihtem Wassers.

Alles hinter dieser Türe.

Die Außenanlage (hier darf man Bilder machen) ist fast genauso bunt, gepflegt und bietet allerlei beeindruckende Blicke und Eindrücke.

Und auch der Blick von der Felskante war sehr beeindruckend.

Die Mönche des Klosters im Alter zwischen 20 und 70 Jahren leben übrigens hier in diesen Zimmern.

Witzig war es (wir haben aus Respekt keine Bilder davon gemacht) als wir gemerkt haben, dass die alle in einem Raum saßen und eine indische Gameshow geschaut haben …

Für uns ging es weiter den Berg hinauf zu einem kleinen Plätzchen im Schatten, wo wir das Mittagessen essen konnten. Mussten auf dem Weg nur der einen oder anderen Kuh ausweichen.

Da Norbu diese Tour häufiger macht, kannte er aber eine gute Ecke und so saßen wir unter Bäumen und aßen Sandwiches, Hühnchen, Eier und eine Banane. Sehr lecker übrigens!

Für alle IT-ler die das hier lesen: Confluence ist ein Ort in Bhutan.

Danach ging es auf einer lange Rundfahrt nach Haa. Genauer gesagt führte unsere Route über die Orte Shari und Sangkari nach Haa. Fahrzeit für die 73 Kilometer ab dem Dzong laut Herrn Google: 2 1/2 Stunden.

Vorab wurden wir von Bhutan Travel darüber informiert, dass sich die Fahrzeiten in Bhutan durchaus verlängern können, je nach Tageszeit, Beschaffenheit der Strasse und eventuellen Arbeiten. Das Straßennetz in Bhutan unterliegt einem unglaublich schnellen Wandel und muss rasant von Feldwegen auf zweispurige Strassen erweitert werden – was im Gebirge nochmal schwerer ist, als zum Beispiel in Köln.

Und wenn gearbeitet wird … nun, dann geht halt erst einmal nix mehr. Roadworks können von 10 Minuten bis zu mehreren Stunden Strassen blockieren. Und dann hilf auch nicht, wenn man Teile der indischen Armee hinter sich hat.

So etwa nach 2 Stunden und zwei ungeplanten Aufenthalten von 10 und 20 Minuten kamen wir an diese Baustelle. Und da ging nix mehr.

Selbst die nach und nach herbeiströmenden indischen Soldaten sowie die Zwischenrufe der indischen Reisegruppe im Bus vor uns halfen nix: „Bis 16 Uhr soll ich hier oben Steine kloppen und das mache ich auch!“ war die Antwort des Baggerführers oben über der Strasse. Das Diskutieren hier nix bringt, haben wir recht schnell gemerkt und uns einfach damit abgefunden. Genauso wie unser Fahrer, der vorne die Szene einfach nur beobachtet hat.

Als um 16 Uhr aber immer noch Steine auf die Strasse gefallen sind, war es den Indern zu doof: Lautstark wurde moniert, dass man doch jetzt wirklich weiterfahren muss und die Strasse zu räumen wäre. Was, angesichts der Menge an Schutt und Steinen, die dort lagen, noch einmal 40 Minuten in Anspruch nehmen sollte.

Wir haben uns dann mit Norbu einen Witz draus gemacht und meinten, dass der Baggerführer oben wohl die Typen unten nicht leiden konnte. Denn selber als der Boss mit Rufen und Pfeifen eine Arbeitsunterbrechung forderte, hämmerte der Bagger oben weiter auf den Hang ein und beförderte Steine auf die Arbeiter unten.

Was nicht ganz so weit hergeholt schien, denn der Bagger oben gehört einem indischen Unternehmen (die hier sehr viele Straßenarbeiten ausführen) und der Bagger unten einem bhutanesischen Unternehmen.

Wie es auch sei: Nach knapp 1 1/2 Stunden ging es dann weiter.

Der Grund warum hier die Strasse ausgebessert wird ist übrigens: 50 der 73 Kilometer gehen aktuell über einen schlechten Feldweg. Das soll sich ändern und daher gibt es die Baustellen. Da es aktuell aber eben noch ein Feldweg ist, sprangen wir noch 2 Stunden im Auto hin und her und kamen im Dunkeln in unserem Ziel in Haa, dem Risum Resort an. Wo schon mehrere zierliche Damen darauf warteten unsere Koffer in unser Zimmer zu tragen. Wobei Zimmer untertrieben ist, denn es war eines der dort neu erbauten Apartments.

Sehr komfortabel und ruhig. Klar: Das ist kein 5 Sterne Ressort, aber das war auch nicht gewünscht. Alles da, was man braucht. Und dazu noch ein leckeres Abendessen.

Der erste Tag in Bhutan geht zu Ende. Viele Eindrücke, viele Informationen, viel zu verarbeiten. Mal schauen, wie der nächste Tag so verläuft.

Ein Kommentar

  1. Anja Anja

    Confluence! Kicher! Wenn du mir jetzt noch ein Photo vom Nachbardorf Silva schickst, geb ich Dir ein Bier aus!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.