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Tempel, Dzong und eine Brauerei in Paro

Also zurück in Paro. Hier hat unsere Reise vor gefühlt einer Ewigkeit begonnen und von hier aus würden wir noch zum Trekking aufbrechen und dann die Abreise aus Bhutan beginnen. Fühlt sich irgendwie komisch an.

Aber dem Bhuddhismus folgend, soll man ja nicht im Gestern oder Morgen leben, sondern im Hier und Jetzt. Also auf zum Sightseeing in Paro.

Nachdem wir Norbu an seinem Haus eingesammelt haben, ging es zum ersten Tempel in Paro: Dem Kyichu Lhakhang.

Dieser Tempel ist einer der ältesten in ganz Bhutan und soll im 7. Jahrhundert von Songtsen Gampo erbaut worden sein.

Eine Besonderheit ist, dass sich hier genauer gesagt zwei Tempel befinden, die in der Bauform identisch sind. Der zweite Tempel wurde 1968 erbaut. Auf dem Bild ist der Eingang zum alten Tempel links zu sehen, geradeaus ist der neue Tempel.

Leider hatten wir irgendwie auf dem Weg hierhin getrödelt, weswegen wir gerade in die Mittagspause der Mönche reingeplatzt sind. Und wenn die Mönche Mittag machen, dann ist der Tempel zu.

Also haben wir uns noch die schöne Gartenanlage angeschaut, wo wieder einige ältere Menschen ihren Tag bzw. Mittag verbrachten.

Also weiter zum nächsten Tempel in Paro, dem Jangtsa Dumgtseg Lhakhang.

Dieser Tempel ist wieder etwas besonderes, da er in Form einer Chorte gebaut wurde, was in Bhutan total ungewöhnlich ist.

Der Tempel wurde 1421 (oder 1433, so genau ist man hier nicht) von einem tibetanischen Lama erbaut, was die gewählte Bauform erklärt. Und der Name des Lamas: Thangtong Gyalpo. Ja, genau der von den Hängebrücken. Seine Darstelung auf Bildern kann man übrigens daran erkennen, dass in der rechten Hand immer mehrere Kettenglieder hält.

1841 wurde der Tempel erweitert, indem um den Runden Chorten-Tempel ein rechteckiges Gebäude herumgebaut wurde. Zur Stützung des Daches wurden acht Bäume verwendet, von dem jeder von einer Gemeinde der Umgebung gespendet wurde. Jede „Säule“ hat eine Inschrift, wo sie herkommt. Das würden wir allerdings erst später sehen, denn auch hier war jetzt Mittagspause und das bedeutet: Nix Tempel!

Noch eine Besonderheit: Dieser Tempel wird gerade ausgebessert und die Gebäude der Möche renoviert. Und ein Garten angelegt. Und alles in der für Bhutan recht ungewöhnlichen Frist von „Wird in einem Monat fertig“ – selbst Norbu war von dieser Zeitangabe sehr überrascht.

Wenn wir nicht reinkommen, brauchen wir auch nicht hierbleiben, also ging es zum Mittagessen. Wenn man den ganzen Lastern ausweichen kann.

Und durch die Reisfelder findet.

Zum Mittagessen die lieb gewonnene Kombination von Chili und Reis und anderen leckeren Dingen.

Im Restaurant gab es leider noch mehr Touristen. Vor allem die Reisegruppe mit den Amerikanern, die erst einmal eine „Coke Zero“ forderten, irritierten uns doch schon etwas.

Gesättigt und zufrieden ging es dann auch zum „National Museum of Bhutan“, dem Nationalmuseum. Und als wir da ankamen, kam auch der Regen.

Gut, dass wir Regenschirme im Auto hatten. Schlecht, dass wir morgen wandern wollen … naja, erst einmal schauen.

Das Nationalmuseum wurde 1968 eröffnet und zeigt mit über 3.000 Ausstellungsstücken für 1.500 Jahre alte Geschichte Bhutans mit dem Fokus auf die traditionelle Kunst und die Traditionen des Königreiches.

Normalerweise befindet sich das Museum im Ta-dzong Gebäude überhalb der Paro Festung / Dzong. Da dieses aber beim einem Unwetter Schäden genommen hat, wurde die Ausstellung in das Verwaltungsgebäude weiter oberhalb verlagert.

Im Museum selber darf man nicht fotografieren und wir wurden sogar gebeten, sein Handy und Kamera und alles in einem Spind einzuschließen. Haben wir natürlich getan.

Nach der sehr schön anzuschauenden Ausstellung haben wir uns dann noch den eigentlichen Standort angeschaut.

Von hier hat man auch einen wunderbaren Ausblick auf das Paro-Tal und in Richtung des Taktsang Kloster, wo wir die nächsten Tage hinwandern würden.

Ähhhh … was machen die Wolken da?

Sieht ja schön aus, verspricht aber nix gutes für den Trek. Auch wenn da hinten blauer Himmel etwas Hoffnung verspricht

Letzter kultureller Programmpunkt des Tages war das Paro Dzong, welches unterhalb des Museum liegt.

Im 15. Jahrhundert erbaut, ist dies das administrative Zentrum der Region. 1644 wurde es renoviert bzw. ausgebaut und zum religiösen Zentrum des westlichen Teils des Königreiches gemacht.

Auch hier waren wieder viele fein gearbeitete Malereien an den Wänden zu sehen und die anderen traditionellen Kunstfertigkeiten, die wir ja auch an den anderen Dzongs und in der Schule in Paro gesehen haben.

Übrigens wurden hier auch einige Szenen von „Little Buddha“ gedreht.

Den Tempel haben wir natürlich auch besucht und wurden dabei vom frei herumlaufenden Hahn nur beiläufig irritiert. Für alle anderen war es anscheinend normal.

Auf dem Weg zurück zum Auto wurden wir daran erinnert, dass die Dzongs tatsächlich noch funktionell sind. Zum Beispiel als Gericht, denn es wurde eine Reihe von jugendlichen Gefangenen vor den Richter geführt.

Dachten zuerst, dass dies eine Schulklasse ist, bis wir die Polizisten und die Handschellen gesehen haben.

Auf dem Weg zurück noch kurz ein Blick ins Tal.

Faszinierend: So ziemlich alles bis auf Schnee auf einem Bild.

Der wirklich letzte Programmpunkt des Tages war dann einer, den wir uns gewünscht hatten: Eine Brauerei. Glücklicherweise hatten wir eine mehr oder weniger direkt neben unserem Hotel in Paro entdeckt und so mussten wir dafür nicht einmal große Umwege fahren.

Auf dem Weg hielten wir noch kurz etwas fest, was wir hier überall gesehen haben: Chilies, die getrocknet werden.

Gerade in der Erntezeit, die eigentlich gerade erst beginnt, machen das fast alle hier. Die so getrockneten Chilies werden dann direkt verarbeitet oder erst einmal gelagert. Was zur Folge hat, dass voll viele Dächer rote Flecken hatten.

Nun aber zur Brauerei.

Wir hatten ja mit vielem gerechnet, aber nicht mit sowas. Die Namgay Artisanal Brewery gibt es seit 2 Jahren und die Biere, allen voran das Red Rice Lager und das Dark Ale sind recht bekannt in Bhutan.

Die Brauerei hat auch einen Pub und der ist der Kracher. Wir haben ja schon das eine oder andere Restaurant hier in Bhutan gesehen, aber das hier war eine Mischung aus traditioneller Architektur und modernen Pub-Design.

Natürlich machten wir eine Brauereiführung und stiefelten mit der etwas eingeschüchterten Dame durch die Brauerei.

Leider hat sie nicht so gut Englisch gesprochen und wusste auch nicht so viel über den Brauprozess und was hier passiert. Insofern wurden die technischen Rückfragen von Jens nur mit einem Lächeln beantwortet. Naja, egal – der Wille zählt.

Gebraut werden hier viele Stiele, abgefüllt in Flaschen und Kegs. Und die vielen Biere konnten wir dann auch gleich probieren:

Gewinner bei unserem Tasting waren das IPA, das Red Rice Lager und das Dark Ale. Die anderen waren auch nicht schlecht.

Eine weitere Rückfrage von Jens nach den im IPA verwendeten Hopfen wurde mit „Hopfen ist eine Pflanze“ beantworten. Unsere Antwort „Nein, welche Art Hopfen“ wurde von der nervösen jungen Dame zu den Brauern getragen und die Antwort brachte ein Buchstabensalat hervor, den wir mit keiner uns bekannten Hopfenart in Verbindung bringen konnten. Wir haben dann nicht mehr nachgefragt.

Nicht falsch verstehen: Die Brauerei zeigt wunderbar den Wandel, in dem sich das Land gerade befindet. Moderne Trends wie eben Craft Beer werden aufgenommen und integriert. Am Wochenende gibt es hier Musik und man bekommt hier gutes Pub Essen. Und viele Biere. So wie in vielen, vielen anderen Städten dieser Welt.

Das war auf jeden Fall unser Sightseeing in Paro: Eine spannende Reise durch die Geschichte, die Gegenwart und die beginnende Veränderung hier in Bhutan.

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