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Eine Armee für einen Toten Kaiser

Nun also die Terrakotta-Armee. Was ist das eigentlich?
Die Terrakotta-Armee bezeichnet eine frühchinesische Grabanlage, errichtet für den ersten chinesischen Kaiser Qin Shihuangdi. Mit dem Bau wurde im Jahr 221 v. Chr. begonnen, und der Kaiser wurde im Jahre 210 v. Chr. darin beigesetzt. Es ist einer der weltweit größten Grabbauten und vor allem bekannt für seine großen Soldatenfiguren, eben halt die „Terrakotta-Armee“, welche seit 1987 ein Weltkulturerbe ist.

Wir fuhren mit Linda und dem Fahrer zu einem nahen Punkt, von wo aus wir zu Fuß zum Eingang und den Ticketschaltern gehen konnten. Die gesamte Anlage ist für viele, viele Menschen ausgelegt.

Der Bau der Anlage begann unmittelbar nach der Krönung des Kaisers und es waren Schätzungen zufolge mehr als 700.000 Arbeiter aus allen Teilen Chinas daran beteiligt. Darunter auch diverse Zwangsarbeiter oder Kriegsgefangene. In Summe sind dies fast doppelt so viele, wie für die Große Mauer eingesetzt wurden. Die gesamte Mausoleumsanlage nimmt eine Fläche von etwa 56 Quadratkilometern ein.

Im chinesischen Altertum setzte sich eine Armee aus drei Teilen und einem zusätzlichen Kommandostand zusammen, daher gibt es auch 4 Gruben, wobei die 3. der 4 Gruben leer geblieben ist. Die Menschen zu der Zeit glaubten daran, dass ihre Seelen nach dem Tod in einer anderen Welt existieren. Das Grab ist die Wohnstätte für die Seele – der Kaiser wollte, so vermutet man, all seinen Besitz nach seinem Tod bei sich haben. Daher gibt es auch über 500 Kammern mit Grabbeilagen.

In der ersten Grube befinden sich etwa 6.000 Soldaten und 40 Kriegswagen mit Pferden aus Bronze oder Ton und hat eine Größe von 14.000 m². Die zweite Grube ist etwa 6.000 m² groß und enthält 1.200 Figuren. Die dritte Grube ist, wie schon gesagt, leer. In der 4. Grube befindet sich der Kommandostand mit 78 Figuren.

Die genaue Lage des Kaisergrabes war seit langem bekannt. Die Entdeckung der „Terrakotta-Armee“ geschah jedoch rein zufällig im Jahr 1974, als Bauern aus dem Dorf Xiyang versuchten, einen Brunnen zu graben. Am 29. März stießen sie auf eine harte, verbrannte Erdschicht, welche die ersten, verbrannten Funde von Grube 1 waren. Nach einigem Hin und Her wurden die Dimensionen des Fundes bekannt und ab 1975 wurde der Fund offiziell anerkannt und seitdem durften nur noch Archäologen arbeiten. Obwohl in China noch die Kulturrevolution stattfand, ließ Mao Zedong den Fund nicht zerstören, da er sich mit dem Reichsgründen Qin Shihuangdi identifizierte und den Fund daher propagandistisch hervorhob. Das Gelände wurde daher abgeriegelt, so dass keine Rotgardisten dort hingelangen konnten.

Bis heute ist etwa ein Viertel der gesamten Anlage komplett freigelegt worden. Der Grabhügel selbst ist archäologisch unangetastet. Chinesische Archäologen wollen ihn erst später öffnen.

Vom Eingang aus kann man entweder zu Fuß oder mit einem Golfwagen zu den 4 Gruben fahren. Wir zogen, angesichts des Wetters, die faule Variante vor …

Und dann ging es in die große Halle mit Grube 1.

Und damit zu dem Bild, was jeder kennt. Was einen aber nicht davor bewahrt über alle Maßen beeindruckt zu sein, wenn man das selber sieht.

Jede Figur unterscheidet sich in ihrem Gesichtsausdruck und Haltung, Kleidung und Frisur, je nach Rang in der Armee.

Beeindruckend – was anderes kann man nicht dazu sagen.

Da machten selbst die Menschenmengen nicht viel aus, auch wenn das schwüle Wetter (28 Grad) das Ganze nicht angenehmer machte …

Von den 6.000 Soldaten sind aktuell etwa 1.400 ausgegraben – es wird also ständig daran weitergearbeitet und ausgebuddelt.

Die ausgegrabenen Grabwagen sind in einer Sonderaustellung zu besichtigen – leider sind auf die Idee auch viele der anderen Reisegruppen gekommen.

Mann, war das voll. Wir sind quasi inmitten von mehreren Reisegruppen entlang der Sonderausstellung mit dem Strom getrieben und haben nur aufgrund von unseres Größenvorteils ein paar Fotos machen können.

Pro Jahr besuchen über 6 Millionen Menschen die Ausgrabungen. Eine unvorstellbare Menge und obwohl wir es schon für voll gehalten haben … da geht noch mehr (Foto aus dem Jahre 2013):

Wartezeit etwas über 5 Stunden …

In den beiden anderen Gruben gab es noch weitere, gut erhaltene Soldaten zu sehen und darüber hinaus ebenfalls die arbeitenden Archäologen zu begutachten, wie sie systematisch alle Scherben katalogisieren und bearbeiten.

Darüber hinaus waren diese beiden Hallen auch weniger frequentiert (wenn man den vielen chinesischen Reisegruppen ausgewichen ist, konnte man auch mal stehenbleiben).

Daher konnten wir hier auch einen genaueren Blick auf diesen General hier werfen.

Mit 1,96 Metern die größte bislang gefundene Figur.

Daneben stand ein Bogenschütze, wo man die Details der Soldaten bestaunen konnte, die vor 2000 Jahren angefertigt wurde.

Alleine die Schuhe (die Sohlen) oder die Frisur … und dann davon mal knappe 8.000 davon anfertigen? Beeindrucken (wir können es nicht anders sagen).

Haben wir schon geschrieben, dass die Soldaten auch noch bemalt waren?

Unglaubliche Leistung auch wenn man immer wieder sich vor Augen führen muss, dass das alles von einem Tyrannen befohlen wurde und der anstelle dessen sein Volk verhungern ließ. Und am Ende sind von den 700.000 Arbeiten fast alle gestorben oder wurden lebendig begraben.

Mit Linda wollten wir dann noch eine Dokumentation anschauen, die fiel allerdings aus, da kein Strom da war (wir sind immer noch in China) – also haben wir uns ein Getränk geholt und uns draußen hingesetzt und einfach gequatscht. Themen waren die Veränderung der Jugend (Linda mag Smartphones nicht) und der Gesellschaft selber. Und natürlich hatte sie ein Interesse an aktuellen Themen in Deutschland wie die Flüchtlingssituation. Ein sehr interessantes Gespräch.

Und irgendwann war es dann schon Zeit zum Flughafen zu fahren, denn geht geht heute Abend noch nach Chengdu – also ab zum Auto und hin zu Flughafen.

Ein letztes Mal: Beeindruckend!

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