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Bären im Überfluss

OK, ich hole etwas aus aber komme bald zum Thema – versprochen!

Die ursprünglichen Bewohner Hokkaidos bzw. des Norden Japans sowie der Kurillen waren das Volk der Ainu. Dieses Volk wurde seit etwa dem Jahre 1000 nach Christus von den Japanern … beeinflusst. Heutzutage leben noch rund 27.000 Ainu in Japan, davon 24.000 auf Hokkaido, welche zum größten Teil stark mit Japanern vermischt sind.

Bis heute hält sich aber ein unterschwelliger Rassismus in der japanischen Gesellschaft. Die Bemühungen zur Bewahrung und Förderung der Ainukultur tragen nur langsam Früchte und sind in der Regel nur aus touristischen Gründen vorhanden. Trotzdem 2008 von der japanischen Regierung die Ainu als kulturell eigenständiges indigenes Volk anerkannt wurden, gibt es keine richtig und konsequente Förderung der Kultur.

Weswegen das mit unserem ersten Programmpunkt in Noboribetsu Onsen etwas zu tun hat? Nun, das Suffix „-betsu“ deutet darauf hin, dass der Ort von den Ainu gegründet wurde. Und: Der Braunbär, der früher auf Hokkaido heimisch war, wird von den Ainu als Gott verehrt.

Da die Population der Braunbären immer mehr abgenommen hat (bis runter auf 8 Bären in Freiheit), wurde 1958 hier eine Aufzuchtsstation eröffnet, die es geschafft hat, dass wieder um die 100 Bären hier heimisch sind.

Der Noboribetsu Bear Park liegt auf einem Berg und ist nur mit einer Seilbahn zu erreichen. Wir haben uns an Skiurlaube erinnert gefühlt (nur, dass es wärmer war). Das Thema „Bär“ ziehen sie hier übrigens konsequent bei allem durch – selbst bei Wegzeichen.

Oben angekommen hörten wir gleich auf der rechten Seite Lärm und Getümmel. Es war aber nicht die vor uns hochgefahrene chinesische Familie (die waren auch laut), sondern der „Kindergarten“ mit den aktuell einzigen beiden Jungen des Parks.

Die Blödsinn gemacht haben.

Witzig anzusehen und im Grunde waren die Bären 3 Meter von uns entfernt. Schon schön so nah dran zu sein.

Der Park besteht aus dem „Kindergarten“, einem Gehege für weibliche und einem für männliche Bären. Und einer Arena (und das kann man sich nicht ausdenken) für Entenrennen.

Wir haben wirklich keine Ahnung, wer auf diese Idee gekommen ist. „So, Bären haben wir schonmal … wie wäre es mit Enten? Und die lassen wir dann gegeneinander rennen! OK? OK!“

An den Enten vorbei ging es zu den Bärengehegen – zuerst die Damen.

Und die sind konditioniert. Jeder Bär (also die, die gerade Bock drauf hatten) hatte seine eigene Art auf sich aufmerksam zu machen und um Futter zu betteln. Das Futter war Gemüse (Möhren in der Regel) oder kleine Gemüse-/Körnerkekse, die man kaufen konnte. Wir fanden das irgendwie etwas komisch, aber die Bären sind jetzt nicht im Kreis gelaufen (Hospitalismus) oder sowas in der Art. Und manche Bären fanden das mit dem Betteln auch übertrieben und versuchten durch Anstarren etwas zu bekommen.

Oder ignorierten die Menschen einfach komplett.

Gewundert haben wir uns auch darüber, dass so viele Bärinnen in einem Gehege gehalten werden können – aber bis auf ein bisschen Gemeckere (vermutlich ging es um den Platz, von dem aus gebettelt wird) gab es keine Konflikte.

Bei den Männern war dann noch eine Besonderheit, die ganz cool war.

Man konnte in einen Glaskäfig im Bärengehege gehen. Und damit die Bären auch kommen, konnte man auch hier füttern. Allerdings nur, indem man mit einem langen Schieber den Keks zum Bär brachte oder über ein oben liegendes Rohr, durch das der Keks zum Bär rollt.

Aber schon krass, wenn man nur ein paar Zentimeter neben so einem Tier steht. Und hört, wie es sich bewegt, schnüffelt und überlegt, wie es an das Essen kommt.

Sogar unsere beiden Bären zeigten sich beeindruckt. Die großen Bären kamen glücklicherweise nach kurzer Begutachtung zu dem Schluss, dass dies keine Fressfeinde sind, sondern Freunde.

Was auch spannend war: In einer der oben liegenden Röhren hatte sich eine Möhre verkeilt. Dahinter lagen dann ein paar Kekse. Ein Bär versuchte zuerst mit der Zunge die Möhre zu lösen und als das geklappt hat, kamen die meisten der Kekse auch raus (= viel Essen für Herrn Bär). Aber ein Keks steckte immer noch fest und da hat sich der Bär entschlossen, einfach mal feste in das Rohr zu prusten. Was dazu führte, dass der Keks in hohem Bogen in den Menschen-Teil flog und wir uns total erschreckt haben.

Den Keks haben wir dann natürlich postwendend zurückgeschickt – wir meinen, dass sich der Bär dafür bedankt hat.

Die Fütterung im Menschen-Käfig hatte übrigens den Vorteil, dass man keine Mitesser hatte.

Die Raben sind echt so gut, dass sie die geworfenen Kekse (nicht die Möhren) aus der Luft fangen. Und die Bären können ihrerseits ganz gut abschätzen, wann es Sinn macht sich zu bewegen und wann die Raben eh schneller sind.

Die Frage auch hier: Wer konditioniert hier wen?

Die Fahrt in den Bären Park lohnt sich ausserdem noch aus zwei weiteren Gründen (als wenn das Entenrennen nicht schon genug wäre). Man hat einen wunderbaren Ausblick auf die Umgebung.

Und es gibt ein nachgemachtes Dorf der Ainu aus dem 19. Jahrhundert, allerdings mit keiner einzigen Erklärung auf Englisch. Schade eigentlich, denn das hätte uns schon interessiert.

Aber wir hatten auch so genug zu sehen. Wie gesagt: Wir sind uns nicht so sicher, ob wir die Haltung der Bären hier so toll finden – aber die Zahlen der in Freiheit lebenden Bären geben der Station an sich ja Recht.

Und so ging es mit der Gondel wieder hinab ins Tal.

Disclaimer: Bei diesem Besuch wurden keine Bären erschossen. Auch wenn wir ja gedurft hätten …

😉

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