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Vancouver! Vancouver! This is it!

Auf dem Weg von Yakima nach Portland sind wir quasi von Norden nach Portland gefahren und kamen dabei am Mount St. Helens National Volcanic Monument vorbei. Dieses Monument ist 1982 rund um den Mount St. Helens errichtet worden und war vorher bereits größtenteils ein Nationalpark. Der Grund dafür ist ein Ereignis am 18. Mai 1980, nämlich dem Ausbruch des aktiven Vulkans St. Helens im Bundesstaat Washington.

Diesem Ereignis sowie den dadurch entstandenen Folgen sind einige Visitor Centers entlang der Strasse zum Berg gewidmet und das am nächsten an der Interstate gelegene wollten wir besuchen.

Das Museum wird von den Park Rangern betrieben und zeigt sowohl die Ursache sowie die Entstehung der Vulkane entlang des pazifischen Feuerrings. Dazu gab es zu Anfang einen wirklich gut gemachten Film, der dann in der Geschichte des Ausbruchs am 18. Mai 1980 mündete: Dem am besten dokumentierten Vulkanausbruch der Neuzeit.

Kurz die Geschichte zusammengefasst:

Schon im März 1980 gab es eine Reihe von Erdbeben in der Gegend des Vulkans, was Wissenschaftler die Bestätigung gab, dass das unterhalb des Berges zu Magmabewegung gekommen ist. Daher wurden die Seismographen und andere Beobachtungsstationen rund um den Berg eingerichtet bzw. 24 Stunden pro Tag besetzt. Vom 24. bis 25. März wurden 174 Erdbeben gemessen.

Am 27. März gab es zwei Eruptionen, die eine Aschesäule von 2 Kilometern Höhe sowie mehreren Rissen im Gipfelbereich des Berges erzeugten. Die zweite Eruption erzeugte einen Ascheregen, der noch in 285 Kilometer entfernten Spokane festgestellt werden konnte. Aufgrund der Gefahr einer Überflutung durch die drohende Schmelze des Schnees auf dem Berg wurde eine Sicherheitszone errichtet und alle in diesem Gebiet lebenden Menschen wurden evakuiert.

Am 29. März wurden ein zweiter neuer Krater und eine – wahrscheinlich durch brennende Gase ausgelöste – blaue Flamme beobachtet, die zwischen den zwei Kratern hin und her tanzte. Bergab rollende Aschewolken erzeugten statische Elektrizität, die bis zu drei Kilometer lange Blitze auslöste.

Am 8. April bildeten beide Krater eine gemeinsame 500 x 260 Meter große Mulde, die sich bis Mitte Mai um 125 Millionen Kubikmeter zu einer Art „Beule“ (wissenschaftlich „Kryptodom“) auswölbte. Der Notstand wurde ausgerufen und bis auf einen sonderlichen Typen namens Harry Truman haben die meisten Menschen jetzt das Gebiet verlassen.

Vor dem 18. Mai wurden insgesamt etwa 10.000 Erdstöße registriert, da die sichtbaren Eruptionen aber so ab dem 16. Mai stoppten, liess das bis dahin intensive Medieninteresse nach und man fing an den evakuierten Personen in Konvois Zutritt zu der gesperrten Zone zu lassen. Eine weitere solche Zugangsmöglichkeit war für den 18. Mai um 10 Uhr geplant.

Um 7 Uhr des 18. Mai meldete sich per Funk der Vulkanologe David Johnston, der im Observationsposten etwa zehn Kilometer nördlich des Berges war mit der Nachricht, dass keine messbaren Veränderungen gefunden wurden. Um 8:32 Uhr erfolgte ohne Vorwarnung ein Erdbeben der Stärke 5,1 direkt unterhalb der Nordseite des Berges. Etwa sieben Sekunden nach diesem Erdstoß löste sich die gesamte Nordflanke des Berges in einem der größten jemals aufgezeichneten Bergrutsche. Mit den Worten „Vancouver! Vancouver! This is it!“ meldete Johnston als erster den Ausbruch – es gibt lediglich 5 bekannte Fotos, die den Bergrutsch und den Beginn der Eruption festhalten.

Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 250 Kilometern pro Stunde rutschte die in Bewegung geratene Flanke über den westlichen Ausläufer des nahegelegenen Spirit Lake (wo Mr. Truman lebte). Insgesamt bedeckten die 2,9 Kubikkilometer Geröllmasse, die der Erdrutsch löste, eine Fläche von 62 Quadratkilometern. Der Bergrutsch verdrängte zeitweise das gesamte Wasser des Spirit Lake und erzeugte hierdurch 180 Meter hohe Wellen. Als das Wasser wieder in den See zurückströmte, dessen Seeboden durch den Geröllschutt um 60 Meter angehoben war, riss es Tausende von Bäumen mit sich, die die dem Bergsturz folgende Druckwelle gefällt hatte.

Insgesamt wurde ein Gebiet von 20 Kilometern Breite und 32 Kilometern Länge durch die Druckwelle verwüstet. Die Druckwelle vermischt mit der Hitze des Vulkanausbruchs hatte, als sie auf die ersten Menschen (u.a. den Vulkanologen Johnston) eine Hitze von etwa 360 Grad Celsius heiß. 57 Holzfäller, Camper und Wanderer sowie Wissenschaftler starben.

Die aufsteigene Asche erreichte innerhalb von 10 Minuten eine Höhe von 19 Kilometern. Starke Höhenwinde trugen einen Großteil der Asche mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde ostnordöstlich des Vulkans. Um 9:45 Uhr erreichte der erste Ascheregen das 145 Kilometer entfernt Yakima im Bundesstaat Washington, was uns Eric auch während der Weintour erzählt hat. Zur Mittagszeit herrschte in Yakima nur noch eine Sichtweite von drei Metern und am Ende lag eine 10 – 15 Zentimeter dicke Ascheschicht im Yakima Valley. Ein Teil der Asche wurde von den Höhenwinden zwei Wochen lang um die ganze Erde getrieben. Insgesamt verteilten sich etwa 540 Millionen Tonnen vulkanischer Asche auf einem Gebiet von mehr als 60.000 Quadratkilometern.

Die heiße Materie zerbarst und schmolz Gletscher und Schnee entlang des Vulkans. Die so entstandene Schlammlawine bewegte sich bis zu 145 km/h und hatte etwa 13 Millionen Kubikmeter Wasser, Schlamm und Geröll.

Der Ausbruch am 18. Mai 1980 war einer der tödlichsten und ökonomisch verheerendsten Vulkanausbrüche in der Geschichte der USA. 200 Häuser, 47 Brücken, 24 Kilometer Eisenbahngleise sowie 300 Kilometer Highway wurden zerstört. Beobachter oder Rettungsteam konnten sich in der Landschaft nicht mehr orientieren, da sowohl die Kompasse nicht mehr funktionieren und keine bekannten Merkmale in der Landschaft mehr vorhanden waren.

Insgesamt setzte der Mount St. Helens eine Energie von etwa 24 Megatonnen TNT – etwa das 1600-fache der Hiroshima-Atombombe – frei und warf mehr als vier Kubikkilometer Material aus. Der Abrutsch der Nordflanke des Berges verringerte dessen Höhe um etwa 400 Meter und hinterließ einen zwei bis drei Kilometer breiten und 640 Meter tiefen Krater, in dessen Nordseite eine große Bresche geschlagen ist.

An den oberen beiden Bildern kann man diese Bresche gut erkennen. Die beiden unteren zeigen allerdings, dass es sich hierbei immer noch um einen aktiven Vulkan handelt. Denn in der Mitte bildet sich weiterhin eine weitere „Beule“, die einen neuen Lava-Dome bildet. Der Druck steigt also wieder …

Diese, sehr beeindruckende, Geschichte wurde im Museum wirklich hervorragend erklärt und erläutert. Die umherrennenden Kinder waren da zwar etwas nervig, konnten aber dennoch der Erleben nicht mindern.

Eine wirklich hervorragendes Erlebnis!

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