Zum Inhalt springen

Von Kinlochleven nach Fort William, oder: Mindestens 2 Wege führen zum Ziel

Auch dieser Tag wird zweigeteilt. Jens, dessen Wolf sich nicht verflüchtigt hat, wurde wieder zu einer Busfahrt gezwungen. Meike dagegen nahm auch, sportlich wie sie ist, die letzte Etappe von Kinlochleven nach Fort William in Angriff und freute sich auf 23 Kilometer (eher 24, wenn man die Strecke zum B&B hinzurechnet) und 700 Höhenmeter.

Fair warning: Dieser Beitrag hat viele Bilder!

Zuerst findet man sich wieder im Frühstücksraum ein und bespricht den Tag.

Wetter: Sehr gut!

Aber danach trennten sich wieder unsere Wege, denn Jens musste zum Schulbus.

Jens Tag

Naja … Schulbus ist zwar übertrieben, aber auch nicht ganz falsch. Der Bus, den Jens noch erreichen wollte (Abfahrt 9 Uhr) ist tatsächlich der Schulbus, allerdings auf dem Rückweg.

Die Haltestelle war in der Nähe des Tailrace Inn, wo wir gestern zu Abend gegessen haben. Und der Weg dorthin machte schon Spass auf den Tag.

Der Bus kam pünktlich. Witzig war die Familie (Mutter, Vater, kleiner Sohn), die ebenfalls auf den Bus wartete und wo die Mutter meinte „Mal schauen, wie er reagiert, wenn nur ich in den Bus einsteige …“

Spoiler: Nicht positiv!

Im Bus selber suche sich Jens eine Ecke und begann zu lesen. Die Landschaft zog vorbei und bis auf diese Stelle hier …

… wo kontrolliert die Böschung abgefackelt wurde.

Loch Linnhe sah auch ganz … schön aus!

Die Busverbindungen hier in der Region werden übrigens von einem kleinen Unternehmen namens „Shiel Buses“ durchgeführt, die eine nette Auswahl von Bussen hatten. Dieses hier war der von Kinlochleven, es gab aber auch Kleinbusse, Reisebusse und einen Doppeldecker.

Nun, nachdem Jens ja schon gestern in Fort William war, gab es heute nicht so viele Tagesordnungspunkte. „Ein ham wa noch!“ wie Otto W. aus Ostfriesland sagen würde: Das Highland Museum.

Und das ist ein Tip: Kostenlos, voller Informationen, eine schöne Stunde in einer ehemaligen Bank.

Erster Raum war eine Ausstellung angesichts des vor 75 Jahren stattgefundenen D-Days zu einer in Fort William stationierten Militäreinheit, die in der Normandie mit dabei war.

Die übrigen Räume waren eine interessante Mischung zu Kultur, Geschichte und Natur der Highlands.

Eine alltägliche Sorge, die uns auch heute noch umtreibt: Hutnadeln! Beziehungsweise die ausgestochenen Augen durch solche. Aber keine Sorge, es gibt eine Lösung …

Super interessant war dieses „Secret Portrait“ von Bonnie Prince Charlie. Nach der Schlacht von Culloden 1746 war es verboten Bilder vom Prinzen zu zeigen. Daher gab es Häuser, wo sich treue Freunde von ihm trafen und, wenn alle anderen den Raum verlassen haben, einen Spiegel auf das Bild gestellt und so das Antlitz sehen konnten. Kam jemand in den Raum, konnte man das Bild verschwinden lassen, indem man einfach den Spiegel umstieß.

Wer diese Bilder gemacht hat ist übrigens unbekannt. Und die Technik wurde tatsächlich ebenfalls durch Zufall entdeckt.

Etwas skurriler war dieses Foto vom Ben Nevis, genauer von den beiden Meteorologen bei ihrer sportlichen Betätigung im Winter.

Die Tischtennisplatte war … saisonal!

Wie gesagt: Ein sehr schönes Museum, was man unterstützen sollte.

Nach dem Museum ging es dann noch in einen Buchladen, denn die Lektüre wurde durch die vielen Busfahrten eng. Fürs nächste Mal wurde dabei ein Buch gekauft, was die größte Nervquelle bei Wanderungen hier in der Gegend thematisiert.

(5. Auflage, also anscheinend ein Bestseller!) Ab in den Einkaufskorb, zusammen mit zwei weiteren Büchern.

Weil Hunger und Durst sich einstellten, ging es in einen lokalen Pub mit einigen Craft Bieren.

Nette Ecke gesucht, gefunden, Bier und Sandwich bestellt. Ein bisschen herumprogrammiert / Tutorials ausprobiert. Schön!

Danach (natürlich nur, weil die anderen so langsam gewandert sind) nochmal in den inzwischen „Jens-Park“ genannten Park auf die „Jens-Bank“. Und einfach die Zeit genießen.

Irgendwann konnte Jens aufgrund der modernen Technik gut verfolgen, wo die Wandergruppe ist. Und hat sich dann langsam (und immer noch breitbeinig) in ihre Richtung aufgemacht.

Typ mit Panda = Jens, Kampf-Panda = Meike

Diese Strasse müssten sie auf jeden Fall … ah, da sind sie schon!

Also auf zum Ende des West Highland Ways!

Meikes Tag

Auch wir waren vom schönen Wetter motiviert und sind pünktlich um 9 Uhr los.

Der WHW führte uns auch am Tailgatecross vorbei und weiter die Hauptstraße von Kinlochleven entlang. Nach 1 km ging ein kleiner Waldweg ab und wir begannen den ersten von vielen steilen Aufstiegen dieser Etappe.

Zur Belohnung gab es von oben herrliche Blicke zurück ins Tal aus welchem wir am Morgen gestartet sind.

Und weiter geht es auf einem fast flachen und breiten Schotterweg mit mal kleineren und mal größeren Steinen aber immer schönen Ausblicken auf die umliegenden Bergen.

Nach einer längeren Stecke auf der Passhöhe haben wir bei ungefähr ein Drittel der Strecke eine 90° Kurve gemacht und kreuzten nach einigen auf und ab am einem Berghang auch wieder ein Waldgebiet.

Einige Bäume standen noch. Größere Abschnitte waren aber auch abgeholzt und sahen teilweise gespenstisch aus. Denn das Holz wurde als Wohnraum für Insekten liegen gelassen und hatte auf Grund der Witterung keine Rinde mehr und schimmert silbrig-grau.

Bei ungefähr der Hälfte der Strecke gab es eine Kreuzung mit einer Informationstafel.

Dort konnten wir sehen das es von hier aus eine kürzere Stecke (über die alte Militärstraße) nach Fort William gibt. Wir haben uns aber entschieden den 3,5 km längeren West Highland Way zu nehmen. Nicht nur, weil wir sonst ja geschummelt hätten, sondern vor allen Dingen weil nach einem kurzen Anstieg und der Umrundung eines Berghangs später auf diesem Wege der Ben Nevis,zu sehen ist.

An diesem Aussichtspunkt mit Blick auf den höchsten Berg des vereinigten Königreiches haben wir uns alle im Sonnenschein ausgeruht.

Ben Nevis immer im Blick ging es weiter. Immer wieder rauf und runter, was bei diesem Wetter bedeutete: Beim Anstieg die Jacken ausziehen und Ärmel hochkrempeln und beim Abstieg alles wieder anziehen.

Das gleiche Prinzip musste auch bei Sonne und Schatten angewendet werden, so dass wir uns permanent umgezogen haben. Zusammen mit den Pinkelpausen und Fotostopps ist es erstaunlich das die Gruppe überhaupt vorwärts gekommen ist. 😉

Als wir Ben Nevis endlich hinter uns lassen konnten, waren wir auch schon direkt wieder in der Zivilisation

Und es ging auf breiten, platinierten Strassen mit LKW Verkehr hinunter nach Fort William. Irgendwo da hinten links hinter dem nächsten Hügel im Schatten sollte es sein.

Es sah so nah aus, zog sich aber gewaltig bis wir endlich durch ein kleinen Wald hinunter ins Tal kamen.

Wir befanden uns dabei übrigens im Ben Nevis Naturpark und konnten am Straßenrand auch die Hauptbewohner Schottlands beobachten: Schafe. Und hier ein besonders niedliches Exemplar, welches auf Zuruf sogar näher kam.

Danach ging es aber endlich direkt an der Hauptstraße entlang in einem langsamen Bogen nach Fort Willam.

Wir waren uns sicher das die angekündigten 24 km längst vorbei sind und wir uns verlaufen haben müssen. Ohne eine Kreuzung ist Verlaufen aber echt unwahrscheinlich.

Also weiter auf der Straße bis endlich das langersehnte Ende des West Highland Ways zu sehen ist. Beziehungsweise das „alte Ende“, denn jetzt ist das Ende ja im Stadtzentrum am Ende der Fußgängerzone.

Und kurze Zeit später wurde wir von Jens in Empfang genommen und sind dann gemeinsam den letzten Kilometer gegangen.

Gemeinsam

Und … naja … das letzte Stück ist wirklich schnell erzählt: Fußgängerzone durchquert, ein bisschen Window-Shopping betreiben und dann …

GESCHAFFT!

Am Ende des West Highland Ways. 85 Kilometer und diverse Höhenmeter in 4 Tagen. Zumindest 3 davon haben das geschafft …

Das Foto hat übrigens ein nettes Schweizer-Deutsches Paar gemacht, was wir später auch wiedergetroffen haben.

Kurz nach dem Foto ging es dann in einen Wetherspoon-Pub, welcher strategisch günstig direkt links von diesem Foto liegt. Und mit einem Bier und Wasser wurde auf die geschaffte Strecke angestoßen.

Und der gemütliche Teil des Urlaubs konnte beginnen!

2 Kommentare

  1. Thomas Spielhofer Thomas Spielhofer

    Schottland ist echt schön. Wenn‘s schön ist. Und im übrigen sind alle Fotos die mich schlafend auf der Wanderstrecke darstellen natürlich fake news. Toller Reiseblog – Kudos Jens & Meike!

    • Travellingdevil Travellingdevil

      Ja, wenn ich mich richtig entsinne, habt ihr auch einen anderen Wanderer gezwungen, Deine Jacke und Mütze anzuziehen, um dieses Foto zu machen … 😉

      Und Danke für das Lob!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.