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Bumdra Trek – Tag 2 von 3 (oder auch 2)

Die Nacht war nicht so toll. Zwischendurch war es sehr kalt, sodass man, wenn die Decke ungünstig lag, sehr schnell wach wurde. Andererseits waren die vielen Schichten und die erstaunlich lange wirkende Wärmflasche dann auch irgendwann zu warm, sodass man auch wieder wach wurde. Der die Nacht mehr oder weniger durchgehende Regen war dann auch keine Hilfe.

Am Morgen, so um halb 6 war Jens dann endgültig wach und spazierte über unseren Zeltplatz.

Beziehungsweise das Luxus-Camp, in dem wir uns befanden. Die Leute, die dieses Camp organisieren, bieten hier echt viel.

So gibt es ein eigenes Klo (Plumpsklo, aber immerhin) und eine eigene Dusche.

Auf dem kleinen Tisch in der Mitte des Bildes gibt es noch heißes Wasser zum Waschen oder Zähneputzen.

In den größeren, grünen Zelten sind Betten bzw. Feldbetten, auf denen man übernachtet. Und ansonsten gibt es eine kleine Sitzecke, von der man in die Berge schauen kann. Und ein paar Liegestühle für den gleichen Zweck.

Allen diese Dingen für die Aussicht geht aber einher, dass man halt eine Aussicht haben sollte. Was wir nicht hatten, da die Wolkendecke recht durchgängig war und wir eigentlich außer Grau am Himmel nix sehen konnten.

Dies hatte sich schon gestern abgezeichnet, denn sowohl der Wetterbericht als auch der Mönch sagten ab heute Mittag bis mehr oder weniger den folgenden Tag abends Regen und Wolken vorher. Daher hatten wir gestern bereits über Norbu nachfragen lassen, ob es möglich wäre, schon heute wieder nach Paro zu fahren und bereits heute den Abstieg über das Tiger´s Nest zu machen. Dies hätte für uns Vorteile: Erstens würden wir den heutigen regenfreien Vormittag für den Abstieg nutzen und so den Weg etwas einfach machen. Regen durchweicht den Boden extrem und macht es um so anstrengender. Zweitens könnten wir unsere nassen Sachen (und das waren sie nach der Nacht immer noch) eine Nacht länger im Hotelzimmer trocknen und könnten sie eher in einen Koffer packen. Ohne diese Extranacht, würden wir 2 komplette nasse Outfits in den Koffer packen müssen.

All diese Gründe führten zu unserer Frage und die Antwort von Norbu bzw. seines Chefs war: Kein Problem.

Man zahlt zwar eine doch recht hohe Tagespauschale für einen Urlaub in Bhutan, aber in solchen Situationen zeigt sich eben auch, dass die Jungs und Mädels hier flexibel sein können und sind.

Beim Frühstück haben wir noch einmal den Wetterbericht gesichtet. Genauer gesagt haben wir drei verschiedene Wetterberichte angeschaut und durchgelesen: Alle sagten, dass es ab Mittags Dauerregen geben würde. Also entschlossen wir uns zum Abstieg in Richtung Paro.

Vorher gab es aber noch ein kräftigendes Frühstück.

Tja und dann ging es wieder hinab. Der Crew des Camps haben wir noch ein Trinkgeld gegeben, denn sie können ja für das Wetter nix und schaffen hier so unglaublich viel Zeugs hoch.

Aber dann ging es bergab. Und das wörtlich. Und für die nächsten 4 1/2 Stunden, von denen aber etwa eine Stunde Pause waren.

An den silbernen Fäden in den Bäumen erkennt man übrigens, dass wir noch immer über 3.000 Metern Höhe sind, denn diese Farne wachsen nur in dieser Höhe.

Ansonsten konzentrierten wir uns darauf nicht hinzufallen, der Regen der letzten Nacht hat dazu geführt, dass der Boden doch recht weich war. Die Anweisung an uns war „Baby steps“, also kleine Schritte, zu machen. Und ansonsten hatten wir alle drei Kopfhörer und schöne Musik im Ohr, denn zu sehen gab es leider nicht so viel.

OK, das stimmt nicht so ganz. Berge gab es keine zu sehen, der Nebel und der Regen brachten aber tatsächlich eine recht mystische Stimmung, die Bäume und Felsen links und rechts des Weges sahen schon beeindruckend aus.

Nach etwa einer Stunde kamen wir an einem kleinen Kloster an. Kurz vorher wurden wir von unserem Gepäck und dem es tragenden Muli überholt. Beides holten wir an besagtem Kloster wieder ein und wurden dafür von den lokalen Hunden sowie dem Muli mit großen Augen empfangen.

Der Blick ins Tal, wir sind immer noch auf 3.300 Metern Höhe, wurde ab und an freier. Aber leider immer noch kein Blick auf Berge.

Wir haben Norbu im Spass gefragt, ob Bhutan überhaupt Berge hätte. Denn im ganzen Urlaub hätten wir keine gesehen. Sein trauriges Gesicht zwang uns dann schnell dazu zu sagen, dass wir das nicht so meinen. Ihm tat das echt leid, dass wir so ein schlechtes Wetter hatten.

Nach weiteren 40 Minuten tauchten die ersten Gebäude auf, ein Zeichen dafür, dass es bis zum Tiger´s Nest nicht mehr so weit ist.

Ein zweites Zeichen, dass es nicht mehr so weit ist: Die Treppen. Beziehungsweise die treppenartigen Eisenstangen.

Zu diesem Zeitpunkt waren wir schon auf 3.100 Metern Höhe, sind recht muskelbelastend stetig bergab gegangen und wollten eigentlich keinen Schritt mehr gehen. Da sind diese steilen „Treppen“ nicht willkommen.

Norbu nannte sowas übrigens „slightly downhill“. Er hatte viele dieser netten, kleinen Lügen auf Lager. Eine ähnliche war: „Not so far anymore“ …

Etwas darauf kam dann das berühmte Taktshang in den Blick.

Taktshang oder Tiger´s Nest bzw. „Versteck des Tigers“ ist ein bzw. eher DAS buddhistisches Kloster in Bhutan. Es wurde 1692 eingeweiht und beinhaltet mehrere Tempel. Unter anderem die Höhle, in der Guru Rinpoche, der den Buddhismus nach Bhutan gebracht hat, im 8. Jahrhundert drei Jahre, drei Monate, drei Wochen, drei Tage und drei Stunden meditiert hat.

Den Namen hat das Kloster daher, dass der Legende nach Guru Rinpoche auf dem Rücken einer Tigerin zur Höhle geflogen ist.

Wir hatten keine Tigerin.

Wir waren aber dennoch glücklich. Als Norbu dann aber ehrlicherweise sagte, dass von dem Aussichtspunkt, an dem wir uns befanden, zum Kloster noch knappe 800 Stufen zu bewältigen seien, haben wir die Segel gestrichen. Einerseits setzte der Regen langsam ein und es wurde immer matschiger und rutschiger. Andererseits hatten sowohl Meikes als auch Jens Beine langsam dem Abstieg Tribut zu zollen und fingen an zu zittern. Und dadurch wird der Halt nicht einfacher.

Also haben wir das Kloster nicht besucht, sondern sind gleich weiter hinab in Richtung Paro gegangen.

Auf diesem Teilstück kommen einem viele Menschen entgegen, teilweise in abenteuerlichen Outfits. Und viele Inder. Eine davon in Stöckelschuhen (die aber sehr weit unten und mit sehr geringen Erfolgsaussichten).

Auch auf dieser Strecke: Lasttiere.

Oder auch Lasttiere in Ausbildung. Die ähnlich wenig Bock mehr hatten hier rauf- oder runterzugehen.

Nicht falsch verstehen: Der Blick auf das Kloster, wie es da an der Felswand hängt, ist unglaublich schön. Und auch der Weg ist eigentlich, wenn es trocken ist, gut zu schaffen. Uns hatten aber leider der gestrige Tag, das Wetter und der Regen letztendlich geschafft. Und daher stampften wir einfach nur den Berg hinab, mitten durch die schlammigen Stellen und die nassen Steine und die rutschigen Wurzeln der Bäume. Und die viele Inder, die den Weg zum Kloster gingen.

Laut Norbu kommen davon etwa 2-3% bei diesen Verhältnissen überhaupt an dem Aussichtspunkt an.

Nach insgesamt 4 1/2 Stunden, davon etwa eine Stunde Pause, und nach 9,4 Kilometern mit knappen 1.000 Höhenmetern kamen wir dann am Parkplatz an, wo uns unser Fahrer bereits erwartete.

Fazit: Eine echt wunderschöne Wanderung, auch bei schlechtem Wetter. Allerdings haben wir die Höhe und die Strecke etwas unterschätzt. Nicht so viel, dass wir es nicht noch genießen konnten, aber dennoch war es sehr anstrengend und wir hatten danach 3 Tage Muskelkater. Für das Wetter kann niemand was – ist halt so, wie es ist. Und in der Sonne kann ja jeder Wandern, nicht?

😉

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