Nachdem wir nun in Wroclaw angekommen waren, ruhten wir uns erst einmal etwas im Hotelzimmer aus, machten uns aber dann auf die Stadt etwas zu erkunden.
So richtig hatten wir kein Ziel, sondern wir suchten ein wenig im Internet nach interessanten Ecken und machten uns einfach auf den Weg. Durch die Fahrkarte konnten wir uns ja frei bewegen und mit allen Bussen und Bahnen fahren die vorbei kamen.
Erster Halt war die Markthalle von Wroclaw, denn wir mögen es halt uns einer Stadt auch kulinarisch zu nähern. Also ab in die Tram, ein paar Haltestellen gefahren und an der „Hala Targowa“, polnisch für Markthalle Nummer 1, ausgestiegen.
Hier hatten wir dann den ersten Eindruck von Polen und einer, der uns gleich an ost-europäische Vorurteile erinnerte. Denn die Halle war recht kahl und an den Ständen war nicht viel los.
Ein bisschen Obst und Gemüse gab es auch. Dazu auch diverse Stände mit Klamotten und anderen Sachen. Wir spazierten ein wenig herum und versuchten den paar „echten“ Einkäufern nicht im Wege herum zu stehen.
Die Markthalle wurde zwischen 1906 und 1908 erbaut, im Krieg stark beschädigt und danach wieder provisorisch hergereichtet. Anfang der 80er Jahre wurde sie restauriert.
Und irgendwann in den 90er müssen auch Deutsche hier gewesen sein, warum sie das hier hinterlassen haben … keine Ahnung.
Gut, der Metzger war gut sortiert und man konnte sehen, warum die Markthalle auch heute noch gut besucht ist und viele Bewohner von Wroclaw hier einkaufen.
Dann war Zeit uns ein wenig die Füße zu vertreten und die Stadt zu erkunden.
Wrocław, auf Deutsch Breslau, ist die Hauptstadt der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien. Mit knapp 670.000 Einwohnern ist Wroclaw nach Warschau und Krakau sowie vor Łódź die drittgrößte Stadt in Polen.
Als Hauptstadt von Schlesien ist die kreisfreie Großstadt an der Oder Sitz eines römisch-katholischen Erzbischofs und eines evangelischen Diözesanbischofs. Mit zahlreichen Unternehmen, Hochschulen, Forschungsinstituten, Theatern und Museen bildet Wroclaw beziehungsweise Breslau das wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Zentrum Niederschlesiens.
Aufgrund der doch eher wechselvollen Geschichte hatte Breslau seit dem 13. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges eine mehrheitlich deutschsprachige Bevölkerung. Seit 1335 gehörte Breslau zum Heiligen Römischen Reich dann zu Ungarn und ab 1526 zur Habsburgermonarchie. Später hatten hier die Preußen das Sagen und somit gehörte Breslau zum Deutschen Reich.
Im Jahr 1945 wurde Breslau gemäß dem Potsdamer Abkommen unter polnische Verwaltung gestellt. Diese vertrieb bis 1948 die gesamte deutsche Bevölkerung Breslaus und besiedelte die Stadt mit Polen, die meist aus Zentralpolen oder aus den an die Sowjetunion gefallenen Landesteilen kamen. Die De-facto-Zugehörigkeit zu Polen wurde 1970 mit dem Warschauer Vertrag anerkannt und schließlich 1991 auch formell mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag bestätigt. Mit ihren zahlreichen historischen Bauten, Parkanlagen und Plätzen ist die Stadt Anziehungspunkt für Besucher aus aller Welt. Breslau war 2012 einer der Austragungsorte der Fußball-Europameisterschaft und 2016 Kulturhauptstadt Europas sowie Verleihungsort des Europäischen Filmpreises.
Am Oberlauf der Oder gelegen ist Wroclaw echt schön und so spazierten wir einfach herum.
Hier und da sahen wir kleine, in Bronze gegossene Gestalten in Ecken und vor Geschäften und hatten uns schon ein wenig gewundert. Tatsächlich hat das hier eine gewisse Tradition.
Die politische Oppositionsbewegung „Orange Alternative“ hatte in den 1980er Jahren mit spontanen Aktionen (zum Beispiel Demonstrationen im Zwergenkostüm) Kritik am kommunistischen Regime in Polen geübt und einen gusseisernen Zwerg (Papa Zwerg) in der Breslauer Altstadt aufgestellt.
Im Sommer 2001 wurde dieser Hintergrund als Projekt von Studenten der Kunsthochschule in der Stadt aufgenommen und die ersten neuen Zwerge aufgestellt. Den Anfang machte „Papa Krasnal“ und seit 2004, als der Künstler Tomasz Moczek beauftragt wurde, zwölf Zwerge zu fertigen, gibt es die Figuren in verschiedenen Varianten in der ganzen Stadt.
Heute gibt es über 1000 Zwerge, mehr als 500 Exemplare wurden seit 2005 von der polnischen Künstlerin Beata Zwolańska-Hołod gefertigt, die eine Werkstatt in einer alten Breslauer Straßenbahn-Reparaturhalle betreibt.
Viele Zwerge wurden vor Geschäften aufgestellt und zeigten, was im Geschäft zu kaufen ist. Es gab aber auch Zwerge, die eine kleine Geschichte erzählten, wie diese hier.
Eine nette Abwechslung und gerade Meike entwickelte sich zu einer richtigen „Zwerg-Jägerin“. Am Ende sollten wir knapp unter 100 Zwerge gefunden haben.
Hier zwei richtig häufig anzutreffende Dinge in Wroclaw: Brezeln und Zwerge.
Dann kamen wir auf den Marktplatz in der Innenstadt. Und was für eine schöne Atmosphäre hier mit den alten Gebäuden.
Der Große Ring oder schlicht „Der Ring“, auf polnisch „Rynek“, ist der mittelalterlicher Marktplatz und bildet den Kern der Fußgängerzone. Die Bebauung rund um den Ring erfolgte in verschiedenen Stilepochen. Der mittlere Teil des Ringes besteht aus dem Rathaus, dem Neuen Rathaus sowie zahlreichen Bürgerhäusern besteht.
Auf der anderen Seite des Rathauses fand gerade eine Veranstaltung zur Verabschiedung von Studenten der verschiedenen Universitäten statt. Es wurde ein wenig geredet (von dem wir natürlich fast nix verstanden, den Lachern nach war es aber witzig) und viel gesungen.
Dann stellte sich Hunger ein und wo sollten wir diesen besser bekämpfen als in der ältesten Gaststätte Polens: Dem 1273 eröffneten Schweidnitzer Keller.
Am 28. September 1273 erhielt die Stadt Breslau von Herzog Heinrich IV. von Schlesien unter anderem das Recht zum alleinigen Ausschank von Wein und auswärtigem Bier. Um dieses Recht ausüben zu können, richtete die Stadt im Keller des um 1275 erbauten Breslauer Rathauses einen Ausschank ein. Von diesem Zeitpunkt an durfte in allen anderen Gaststätten der Stadt nur das qualitativ schlechtere Breslauer Bier ausgeschenkt werden. Seit Anfang des 14. Jahrhunderts war in Schweidnitz gebrautes Bier das beliebteste in Breslau, wodurch die Restauration den bis heute geführten Namen Schweidnitzer Keller erhielt.
Und das probieren wir jetzt mal.
Dazu gab es schlesische Küche, Jens traute sich sogar an Leber ran. War aber eine einmalige Sache, denn Innereien sind immer noch nicht seine Sache.
Meike suchte sich dagegen direkt mal ein echt schönes Gericht aus: Wroclaw Maczanka!
Eine Schweinelende mit karamellisierten Zwiebeln, eingelegten Gurken, einer schönen Sauce, Kerbel und einer dicken Scheibe Brot. Die Scheibe Brot saugte die Sauce richtig schön auf und passte hervorragend zum Fleisch und den Gurken.
Und weil wir schon dabei waren: Gänse-Piroggen müssen natürlich auch sein.
Und Jens gönnte sich noch ein Reh-Carpaccio. Mit überraschend leckeren Pilzen.
Ehrlich gesagt haben wir 4 Vorspeisen bestellt, waren danach aber sehr, sehr satt und überlegten sehr lange, wie wir die Treppen aus dem Keller wieder hinauf kommen.
Es gibt hier übrigens mehrere Keller und Hallen, sodass man gar nicht so richtig mitbekommt, wie groß das hier eigentlich ist.
Draußen war es inzwischen dunkel geworden und so kam die Altstadt noch einmal ganz anders zur Geltung.
Ach je … sowas hat es hier natürlich auch.
Mit einem kleinen Umweg ging es dann zum Hotel zurück.
Wo wir an der Art Deco Hotelbar noch unseren Gutschein bei einer kleinen Partie Kniffel eingelöst haben.
Und dann ging es ins Bettchen, morgen würden wir die Stadt erkunden. Also … nochmal.



























