Ein sonniger Tag in Worclaw beziehungsweise Breslau. Und wir hatten diesen ausgewählt, um uns die Hauptstadt der Region Niederschlesien zu erkunden – eine gute Wahl, wie sich herausstellen sollte.
Nach einem schnellen Frühstück machten wir uns zur Tramstation und ab zum Anfang unseres GPS Tracks. Wir benutzen ja immer eine App namens „GPSmyCity“, wo man für viele, viele Städte vorgefertigte GPS Routen findet, die einem an den Sehenswürdigkeiten vorbei führen und dazu oft sehr unterhaltsame Beschreibungen haben.
Heute morgen mussten wir tatsächlich ein paar Minuten auf die Tram warten. Was für ein Chaos … 😉
Erster Halt war der 1717 erbaute „Palac Krolewski“, der königliche Palast. Ursprünglich für die preußischen Könige erbaut ist hier heute ein Museum zu finden, was allerdings noch geschlossen war.
Unser Weg führte uns in einem kleinen Bogen zur Fußgängerzone, vorbei am Hotel Monopol, dem besten Haus am Platz. Zumindest früher denn bei seiner Eröffnung 1892 wurde es „Die Perle Niederschlesiens“ getauft.
Der Balkon über dem Eingang wurde übrigen 1937 nachträglich angebaut, weil der Schnäuzer aus Braunau zu Besucht war und unbedingt eine Rede halten wollte. Nach dem Krieg wurde das Hotel ein zentraler Punkt für Kultur und Kunst, zum Beispiel war hier Pablo Picasso zu Besuch.
Direkt daneben: Das Opernhaus, 1841 erbaut. Ein früheres Opernhaus wurde sogar 1725 erbaut und hier wurden vorwiegend italienische Opern aufgeführt.
Es war ein schöner Vormittag, blauer Himmel und wir genossen einfach die Stadt – der GPS Track machte es dabei sehr einfach. Obwohl Jens auch gerne etwas Straßenbahn gefahren wäre …
Nächster Halt: Das Puppen-Theater! Dieses wurde 1946 offiziell gegründet, wobei der Schwerpunkt zunächst auf der Unterhaltung von Kindern lag. Es wurden aber auch Tourneen in die Dörfer Niederschlesiens unternommen, um dem jungen Publikum in der Region die Magie des Puppenspiels näherzubringen.
Im Laufe der Jahre hat sich das Theater weiterentwickelt und sein Repertoire um Vorstellungen für Erwachsene erweitert. Heute ist das Breslauer Puppentheater ein bedeutendes europäisches Zentrum des Puppenspiels. Seine Bedeutung wird durch eine Vielzahl von Auszeichnungen und Ehrungen sowie durch das stetig wachsende Interesse eines internationalen Publikums unterstrichen.
Und es gab einen Brunnen, was Meike sehr interessierte.
Wobei Meike eh im „Zwergen“-Modus war und sich als Aufgabe gegeben hatte mindestens 100 Zwerge zu finden. Zwischendurch fanden wir uns auf einem guten Weg, haben aber irgendwann die genaue Anzahl verpeilt und vielleicht auch den ein oder anderen Zwerg doppelt gezählt.
Aber es war witzig die verschiedenen Motive zu finden.
So ging es wieder dahin, wo wir am vorherigen Abend schon einmal waren: Dem Marktplatz! Immer noch schön!
Der Versuchung wurde hier noch widerstanden.
Also, sowohl der alkoholischen als auch der eisenbahn-technischen Versuchung, denn unser GPS Track war hier noch nicht zu Ende. Über 14.000 Schritte sollten am Ende auf dem Tacho stehen.
Und ein Highlight sollte noch kommen: Das Panorama von Racławice! Hierzu musste man eine Tour buchen und glücklicherweise gab es noch einen freien Slot. Um uns herum waren viele Schulklassen und Rentergruppen, sodass wir uns etwas verloren vorkamen. Außerdem war der Prozess vor dem Eingang echt sehr … ost-europäisch. Die Schüler waren sehr pubertierend und brachten viel Unruhe in die Sache. Nicht hilfreich war ein Herr, der irgendwie meinte, dass er ohne ein Ticket das Panorama anschauen dürfe.
Das Panorama von Racławice ist ein beeindruckendes und monumentales Kunstwerk mit einer Größe von 15 mal 114 Metern, das die Schlacht von Racławice während des Kościuszko-Aufstands darstellt. Diese historische Schlacht war ein entscheidender Moment des Kościuszko-Aufstands, einem tapferen, aber letztendlich erfolglosen Versuch, die Unabhängigkeit Polens zu sichern. Dieses großartige Rundgemälde nimmt als eines der wenigen erhaltenen Relikte der Massenkultur des 19. Jahrhunderts einen einzigartigen Platz in der Kunstgeschichte ein und ist stolz darauf, das älteste erhaltene Panorama Polens zu sein.
Die unverwechselbare Präsentation des Panoramas besteht aus einer kreisförmigen Anordnung, die den Betrachter in ihre fesselnde Erzählung einhüllt. Wenn die Zuschauer in der Mitte stehen, werden sie mit verschiedenen Szenen konfrontiert, die sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln entfalten. Was dieses Kunstwerk besonders bemerkenswert macht, ist der raffinierte Einsatz von Perspektive und zusätzlichen Effekten, darunter strategische Beleuchtung und künstliches Gelände, die zusammen ein gesteigertes Gefühl von Realismus erzeugen.
Die Entstehung des Racławice-Panoramas ist dem visionären Maler Jan Styka aus Lwów (heute Lemberg) zu verdanken, der den talentierten Schlachtenmaler Wojciech Kossak gewann, um dieses ehrgeizige Projekt zu verwirklichen. Zusammen mit einem Team von erfahrenen Künstlern schufen sie dieses enorme Kunstwerk.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Panorama von Racławice zusammen mit einem Teil der Sammlung des Ossoliński-Instituts nach Wrocław transportiert. Aufgrund seines politisch sensiblen Themas während der kommunistischen Ära stießen die Bemühungen, das Gemälde zu restaurieren und auszustellen, gelinde gesagt auf Schwierigkeiten. Mit ein paar Tricks konnten diese allerdings überwunden werden und das Panorama wurde erfolgreich in seiner früheren Pracht restauriert.
Am 14. Juni 1985 wurde das Panorama von Racławice in Wrocław wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es wurde schnell zu einem Mittelpunkt des kulturellen und historischen Interesses und festigte seinen Status als wichtigste Touristenattraktion der Stadt.
Wir bekamen Kopfhörer zum Übersetzen und lauschten der Geschichte wie das Panorama entstanden ist, wie es restauriert wurde und natürlich den Verlauf der Schlacht.
Selbstverständlich stand vor dem Eingang ein passender Zwerg.
Da sich das Wetter weiterhin von seiner schönsten Seite zeigte, spazierten wir einfach weiter an einem Arm der Oder entlang und zum Nationalmuseum.
Und weil wir nicht genug hatten, gingen wir noch eine kleine Runde über die Dominsel, auf polnisch „Ostrów Tumski“.
Hier haben wir uns ein paar alte Kirchen angeschaut. Also von außen, denn die meisten waren geschlossen. Die älteste Kirche, die „Church of St. Giles“, stammte vermutlich aus dem 13. Jahrhundert.
Die Kathedrale besuchten wir auch, im Gegensatz zu vielen Kirchen durfte man hier auch fotografieren.
Auf der Dominsel gab es auch noch andere Dinge zu sehen als Kirchen: Das Denkmal des Heiligen Johannes von Nepomuk.
Hier zeigte sich, dass GPSmyCity hier und da auch sehr unterhaltsam ist, denn das Denkmal hat eine witzige Besonderheit.
Die Statue wurde zwischen 1730 und 1732 vom böhmisch-deutschen Bildhauer Johann Georg Urbansky erbaut. Wenn man genauer hinschaut, sieht man aber ein etwas eigenartiges Detail an diesem Denkmal: Zwei der Cherubim, die die Figur schmücken, sind kahlköpfig dargestellt, im Gegensatz zur typischen Darstellung von Cherubim mit vollem (vermutlich goldenem) Lockenhaar. Diese skurrile Note birgt eine liebenswerte Geschichte. Es heißt, dass Urbanskys Assistent, der mit der Fertigstellung der Cherubimköpfe beauftragt war, von der Geburt seines haarlosen Sohnes inspiriert wurde. Um diesen besonderen Anlass zu feiern, beschloss er, das Abbild seines Babys inmitten des himmlischen Engelschors zu verewigen. Obwohl sein Chef zunächst verärgert war, gewann die kühne Tat des Bildhauers schließlich Urbanskys Herz, sodass er einem zweiten Cherub ebenfalls einen Bürstenschnitt verpasste, um die Symmetrie zu wahren.
Etwas abstakter diese Darstellung von Papst Johannes Paul II.
So langsam waren unsere Batterien aber alle und wir überlegten, was bis zu unserem Abendessen noch zu schaffen war.
Craftbeer geht ja immer … und so fanden wir nach einer kleinen Fahrt mit der Tram die Bar „Pinta Wroclaw“.
Und weil wir was Hunger hatten, suchten wir uns noch zwei kleine Vorspeisen aus. Das mit dem „klein“ müssen die hier aber noch lernen – irgendwie tendieren wir dazu Länder zu besuchen, die in konstanter Angst leben, dass man verhungert.
Die Nachos waren ebenfalls füllend, wenn auch nicht so schön anzusehen wie das Sandwich.
Ein paar Biere, ein paar Runden Kniffel und ein paar nette Gespräche: So schön kann Urlaub sein. OK, die britische Reisegruppe, die eher dem Wirkungstrinken zugeneigt war, störte das Ambiente ein wenig.
Biere mit Aussage gab es übrigens auch! Das „Zwischenwasser“ im Hintergrund war dabei aber nötig, denn mit 13,2% war das schon ein Hammer.
Wie oft in ost-europäischen Städten ist das Tramnetzwerk nicht unbedingt einfach zu verstehen und so nutzen wir lieber einen Bus, der direkt neben der Kneipe abfahren sollte.
Fazit: Wroclaw oder auch Breslau ist eine echt wunderschöne Stadt! Und gut in einem oder zwei Tage zu erkunden!





































