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Sightseeing in Boston: Gräber, Geschichte und gutes Bier

Achtung, viele Fotos! Sehr viele Fotos!

Nachdem wir gestern Abend noch einen kurzen Besuch in einer Brauerei um die Ecke eingelegt haben, schlug der Jetlag schon bald zu und wir schliefen ein. Meike hat das Ganze besser verkraftet und hat mehr oder weniger durchgeschlafen. Jens dagegen war um 7 Uhr deutscher Zeit wach. Was hier leider 1 Uhr morgens war.

Naja, dann muss heute also viel Kaffee und andere Koffein-Quellen über den Tag helfen.

Für den ersten Tag haben wir uns mit einer App namens „GPS my City“ einen Spaziergang ausgesucht, der uns an den meisten Sightseeing Spots in der Innenstadt vorbeiführen sollte. Da wir ja eher keine Lust auf diese Bustouren haben und auch diesmal keinen Guide gebucht haben, gingen wir damit ausgerüstet einfach mal auf eigene Faust los.

Passenderweise lag direkt neben unserem Hotel der Startpunkt der Tour im Boston Common, dem 1634 gegründeten, ältesten Park in den USA.

In der Mitte des Parks gab es ein paar Brunnen und Statuen, welche an die historische Vergangenheit Bostons erinnern. Der Park selber ist schon was historisches, denn er wurde ursprünglich von den puritanischen Siedlern verwendet, dann aber der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Über die Jahrhunderte war der Park Aufmarschgebiet militärischer Truppen, ein Ort wo Todesurteile vollstreckt wurden oder auch politische Reden gehalten wurden.

Ach ja, seit 1830 dürfen übrigens offiziell keine Kühe mehr hier grasen. Fanden wir gut, denn das hätte doch gestört.

Neben dem Park liegt der Granary Burial Ground, ein sehr alter und sehr berühmter Friedhof, wo die Gräber von Malern, Komponisten und vielen Mitgliedern der Boston Tea Party und Kämpfern im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg liegen.

Spannend, so ein Friedhof mitten in der Stadt.

Links und Rechts standen beeindruckend aussehende Gebäude, die irgendwie zum ruhigen Gesamteindruck beitrugen. Auf dem Friedhof selber waren nur einige Menschen unterwegs und so schlenderten wir die Reihen entlang und schauten uns die Zeugen aus vergangenen Zeiten an.

Natürlich wurde hier großen Wert auf die Gräber der Freiheitskämpfer wie Paul Revere, die im Unabhängigkeitskrieg 1775 bis 1783 gekämpft haben.

Der GPS Track folgte auch größtenteils dem Freedom Trail, einem Weg entlang von 16 wichtigen Orten an denen die amerikanischen Bestrebungen nach Freiheit zu erkennen sind.

Nächster Ort auf dem Weg war dann die King´s Chapel, einer 1749 erbauten Kirche. Diese ist insofern interessant, weil die darin ertönende Glocke die letzte von Paul Revere gegossene Glocke ist.

Leider konnte man nicht hinein, wohl aber in den daneben liegenden Friedhof. Hier waren wieder viele alte Gräber zu sehen, wobei uns hier aufgefallen ist, dass viele Grabsteine mit Symbolen verziert sind. Zum Beispiel ein Bild, auf dem „Vater Zeit“ und ein Skelett gegen den Tod kämpfen. Oder die Grabsteine der drei  Rebeccas, deren Symbole sich insofern unterschieden, dass die jüngste Rebecca noch ein Leben vor sich hatte und bei ihr Vater Zeit noch jung und stark war. Bei der ältesten Rebecca war er ein alter Vater Zeit und hatte nicht mehr viel Kraft gegen den Tod zu kämpfen.

Generell gab es in den frühen Jahren in Boston viele Todesfälle, in 1730 gab es alleine 6 Masern Epidemien. Etwa ein Viertel aller Gräber aus der Zeit waren für Kinder.

Weiter ging es auf dem Freedom Trail zur heutigen Boston Latin School, der 1635 gegründeten und damit ältesten Schule der USA.

Für die Schüler sind 4 Jahre Lateinunterricht verpflichtend, was Jens mit seinem „großen Latinum“ mit einem müden Lächeln und ein paar Asterix-Sprüchen quittierte.

Vor der Schule stehen aber zwei spannende Statuen: Einmal die von Benjamin Franklin, einem der Gründerväter der Vereinigten Staaten. Der übrigens nie Präsident war.

Und eine Statue, welche die zwei politischen Parteien der USA symbolisiert: Die Demokraten, die als Symbol einen Esel haben, und die Republikaner, die hier mit dem Fußabdruck symbolisiert werden und in Konfrontation mit den Demokraten stehen. Ein Elefant hätte hier auch nicht hin gepasst.

Wir als Esel-Fans haben da ganz eindeutige Präferenzen.

Weiter ging es zu einem Mahnmal für die vielen Iren, die vor Hunger ihre Heimat verlassen haben und auf sogenannten „Coffin Boats“, also „Sarg-Schiffen“ ihr Glück in Amerika suchten. Viele überlebten die Reise nicht, insgesamt sind alleine in 1847 über 37.000 Iren in Boston angekommen, was bei den hier lebenden Amerikanern nicht gerade auf Gegenliebe stieß. Genauer gesagt gab es offene Ablehnung gegen die Migranten und sie mussten in ärmsten Bedingungen am Hafen leben und gewannen erst nach und nach Ansehen in der Bevölkerung.

Vergleiche zur aktuellen Zeit bieten sich da an.

Daneben dann das Old South Meeting House, an dem die letzte öffentliche Debatte vor der Boston Tea Party am 16. Dezember 1773 stattfand.

Hier konnte man zwar reingehen, wir wollten aber das trockene Wetter ausnutzen und gingen weiter. Und zwar in einen T-Mobile Shop, denn die in Deutschland gekaufte SIM Card funktionierte mit unserem WiFi-Egg nicht. Wie sich herausstellte lag dies daran, dass wir eine Telefon-Sim mit Datenvolumen bekommen haben und nicht eine nur Daten-Sim Card. Warum dies auch immer ein Unterschied sein sollte. Die Dame versuchte alles, um unseren Vertrag umzustellen aber es scheiterte daran, dass alles Prepaid war und somit nichts zu ändern war.

Immerhin entdeckten wir bei dieser Gelegenheit, dass Meikes Handy einen Dual Sim Slot hat und wir über ihr Handy jetzt ins Internet können. Also steht dem Internet nichts im Wege, was gerade bei unserem Road-Trip ganz hilfreich werden könnte.

Nachdem dies erledigt war, ging es weiter am Free … was ist das? Ein Christmas Shop?

Da verlangt es nun einmal das Meikesche Gesetz, dass man da rein muss.

Mit einem Ornament für unseren Weihnachtsbaum in der Tasche ging es dann wirklich weiter. Nächster Halt war das Old State House, 1713 erbaut und damit das älteste noch stehende öffentliche Gebäude in Boston. Bos 1798 war es Sitz der Legislative des Bundesstaates und heute ist es ein Heimatmuseum.

Was hier auch stattfand war das „Massaker von Boston“ am 5.3.1770.

An diesem Tag wurden von britischen Truppen fünf Zivilisten getötet. Ein „Massaker“ war dies eigentlich nicht, denn den meisten Berichten nach wurden die britischen Soldaten von einer Gruppe von mehreren Hundert „Patrioten“ beleidigt und bedrängt. Aber das Ereignis wurde dann vor allem aus Propaganda Gründen so bezeichnet und so zum Fanal und trug zum Ausbruch des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges bei. Was wieder beweist, dass nur die Erzählung stimmen muss, um Menschen zu lenken.

In der Moderne dagegen die heutige City Hall, die eher an etwas aus vielen, sehr langen Lego-Steinen gebautes Gebäude aussieht.

Weiter ging es mit den alten Gebäuden und den Geschichten rund um die Unabhängigkeit. In Japan ist man ja irgendwann „Templed out“, hier war es langsam auch mal genug mit dem Patriotismus. Die Faneuil Hall war wieder einer der Ort, wo man sich traf, um für die Unabhängigkeit zu streiten oder sich zu versammeln.

Uns lenkte hier aber etwas aus der Moderne ab: Die nach dem (natürlich) Unabhängigkeitskämpfer Samuel Adams benannte Brauerei mit ihrem neuen Brewpub.

Da diese aber noch nicht auf hatte, gingen wir in die hinter der Faneuil Hall liegenden Markthallen, was mit hungrigen Mägen jetzt auch nicht so die tolle Idee war.

Aber schön sahen sie aus und es waren echt viele Menschen hier, die das wohl häufiger machen. Gibt schlechtere Orte für eine Mittagspause.

Vor den Markthallen dann Statuen für zwei berühmte sportliche Basketball-Söhne der Stadt: Arnold „Red“ Auerbach und, nur durch seine Schuhe dargestellt, Larry Bird.

Einen kleinen Abstecher in ein „Scharfe Soßen“ Laden gab es auch noch. Wo man spannenderweise sehr viel ausprobieren konnte, was wir aber aufgrund unserer leeren Mägen ablehnten.

Dann also rein in den Braupub.

Und mal probieren, was die Brauerei so kann.

Ob das am Ende so eine gute Idee ist und gegen den Jetlag hilft, würden wir noch sehen. Hier ging es uns aber gut und es war eine angenehme Atmosphäre im Laden.

Die durch den Sieg der schottischen Rugby-Nationalmannschaft über England noch gesteigert wurde.

So emotional und kulinarisch gestärkt ging es die letzten Stationen unserer kleinen Stadttour ab: Nächster Halt war das Holocaust Memorial.

Etwas, wo wir eigentlich immer hingehen und uns daran erinnern, aus welchen dunklen Zeiten wir kommen. Und wogegen wir uns wehren müssen, um niemals wieder in solche Zeiten zu gelangen.

Lebendiger wurde es dann auf einem kleinen Wochenmarkt, über den wir in das letzte Ziel unserer Route gelangen: Nach Little Italy.

Der Markt war dann aber schon einmal schön, gerade was die relativ frischen Meeresfrüchte angeht.

Dann waren wir aber auch schon mitten in Italien. Also ein bisschen zumindest.

Das Thema „Unabhängigkeit“ war aber auch hier präsent, denn das Haus von Paul Revere steht hier. Da man aber auch hier Eintritt zahlen musste und wir eigentlich schon fast alle Stories zu diesem Herrn gehört haben, sind wir einfach vorbei gegangen.

Dann wurde es auch sehr ruhig, denn in den Seitenstraßen war wenig los.

Was eine nette Abwechslung vom geschäftigen Markt oder den Markthallen war. Es war sogar so ruhig, dass wir uns einfach eine Roller-Hockey Mannschaft angeschaut haben, die auf einem Schulhof etwas trainierte. Und dabei vor allem einen schwarzen Labrador als Gegenspieler hatten, der allem Ball-artigen hinterher jagte und so eine kleine Extra-Schwierigkeit einbaute.

Ansonsten schlenderten wir hier einfach herum und schauten links und rechts.

Und dann war auch Ende. Denn das hier ist die Old North Church, von der am 18. April 1775 Paul Revere seinen berühmten Mitternachtsritt unternahm und damit die Truppen darüber zu informieren, wo und wie die Briten ihre Truppen organisierten. Dazu aber später am Tag noch mehr, wenn wir uns zum Bosten Tea Party Museum begeben.

Die GPS Tracks gefallen uns immer mehr, denn man entdeckt so auch eine Menge und kann dies in seinem eigenen Tempo machen. Neben den Tracks gibt es noch viel mehr zu interessanten Punkten entlang der Strecke, wodurch man seinen Weg individueller gestalten kann.

Und Boston gefällt uns auch sehr, trotz der omnipräsenten „Freiheits“-Keule, die hier geschwungen wird.

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