Da wir zwischen dem Gourmet-Essen bei Christian Bau und dem Gourmet-Essen bei Thomas Schanz eine, quasi überflüssige Nacht in Trier hatten, haben wir im Vorfeld ein paar Optionen diskutiert.
Und am Ende haben wir uns dafür entschieden unser Deutschland-Ticket zu nutzen und eine Runde Eisenbahn zu fahren, da sowas wie Wandern oder andere Dinge einfach bei dem Wetter keinen Sinn machten. Also im Internet nach „Tagesausflug + Eisenbahn + Trier“ gesucht. Und haben dann den ersten Treffer genommen, der nicht nur was von „hier gibt es Wein“ oder „hier kann man wandern“ ergab.
Also ging es mit dem Bus einmal rund um Trier herum zum Hauptbahnhof.
Der 1878 eröffnete Bahnhof wird täglich von knapp 200 Zügen angefahren, die von hier aus über Gerolstein nach Köln oder an der Mosel entlang nach Koblenz fahren. Außerdem geht es nach Saarbrücken oder Luxemburg und sogar direkt nach Frankreich.
In unserem Fall führte unser Weg über die Saarstrecke in Richtung Saarbrücken bzw. Homburg (Saar). Und damit über unser heutiges Ziel: Saarburg.
Denn nach Saarlouis (wie Meike es fortwährend nennt) ging es sinnvollerweise an der Saar entlang.
Meike schaute nur, wie die Landschaft vorbei zog.
Die Strecke selber ist jetzt nicht zum Sightseeing geeignet, sondern eher was für den Bahn-Nostalgiker.
Aber die Saar war schon schön anzusehen.
So etwa 30 Minuten nach der Abfahrt waren wir dann auch in Saarburg. Und mussten erst einmal einen Umweg gehen, denn der Bahnhof wird gerade umgebaut und man muss, um in die Stadt zu kommen, erst einmal um den Bahnhof herum und über einen lange gesperrten Bahnübergang hinüber gehen.
Was gerade einem offensichtlich betrunkenen Menschen mit Hund vor größere Probleme stellte. Immerhin haben wir ihn nicht mehr gesehen.
Aber sah schon schön hier aus.
Saarburg selber ist eine Stadt im Landkreis Trier-Saarburg und hat vor allem einen historischen Stadtkern. Aufgrund vereinzelter Funde ist davon auszugehen, dass sich bereits in vorgeschichtlicher und römisch-fränkischer Zeit Ansiedlungen in Saarburg befanden. Die eigentliche Geschichte begann allerdings mit dem Bau der Burg, die erstmals in einem Vertrag vom 17. September 964 erwähnt wurde. In diesem wurde die Errichtung einer Burg auf dem Hügel Churbelum durch Graf Siegfried von Luxemburg erwähnt. Diese wurde immer wieder auch von den Trierer Erzbischöfen als Residenz genutzt und immer wieder verändert. Und sollte eben dem Ort seinen Namen geben.
Die ersten Bewohner außerhalb der Burganlage siedelten sich Anfang des 13. Jahrhunderts in Häusern unterhalb der Burg an. Im Jahr 2023 lebten hier knapp 7.500 Menschen. Und das nicht schlecht.
Auch in diesem historischen Setting hält die Moderne in Form eines „Burgerhouse“ Einzug …
Was uns hier hin verschlagen hat, ist der gesamte Altstadtbereich mit der über 100 Meter langen Burganlage. In der Oberstadt – und die haben wir direkt angesteuert – geht man über den Buttermarkt. Über den der kleine Bach Leuk führt und der mit ein paar schön anzusehenden Brücken überquert werden kann.
Am Ende der Oberstadt fällt der Bach knappe 18 Meter in die Tiefe. Die anschließende Häuserzeile stammt aus dem 17. und 18. Jahrhundert und erstreckt sich entlang des Wasserfalles. Dieser wird auf der gegenüberliegenden Seite von der ehemaligen kurfürstlichen Mühle eingerahmt, dem heutigen „Amüseum“ (städtisches Museum für traditionelle Handwerksberufe und Zünfte). Unmittelbar vor der Mühle mit Blick auf den Buttermarkt stand das 1900 abgebrannte alte Rathaus. Und eben der Wasserfall.
Ein System von aus Holz geschlagenen Kanälen und Mühlrädern wird so vom Wasser angetrieben.
Eigentlich war das System noch größer und heute wird nur noch das Mühlenmuseum angetrieben. Aber auch das sah schon beeindruckend aus.
Nächster Programmpunkt: Mittagessen! An einem schönen Ort direkt am Wasser.
Käsesuppe, Schnecken und eine gebratene Forelle sowie eine Pinsa – gibt schlechteres Essen.
So gestärkt ging es dann in das Museum. Nein, stimmt nicht: In das „Amüseum“!
Neben einem weiteren, etwas tiefer gelegenen Ausblick auf den Wasserfall, und einem Blick auf die Turbine, die heute noch vom Wasser angetrieben wurde, gab es hier ein städtisches Museum für traditionelle Handwerksberufe und Zünfte.
Sehr speziell aber irgendwie auch spannend und mit sehr viel Liebe gemacht.
Gerade mit unserem beruflichen Hintergrund war ein Raum besonders spannend: Dem Thema „Hochdruck“ – von Gutenberg erfunden – gewidmeten Raum mit Beispielen, wie früher Zeitungen entstanden sind. Unter anderem mit so einer Linotype-Setzmaschine.
Die Linotype-Setzmaschine gilt als technologischer Meilenstein der Satzherstellung für den Hochdruck. Vor der Konstruktion dieser Setzmaschine durch den Deutsch-Amerikaner Ottmar Mergenthaler im Jahre 1886 gab es seit Einführung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg (um 1450) keine wirtschaftliche Lösung zur Beschleunigung der Satzherstellung. Erstmals mit dem Erscheinen der Linotype-Setzmaschine gelang es, dem ständig steigenden Bedarf an Zeitungen oder Büchern zu entsprechen, denn nun ließen sich Texte wesentlich schneller und in unbegrenzter Menge für die Bleisatz-Druckform erstellen.
Für gut ein Jahrhundert dominierten die Linotype-Setzmaschinen weltweit vor allem im Zeitungsbereich die Satzherstellung. Erst der sich ab ca. 1960 sehr schnell weiter entwickelnde Fotosatz und die damit einhergehende Umstellung auf den Flachdruck (Offsetdruck) bedeutete das Ende des Hochdrucks und damit auch das Ende der Bleisatz-Satzherstellung. Bis 1976 verließen fabrikneue Linotype-Setzmaschinen mit zuletzt geringer Stückzahl das Werk.
Der Name „Linotype“ leitet sich von der mit der Maschine in einem Stück gegossenen Buchstabenzeile ab, englisch line of type. Gleichzeitig war die „Linotype“ Namensgeber für die wirtschaftlich miteinander verbundenen Linotype-Unternehmen in den USA, in England und Deutschland.
Nur komplexere Bilder mussten noch in solchen aus Blei gegossenen Negativen erstellt werden – Text konnte durch einen Setzer sehr, sehr schnell erstellt und als Vorlage für eine Tageszeitung erstellt werden.
Und weil sich gerade Jens bei dem Thema gut auskennt, fand er gerade die hier dargestellten Ligaturen super interessant.
Zur Erklärung: Eine Ligatur bezeichnet in der Typografie Zeichen, die aus der Verschmelzung zweier oder mehrerer Buchstaben entstanden sind. Auch in handschriftlichen Schriften (etwa Buchschriften oder Schreibschriften) kommen Ligaturen vor – meist aufgrund der schnelleren Schreibweise wie zum Beispiel beim deutschen „ß“ oder dem Kaufmanns-Und „&“. Ligaturen vermeiden optische Lücken, die das Erscheinungsbild und die Lesbarkeit eines Texts stören. In deutschsprachigen Texten sind die Ligaturen ff, fi, fl, ft sowie deren Kombinationen (ffi, ffl und so weiter) geläufig, weniger üblich sind Ligaturen etwa von fk, fj, fh, fb, fz, ll, st, ch, ck, ct, th, tt, tz, kk, Qu, ſi, ſſ, ſt, ſch. Je nach Schriftart sind diese zudem selten Ligaturen im engeren Sinne, da die einzelnen Buchstaben nur zur Unterschneidung näher aneinander gerückt sind, aber keine tatsächliche Verbindung eingehen. Die Anzahl der Ligaturen ist bei verschiedenen Schriftarten unterschiedlich.
Eine ähnliche Detailtiefe gab es bei einem alten Video, wo der Beruf eines Setzers erklärt und sogar gezeigt wurde.
Fanden wir super spannend aber auch ein bisschen nerdig.
Etwas speziell war auch der Raum zum Thema der Schifffahrt auf der Saar.
Wobei Meike eher die falsch aufgestellten Pferde geärgert haben. Jens dagegen die Bandwurmsätze.
Ansonsten gab es auch die ein oder andere Skurillität.
Und von den Jahresbüchern der Gemeinde, in denen die alltäglichen Probleme geschildert und auch angeprangert wurden.
Soviel Wissen will verdaut werden. Und auf dem Hinweg haben wir im Nachbardorf ein kleines Weingut ausgemacht und das wollten wir jetzt besuchen.
Wobei das hier nicht so einfach ist, denn Busse fahren selten und zu Fuß wollten wir jetzt auch nicht die 6 Kilometer gehen. Also wurde flugs ein Taxi gerufen. Also … Singular! EIN Taxi! Denn viel mehr scheint es hier nicht zu geben.
Und das Taxi war gerade unterwegs, also warteten wir eine halbe Stunde.
Dann ging es schnell zum Weingut „Van Volxem“. Einem Weingut, wie es hier nicht viele gibt.
Die ab dem Jahr 1560 von Jakob III. von Eltz geförderte Gesellschaft Jesu errichtete wohl 1743, datiert nach dem Schlussstein eines Torbogens, ein Klosterweingut an der Saar. Nach dessen Säkularisation im Zuge der Französischen Revolution kam das Nationalgut in den Besitz des Trierer Bierbrauers Gustav van Volxem. Der Besitz wurde sukzessive ausgebaut und vier Generationen lang von der Familie van Volxem bewirtschaftet. Im Jahr 1993 übernahm es der Münchner Unternehmer Peter Jordan und vermarktete dessen Weine unter der Herstellerangabe „Jordan & Jordan“, bis schließlich der Wirtschaftsgeograf und Betriebswirt Roman Niewodniczanski Ende 1999 das Weingut übernahm und die Weine wieder unter dem Namen „van Volxem“ vermarktete. Das Weingut wurde 2007 als Mitglied in den Kreis der deutschen Prädikatsweingüter (VDP) aufgenommen.
Nachdem der alte Weinhof im Wiltinger Ortszentrum zu klein geworden war, wurde Anfang Juli 2019 auf dem Wiltinger Schlossberg eine neu gebaute Weinmanufaktur eröffnet. Und das direkt mal richtig und eher wie in Nordamerika verortet.
Die Weine hier werden meist aus Steillagen von Hand geerntet und gäre ohne Zusatz von Reinzuckerhefen. Die Lagen befinden sich vorwiegend an der Saar obwohl es auch die ein oder andere Lage an der Mosel gibt.
Und weil gerade nicht viel los war, wurden wir vom super freundlichen „Bewacher“ der Vinothek zu einer Weinprobe überredet. Nicht, dass es da viele Worte gebraucht hätte. Und was für eine Weinprobe es war, denn wenn wir richtig gerechnet haben, gab es insgesamt 14 Weine, jeweils 7 für Meike und 7 für Jens.
Immer wieder wurde nachgefragt, welche Richtung uns eher schmeckt und so der nächste Wein ausgewählt.
Als Highlight wurden wir auch noch kurz in den Weinkeller geführt, um uns dort was umzuschauen.
Sehr cool und sehr schön gemacht. Natürlich haben wir auch am Ende Wein gekauft, was wir aber schon vorher geplant hatten. Die Weine von Van Volxem hatten wir schon das ein oder andere Mal in Weinbegleitungen genießen dürfen. Nur eben jetzt mit etwas mehr Hintergrundwissen und in ein paar mehr Varianten.
Sehr cool und für jeden Wein-Liebhaber oder auch den geneigten Architektur-Fan eine Reise wert.
Für uns ging es dann langsam zurück zum Zug. Im nahen Schoden-Ockfen hält auch die Regionalbahn zurück nach Trier, also machten wir uns durch die Weinberge und über die Saar auf dort hin.
Da die Bahn alle Stunde fährt, war uns mit diesem Bild klar, wie viel Zeit wir haben würden.
Der Weg sollte aber nicht einmal annähernd so lange dauern. Obwohl wie häufig anhalten mussten, um den Ausblick zu genießen.
Auch Tiere gab es einige, sowohl aktive (weil hungrige) …
… als auch eher inaktive (weil vermutlich satte).
So waren wir nach knapp unter 30 Minuten wieder an einem Bahnhof. Und damit knapp 30 Minuten zu lange vor dem Einstieg in einen Zug und dem damit verbundenen Besuch einer Zugtoilette. Zumindest für Jens.
Also eine Lücke abgewartet und ab in die Büsche.
Unser Zug kam dann pünktlich und war auch angenehm leer. Auch wenn uns das nach diesem doch längeren Tag schon fast egal war, denn wir waren schon recht müde.
Aber einen Tagesordnungspunkt gab es noch und für diesen stiegen wir am Bahnhof Trier Süd aus.
Denn da in der Nähe liegt unsere Wahl vom Abendessen: Das Restaurant Krämerei.
Ein Bistro mit starkem bretonischem Einfluss. Was bedeutet: Es gab Galettes Bretonnes, Pfannkuchen aus Buchweizen mit herzhafter Füllung.
Zumindest bei Jens als Vorspeise, Meike entschied sich für ein Ziegenkäse-Soufflé mit gebackenen Bergpfirsich.
Beim Hauptgang dann vertauschte Rollen: Ein Galette für Meike …
… und Iberico mit drei sehr fest gebackene Polenta-Brocken.
Etwas zu viel zu Essen aber alles lecker. Und ein passender Abschluss für den heutigen Tag, den wir dann auch zeitnah beendeten, um unsere Räder inklusive der Gepäcktaschen in Empfang zu nehmen.
Morgen geht es los an der Mosel entlang in Richtung Koblenz – viel Vorfreude und auch ein wenig Angst vor der langen Strecke.