Nach einem schönen Tag in Wroclaw hatten wir heute einen Reisetag. Aber einen entspannten … fast so entspannend wie es dieser Zwerg hier hatte.
Aber der Reihe nach. Wir wollten in Polen nicht nur einen Ort anschauen aber auch kein Auto mieten. Glücklicherweise gibt es die Polskie Koleje Państwowe, die polnische Eisenbahn. Und mit einem IC genau dieser Eisenbahn würden wir heute von Wroclaw nach Krakow fahren.
Es gibt hier überraschend viele Zuggattungen, zum Beispiel einen EIP (Express InterCity Premium) oder einen Twoje Linie Kolejowe (TLK), eine Art „IC, nur in Alt. Heute sollte es ein IC sein, der uns in knapp über 3 Stunden zu unserem nächsten Zielort bringen sollte.
Abgefahren sind wir von Wrocław Główny (Breslau Hauptbahnhof), dem größten Fernbahnhof der Stadt. 1855 gebaut wurde er in den 2010er Jahren renoviert und zu einem echt schönen Gebäude umgebaut.
Für die Reise haben wir uns noch kurz in einem von insgesamt 4 Supermärkten im Bahnhof versorgt. Nicht viel, da es ja nicht so eine lange Reise werden wird. Aber schön Auswahl zu haben.
Und dann … mussten wir warten. Meike stand etwas herum beziehungsweise sortierte was auf ihrem Handy. Und der Bahn-Nerd der Herde … machte Bahn-Nerd-Sachen.
Fernzüge hat es hier übrigens auch, so zum Beispiel diese Direktverbindung von und nach Berlin.
Außerdem gab es eine ganze Reihe von interessanten Zügen zu sehen. Alte Züge, neue Züge, moderne Züge – alles dabei.
Und dann kam unser Zug, pünktlich auf die Minute. Was in Polen, genau wie Deutschland, nicht selbstverständlich ist, denn die Züge legen oft enorme Strecken zurück. Durch großzügige Aufenthaltszeiten an Knotenpunkten kann man aber recht gut eine Verspätung wettmachen.
Vor uns standen zwei Touristen mit überdimensionalen Koffern im Weg und störten das flüssige Einsteigen. Und natürlich saßen die beiden auch in unserem Abteil in der ersten Klasse. Die übrigens 6 Euro pro Person mehr gekostet hat.
Am Ende war es aber recht nett, denn die beiden entpuppten sich aus Australier, die zuerst auf Familienbesuch in den Niederlanden waren und jetzt mit Polen ein neues Land erkunden wollten. So quatschten wir ein wenig, ignorierten den polnischen Fahrgast in unserem 6-Personen-Abteil. Was Jens an seine Bundeswehr-Zeit erinnerte, als solche Wagen noch die Norm waren und man diese schönen Liege-Landschaften bauen konnte, die so manche lange Reise angenehmer gestalteten. Es war früher nicht alles schlecht …
Draußen zog Schlesien vorbei, immer mal wieder unterbrochen von enormen Bauwerken, denn das polnische Bahnnetz wird gerade, ebenfalls wie das deutsche, renoviert.
Ansonsten genossen wir die Fahrt mit Musik, Lektüre und genossen einfach die Fahrt.
Und schneller als wir dachten waren wir in Krakow und konnten uns, wieder mit dem australischen Ehepaar voran, in Richtung Tür schieben.
Ein letztes Foto von der Lok und dann hieß es: Die nächste Stadt will erkundet werden.
Das Hotel hatten wir bewusst in der Nähe der Altstadt gewählt und auf dem Zimmer lag auch schon ein erstes Willkommensgeschenk bereit.
Da wir nicht so richtig einschätzen konnten, wie das mit der Bahnfahrt so wird, hatten wir für das Abendessen nicht wirklich was geplant. Außerdem stand am nächsten Tag eine Tour an zu der wir sehr, sehr früh abgeholt werden würden. Also schauten wir, während wir uns was auf dem Bett ausruhten, wo es noch einen Platz gab und wo überhaupt was interessantes war. Eine Fahrkarte hatten wir wieder bereits gekauft und konnten so recht frei suchen, was uns interessiert.
Krakow hat viele Restaurants und ist eine sehr touristische Stadt, daher war die Auswahl groß und die Verfügbarkeiten eher gering. Trotzdem gab es noch einen freien Tisch im Restaurant „Lesu Wine & Dine“. Und da Wein und Dinieren zwei Dinge sind, die wir mögen, ging es direkt da hin. Mit einer der alten Straßenbahnen aus Freiburg, die hier noch ihren Dienst verrichten.
Frei war im recht jungen Restaurant noch viel, aber der Weinschrank machte schon etwas her.
Inhaber war ein junges Pärchen, was sich nach der Pandemie selbstständig gemacht hat. In der Küche half die Mama und man versuchte hier eine Lücke in der gastronomischen Landkarte Krakaus zu füllen: Eine Weinbar! Davon hat es nämlich nicht viele, denn Polen bevorzugen doch eher herzhafte und vor allem portions-technisch umfangreiche Kost. Mit Bier oder Schnaps.
Insofern muss bei „Spargel mit Beurre blanc“ oder einem „Tartar vom Rind mit Waldpilzen“ noch Überzeugungsarbeit bei den Einheimischen geleistet werden, wie wir später vom Inhaber erfahren sollten.
Uns schmeckte es. Auch der ausgeschenkte italienische Wein war eine gute Wahl. So gut, dass wir noch in guter alter Tradition eine „planche mixed“ bestellten.
Und hier entdeckte Meike ihre käsige Seite, denn der polnische Bernsteinkäse, Bursztyn genannt, hatte es ihr sehr, sehr angetan. Dieser ist ein Hartkäse aus Polen nach dem Vorbild italienischer Hartkäse wie Grana Padano oder Parmigiano Reggiano. Bursztyn wird in der Genossenschaftsmolkerei Spomlek in Radzyń Podlaski im Osten Polens hergestellt. Und schmeckt sehr lecker. So lecker, dass wir noch eine Portion nachorderten.
Ein guter Anfang für Krakau und ein leckerer Abend.




















