Die Nacht hatte für Jens, genauer gesagt seinen Magen, etwas Entspannung gebracht. Zwischenzeitlich bestand sogar der Gedanke, den frühen Game Drive zu überspringen, da der Schaf doch etwas unruhig war. Am Ende waren Meike und Jens aber beide überraschend fit für einen um 5:30 Uhr klingelnden Wecker.
Es war aber trotzdem sehr, sehr früh. Jens verzichtete trotzdem auf ein Kaffee zumindest jetzt noch. Ein Wasser muss genügen, während sich alle Gäste recht verpeilt im zentralen Bereich zusammenfanden.
Die gute Laune von Meike war ehrlich gesagt irritierend für Jens. Aber irgendwie schien Meike schon etwas zu ahnen.
In der Dämmerung ging es dann wieder auf unseren Stammplätzen hinten im Jeep und unter schön wärmenden Decken quer durch den Busch.
Als erstes trafen wir wieder auf eine Gruppe Giraffen, die allerdings auch noch am Schlafen waren. Giraffen schlafen oft nur wenige Minuten am Tag, können aber trotzdem in einen REM-Schlaf fallen. Den Hals legen sie aber niemals ab, denn sie würden ihn aufgrund des Gewichtes nicht mehr aufrichten können.
Als wir mit dem Jeep vorbei fuhren, standen sie gerade wieder auf, schon spannend anzuschauen, wie die langen Beine sortiert werden mussten.
Eine Giraffe, Männchen und Weibchen kann man übrigens an den Hörnern, Ossikone genannt, unterscheiden. Diese werden von einer speziellen Art von Knochengewebe gebildet und bestehen aus einer Knochenschicht, die unter der Haut liegt. Ossikone sind ein bedeutendes Merkmal der Giraffe und dienen mehreren Zwecken, darunter Fortpflanzung, Verteidigung und Thermoregulation.
Männliche Giraffen haben nämlich größere und schwerere Hörner als weibliche Giraffen, die oft nur kleine Hörnchen oder gar keine Hörner haben. Bei Männchen können die Hörner bis zu 30 Zentimeter hoch werden, während Weibchen oft kleinere und schlankere Hörner aufweisen. Die Form der Hörner kann ebenfalls variieren. Männliche Giraffen haben oft eine eher abgerundete Form, während die Hörner der Weibchen tendenziell schmaler und eleganter sind.
Auch fanden wir wieder die „Bachelor-Group“, eine kleine Herde von Impalas, der wir noch häufiger begegnen sollten.
Daniel und Thabo hatten heute den Ehrgeiz gerade dem kanadischen Pärchen, was gegen Mittag abreisen würde, noch etwas zu bieten. Also wurden vor allem die präsentablen Tierspuren wie die von Löwen verfolgt. Was sich aber als schwieriger als gedacht herausstellte.
Auch die Vogelwelt war wieder am Start. Und so ging es den ganzen Game Drive lang, man fuhr ein wenig hin und her und irgendwann sahen dann meistens Daniel und Thabo, manchmal die Gäste ein Tier und wir hielten an.
Dieser Vogel war super süß, auch wenn sein Gefieder vier Mal so lang wie der Körper war. Wenn wir uns richtig erinnern, war dies ein Witwenvogel.
Wenn wir schon die faulen Löwen nicht finden, dann wenigstens die Nashörner. Die ebenfalls noch in der Aufwach-Phase waren.
Seid ihr gefährlich? Seid ihr was zu essen? Nein? Dann haut ab …
Giraffen gab es wirklich an alle Ecken und Enden. Und sie sehen echt süß aus!
Selbst wenn sie den Weg blockieren. Was auch von Elefanten umgeworfene Bäume taten, wie wir mehrfach auf den Game Drives erleben durften. Dann wendete Daniel und meldete den Baum für spätere Aufräumarbeiten. Oder er melde es den Elefanten, damit die das aufräumen – das haben wir nicht genau herausgefunden.
Ach ja, 1/4-tel Löwe haben wir dann noch gesehen. Löwen schlafen sehr, sehr viel und die, die wir gesehen haben, lagen im Gebüsch versteckt und man konnte maximal eine Pfote sehen.
Dann war Zeit für ein zweites Frühstück, wenn man im Camp schon was gegessen hat. Es gab Tee, Kaffee, Butter- und Schokokekse und einen selbstgemachten Müsliriegel.
Die Bachelor-Truppe war auch weiter gezogen und hat Platz gemacht für einen Herren mit seinem Harrem.
An einem der Wasserlöcher, wo normalerweise auch Nilpferde drin sind, fanden wir nur diese beiden Storch-ähnliche Tiere.
Und so endete der Morgen-Ausflug. Die Savanne so aufwachen zu sehen hatte auch was für sich und neben den Tier-Sichtungen haben Daniel und Thabo immer wieder Fakten über die Gegend, das Reservat oder auch die generelle Umgebung geteilt.
Und weil man hier auch anscheinend droht zu verhungern gab es wieder was zu Essen.
Diesmal konnten wir uns nicht zurück halten und bestellten auch was Warmes. Sehr lecker!
Und danach war ein Nickerchen angesagt. Für Jens war das „Egg Benedict“ wohl nicht die beste Idee, denn sein Magen revoltierte daraufhin ein wenig.
Mit Internet, Musik, einem Buch und viel Wasser, der Kühlschrank wurde jedes Mal aufgefüllt, wenn wir das Zelt verließen, lümmelten wir im Bett oder auf dem Balkon herum. Und schlummerten das ein oder andere Mal ein.
Irgendwann wachte Jens auf und sah diesen Vogel hier direkt auf unserer Veranda.
Der war wenigstens leise, denn beim nächsten Mal wurden Meike und Jens durch ein lautes Gerumpel wach. Verursacht durch eine Herde Affen, die auf das Zeltdach gesprungen waren.
Die Affen sind nicht nur süß, sondern können auch echt nerven. Türen muss man abschließen, denn die Affen können sowohl Schiebetüren öffnen als auch Türknäufe drehen. Und dann, wie Natalie meinte, „haben sie eine Party im Zelt“.
Den Lunch haben wir übersprungen, denn eine vierte Mahlzeit am Tag wollen wir nicht um 13 Uhr einnehmen. Also stand als nächstes der „High Tea“ um 16 Uhr auf dem Programm. Eher deutsch war dabei Meikes Getränkeauswahl, Jens blieb weiter bei Wasser.
Anstelle des kanadischen Pärchens hatten wir jetzt zwei ältere Paare aus UK an Board, die, wie sich später herausstellte, das halbe Jahr in Cannes leben. Geld war bei denen vorhanden, denn hierhin waren sie von Pretoria geflogen. Und nach Pretoria waren sie von Kapstadt aus mit Rovos Rail gefahren, einem der exklusivsten Züge der Welt.
Wir unterhielten uns mit den vieren aber sehr angenehm und so wurde es ein sehr kurzweiliger Game Drive. Von den Löwen, die wir als erstes besuchten, konnte man immerhin schon etwas mehr als am Vormittag sehen.
Aber aktiv waren sie noch nicht, was sich aber laut Daniel noch ändern sollte. Und er würde Recht behalten.
Giraffen … check!
Spannend war dann diese kleine Nashorn-Familie, wo gerade der kleine Nashorn-Junge zwischen Neugierde und „doch besser bei Mama bleiben“ schwankte. Gut für uns, denn so ein Nashorn ist sehr, sehr gefährlich.
Ja, schön da bleiben!
Auch heute genossen wir auch die Zeit, in der wir einfach nur durch den Busch fuhren. Das hatte schon was, gerade in dem offenen Jeep und bei dem schönen Wetter. Es war nicht zu warm und noch nicht zu kalt, schön trocken und einfach ein schönes Gefühl.
Heute machten wir die Pause etwas früher. Und während die britischen Gäste eher in Richtung Gin & Tonic gingen, orientierten sich Meike und Jens an den südafrikanischen Weinen, die im Gepäck waren.
Wieder so ein Moment, wo wir uns sehr, sehr privilegiert fühlten, dass wir sowas erleben dürfen! Und wo wir hoffen, dass wir auch nie aufhören die Reisen zu schätzen, die uns möglich sind.
Und auch die Tatsache, dass wir das gemeinsam erleben können und dürfen, darf auch niemals normal werden.
Die Nacht bricht hier sehr, sehr schnell ein und nach 20 Minuten Dämmerung war es auch schon dunkel. Auf dem Weg entdeckten dann unsere beiden Guides eine „Armeisen-Straße“, die auf dem Weg war eine Termiten-Kolonie auszulöschen.
Ja, die Natur ist nicht nur süß und knuddelig, wie auch die neben der Straße liegenden Knochen zeigen. Aber, wie Daniel oft sagte, hier wird nichts verschwendet und selbst Knochen werden irgendwie in der Nahrungskette verwertet.
Und dann stießen wir wieder auf die Löwen von heute Morgen beziehungsweise vom Anfang des Game Drives. Und das wortwörtlich, denn der Löwe spazierte recht gemächlich vor uns auf der Straße her. Ohne Licht an zu haben – voll gefährlich!
Wie wir dann erfuhren war dies einer von zwei Brüdern, die bis vor kurzem noch gemeinsam durch das Reservat zogen. Hier gab es dann aber Unstimmigkeiten über die Verteilung der Damen und so trennten sich die Wege der beiden Brüder und jeder ging seine eigenen Wege. Dieser hier hatte bei der Verteilung der Damen wohl auch den kürzeren gezogen, weswegen er doch etwas ramponiert war.
Eine seiner beiden Damen lag etwas abseits und schaute eher mitleidig auf ihren Kerl.
Denn der sah doch eher abgemagert aus.
Und im Gesicht waren diverse Wunden beziehungsweise Narben zu sehen. Den Impuls ihn zu umarmen und zu sagen „es wird alles gut“ unterdrückten wir aber ganz gut. Wir glauben, dass er dann auch nicht mehr so ruhig geblieben wäre …
Hier verbrachten wir eine ganze Weile, denn die Löwen sahen entspannt aus und hatten auch keinen Anlass zu Stress. Bis in der näheren Umgebung andere Tiere Geräusche machten, was für uns das Zeichen zum Abzug war. Zwischen eine jagenden Löwen und seine Beute wollten wir dann doch nicht kommen.
Die obligatorische Eule gab es dann auch noch.
Und das war der zweite Game Drive des Tages. Bis auf Elefanten hatten wir damit die „Big five“ erledigt, keine schlechte Ausbeute wie wir fanden.
Abendessen gab es dann direkt im Anschluss, wenn man wollte konnte man sich auch natürlich kurz frisch machen. Oder was warmes anziehen. Das Essen wurde heute im „Boma“ gereicht.
Boma ist ein Ausdruck der Swahili-Sprache für ein oder mehrere befestigte Gebäude. Auch mit Palisadenwänden gesicherte Orte wurden mit diesem Begriff bezeichnet und genau so sah es hier aus: In der Mitte ein prasselndes Feuer, darum herum die gedeckten Tische für die Gäste. Wieder zeigte sich die Exklusivität darin, dass es eben nur 10 Zelte hier sind und damit auch nur maximal 20 Gäste. So war es nie voll, nie eng, nie gedrängelt und man konnte gut abschalten.
Das Menü las sich auch gut und heute würde auch Jens zuschlagen.
OK den Nachtisch würden wir skippen. Immerhin hatten wir auch eine nicht geringe Menge an Biltong und Keksen beim Zwischenhalt des Abend-Game-Drives gegessen.
Nach und nach kamen die Gäste an, wenn sie nicht schon da waren.
Zu trinken gab es dann auch was leckeres, aus der umfangreichen Weinkarte war für jede und jeden was zu finden.
Vorspeise bei Jens: Pilzcreme-Suppe. Ja genau, Jens hat Pilze bestellt!
Meike probierte sich wieder an Muscheln und wurde wieder von der dickflüssigen Sauce überrascht.
Hautpgang: Schweinebauch bei Jens, Fisch bei Meike!
Beides sehr lecker, beides sehr reichhaltig. Und ein gelungener Abschluss des Abends. Um es nicht zu übertreiben (und weil morgen ja wieder um 5:30 Uhr der Wecker klingelt) machten wir auch keinen Abstecher an die Bar, auch wenn das verlockend war. Aber es wäre ja schade, wenn wir den letzten Game Drive nicht angemessen genießen könnten.
Was für ein gelungener Tag im Kapama Buffalo Camp und Danke an alle hier, die das möglich gemacht haben!