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Der Himmel für Karnivoren in unserem Boutique Hotel

Nachdem wir es in unserem Zimmer im Afrique Boutique Hotel in Johannesburg, genauer gesagt in Boksburg, einer eigenständigen Stadt in der Nähe des Flughafens, gemütlich eingerichtet hatten, ließen wir es erst einmal alles was ruhiger angehen. Zu viele Eindrücke in den letzten Tagen wollten verarbeitet werden. Und ein bisschen war es auch der Schlafmangel, der uns einen kleines Nachmittags-Nickerchen einlegen ließ.

Die Anlage im Hotel war nett, einige Wohnungen hier sind von den Angestellten bewohnt und die übrigen eben für Gäste, von denen man aber sehr wenig mit bekam.

Boksburg ist eine Stadt am East Rand der südafrikanischen Provinz Gauteng. Gauteng liegt im Highveld und ist die flächenmäßig kleinste Provinz Südafrikas. Obwohl Gauteng nur 1,5 % der Landesfläche ausmacht, ist es die bevölkerungsreichste Provinz Südafrikas, in der mehr als ein Viertel (26 %) der nationalen Bevölkerung lebt. Johannesburg und die Hauptstadt Südafrikas, Pretoria, liegen in dieser Provinz.

Im Jahr 1887 wurde in Boksburg Gold entdeckt und eine Siedlung gegründet, die nach dem Staatssekretär der Südafrikanischen Republik, W. Eduard Bok, benannt wurde. Die Main Reef Road verband Boksburg mit allen anderen großen Bergbaustädten am Witwatersrand, und das Angelo Hotel (1887) diente als Zwischenstation. Heute hat Boksburg auch etwa 260.000 Einwohner.

Davon bekamen wir aber in unserem kleinen Zimmer gar nichts mit.

Irgendwann stellte sich aber auch Hunger ein und wir überlegten aus den im Vorfeld herausgefundenen Optionen, welche wir für unser Abendessen auswählen wollten. Irgendwie war uns aber nicht nach einer erneuten Uber-Fahrt, da wir vor allem auch die Entfernungen nicht gut abschätzen konnten.

Also sagten wir uns „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“, denn unser Hotel hatte auch ein Restaurant. Mit viel „Gutem“, zumindest für Fleischesser!

OK, das war also schonmal ein Verkaufsargument. Der sehr aktive Kellner schob uns an einen kleinen Tisch beim Kamin, warum man auch immer hier einen Kamin braucht, und dann gab es auch direkt mal eine Kleinigkeit zum Anfang.

Eine kleine Teigtasche mit einer recht würzigen Hackfleisch-Füllung – das brachte schon einmal das Fleisch-Thema gut zur Geltung. Denn das Restaurant ist bekannt für seine gute Weinkarte und eben die auf offener Flamme gegrillte Steaks.

Die Einrichtung war etwas chaotisch und eine Mischung aus afrikanischer Gallerie, einem Weinladen und einem einfachen Steakhaus mit Gartenmöbeln. Aber am Ende passte es sehr gut zu dem aktiven und super freundlichen Service und dem Essen.

Quasi ein Glückstreffer, denn eigentlich wollten wir in ein Fine Dining Restaurant in der Nähe des Flughafens gehen. Gut, dass wir das nicht getan haben.

Zu trinken gab es einen Shiraz aus Swartland mit einem interessanten Namen: Allesverloren.

Die Geschichte dahinter ist, dass die Farm, auf der dieser Wein heute produziert wurde, im Jahre 1704, als die Bewohner eine Weile weg waren, komplett niedergebrannt wurde. Für die Siedler war also sprichwörtlich „alles verloren“ und der heutige Besitzer wollte einen Wein, der an diese Geschichte erinnert. Dafür werden alte Reben verwendet und ein Wein mit vollem Körper, etwas Tabak und sehr viel Frucht gekeltert.

Die Weinkarte war wirklich was besonderes, denn hier gab es eine unglaublich gute Auswahl an südafrikanischen Weinen und viele kannten wir aus bisherigen Restaurantbesuchen oder unserer Weintour.

Und das Essen versprach auch ein Knaller zu werden. Denn unsere Vorspeisen, die wir leichtsinnigerweise bestellt hatten, kamen dann auch gleich.

Bei Jens ein wunderschönes Carpaccio vom dry aged Rindfleisch von der Sewe Slabbert Farm. Diese Farm ist in Südafrika berühmt dafür, regenerative Haltungsmethoden zu betreiben. Regeneratives Fleisch stammt von Tieren, die ausschließlich auf natürlichem Grasland und regenerativ bewirtschafteten Weiden gehalten werden, wobei eine Weidetechnik angewandt wird, die dem natürlichen Herdenverhalten der Tiere sehr nahe kommt.

Dazu gab es mit Parmesan, Trüffel-Balsamico, Senfsaat, einer Käsecreme, kleinen Kapern, eingelegte Zwiebeln und Paprika und tatsächlich Dill. Und gerade das mit dem Dill war überraschend lecker. Das Fleisch war einfach nur Weltklasse!

Bei Meike 6 Hähnchenteile, ebenfalls von der Sewe Slabbert Farm, ohne Hormone, ohne Antibiotika, ohne GMO, ohne Pestizide und auch nicht mit Wasser aufgespritzt. Dazu eine Zitronen-Kräuter-Sauce mit einer Creme aus Feta Käse.

Beides war hervorragend, wir genossen einfach nur und fühlten uns sauwohl hier. Und merkten, dass die Portionen hier doch eher ordentlich waren, trotz der für uns sehr günstigen Preise. Beide Vorspeisen kosteten so um die 6-7 Euro.

Ein kleiner Geschmacks-Neutralisator kam danach an den Tisch. In der Zwischenzeit hatten wir aber auch schon die erste Flasche Wein geleert und überlegten an einer zweiten. Und bestellten dann auch eine auf Empfehlung unseres „A-One“-Kellners (insider Witz).

Mitten in die Überlegung kam aber der Show-Teil des Abends. Unser Kellner meinte schon bei der Bestellung, dass wir auf jeden Fall das Chimichurri nehmen müssen.

Zu den Hauptzutaten für Chimichurri gehören gehackte Petersilie, Thymian, Oregano, Lorbeer, Knoblauch, Zwiebeln, Salz und schwarzer Pfeffer, die in einem Mörser fein zerstoßen und dann mit Öl und ein wenig Essig vermischt werden. Danach lässt man es mindestens zwei Wochen lang in einem klaren Glasgefäß an einem kühlen Ort ziehen und hat dann einen perfekten Begleiter zu Rindfleisch.

Und hier wird das Ganze noch dadurch erweitert, indem etwas Raucharoma hinzugegeben wird. Einfach indem man ein Stück glühende Holzkohle kurz in das Chimichurri gibt.

Damit war aber nicht genug Rauch (unsere Klamotten kamen danach direkt in den Wäschesack und wurden in Deutschland direkt als erstes gewaschen), denn dann kamen unsere Steaks. Und über die wurde mit dieser Markknochen-Feuerschale, die in der Glut erhitzt wird, Knochenmark vom Rind gegeben. Sieht spannend aus und gibt tatsächlich noch einen kleinen Kick zu dem eh schon hervorragenden Fleisch.

Das Personal hatte dabei auch Spaß wie man sieht.

Und das Ergebnis sprach für sich selbst. 55 Tage wet-aged Wagyu. Nur mit etwas Salz, dem Knochenmark und Chimichurri.

Die Beilagen, die wir auch noch jeder bekamen, waren sehr, sehr überflüssig. Von den kleinen Kürbisküchlein haben wir jeder nur eines Essen können. Bei der Kartoffel kamen zwei Bissen weg, der Rest war einfach zu viel.

Die Qualität war herausragend. Mit Sicherheit eines der besten Rindfleisch-Stücke, die wir außerhalb von Japan jemals gegessen haben.

Perfekt zubereitet, perfekter Genuss!

Ach ja, einen Shiraz aus Stellenbosch (Grüße an Jan) gab es dabei dann auch noch.

Und so schlemmten wir vor uns hin. Ab und an unterbrochen durch die Nachfrage der vielen Kellner, ob sie uns noch was gutes tun können. Oder durch den Chefkoch selber, der fragen wollte, ob alles ok wäre. Oder durch den Barkeeper, der vom Chefkoch die Anweisung bekommen hat uns einen kleinen Digestif aufs Haus zu geben.

Als Jens dann meinte, dass er Interesse an ausgefallenen Spirituosen hat, kam der Chef noch einmal vorbei und meinte „Ach, hiervon habe ich noch ein bisschen, vielleicht schmeckt es Dir ja. Have fun!“

Moonshine ist ein Begriff für oftmals illegal selbstgebrannten Schnapps. Dieser hier war schon offiziell und stammte, wie der Whisky zuvor, aus Kapstadt von Pienaar & Sons. Und dieses Getränk werden wir versuchen nach Deutschland zu bekommen, denn der Geschmack von gerösteten Marschmallows mit dem leichten Raucharoma und der Vanille aus den Fässern war der Knaller. Wortwörtlich ein Dessert in Schnapps-Form.

Meike wollte dann auch noch ein Dessert-Getränk, hat bei der Bestellung aber nicht auf die Gebinde-Größe geachtet und erst einmal eine 500ml Flasche Süßwein bestellt. Sie fand das aber zu dem Zeitpunkt ganz ok und freute sich sehr.

Nicht, dass Jens in der Zeit auch noch einen weiteren Whisky bestellt und getrunken hätte. Wie man übrigens sieht, haben wir den Abend dann in der Hotelbar ausklingen lassen und sind dann recht angetüddelt auf das Zimmer geschwankt.

Ein erinnerungswürdiger Abend, vom Service bis zum Essen, vom Ambiente bis zu den Getränken – heute Abend stimmte einfach alles. Eine klare Empfehlung für alle, die ein gutes Steak Essen wollen und in der Nähe des Flughafens von Johannesburg sein müssen. Das würde sich sogar für einen Stop-Over lohnen hier.

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