Für den Freitag Abend hatten wir uns ein elsässisches Restaurant ausgesucht. Morgen würde es in die Richtung „Gehobene Küche“ gehen, dafür sollte es heute gutbürgerlich werden.
Wir waren recht früh im Hotelzimmer und wollten da nicht bis zur unserer Reservierung bleiben. Also warfen wir unsere Untappd-App an und schauten, ob es hier Optionen gibt.
Gab es und das nicht einmal so weit entfernt: Das Roue Libre in einem sehr modern ausehenden Stadtteil etwas südlich der Altstadt. Komplett andere Vibes hier. Aber nicht unangenehm.
Draußen wollten wir bei den hohen Temperaturen nicht sitzen bleiben, also setzen wir uns rein. Neben uns war nur noch eine Familie drinnen und die Belegschaft. Bestellen musste man an der Theke, das Menü konnte man bei Untappd lesen.
Die Deko war schön, die Menschen nett. Wir bestellten ein paar Biere, packten das Tablet aus und spielten was Kniffel. Und Backgammon.
Übertrieben haben wir es natürlich nicht, denn der kulinarische Abschluss kam ja erst noch und da wollten wir noch was schmecken.
Mit der Tram ging es zurück in die Innenstadt. Auf dem Weg konnten wir wieder einmal sehen, dass nicht nur Frisörläden schlechte Wortwitze können.
Durch die Innenstadt, vorbei an Straßenkünstlern, Gruppen von Einheimischen oder Touristen, an Läden und fühlten uns einfach wohl.
Und schon waren wir am Ziel.
Das von Eugène Jacquemet gegründete Restaurant öffnete seine Pforten erstmals 1873 unter dem Namen „S’Burjerstuewel“. Erst 1956 wurde das Restaurant nach seiner neuen Besitzerin Yvonne Haller in „Chez Yvonne“ umbenannt. Als bekannte Persönlichkeit der elsässischen Hauptstadt machte sie das Haus nach und nach bekannt.
Im Jahr 2001 übergab sie die Zügel an Jean-Louis de Valmigère, der die Seele und den Ruf des Hauses bewahrte. Seine Kinder werden das Haus bis 2021 weiterführen bis dann die heutigen Besitzer, die Familie Burrus, die Leitung übernehmen. Chez Yvonne gilt im Elsass als ein symbolträchtiges Restaurant mit einer einzigartigen Atmosphäre. Und die wollten wir uns mal anschauen.
Am Empfang wurden wir direkt ins erste Geschoss geführt, wo ein Tisch für uns bereit stand. Eine Kellnerin und ein Kellern waren für uns verantwortlich und kümmerten sich um uns. Auf einer Tafel standen die Tagesangebote, eine Speisekarte gab es auch und eine Weinkarte natürlich auch.
Beim Wein hörten wir auf das Fachpersonal und bestellten einen schönen Riesling von der Domaine Kientzler, einem Weingut in fünfter Generation aus Ribeauvillé.
Der Wein war sehr gut, langsam trudelten auch immer mehr Gäste sein, sodass der Raum auch nicht mehr so leer wirkte.
Vor dem ersten Gang ging es für Jens noch auf die Toilette. Und so eine Toilette muss man fotografisch festhalten.
Ach ja, andere Gäste waren hier auch, fanden es lecker und ließen dies die Inhaber auch wissen. Und von großen Köchen, Politikern und Musikern waren hier doch einige Berühmtheiten. Wir waren also an einem doch eher bekannten Ort.
Beim Essen konnten wir uns … eher weniger zurückhalten. Meike nutzte die Gelegenheit für eine weitere Portion Schnecken.
Jens für eine weitere Portion Gänseleber.
Beides hervorragend. Einfach, aber sehr gut und von hoher Qualität.
Die Hauptgänge waren aber dann der Hammer! Sauerkraut ist im Elsass allgegenwärtig und bei Jens wurde dieses mit einer super-leckeren Riesling-Sauce, jungen Kartoffeln und einem Zanderfilet, der mit einer kräftigen Glasur eingestrichen war, serviert.
Zum Niederknien!
Meikes Essen war dagegen noch besser: Ein mit Niedertemperatur gegarter junger Hahn, eine Pilz-Rahm-Sauce und perfekten Spätzle.
Es war hervorragend! Genau wie der Service, genau wie das Ambiente, genau wie … alles! Die Auszeichnung mit dem Bib Gourmand fanden wir mehr als gerechtfertigt.
Der Raum war in der Zwischenzeit voll mit Gästen und wir hatten ein starkes Bistro-Gefühl wie im Le Moissonnier in Köln. Es waren auch einige deutsche Gäste da, wo wir leider die eher schlichten Gespräche mitbekamen. Dafür waren unsere Tischnachbarn um so netter, mit Matthew uns seiner Frau haben wir uns kurz über Strasbourg, das Essen und dann über unsere Fine Dining Erlebnisse unterhalten. Sehr nett und wir haben auch noch Mail-Adressen ausgetauscht.
Ein Nachtisch wurde noch in flüssiger Form eingenommen, für sowas wie „Kougelhopf glacé arrosé au Marc de Gewurztraminer“ war kein Platz mehr. Leider!
Große Empfehlung für das „Chez Yvonne“!
Für uns ging es kreuz und quer durch die Stadt zurück zum Hotel. Ein Verdauungsspaziergang war auch angesagt, satt und zufrieden genossen wir noch einmal die Kathedrale, die kleinen Ecken in der Altstadt, die Ill, …
… und noch einen schönen Riesling im Hotel (der Gutschein wollte eingelöst werden). Nebenan am Tisch saß noch ein Vater-Sohn-Paar aus London, mit denen wir uns noch etwas unterhalten haben. Also … wir haben uns unterhalten, die beiden haben nur noch reagiert. 😉
Ein schöner Abend, ein sehr gutes Restaurant und immer noch eine wunderschöne Stadt!