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Auf den höchsten Berg Hokkaidos (fast)

Die Idee für heute, nachdem wir uns aus dem Futon erhoben haben, im Onsen waren und  Frühstück gegessen haben, war: Hochspazieren zur Talstation, mit der Seilbahn rauffahren und schauen, was wir da so machen können.

Der Mount Asahidake war am Anfang noch gut sichtbar (man erinnere sich an den Ratschlag der Tourist Info gestern: Aufstieg am Nachmittag hätte die besten Chancen auf gutes Wetter). An der Talstation angekommen waren, im Gegensatz zu gestern, wenige Autos und noch weniger Busse da.

Also: Ticket für die Gondel gekauft und (natürlich) die gerade abfahrende Gondel um ein paar Sekunden verpasst. Das bedeutet: Warten! Für etwa 10 Minuten …

In der Gondel ware bei uns ein paar Japaner, viele Langnasen und bei beiden Gruppen einige engagierte Wanderer.

Allerdings waren wir beim Aussteigen und auf den ersten Metern (noch) schneller. Was dadurch relativiert wurde, dass die gesamte Gondel nach dem Aussteigen eine „Was darf man machen und was nicht“-Vorlesung bekommen hat.

Danach haben wir uns in ein Buch eingetragen, um so zu dokumentieren, wer gerade auf dem Berg unterwegs ist. Das zeigte einem schon die Ernsthaftigkeit unseres Versuches, auf den 2291 Meter hohen Mount Asahidaka zu steigen, denn jedes Jahr gibt es einige ernsthafte Verletzungen bei den Wanderern.

Der erste Teil des Aufstiegs war aber ein allgemeiner 1,2 Kilometer langer Rundweg, den eigentlich alle ankommenden Gäste antreten. Viele um die Natur rund um die Bergstation zu bewundern oder zu fotografieren.

Die Bergstation liegt auf etwa 1.600 Metern und ist einer der ersten Gegenden in Japan, wo Herbstlaub zu sehen ist – daher das Interesse der Japaner.

Der Aufstieg auf den Berg ist ab einem Punkt, wo die Route von dem oben genannten Rundweg abweicht, mit 2-3 Stunden für den Aufstieg und 1-2 Stunden für den Abstieg veranschlagt – allerdings wurde auch das Wetter bzw. der schnelle Wetterumschwung mehrfach erwähnt bzw, es wurde davor gewarnt. Also nahmen wir das entsprechend ernst, als wir uns ab dem Sugatami Pond, einem kleinen See, zum Aufstieg gemacht haben.

Der Berg ist immer noch ein aktiver Vulkan, daher die Dampf-Fontänen und der (das sieht man eher nicht) der Schwefelgeruch in der Nase. Wie gesagt, aber hier ging es dann auf den Berg, die „normalen“ Touristen gingen weiter den Rundweg.

Links und Rechts des Weges haben wir dabei immer wieder in den Wolkenlücken wunderschöne Aussichten genossen. Oder eben nichts gesehen.

Aber gerade in den Wolkenlücken bot sich ein beeindruckender Blick auf die Landschaft.

Der Weg war aber schon schwer – wenige Wegmarkierungen (nur bis etwa 1.900 Metern Seile und ein gelbes Wegzeichen), immer mehr Steine und Lava-Geröll, wo der Tritt doch wackeliger wurde und immer weniger Mitwanderer.

Ausserdem haben wir an der Bergstation gehört, dass so gegen Mittag ein Wetterumschwung stattfinden sollte – das relativ stabile Wetter sollte sich in Regen mit sehr starken Böen wandeln.

Da wir so etwa eine Stunde vor dem Gipfel auf 2.060 Metern diverse Regenwolken auf uns zusteuern sahen, haben wir uns dann entschlossen umzukehren.

Der Weg nach oben war da schon in Wolken gehüllt und man konnte nix mehr sehen.

Der Weg hinab war nicht wirklich leichter. Besonders einige Mitwanderer schienen große Probleme zu haben (z.B. eine ältere Dame mit Tochter, die im Zeitlupen-Tempo in einem Bereich ohne Überhol-Möglichkeit hinab … gletscherten).

Apropos Gletscher: Der neuseeländische Gletscherpanda war auch da und sah sich die Schwefel-Dämpfe aus sicherer Entfernung mit seinem Kumpel an.

Gute Idee, daher machten wir das auch. Die Natur hatte an dieser Stelle auch passenderweise eine Sitzgelegenheit geschaffen.

So gingen wir, Stück für Stück, den Berg hinab. Weiter unten wurde das Wetter (an unserem Umkehrpunkt hatte es 8 °C) auch wieder etwas wärmer und irgendwann wurde das Gelände auch wieder angenehmer zu gehen.

Und auch der Blick auf das Tal wurde, sobald man unter den Wolken war, wieder beeindruckender. Ausserdem konnten wir am Anfang noch den Berg sehen aber im Laufe der Zeit wurde das Wetter immer schlechter.

Auch wenn einige Japaner (und die obligatorischen Chinesen) entweder im Lauftempo oder im Schneckentempo den Berg hinabstiegen, kamen wir im Zeitplan an den Sugatami Ponds an, wo wir auf die „Jedermann-Runde“ trafen. Im besten Wetter.

Aber egal: Den Berg hatten wir nicht bestiegen, aber fit waren wir dennoch (und trocken – etwas, was kurze Zeit später bei den absteigenden Personen nicht mehr der Fall war), daher sind wir noch den Rundweg inklusiver einiger Abstecher und Aussichtspunkten gegangen. Am Ende des Tages standen knappe 14 Kilometer auf dem Schrittzähler.

Und etwa nach eine weiteren Stunde auf dem Rundweg kamen wir wieder an der Bergstation an.

Eine sehr schöne Runde. Auch wenn wir es nicht auf den Berg geschafft haben, waren wir dennoch sehr zufrieden mit unserer Leistung. Denn wie schon gesagt: Das mit dem Regen wäre aufgrund unserer Kleidungswahl (Jeans) und aus Motivationsgründen eher sub-optimal gewesen. Also (in Abwandlung eines Poker-Spruchs): „Alles richtig gemacht!“ …

Beim Hinunterfahren mit der Gondel wurden wir übrigens von eine älteren japanischen Herrn angesprochen, ob wir denn aus Deutschland kämen. Er hat in den 70er in Hamburg gelebt und sprach fliessend Deutsch. Von ihm haben wir dann (schon etwas skuril) das Wahlergebnis in Deutschland mitgeteilt bekommen – er liest gerne auch Nachrichten aus Deutschland und auch wenn er jetzt schon fast ein Jahr kein Deutsch mehr gesprochen hat, konnte er wirklich sehr gut Deutsch. Der Herr war auf einer Rundreise durch Hokkaido und fuhr dann weiter in den Norden der Insel.

Unser Weg führte dann aber doch wieder in unser Ryokan und in das Onsen.

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