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UNESCO Weltkulturerbe Grand Pre

Nach der ersten Nacht auf dem Weingut und vor der erst Mittags beginnenden Weintour hatten wir noch die Idee uns die Region Grand Pré anzuschauen.

Grand-Pré ist ein Marschland auf dem rund um 1680 die ersten französischen Siedler eine Siedlung errichteten. Durch den Bau von einigen Deichen wurde dem Tidenhub hier ein Riegel vorgeschoben und damit die Grundlage für eine sehr schnell wachsende Landwirtschaft gelegt. In der Mitte des 18. Jahrhunderts war Grand Pré die größte Community der Arcadie in der Gegend um die Bay of Fundy.

1704 wurde Grand Pré von den Engländern überfallen und komplett niedergebrannt, danach allerdings wieder aufgebaut. Nach dem Krieg zwischen Frankreich und England wurde Arcadie Teil von Nova Scotia und die Bewohner mussten einen Eid auf die britische Krone schwören, allerdings mit dem Zusatz, dass sie niemals ihre Waffen gegen Franzosen richten müssen. 1745 versuchte Frankreich wieder die Macht in der Region zu erringen, wurde aber zurückgedrängt. Da allerdings die Arcadie, wie sie eigentlich geschworen hatten, nicht bei der Verteidigung geholfen haben, wurde ihnen das als Verrat ausgelegt.

Dieser Verrat oder besser die Nicht-Unterstützung der britischen Kräfte wurde als Grund für die dann folgende Vertreibung der Arcadie verwendet. Am 5. September 1755 wurden unter einem Vorwand alle Männer und Jungen ab 10 Jahren in die Kirche von Grand Pré befohlen. Dort wurde ihnen eröffnet, dass ihnen jeglicher Besitz genommen wird und sie ab sofort eine neue Heimat suchen müssen. Familien wurden zerrissen und in alle Winde bis nach Europa verstreut. Insgesamt 11.500 von 12.000 Arcadie mussten ihre Heimat aufgeben, die übrigen wurden in den britischen Kolonien geduldet, durften allerdings aufgrund ihrer Religion nur niedere Tätigkeiten ausüben, wenn überhaupt.

Das heute hier stehende Center zeigt die ganze Geschichte der Arcadie und ihr Leben, ihre Kämpfe und ihre Vertreibung.

Mehr noch: Ein großer Park wurde angelegt und ein Nachbau der Kirche gebaut, welcher seitdem einmal im Jahr von allen Nachfahren der damalig vertriebenen besucht wird. Dies hier gilt als das kulturelle Zentrum aller Arcadie in der ganzen Welt.

Kein Blog ohne Eisenbahn (die es hier wirklich mal gegeben hat).

Wir haben uns zuerst einen sehr informativen Film angesehen und sind dann durch den wunderschönen Park bis zur Kirche spaziert.

Wir hatten aber auch Glück mit dem Wetter …

In der Kirche, in die man wie in das Center nur gegen Entgeld oder einen Discovery Pass von Parcs Canada reinkommt, finden sich dann historische Dokumente, Bilder und die Namen der ursprünglich hier zusammengetrieben Bewohner von Grand Pré.

Schon ergreifend und traurig, wie damals Menschen einfach durch politische Entscheidungen (der Vertrag, der Arcadie den Engländern zukommen lässt, wurde in Utrecht geschlossen) beeinflusst und eben auch komplett vernichtet wurden. Die langen Seereisen entweder in andere Kolonien oder nach Europa haben nämlich viele nicht überlebt.

Wie bislang eigentlich immer: Super schön und sehr gepflegter Park!

Hier hätten wir es noch länger aushalten und vielleicht ein Picknick machen können.

Platz wäre gewesen.

Allerdings wollten wir nicht zu spät zur Weintour kommen. Vorher aber noch, wenn man schon quasi da ist, ein Blick auf die Bay of Fundy. Welche … recht leer war.

Aber auch kein Wunder, der Tidenhub beträgt hier bis zu 21 Metern!

Schon beeindruckend, was die Natur hier macht. Beziehungsweise der Mond hier anrichtet.

Die Gegend lässt sich auch sehr gut mit dem Rad erkunden. Im Vorfeld hatten wir das auch überlegt und uns dann aber für eine mit dem Auto durchgeführte Weintour entschieden. Durch die ehemalige Bahnstrecke nach Grand Pré und weiter bis nach Yarmouth ist das aber eigentlich gut machbar. Vielleicht beim nächsten Besuch.

Man kann auch weniger sportlich einfach nur um Wolfville herumfahren, dann mit Rädern, die einen witzigen Namen haben.

Wir fuhren dann aber mit dem Auto zurück zum Weingut und 2 Minuten nachdem wir da waren, bog auch schon ein kleiner Bus um die Ecke mit dem Logo von „Wine & Beer Tours Nova Scotia“ – gutes Timing und ein gut genutzter Vormittag!

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