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Eine Weintour in einer Weltkulturerbe-Region

Mehr oder weniger gleichzeitig zu unserer Ankunft an unserem Inn kam schon ein kleines Bus von „Wine & Beer Tours Nova Scotia“ um die Ecke gebogen, hielt an und Ryan unser Guide stieg aus.

Ryan ist noch recht neu bei dem Unternehmen, hat aber diverse Erfahrung in der Branche und war lange für die Touren bei einer der größten Weingüter der Region, Benjamin Bridges, zuständig. Kennt sich also in der Materie Wein aus und kennt auch viele, viele Leute hier, wie sich schnell zeigen sollte.

Erster Halt war, mehr oder weniger nebenan, der Lightfood & Wolfville Wineyard. Ein schon eher an große amerikanische, eher auf Events und größere Gruppen ausgelegtes Unternehmen, welches aber auch in der Region einen guten Namen hat.

Und das nicht nur für den Wein, sondern auch für das Essen. Wobei wir uns zuerst mal um das Thema der Tour kümmerten und jeder einen Flight bestellten.

Dazu dann Mittagessen, das wir selber bezahlt haben. Entschieden haben wir uns für eine gerade von den Locals gerne gegessene Fastfood-Variante einer Pizza mit Knoblauchcreme: Garlic Fingers.

Jens hatte dagegen eine Charcuterie – beides auf jeden Fall sehr lecker.

Ryan erzählte dabei etwas über das Weingut und die Region hier. Und noch über die eine oder andere Sache – mit ihm kommt man eigentlich sehr gut und schnell ins Gespräch. Mit dem Rest aus dem Tasting-Flight in der Hand ging es dann noch kurz durch die Weinreben direkt vor dem großen Gebäude.

Pizza wird hier übrigens in einem extra dafür angefertigten Ofen zubereitet.

Auch der Shop zeigt: Hier wurde beim Bau groß gedacht. Wie man halt so sagt: Um ein kleines Vermögen mit Wein zu erwirtschaften, muss man ein großes Vermögen investieren. Das wurde hier offensichtlich gemacht.

Der nächste Stopp war dann so etwa wie eine Broadway-Show gegenüber einer kleinen Off-Off-Broadway-Show: Panter´s Ridge.

Dieses eher kleine und familiärer geführte Weingut wurde von einem Paar geführt, was eigentlich nur aus Hobby-Gründen nach der Pensionierung eine Beschäftigung haben wollte. Dabei ist ihnen dieses Gelände mit einer großen Scheune aufgefallen und seitdem wird hier ein kleines, aber feines Weingut entwickelt.

Hier haben wir eine eigene Führung bekommen, leider aber den Namen unseres Guides vergessen. Er war aber super nett, zeigte uns mehr oder weniger alles und nahm auch kein Blatt vor den Mund, was die Vor- und Nachteile der Weine aus Nova Scotia angeht.

Die gesamte technische Ausrüstung kommt übrigens aus Deutschland.

Quasi als Bonus haben wir noch ein paar Empfehlungen für Toronto bekommen und waren schon kurz davor in das Thema „Whisky“ abzudriften, als es langsam Zeit wurde. Also nicht für uns, aber für die nächste Führung.

Wir standen noch kurz im Weinkeller und fachsimpelten über die Art, wie man ein Weingut führen sollte und kann, als wir auf dieses Fass aufmerksam gemacht wurden:

Bei einer der letzten Weintouren hier war ein Paar, wo der Herr ein Fass hier gekauft hat (kostet etwa 1.500 kanadische Dollar) und es seiner Freundin zeigen wollte. Und als sie es dann gesehen hat, kniete er vor ihr und … auf jeden Fall gehört das Fass jetzt beiden. Und unser Guide fand das so romantisch, dass ihm sogar eine Träne aus den Augen gekullert ist.

Wir lagen sehr gut in der Zeit und Ryan schlug dann vor, dass wir doch noch kurz nebenan (ernst gemeint, es handelte sich wirklich um den Vineyard nebenan!) vorbei schauen könnten. Er wollte sich, wenn er schon einmal hier in der Nähe ist, eine Flasche Rotwein kaufen. Und vielleicht wäre ja die Inhaberin da, die wäre ganz nett.

Melanie war dann auch da, ihr und ihrem Ehemann Jake Eelman gehört dieses Nano-Weingut, was sich auf einige Weine und Ciders spezialisiert hat.

Und wenn man schon einmal hier ist: Dann probieren wir das doch gerne mal. Eine Besonderheit ist, neben relativ normalen Weinen und Ciders, dass Melanie auch etwas experimenteller unterwegs ist und Weine mit Cider mischt. Meike hatte daher einen Cider mit Sangria und Jens eine Cider mit Hopfen und Weißwein.

Sehr spannende und kreative Idee. Sicher nicht für jedermann gemacht, aber wer das Besondere schätzt, der wird so etwas zumindest mal ausprobieren.

Mit Melanie hätten wir noch länger quatschen können, aber irgendwann meinte Ryan, dass wir dann doch langsam los müssten. Immerhin stände noch ein Weingut auf dem Programm. Und da wüsste er aus Erfahrung, dass das gut werden sollte: Es ging nämlich zu seinem ehemaligen Arbeitgeber.

Hier kannte er so ziemlich jeden, der uns begegnet ist. Und natürlich auch unsere Guide, die uns einen Sekt, einen Riesling und den mehr oder weniger den Top Seller Nova 7. Ein Weingetränk mit nur knapp über 5 Prozent.

Der Riesling war dann auch Thema einer etwas längeren Diskussion über den Unterschied zwischen deutschem Riesling (der hier geltenden Meinung muss der Riesling süß sein) und denen aus Nordamerika. Wir haben hier versucht die Unterschiede zwischen „Spätlese“, „Auslese“ und „Beerenlese“ zu erklären und danach so diplomatisch wie irgend möglich zu sagen, dass der richtige Mosel-Riesling eigentlich eher trockener sein sollte. Zumindest für unseren Geschmack, der immer noch Pre-Klimawandel geprägt ist.

Hoffentlich ist das einigermaßen strukturiert rüber gekommen, denn inzwischen hatten wir schon einige Getränke intus. Zum Abschluss ging es dann noch einmal in die Weinreben, wo wir uns dann von unserer Führerin verabschiedeten und uns dann noch kurz für ein Extra-Glas anstellten.

Das Weingut Benjamin Bridges liegt in einem Tal mit einem sehr speziellen Mikroklima, weswegen hier auch ein paar andere Dinge gemacht werden können. Waren es bislang eher die für das nord-amerikanische Klima angebauten Hybrid-Trauben, die hier angepflanzt wurden, so wechselt es langsam zu alten Trauben wie Pinot Noir. Auch finden hier Dinge wie die Zement-Fässern Verwendung.

Alles in allem ein sehr spannendes Weingut. Wie eigentlich alle ausgesuchten Weingüter alle ihre Eigenheiten und Alleinstellungsmerkmale hatten.

Von hier aus ging es dann zurück zum Inn, wo wir uns dann von Ryan verabschieden mussten. Eine sehr angenehme Tour, ein sehr angenehmer und kundiger Guide sowie eine spannende, wenn auch noch in der Entwicklung befindliche Weinregion hier.

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