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Frühstück mit Begleitung

Nachdem wir den letzten Abend etwas länger unterwegs waren, war das Aufstehen heute daher etwas schwieriger. Nichtsdestotrotz musste es sein, denn wir hatten um 8 Uhr früh ein Treffen. Passenderweise ging es aber direkt zu einem Kaffeestand, was dem allgemeinen Aufmerksamkeits-Level sehr zu Gute kam.

Warum wir uns so früh getroffen haben? Weil wir eine Food-Tour gebucht haben! Genauer gesagt eine Tour über den gerade geöffneten St. Lawrance Market, einem der Hauptmärkte Torontos. Gebucht haben wir die Tour bei einem Unternehmen namens „Culinary Adventure Co.„, wo wir schon 2014 eine Tour durch das Baldwin Village gebucht hatten. Und sehr zufrieden waren, denn gerade der damalige Guide Chef Scott Savoie war uns bestens in Erinnerung geblieben. Leider mussten wir feststellen, dass Chef Scott im Januar 2021 überraschend gestorben war. Das Unternehmen musste daraufhin neu aufgebaut werden, was der Gründer Kevin Durkee auch trotz einiger Hürden geschafft hat. Unsere beiden Guides (eine war quasi in der Ausbildung) Kaitlin und Taylor fanden es auf jeden Fall super, dass wir 8 Jahre nach der ersten Tour wieder eine bei ihnen gebucht haben. Und, soviel sei gesagt, wir werden hoffentlich nicht wieder 8 Jahre warten.

Der Markt existiert in der einen oder anderen Form bereits seit 1803, wurde allerdings zum Beispiel 1949 durch einen Brand zerstört. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts befand sich hier auch das Rathaus Torontos und auch heute noch befinden sich einige städtische Behörden in der obersten Etage. Unten dagegen: Essen! Und sehr viele, sehr traditionelle Marktstände, die uns Kaitlin und Taylor jetzt näherbringen wollen.

Ach so: Da sich niemand anders angemeldet hatte, wurde die Tour also quasi als Privat-Tour durchgeführt. Das Verhältnis zwischen Gast und Guide war 1:1 – sowas hatten wir noch nie.

Die Stände machten gerade alle auf, räumten ihre Auslagen ein und bedienten auch schon die ersten Kunden. Und auch wir sollten jetzt die ersten Proben bekommen, immerhin war dies ja eine Food Tour.

Und es handelte sich gleich um ein Gericht, was überregional Bekanntheit erlangt hat (zum Beispiel durch Anthony Bourdain): Das Peameal Bacon Sandwich von der Carousel Bakery.

Ein leichtes Brioche Brötchen, mit Maple Syrup glasierte „Peameal Bacon“ (abgehangene Schweinelende in Maismehl gewälzt) und Ei. Keine leichte Kost aber nach gestern auch wirklich sehr, sehr angebracht.

Während wir also unseren Kalorien- und Fettbedarf für den Tag deckten, erzählten unsere Guides über die Geschichte der Läden hier, dem Markt generell und garnierten das Ganze mit der einen oder anderen Anekdote. So machen Food Touren Spaß, denn man merkte beiden an, dass sie ebenfalls Spaß hatten. Erst recht, weil wir auch die eine oder andere Erfahrung von unseren Reisen erzählen konnten und so ein spannender Austausch stattfand. Kaitlin hat auch deutsche Wurzeln und eine Vorliebe für Sauerkraut, insofern konnte man sogar umsetzbare Ratschläge für das Rheinland anbringen.

Aber noch waren wir alle 4 ja in Toronto und jeder Markt der was auf sich hält, hat „den einen“ Fischstand, der schon immer da war. Und der einfach gut ist.

Hier nimmt diese Rolle „Mike´s Fish Market“ ein.

Neben super aussehenden Filets, Loins und ganzen Fischen gibt es hier selber marinierten Lachs – eines der Aushängeschilder des Geschäfts.

Und auch Oystern. Waren ja auch erst knappe 36 Stunden nachdem wir die letzten in Halifax hatten …

Für uns wurde ein kleines Tasting-Set zusammengestellt – gerade die PEI Oyster war vorzüglich, wenn auch etwas flach im Geschmack. Aber immer noch absolute Top-Qualität und wenn wir nicht die 2 Wochen vorher quasi im Oyster-Himmel gewesen wären, es wäre uns vermutlich nicht aufgefallen.

Beim Lachs gab es zwei verschieden eingelegte Varianten, die etwas natürlichere war unser Favourit.

Danach quatschen wir, auch wenn dies den Zeitplan etwas durcheinander brachte, mit dem Chef des Ladens über Fischqualität, Fangquoten und Nachhaltigkeit. Sehr angenehmes Gespräch und wieder ein Beispiel, dass der Wunsch nach gutem Essen verbindet.

Apropos „Gutes Essen“: Nächster Halt war der Stand der italienischen Familie Aricci: Ponesse Foods.

Laut, hektisch und freundlich, so wie wir Italiener eben kennen. Und neben den vorzüglichen Beeren (von denen wir, da wir eben die einzigen Gäste der Tour waren die gesamte Schale bekamen) gab es auch noch Bananen gratis. Weil wir „Tedeschi“ sind …

Auf dem Markt merkt man eben auch, dass Kanada ein Einwandererland ist. Nächstes Beispiel: Senf von polnischen Auswanderern.

Hier gab es für uns 2 Gläser Senf, die ihren Weg zurück nach Deutschland fanden und zur Veredelung einiger Gerichte ihre Verwendung finden.

Weitere ost-europäische Läden fanden sich dann auch im Untergeschoß, wobei hier noch weniger los war als oben. Da es hier aber auch viele fertige Gerichte gab, findet vermutlich das Hauptgeschäft zur Mittagspause oder zum Feierabend statt.

Wir hatten weder Mittagspause noch Feierabend: Es war Zeit für Schokolade!

Der Stand heißt Chocosol und ist ein sehr sozial eingestelltes Unternehmen, was sich auf „artisanal dark chocolate“ spezialisiert hat. Hier gab es zuerst 2 sehr kräftige Schokoladen-Getränke und etwas Bruchschokolade. Gefolgt von einer etwas schärferen Chili-Schokolade namens „Fife Chili Bomba“. Jens konnte sich natürlich nicht zurückhalten, gut dass unsere Guides was Wasser dabei hatte.

Aber sagenhafte Qualität und auch hier gab es ein Geschenk, was bis nach Köln transportiert wurde.

Zum Abschluss: Pasteis de Nata. Die waren für Kaitlin ein Grund nach Portugal zu fliegen, dort sind sie nämlich knapp hinter einer Religion einzuordnen.

Leichter Blätterteig außen herum, schöner Pudding in der Mitte und etwas karamellisiert oben: Wunderbar. Und überaus mächtig, weswegen dies auch der letzte Halt der Tour war.

Über die Haupthalle ging es dann wieder raus.

Und dort verabschiedeten wir uns von unseren beiden total sympathischen und unterhaltsamen Guides. Eine klare Empfehlung für jeden, der sich auch nur ein bisschen für das Thema „Essen“ begeistern kann oder einfach nur 2 unterhaltsame und gut geplante Stunden verbringen möchte. Ach so: Zwischendurch gab es noch ein Käsetasting (der Inhaber Kevin Durkee veredelt Käse selber und vertreibt diesen auch) und ein paar Charculterie. Davon gab es aber kein Foto, irgendwie hatten wir da was anderes zu tun.

Nochmal: Wunderbare Tour, wunderbare Gastgeber – beim nächsten Besuch in Toronto muss schon einiges dazwischen kommen, dass wir nicht wieder eine Tour buchen.

Und das schöne an dieser konkreten Tour: Es war 10 Uhr, wir waren angenehm gesättigt und hatten den ganzen Tag noch vor uns!

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