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Restaurant Fhior Edinburgh

Um uns auf unsere Woche Sprachschule richtig einzustimmen, haben wir für den Sonntag-Abend uns ein kulinarisches Highlight gegönnt. Dabei sind wir von unserer sonstigen Destination Martin Wishart abgewichen und stattdessen ein relativ neues und sehr gehyptes Restaurant ausgewählt: Das Fhior!

Das Restaurant liegt an der Broughton Street im Osten der Stadt, ein paar Ecken von der Leith Street entfernt, auf der schon die Verlängerung der Straßenbahn in Richtung Leith und Newhaven ihre Schatten voraus wirft.

In einem kleine Haus, recht unscheinbar, dann der Eingang. Wir sind fast daran vorbei gelaufen, aber die moderne Technik hilft dann doch hier und da.

Das Restaurant wurde vom Ehepaar Laura und Scott Smith 2018 eröffnet und fokussiert sich auf schottische Produkte. Es wird aber nicht so richtig auf die vor allem in Nordamerika verbreitete „100-mile“-Regel gesetzt, stattdessen geht es eher darum, dass man dem Gast erzählen kann, wo das Essen her kommt und warum man sich für den Anbieter entschieden hat.

Im sehr nordisch eingerichteten Restaurant (warum wir kein Foto davon gemacht haben, wissen wir leider nicht mehr). Aber auf jeden Fall ging es gleich mit 2 Grüßen aus der Küche los: Gemüse mit einer sehr dicken Creme und Schnittlauch-Öl darauf sowie einer kleinen Teigtasche mit Pilzen.

Handwerklich hochwertig, was auch den einen Michelin-Stern mehr als rechtfertigt. Dazu ein sehr netter und unaufgeregter Service mit einer französischen Weinbegleitung – uns ging es sehr gut!

Der erste Gang des Menus waren Jakobsmuscheln mit wildem Knoblauch.

Wahnsinns Qualität der Muscheln und sehr dezent durch den Knoblauch begleitet, wobei man den Eigengeschmack der Muscheln im Vordergrund lies. Sehr, sehr gut!

Zweiter Gang war dann rote Beete (die irgendwie in allen Gourmet-Restaurants der Welt angesagt ist) und Brunnenkresse. Das geräucherte Eigelb war etwas zu stark im Gegensatz zu der Beete, aber ansonsten auch ein guter Gang. Aber nicht die Klasse der Jakobsmuscheln.

Krabbe, Stachelbeere und Petersilie waren die Komponenten des dritten Gangs.

Etwas puristisch und die Krabbe war etwas mild und irgendwie uninteressant. Aber auch hier sehr fein gearbeitet, sehr gut dimensioniert und kulinarisch gut gemacht.

Der vierte Gang mit Sellerie, Knollensellerie und Pfeffer war da schon spannender, denn wir mögen ja diese „Viele Varianten einer Zutat“-Gänge, weil sie wieder handwerklich zeigen, was die Küche so kann und genau gearbeitet werden müssen, damit die verschiedenen Konsistenzen funktionieren. Taten sie hier, denn der Knollensellerie war sehr gut zubereitet, der Pfeffer brachte noch einen kleinen Kick dazu.

Dann ein Highlight: Cod, geräucherte Brühe und Sauerkraut. Klingt komisch, passte aber hervorragend! Der Fisch war sagenhaft zubereitet, die Brühe nicht zu rauchig und das Sauerkraut recht mild und ergänzend zum Fisch.

Hier mussten wir Brot nachordern, weil wir die Sauce auftunken wollten …

Danach ein etwas verkopfter Gang mit Schweinebauch, Kirschblüten und Frühlingszwiebeln. Letztere ein wenig zu sehr gekocht, der Schweinebauch etwas zu mild und auch sonst war zu viel auf dem Teller. Einzig die gepoppte Schwarte war eine angenehme Ergänzung.

Dann aber kam mit dem Hauptgang wieder ein Knaller: Lamm, Meereskräuter (keine Ahnung welche, das waren gälische Namen!) und Gurke. Das Lamm von herausragender Qualität und die Komposition von Gurke mit den Kräutern war ein Gedicht.

Sagenhaft. Ein Wein aus der Weinbegleitung ist uns hier auch in Erinnerung geblieben, nämlich der Clos du Jagueryon 2017, den es hierzu gab. Ein für ein Bordeaux recht leichter Rotwein, der wunderbar mit der Säure im Sud und der Gurke harmonierte.

Für uns überraschend wurde uns noch ein weiterer Gang mit den Worten „Sagt mal, wie ihr das findet“ vom Chef überbracht. Wir hatten anscheinend mal wieder so viel gequasselt, dass man glaubte, dass wir Ahnung von Essen haben. Die neue Kreation des Kochs war ein Schweinerippe mit sehr asiatischem Einfluss, viel Soja-Lack und kräftigen Gewürzen. Aber die Präsentation war der Hammer und auch die Qualität des Fleisches ein Traum (kommt von der anderen Seite des Firth of Fourth von einer kleinen Schweinefarm).

Sehr cool und natürlich fühlten wir uns hier sehr „gebauchpinselt“, dass man so viel Vertrauen in unsere Meinung setzt.

Übergang zum Nachtisch war eine kleine Tarte aus Käse und Pickled Onion. Puristisch, sehr französisch und überaus passend nach dem Fleisch-Gang.

Erdbeere, Buchweizen und Holunderblüten – was muss man mehr sagen. Von der Präsentation her eher einfach, aber sagenhaft lecker! Dazu auch interessanterweise ein Gewürztraminer und kein Süßwein, was auch so ein neuer Trend ist. Aber hier passte er sehr gut.

Abschluss dann eine gute Eis-Portion mit Erdbeeren, Fenchel und Rapsöl.

Wieder ein kreativer Gang und genau das ist uns auch nachhaltig in Erinnerung geblieben vom gesamten Menu: Es wechselte zwischen traditionelle französische Gänge, Gängen mit Fokus auf dem schottischen Produkt und kreativen Gängen. Und das auf einem handwerklich hohen Niveau.

Wunderbar! Hier waren wir nicht zum letzten Mal, denn das war schon sehr, sehr gut!

Und der Whisky danach war, obwohl die Auswahl überraschend dünn war, angemessen um so einen Abend zu beenden.

Danach zurück zum Hotel, denn morgen geht es ja wieder in die Schule.

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