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prism Berlin

Nach unser Ankunft in Berlin hatten wir uns für den Abend, bevor wir die Verwandtschaft sehen würden, einen Gourmet-Abend gegönnt.

Berlin ist ja auch was die gehobene Gastronomie angeht eines der Zentren in Deutschland. 2023 beherbergte Berlin 24 Restaurants mit mindestens einem Stern und eines davon liegt im nicht ganz so modern wirkenden, aus sehr vielen Gebäuden der Gründerzeit bestehenden Charlottenburg: Das Restaurant prism.

Der Guide Michelin schreibt dazu: In seinen levantinisch inspirierten Gerichten kombiniert Patron Gal Ben Moshe seine israelische Heimat mit modernem europäischem Stil. So entstehen interessante kontrastreiche Speisen aus hervorragenden Produkten. Überzeugend sind hier sowohl die tolle geschmackliche Vielfalt als auch eine ganz persönliche Note, die man sonst nirgends bekommt. Harmonisch begleitet wird das Ganze von den trefflichen Weinempfehlungen der ausgesprochen freundlichen Gastgeberin und ausgezeichneten Sommelière Jacqueline Lorenz. Unter den 230 Positionen finden sich u. a. auch schöne Weine aus Israel, Syrien, dem Libanon, …

All das hat uns interessiert und so haben wir einen Tisch online reserviert und traten am frühen Abend in einen eher spartanischen und schlicht eingerichteten Gastraum, wo nur ein weiterer Tisch in einem kleinen Nebenraum belegt war. Alles etwas kalt und etwas … zu modern für uns.

Das änderte sich aber bei dem hervorragenden, stets freundlichen und immer aufmerksamen Service, der kurz danach in Aktion trat. Schnell haben wir uns für ein Menu entschieden und auch die oben genannten Weine aus der Nahost-Region wollten wir probieren. Also auch eine Weinbegleitung mit, soviel seit verraten, hervorragenden Empfehlungen von Sommelière Jacqueline Lorenz.

Und bei den Grüßen aus der Küche wurde direkt das große Kaliber aufgefahren: Ein Chip mit Dill und einer Fruchtcreme.

Zwei Pralinen mit orientalischen Gewürzen (genauer leider nicht notiert).

Kräftig marinierter Hamachi auf Shiso mit Veilchen und Puffreis.

Tatar, Ei, Kaviar – dekadent, vollmundig und super, wenn man alles in einem Happs in den Mund bekam. Was uns gelang. Einfach herrlich!

Die weiteren beiden Grüße aus der Küche (ja, so viele waren es!) haben wir leider auch nicht notiert. Was uns aber in Erinnerung geblieben ist, ist die feine Arbeit und der erfolgreiche Versuch immer wenige Aromen herauszuarbeiten.

Und sowas wie Blätterteig wurde verarbeitet – eher selten bei einer Vorspeise.

Dann ging das eigentliche Menü los und bei jedem Wein gab es auch mindestens eine Geschichte zum Weingut, zum Winzer oder zur Philosophie zu Besten. Meistens sogar mehrere zu allem.

Hier zum Beispiel der Sept aus dem Libanon, ein Weingut eines ehemaligen Finanzberaters namens Maher Harb, der 2016 erst seinen ersten Jahrgang an den Start brachte. Alle Weine sind spontan vergoren haben aber nicht diesen Fehlton, den viele „Naturweine“ haben und der uns eher abschreckt. Außerdem sucht er alte Reben, die in der Region eigentlich nur noch zu Arak destilliert werden und kreiert daraus wunderbar runde Weine.

Als erstes: Bonito mit Sharonfrucht und Kaffee. Eine sehr ungewöhnliche Kombination, durch die der Fisch eher im Geschmack untergeht, aber doch durch das Fett wiederum sehr viel im Mund bewirkt. Spannende Kombination!

Zweiter Gang ist Malfouf, also eine libanesische Kohlroulade bestehend aus Weißkohl, Hack, Reis und … sagen wir mal: einem Hauch von Knoblauch! Das kennen wir ja von unserem libanesischen Cremes-Händler auf dem Wochenmarkt in Bergisch-Gladbach. Da merkt man ja auch immer, wer am Stand war und wer was probiert hat. Auf 15 Meter Entfernung.

Dazu eine Zwiebel-Consommé und, wir sind ja in der Sterne-Gastro, Trüffel!

Ein richtiges Soul Food Gericht – sehr einfach wirkend und gerade deswegen auch super lecker. Gerade wenn es draußen dunkler und regnerischer ist, funktioniert das für uns sehr gut!

Weintechnisch bleiben wir ebenfalls im Libanon mit einem Ksara Chardonnay 2017. Auch hier ein paar Geschichten und vor allem eine begeisternde Präsentation des Weines – so macht eine Weinbegleitung Spass.

Genauer gesagt machte das ganze Essen Spass, denn egal ob es beim Servieren war, beim Abräumen oder dazwischen: Alle super freundlich, immer, wenn es die Situation ergab, zu einem kurzen Gespräch aufgelegt und niemals hektisch. Und das obwohl sich das Restaurant inzwischen komplett gefüllt hatte.

Wir bleiben im Libanon, allerdings mit einem Zusatz, der oftmals sehr konträr gesehen wird: Libanesischer Hummer mit Herzbries und Ziegenkäse.

Spannend, vollmundig und da das Bries sehr gut zubereitet war, ein echter Knaller!

Ein Knaller im Glas war dann auch der folgende Rotwein, den es zum Hauptgang gab.

Ein 2019er Yaacov Oryah „The human touch“.

Ein koscherer Wein aus dem Bergland in Judäa in Israel. Hier gab es dann auch noch eine kurze Anekdote zum Vater des derzeitigen Winzers und seinen Ansichten, wie Wein zu machen sein. Spannend auch die Auswahl der Trauben für den Cuveé, die doch eher auf eine französische Art der Weinproduktion deuten lassen.

Generell aber ein super schöner Wein, der zum nicht weniger beeindruckenden Zackenbarsch mit Verjus genau richtig war.

Jens freute sich ein Loch in den Bauch (der langsam schon recht voll war) über die krosse und mit einer XO Sauce eingepinselten Haut. Bekommt man ja leider auch nicht immer, selbst auf diesem Niveau.

Zeit für den Hauptgang, der eher wie ein Nachtisch aussieht. Ach so, Handwerklich war das hier natürlich auch dem Stern äußerst angemessen auch wen es teilweise eher in die Richtung hochwertiger Hausmannskost ging. Aber das passte super zum gesamten Stil und beim Hauptgang wurde dann wieder das Handwerk in den Vordergrund gestellt.

Es gab ein Rib Eye (also die Essenz davon mit ein paar Fasern) vom alten Txogitxu Rind mit Karotten und gelben Datteln.

Sehr lecker, wenn auch der Eindruck vom Barsch stärker war. Für 50 Euro mehr hätte man hier auch Kagoshima Wagyu ordern können, aber wir sind da ja durch die Japan-Urlaube was anderes gewöhnt und scheuen den Preis in Europa dann doch schon.

Zeit für den Nachtisch zu dem es einen israelischen Likörwein, genauer einen Vermouth, gab.

Und der Nachtisch war wieder eine ähnlich spannende Kombination wie oft im Menü: Mandeln, Mandarine, etwas weiße Schokolade und Olivenöl.

Klingt komisch, war aber sehr passend. Auch wenn die Mandarine etwas säuerlich war und so beim Olivenöl etwas komisch im Mund war. Aber sehr kreativ und ein gelungener Abschluss.

Wobei: Morgen würde es ja nicht so früh rausgehen, also ging noch ein Absacker. Und wenn man schonmal an der Quelle sitzt …

Ein Arak, also einen Anisschnaps, für Meike und ein Erdbeeren-Brand für Jens. Beides sehr passend zum Kaffee und als Abschluss des Essens.

Wir waren begeistert. Beim rausgehen wurden noch ein paar Geschichten und Anekdoten (unter anderem über die Trinkgeldkultur in Israel, dem Libanon, Jordanien und Deutschland) ausgetauscht. Und wir haben uns zu dem Zeitpunkt schon entschieden, dass das prism einen erneuten Besuch verdient hat. In Berlin haben wir zwar noch andere Restaurants, zu denen wir auch schon immer mal gehen wollten, aber hier kann man auf jeden Fall mehr oder weniger blind buchen.

So angenehm unterhalten, gesättigt und zufrieden mit unserer Wahl ging es durch die Nacht zurück ins Hotel.

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