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Restaurant Kong Hans Kælder, Kopenhagen

Nun also das nächste kulinarische Highlight dieses Urlaubs: Ein Besuch im 2-Sterne Restaurant Kong Hans kælder oder kurz Kong Hans genannt. In der Nähe der zentralen Bahnstation Kongens Nytorv in einem ehemaligen, denkmalgeschützten Kaufmannshof aus dem 15. Jahrhundert gelegen, wurden wir die letzten Tage jedes Mal, wenn wir unsere Besuch hier erwähnt hatten, mit Worten wie „Das wird super – das wird euch sicher gefallen!“ darauf vorbereitet. Ein bisschen hatten wir auch Sorge, dass diese Vorschusslorbeeren zu viel sein könnten, aber so richtig schlecht würde es schon nicht werden. Dachten wir.

Wurde es auch nicht einmal im Entferntesten …

Das Kong Hans wurde 1976 eröffnet und war das erste französische Gourmet-Restaurant Kopenhagens und von 1983 bis 2014 hatte das Restaurant einen Michelin Stern. Dies war neben anderen Gründen auch dem Küchenstil zuzurechnen, denn der damalige Chef fing an mit einer Art Paläo-Küche ohne Brot und Zucker zu experimentieren. Das war seiner Zeit voraus und entsprach nicht dem Geschmack des roten Buches und so verlor das Restaurant seinen Stern.

Als dies passierte war das für die Dänen quasi so, als ob „ihr“ Traditionshaus schlechthin gescheitert wäre. Der Küchenchef wurde gewechselt und der damals 30-jährige Mark Lundgaard versuchte den verlorenen Stern wieder zu erlangen. Dabei setze er wieder auf eine traditionelle französische Küche mit nordischen Einflüssen. Wie es halt auch ein Trend damals war. Diese „Jagd“ wurde auch in einem Dokumentarfilm namens „Restaurant Kong Hans – Drømmen om stjernerne“ festgehalten und endete damit, dass, der den damals bei seiner Jagd nach dem verlorenen Michelin-Stern zeigt.

2016 erhielt das Kong Hans dann wieder einen Stern und seit 2 Jahren hat es sogar 2 Sterne.

Also rein ins Abenteuer, was im sehr angenehm temperierten und hellen Gewölbekeller für uns bereit stand.

Der Service, soviel merkte man sehr schnell, ist recht jung und hoch professionell. Am Anfang hatten wir noch ein wenig das Gefühl, dass hier die Nase doch schon sehr hoch getragen wird (Erinnerungen an einen Restaurantbesuch in Refrath kamen hoch – ist ein Insider), aber ziemlich schnell fanden wir einen Draht zu den jeweiligen Kellnerinnen und Kellner.

Natürlich beginnt man ein solches Menu mit etwas Blubber-Saft.

Und bei der Präsentation des Menüs waren wir schon hin uns weg – das hatte schon Stil!

Es gibt drei Weinbegleitungen, eine Renaissance-Begleitung mit „normalen“ Weinen, eine Prestige- und eine Extravagance-Begleitung, wobei letztere mit knapp 1000 Euro pro Person zuschlägen würde.

So viel Ahnung haben wir dann doch nicht von Wein, also beließen wir es einmal bei der Renaissance und einmal beim Prestige, um möglichst viele Weine probieren zu können.

Was folgte war ein Festival an Grüßen aus der Küche – es kam immer wieder kleine Teller, Tassen und Töpfe. Ein kleiner Happen filigraner als der vorherige und immer super schön präsentiert.

Zuerst einmal einfach nur eine Auster mit Limonen-Öl und Meerrettich.

Präsentation, so viel wussten wir jetzt schon, hat hier einen hohen Stellenwert.

Lachs, Limette und Piment d´Espelette, sehr schön in einer kleinen Teigrolle.

Schrimps, Toast Melba und Pico de Gallo.

Und dann der Signature-Gruß des Hauses: Wachtelei mit Rossini Black Label Kaviar.

Eine kleine Tarte mit eingelegten Zwiebeln, Oliven und Anchovis.

Gänseleber mit Aprikosen-Creme und Majoran.

Brot, Comte und Trüffel – komponenten-technisch nah an dem ersten Gruß im Tantris letztes Jahr.

Und eine Praline aus Froschschenkel mit Knoblauch und Petersilie.

Was für ein fulminanter Start in ein Menu! Wir kamen so richtig in einen Rhythmus aus „Teller bekommen – Erklärung hören – Foto machen – Genießen – Kurz darüber reden“, der sich mehrfach wiederholte.

Und die Grüße machten genau das, was sie machen sollten: Den Magen anregen und auf das Menü einstimmen. Was waren wir eingestimmt …

Amuse Bouce war eine provencalische Sauce mit Herzmuschel und Saffran.

Bei dem warmen Wetter etwas zu warm, aber leicht und an Süd-Frankreich erinnernd. Sehr schön.

Die Nachbartische füllten sich zusehends und der Service lief langsam auf Hochtouren. Spannend war zu sehen, dass die Angestellten eine Art Einbahnstraße hatten und immer genau in einer Richtung zwischen den Tischen und den Säulen des Speiseraumes liefen. Machte die Sache auch einfacher und vermeidet Engpässe. Nur wenn Gäste, die das nicht wussten, entgegen der Laufrichtung auftauchten, wurde es manchmal etwas knapper. Wobei in der Regel, sobald ein Gast aufstand, sowieso niemand da vorbei geht, sondern alles in Habacht-Stellung wartet und im Zweifelsfall den Weg zur Toilette weist.

Dann begann auch schon der Hauptteil des Meüs mit einem sehr festen und schmackhaften Steinbutt, Pilzen und einem wunderbaren Sud mit Erbsen. Und Kaviar, denn … muss wohl so sein.

Wie so oft fanden wir den Kaviar tatsächlich überflüssig, denn der Rest war von sich aus so lecker, dass wir am Ende mit dem Brot und/oder den Fingern die Soßenreste vom Teller kratzten.

Dann ein etwas modernerer Gang mit hauchdünnen Spargelscheiben, einer Veloute und einer Soja-Limetten-Emulsion.

Das war tatsächlich etwas zu kreativ für uns. Alles lecker und der super dünne Spargel hatte sogar noch etwas Biß und einen sehr, sehr dezenten Spargel-Geschmack. Aber mit der Emulsion war das irgendwie unrunder als die vorherigen Gänge. Die aber, das muss man fairerweise sagen, absolute Hochkunst für uns waren und daher war die Fallhöhe natürlich auch da.

Korrektur des Eindrucks direkt beim nächsten Gang, der direkt aus dem Himmel zu kommen schien: Ein Raviolo mit Langoustinen-Ragout, ein Langoustino, Tomaten und eine Bisque für die wir töten würden.

Man sagt ja oft, dass man ein gutes Restaurant an den Soßen erkennen kann. Die Soßen heute waren durch die Bank weg der Hammer!

Dann ein Gang, bei dem Jens zuerst skeptisch war, denn es wurden eine gefüllte Morchel mit grünem Spargel und einer Vin Jaune angekündigt.

In der Morchel war Hähnchen eingepackt und die Morchel selber war recht fest von der Textur her, sodass auch Jens hier herzhaft essen konnte. Auch wieder eine sagenhafte Sauce.

Zu dem Zeitpunkt war der Service schon etwas entspannter und man konnte hier und da auch ein bisschen quatschen beziehungsweise die Gerichte etwas genauer erklären lassen. An den anderen Tischen war die Stimmung ebenfalls sehr gut, es wurde überall gelacht und geschlemmt – genau so, wie es sein soll.

Zum Hauptgang wurde wieder ein Brettchen neben dem Tisch aufgebaut und, fast wie beim Herrn Escoffier in seinem Wälzer beschrieben, klassisch französisch ein Sarkophag fein zerteilt. Wobei das am Anfang nicht so richtig funktioniert hat, was den Kellner ein wenig ins Schwitzen brachte.

Am Ende lag aber ein wunderschönes Stück Rehbock mit einer schönen Sauce auf unseren Tellern.

Begleitet von einem, fast schon an Bistro-Küche erinnernden, Salat mit Kräutern und Nüssen sowie einer leichten Sahnesauce, den man als Fingerfood dazu essen konnte.

Wir waren einfach glücklich. Die vielen Vorschusslorbeeren waren gerechtfertigt, denn hier wird klassische französische Küche mit ein paar dänischen Einflüssen gemischt und zelebriert.

Und war darf hier nicht fehlen? Nein, nicht der Dessert-Wagen, der sollte später kommen.

Natürlich der Käsewagen!

Jens konnte sich hier natürlich nicht zurückhalten und Meike schnorrte sich ein Glas Süßwein dazu, um nicht auf dem Trockenen zu sitzen, während Jens die französischen Käse und die Beilagen entdeckte und verspeiste.

Tatsächlich war der Rotschmier, sonst eigentlich nicht so ein Liebling für Jens, der Gewinner des Abends – mild aber dennoch lang im Geschmack.

Dann war aber Zeit für die Nachtische. Ja, Plural! Ein Granite aus Stachelbeeren mit einer Rharbarbersauce.

Dazu dann, im gleichen Stil wie die ersten Teller des Abends übrigens, ein schönen Espresso.

Und noch einmal Kaviar – warum auch nicht mal in einem Nachtisch – mit einer Milcheiscreme und Öl.

Und zuletzt begaben wir uns in die Hände der „Queen of the dessert cart“, wie sie uns vorgestellt wurde. Eine Amerikanerin, deren Namen wir leider vergessen haben, die uns super freundlich und sehr detailversessen die vielen, vielen kleinen Nachtische erläuterte.

Von Madelaines über kleine Pralinen bis zu einer kleinen Beerentarte war alles dabei. Alles!

Sagenhafter Abschluss und, wir mögen ja wenn in einem Menu beispielsweise das Ende einen Bezug zum Anfang hat, eine ähnliche Bandbreite wie die Grüße aus der Küche.

Überhaupt war das einfach ein sehr runder Abend. Der Service war, trotz anfänglicher Distanziertheit, am Ende richtig herzlich und hat auch teils persönliche Geschichten erzählt. Die Gänge waren, mit der Ausnahme des Spargels, alle hochwertig und sehr klassisch und trotzdem irgendwie auch immer mit einem etwas moderneren Kniff. Die Produktqualität gerade bei den Zutaten aus dem Meer, waren der Hammer.

Was für ein Abend – wir waren glücklich, dass wir uns bei der Auswahl an Gourmet-Restaurants in Kopenhagen genau für dieses hier entschieden haben. Und können es jedem empfehlen, der diese Art von Restaurant-Erlebnis schätzt.

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