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Restaurant The Pescatarian, Kopenhagen

Für den letzten Abend in Kopenhagen haben wir uns noch einmal was spannendes ausgesucht. Und um da hin zu kommen, ging es mit der Metro von Gammel Strand (toller Name übrigens!) in Richtung Nord-Ost mit den uns bislang unbekannten Linien M4 oder M3.

Wieder ein sehr angenehmer Takt, der hier gefahren wird und so waren wir kurz danach an der Haltestelle „Marmorkirken“.

Und konnten von dort aus einen kleine Spaziergang entlang einer kleinen Straße mit interessanten Shops machen.

Unser Ziel lag mehr oder weniger direkt hinter dem interessanten Shop für … individuelle Leuchtreklame. Direkt neben der 1667 fertiggestellten Zitadelle, auch als Kastell von Kopenhagen bekannt. Das war aber nicht unser Ziel, sondern das Restaurant „The Pescatarian

Wir zitieren mal Wikipedia: Pescetarismus (von italienisch pesce „Fisch“) ist eine Ernährungsweise, bei der der Verzehr von Fleisch, nicht jedoch der von Fisch, gemieden wird. Im Allgemeinen werden auch Eier und Milch verzehrt sowie teilweise Schalen- und Krustentieren.

Und genau das gab es hier: Fisch! Und dies auf einem schon sehr, sehr hohen Nivau. Fische werden hier komplett verarbeitet und es wird darauf gedachtet nachhaltige Fangmethoden zu unterstützen, auch wenn das natürlich den Preis erhöht.

Für uns war das genau der Abschluss einer Dänemark-Grönland-Reise, denn das Thema „Fisch“ und „Nachhaltigkeit“ hatte uns ja die letzten 2 Wochen durchaus begleitet. Und Jens hat von seiner „Jeden Tag was Muskox“-Strategie schon lange Abschied genommen.

Da Meike noch nicht so viel Alkohol trinken wollte, entschied sie sich für eine alkoholfreie Begleitung. Jens wählte eine Weinbegleitung und so konnten wir uns gegenseitig auch die interessanten Getränke zum probieren geben.

Spannender Beginn beim Gruß aus der Küche: Ein Sparkling Tea aus Kopenhagen für Meike …

… und ein Champagner für Jens.

Beide sehr gut, beide spannend und wahre Apparative. Jens hatte derweil noch einen Extra-Gang geordert, denn seit der Reise nach Nova Scotia letztes Jahr drohte langsam eine Unter-Austerung. Und egal ob es das Wort gibt oder nicht, dies ist eine große Gefahr, der man entgegenwirken muss!

Das Menu war kreativ und sehr schön angerichtet, wobei manchmal schon unüblich viel auf dem Teller zu finden war. Als Beispiel schon einmal der erste Gang mit Hamachi (Gelbschwanz-Thunfisch), Meerrettich und Kohl mit einer Sauce aus roter Beete.

Letztere scheint ehrlich so der „hot shit“ zu sein auf dem Gourmet-Niveau, denn ohne geht es anscheinend nicht mehr. Der Fisch war sehr gut, wobei die Aromen vom Kohl und der Sauce da schon sehr dominant waren.

Der Zweite Gang war eher verwirrend, denn Kartoffeln (wir haben leider vergessen aus welcher Region es diesmal war), Liebstöckel und Seegras kam uns jetzt nicht so vor, als würden sie intuitiv zueinander passen.

Der Schaum war schon gut und die Kartoffeln auch, aber gerade das Seegras war schon recht maritim und hinterließ ein unangenehmes Gefühl im Mund. Und zu kauen war es auch eher schwer. Dieser Gang hat uns nicht so überzeugt.

Und auch beim Gang danach, dem Tintenfisch mit weißem Spargel und Trockenfisch, war auch wieder zu viel und zu durcheinander. Den Grund Fischrogen in eine warme Sauce zu geben, die eh schon gut salzig war, werden wir vorerst nicht verstehen- Die Sauce war sehr gut, nur eben nicht gut eingebettet und mit zu vielen weiteren Komponenten kombiniert.

Wobei wir an dieser Stelle schon einmal den Service loben müssen, denn der war erste Klasse. Schnell, freundlich, aufmerksam und immer mit einem Lächeln. Und auch durchaus zu Scherzen aufgelegt und einem technischen Gespräch nicht abgeneigt, was am Ende des Abends noch zu einer interessanten Diskussion führen sollte.

Der nächste Gang war eine Zwiebel-Tarte. Klingt einfach, kann aber auch gerade von den verwendeten Techniken (Tarte, Sauce, eingekochte Zwiebeln, Zwiebelschaum, Zwiebelgitter) aufwendiger gestaltet werden. Und eine Tarte kann auch, da hatte sich diesmal Meike für entschieden, dekadent verziert werden und zwar mit Trüffeln.

So sieht die Tarte im Urzustand aus.

Und so wenn man nett mit dem Kellner quatscht und er einem was Gutes tun möchte.

Die anderen Tische haben grob die Hälfte davon bekommen.

Kulinarisch war die Tarte ok, aber da haben wir gerade in Nova Scotia besseres gegessen. Dafür passte der Trüffel hier hervorragend und gab noch eine kleine erdige Umami-Note dazu.

So langsam fingen wir an unsere Wahl zu bereuen, doch dann kam der Hauptgang: Rotzunge, Langustino und eine schön sämige Sauce mit Erbsen.

Und hier konnten wir nicht genug von bekommen – das war einfach lecker und wir haben am Ende wieder Mal den Teller mit den Fingern abgeleckt. Für Brot waren wir nämlich zu satt, aber das gab es hier natürlich auch.

Der Fisch war fest, aber glasig gebraten. Der Langustino noch fast knackig und leicht mit einer Vinaigrette bestrichen. Und die Sauce war der Knaller!

Zu dem Zeitpunkt waren auch nicht mehr so viele Gäste im Speiseraum und so konnten wir uns etwas mit dem Service unterhalten und den ein oder anderen Ratschlag für den nächsten Besuch ergattern. Teilweise quatschten wir so lange, dass schon der nächste Gang kam und sich zum Beispiel der super nette Sommelier sich mit den Worten „Da reden wir nachher drüber weiter“ verabschiedete. Um, nachdem die Teller abgeräumt waren, mit den Worten „OK, wo waren wir gerade?“ wieder an unseren Tisch zu stellen. Mit den nächsten Getränken natürlich.

Generell war die Weinbegleitung sehr gut und sehr passend zum Gericht. Eher ergänzend denn unterstützend, denn die Weine gaben hier und da noch etwas Extra-Säure oder ein weiteres Aroma den Gerichten hinzu. Und gerade die Wahl beim Huaptgang, ein Chardonnay aus dem Burgund von Luzy-Macarez Macon war eine sehr gute Wahl.

Meikes alkoholfreie Begleitung, als Fun Fact, hatte beim Hauptgang einen fermentierten Saft, der teurer war als alle Weine, die in Jens Weinbegleitung zu finden waren.

Zeit für den Nachtisch: Für Meike einen weiteren Sparkling Tea aus Kopenhagen mit Blaubeeren, für Jens einen Muscat.

Und für uns beide Rharbarbersud mit Holunderblüten-Eis und Mandelnetz.

Erfrischend, nicht schwer und dem Wetter sehr angemessen.

An den Nachbartischen waren drei Dänen (Eltern und Tochter, vermutlich), die sich die nächsten Etappen der Tour de France anschauten und über die Siegchance von Jonas Vingegaard unterhielten. Gegenüber ein amerikanisches Paar, was eher verwirrt war, weil das Essen so gar nicht etwas war, was sie kannten. Und ein deutsches Paar, was irgendwie komisch aber dennoch nett war.

In dieser Gruppe kam dann die übliche Frage an uns, denn wir waren als erste fertig: „Wollen Sie noch was?“ Und Jens antwortete wie immer mit der Gegenfrage: „Haben Sie was interessantes?“ Hatten sie …

Ein Gurken-Aquavit! Auch hier sehr passend bei dem schwülen und warmen Wetter – sehr rund. OK, Gurke sollte man schon mögen …

Meike dagegen mit einer Wahl aus Jens Vergangenheit, denn der Arran Whisky-Sahnelikör war eines der ersten Whisky-Getränke, die Jens am Beginn seiner Whisky-Karriere gekauft hatte. Und Arran war lange Zeit eine seiner Lieblingsdestillen.

So versorgt wurde es langsam ruhiger und wir genossen den Ausklang bei einem Espresso. Also Jens hatte einen Espresso, Meike war mit dem Sahnelikör durchaus versorgt.

Noch ein letzter Blick auf die doch durchaus imposante Weinschränke, denn die Weine waren wirklich sehr gut gewesen. Der Sommelier hatte sogar mal 3 Monate auf einem Weingut an der Mosel gearbeitet, um sich dem Thema Riesling zu nähern und wollte dies in ein bis zwei Jahren in einer anderen deutschen Region wiederholen. Wir haben ihm mal das Ahrtal empfohlen, wenn man da also irgendwann 2024 einen verwirrten Dänen sieht, könnten wir daran Schuld sein.

Dann wurden wir aber auch langsam müde, denn so ganz fit waren wir beide nicht. Also ging es ohne Umwege und mit vielen Rolltreppen wieder zur Metro …

… und zurück zum Hotel.

Kulinarisch war das leider nicht 100%-ig ein gelungener Abend, dafür gab es zu viele Höhen und Tiefen. Getränke-technisch allerdings auf jeden Fall und der Service war ebenfalls erste Klasse.

Aber irgendwie haben wir das Gefühl, dass in Kopenhagen noch mehr kulinarische Highlights zu finden sein müssen, also müssten wir oder übel wiederkommen. Klingt traurig, ist aber so …. 😉

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