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Restaurant Stadtpfeiffer, Leipzig

Ganz ehrlich, der Fokus lag bei dieser Reise auf dem Besuch im Zoo. Das Leipzig aber auch durchaus eine kulinarische Seite hat, war schnell klar. Und es gibt auch das ein oder andere Restaurant im „Fine Dining“-Segment, so arbeitet hier zum Beispiel die aus „The Taste“ bekannt gewordene Lisa Angermann im Restaurant „Frida“. Mit dem Kuultivo gibt es auch ein Restaurant mit sehr modernem Design und Ansatz. Und im Gewandhaus der Platzhirsch Leipzigs, das seit 2001 durch Petra und Detlef Schlegel betriebene Restaurant Stadtpfeiffer, was eher schlicht in einem Gang neben dem Gewandhaus liegt.

Tritt man ein, wird man gleich von Petra Schlegel empfangen und an den Tisch geleitet, der klassisch französisch gedeckt ist. Das Interieur ist eher schlicht, ein paar Bilder und Glasgemälde an der Wand lockern das Ganze aber leicht auf. Seit 2002 hat es hier einen Michelin Stern und wir konnten zwischen zwei Menüs wählen beziehungsweise sie beliebig kombinieren. Was alle bis auf Jens auch taten, denn die Kalbszunge fand bei Meike keinen Anklang während Susanne ja Fisch nicht mag. Jan wechselte vom Rhabarber zur Erdbeere. So war also die Bestellung etwas komplizierter als gewohnt, aber das sehr nette Personal nahm alles ohne Probleme auf. Die Weinbegleitung bei Meike und Jens ging dann auch, Susanne und Jan hielten das Ganze dann eher spontan und überlegten je nach Gang, ob sie was dazu trinken wollen.

Als das alles erledigt war, kam auch schon der Gruß aus der Küche an den Tisch: Ein kleiner eingelegter Pilz mit einem Kräuter-Bouquet.

Erinnerte uns etwas an den Kräuter-Strauß im Koks vor zwei Jahren (so lange ist das schon her???), war leicht und eröffnete den Abend zurückhaltend und leise. Ganz angenehm und dem Ambiente sehr passend gewählt.

Zur trinken gab es bei der Weinbegleitung eine recht spannende Mischung aus regionalen und internationalen Weinen, beginnend mit einem Weingebiet, was bislang so gar nicht auf unserer Karte war. Einfach, weil es sich nicht angeboten hat, aber vielleicht müssen wir dem Gebiet Saale-Unstut mal unserer Aufwartung machen, denn der Riesling vom Weingut Lützkendorf war schon echt gut.

Dazu gab es bei Meike einen vegetarischen Gang mit Fenchel, Waldmeister, sehr merkbaren Pastis und Kräutern. Wieder sehr floral aber schon etwas stärker von den Aromen her.

Bei Jens gab es dagegen Kalbszunge mit Sellerie, wieder vielen Blumen und Kräutern und diesen kleinen Erbsen-artigen Kugeln, Wunderlauch genannt. Sehr knoblauchartig mit einer spannenden Textur und einem netten Effekt, wenn man ihn mit der Sauce und der Kalbszunge aß.

Nächster Gang: Nass gebeizter Lachs mit Sauerklee und kleinen Kugeln aus grünem Apfel. Frisch, leicht und nicht zu fettig – sehr schöne und sehr klassische Kombinationen.

Der nächste Gang weckte in uns dann Erinnerungen an unseren Jahrestag in New York, wo wir im koreanischen Restaurant Jungsik den besten Oktopus unseres Lebens hatte. Das bleibt auch so, nicht nur weil das Jungsik seit diesem Jahr mit 3 Sternen ausgezeichnet wurde, sondern weil uns der asiatisch puristische Ansatz eher passt. Hier wurde eher französisch mit vielen Saucen, Tupfen, Gewürzen und einer kleinen ausgebackenen Praline gezaubert. Dazu gab es sowas wie Oliven-Lakritz, alles in allem war das sehr gut, aber etwas zu verspielt. Und der Tentakel hätte etwas krosser sein können für unseren Geschmack.

Für den Hauptgang wählte Jan eine Begleitung aus der alkoholfreien, auf Säften basierenden Begleitung. Was spannend klang und genauso schmeckte – eine Ergänzung für den heimischen „Alkohlfrei-Schrank“, um nicht nur auf die Platzhirsche „Von Nahmen“, „Jörg Geiger“ und „Copenhagen Team Company“ zurückgreifen zu müssen.

Der Hauptgang war dann ein „Signature Dish“ des Stadtpfeiffers: Wild (in diesem Fall Reh) aus der Region, Portolak, Traube und Pinie.

Ganz kurz und bündig: Hervorragend! Einfach nur ein perfektes Stück Fleisch, nicht zu dominierend ergänzt durch den Jus und die Beilagen, die viel Säure zufügten und doch dezent das Reh im Vordergrund ließen.

Super! Wir waren begeistert!

Der Käsegang wurde hier auch etwas anders interpretiert, denn der Ziegenkäse wurde hier mit einer knusprig karamellisierten Hühnerhaut und etwas Bohne gereicht. Spannende Kombination, wobei die Hühnerhaut etwas dick daher kam und so den Ziegenkäse etwas übertönte.

Aber eine spannende Kombination.

Und zuletzt dann das Dessert: Rhabarber mit Grapefruit und Duftnessel.

Wie oft ein eher wilder Nachtisch, wobei alles schon zusammen passte. Aber das hinterließ keinen nachhaltigen Eindruck aber das musste es auch nicht. Bis auf das Reh und die Kalbszunge war auch kein Gang so richtig herausragend aber das war auch nicht weiter schlimm. Denn jeder Gang war mindestens gut, handwerklich super zubereitet und geschmacklich rund kombiniert. Dazu ein guter, freundlicher und nicht zu aufdringlicher Service, nette Gastgeber einfach. Und mehr braucht es nicht, um eines zu einem wunderbaren Abend zu machen, der dann mit einem Espresso, etwas Konfekt und …

… einem kleinen Schnaps abgeschlossen wurde.

So ging es, nach einem kleinen Abschiedsbesuch in der Küche, auf den Weg zurück zum Hotel. Durch das nächtliche Leipzig, vorbei an den letzten Veranstaltungen des Turntags.

Weiter vorbei an der Nikolaikirche.

Und dann noch zu ein, zwei Getränken an die Hotelbar und dann ab ins Bettchen. Das Restaurant Stadtpfeiffer wird uns in Erinnerung bleiben.

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