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In die Foodie-Stadt der Ostküste über den höchsten Berg an der Ostküste

Nachdem der gestrige Abend etwas … später wurde (Grüße an dieser Stelle an die beiden neuen Gäste aus North Carolina, mit denen Jens eine innige Diskussion über das NCAA Tournament, warum die Blue Devils besser als die Tar Heels sind und über Ideen, was man von London aus im Sommer bereisen kann geführt hat) kamen wir doch recht behäbig aus dem Quark.

Gestern Abend, der Nachtrag muss noch sein, haben wir mit Chef Jevgenia noch etwas über ihre Gerichte gesprochen. An einer Wand im Inn hängen ein paar ihrer Skizzen und auf eine ist sie besonders stolz, denn aus der durchgestrichenen Nummer 5 …

… hat das Forbes Magazine das hier gemacht.

Wie schon erwähnt: Das Lincoln Inn hat uns sehr gut gefallen und hoffentlich kommen wir nochmal zurück.

Den heutigen Tag hatten wir mit ein paar Alternativen geplant, die auf die verschiedenen Wetter-Optionen hin optimiert waren. Das späte Aufstehen haben wir dabei eher nicht in Betracht gezogen, also haben wir uns einfach auf den Weg gemacht und unterwegs ein bisschen überlegt, wo es hingehen könnte.

Einer der „Wäre echt schön, wenn das klappt“-Punkte war der Mount Washington, der mit 1917 Metern höchste Berg im Nordosten der USA. Nicht nur soll man da eine schöne Landschaft genießen können, es fährt auch eine Eisenbahn dort hinauf. Also im Winter leider nur bis zur Mittelstation, aber immerhin.

Da das Wetter entgegen der Vorhersagen nicht so regnerisch wie gedacht war, haben wir uns auf dem Weg dahin begeben, aber etwas Zeit gelassen und ausgiebig links und rechts geschaut. Und so auch eine der vielen überdachten Brücken entdeckt, die man hier noch oft findet. Allerdings, da schwere Fahrzeuge sie nicht passieren können, eher auf Nebenstraßen oder kleineren Übergängen.

Diese hier im kleinen Ort Taftsville war ein sehr schönes Exemplar!

Danach gab es wieder unsere typische „american road trip“-Routine: Tempomat rein, Musik / Hörbuch / Podcast rein und versuchen, dem unglaublich stressigen Verkehr auszuweichen.

Oder ihn zu finden. Je nachdem …

Unser Weg führte in nord-östlicher Richtung quer auf größeren und kleineren Straßen durch den Bundesstaat Vermont. Und wir genossen einfach die Fahrt – der Weg ist das Ziel hier!

Sogar eine Gruppe Wegelagerer der gefiederten Art gab es, die erst nach vehementen Protesten unsererseits die Straße freigaben.

Grob wollten wir heute ja nach Portland im Bundesstaat Maine kommen, auf dem Weg hatten wir aber wie gesagt noch einen Zwischenhalt geplant: Der Mount Washington im Bundesstaat New Hampshire.

Der Mount Washington erhebt sich im US-Bundesstaat New Hampshire und gehört zur Presidential Range der White Mountains innerhalb der Appalachen. Mit 1917 m ist er die höchste Erhebung im Nordosten der USA.

Am Mount Washington, der das Umland um bis zu 1400 Höhenmeter überragt, und den anderen Bergen der Presidential Range staut sich kalte Luft aus dem Norden und trifft auf warme Luft aus Süd und West. Deshalb zählt der Gipfel des Mount Washington klimatisch zu den kargsten und windreichsten Gegenden der Erde. Hier wurde – abgesehen von Tornados – am 12. April 1934 mit 372 km/h die bis 1996 weltweit höchste Windgeschwindigkeit gemessen. Im Winter – oft schon im Herbst, wenn es im Tal noch weit über 0 °C ist – werden Temperaturen von −40 °C und darunter gemessen, obwohl der Berg auf der geografischen Breite beispielsweise von Genua liegt.

Als die White Mountains ab Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Eisenbahn erreichbar waren, wurde der Berg weiter touristisch erschlossen. Ein Reitweg wurde auf den Gipfel angelegt, und 1852 wurde eine erste Touristenunterkunft auf dem Gipfel erbaut. Da das Gebäude gut besucht wurde, wurde 1853 das Tip Top Hotel auf dem Gipfel erbaut. 1861 wurde ein zwölf Kilometer langer Kutschenweg, die heutige Mount Washington Auto Road fertiggestellt. 1869 wurde die Mount Washington Cog Railway eröffnet, eine Zahnradbahn, die als älteste Bergbahn der Welt gilt. Daneben gibt es noch eine mautpflichtige Straße, die mit über 12% Steigung bis zum Gipfel befahren werden kann. Allerdings nur so etwa von Mai bis Oktober, wenn der Schnee weg ist.

Unser Ziel war natürlich die Bergbahn, die allerdings nur ein paar Mal am Tag fährt und dann auch im Winter nur bis zur Mittelstation Waumbek Station. Aber uns egal, denn Eisenbahn ist halt Eisenbahn.

An der Talstation angekommen wurde es etwas eng und so mussten wir zum Ticketschalter etwas laufen und ergatterten noch zwei, recht teure, Tickets für die Abfahrt in 3 Minuten. Ab auf den Bahnsteig und ohne ein Foto oder sowas ab in den Waggon.

Kurz nachdem wir an Bord waren ging es auch schon los. Die insgesamt 5,5 Kilometer lange Strecke steigt auf diesem Wege etwa 1200 Höhenmeter. Das steilste Stück, die sogenannten Jacobs-Ladder, wird erst danach erreicht und ist mit 374,1 ‰ die weltweit steilste Steigung einer Zahnradbahn mit vertikalem Zahnrad, also einem quasi „dritten Zahnrad-Gleis“.

Aber auch das vor uns liegende Stück sah beeindruckend aus.

Wir haben uns, eigentlich illegal, auf freie Plätze hinten im Waggon gesetzt. Offiziell sollten wir uns zu einem eh schon nicht schlanken Herren auf eine schmale 3 Personen Bank setzen, haben dies aber dann einfach ignoriert und uns auf eine freie Bank hinten im Waggon gesetzt. Insgesamt war der Wagen zu so 60% gut gefüllt, viele Familien und Gruppen haben ihren Weg zum Mount Washington gefunden.

Gleich am Anfang wurde es hektisch: Ein Elch!

OK, der war nur aus Plastik, was wir dann nach einer Minute ekstatischem Fotografieren auch gemerkt haben.

Und danach wurde es … steil!

An der Ausweichstelle Waumbek war dann heute Ende, denn die weitere Stecke ist noch nicht frei und oben auf dem Berg kann man eh nicht lange bleiben.

Ehrlich gesagt war es hier schon kalt, durch den Wind-Chill Faktor waren es gefühlte -19 °C und echt knackig kalt. Der Vorteil wenn es so kalt ist: Die Sicht!

Echt schön hier!

Wie gesagt: Weiter hoch ging es nicht. Eigentlich schade aber natürlich verständlich. Und die gezuckerten Gipfel, die wir zu Gesicht bekamen, hatten auch was für sich.

Im Preis inbegriffen war ein wenig Verpflegung: Es gab warme Getränke und Marshmallows, die man über einem entfachten Lagerfeuer rösten konnte.

Naja, viele der Gäste haben so eher Holzkohle erzeugt, hatten dabei aber ihren Spaß.

Nach etwa 20 Minuten hieß es dann „All Aboard!“ und es ging wieder hinunter ins Tal. Dort konnte Jens dann noch ein wenig fotografisch tätig werden und Meike die Gegend und den Gift Shop genießen.

Nach einem Toilettengang ging es dann wieder ins Auto und über eine recht eisige Straße zurück zur Hauptstraße.

Ein schöner Kurztrip, wobei wir nicht wissen wollen, was hier im Sommer los sein mag. Gerade durch die Straße auf den Gipfel wird das hier kein so ruhiges Vergnügen sein und insofern waren wir glücklich das alles relativ ruhig erlebt zu haben.

Apropos „Erleben“: Erlebt wurde danach ein Kölsch!

Tatsächlich: Die Tuckerman Brewery aus New Hampshire hat tatsächlich ein Kölsch zum 50 jährigen Jubiläum des Skigebietes Bretton Woods gebraut, was insofern spannend ist, als das in der Core Range der Brauerei ein Alt ist. Zum Jubiläum wollten sie anscheinend was sinnvolles brauchen … kleiner Scherz.

Eigentlich wollten wir nur was kleines zu Mittag essen und entdeckten dabei einerseits halt das Kölsch. Und andererseits war Fabyan´s Station, wie der kleine Diner heißt, ein ehemaliger Bahnhof an einer längst nicht mehr aktiven Bahnstrecke von Boston aus, die im vorherigen Jahrhundert reiche Gäste von der Küste hierhin transportiert hat.

Wie genossen ein Kölsch und ein paar erfreulich leckere alkoholfreie Biere. Und die Eisenbahn-Memorabilia!

Und eine BBQ-Platte mit handabgezähltem Gemüse in Form von 4 (!) Spagelstangen!

Naja, der Gourmet-Himmel war es jetzt nicht aber irgendwie passte es hierhin.

Die Route 302, auch Roosevelt Trail genannt, ging es dann durch mehrere Täler in Richtung Küste.

Und auch hier war wieder der Weg das Ziel. Da das Wetter allerdings immer regnerischer und grauer wurde, haben wir keinen Zwischenhalt mehr eingelegt, was dann bedeutete, dass wir um halb 4 bereits in Portland ankamen. Und damit 1 1/2 Stunden bevor unser Apartment bezugsfertig sein sollte.

In Portland würden wir wieder mehrere Tage bleiben und haben uns zum ersten Mal ein Apartment gemietet. Wir sind ja sonst nicht so die AirBnB-Menschen und haben lieber Kontakt mit Menschen. Und der Mangel an direktem Kontakt war gleich mal ein Problem, denn die Kommunikation mit dem Vermieter fand nur via SMS (super, wenn man keine US-Telefonnummer hat) und Mail (super, wenn man in abgelegenen Gegenden unterwegs ist und kein Netz hat) statt. Auf unsere Frage, ob wir früher rein können, haben wir bis heute keine Antwort bekommen.

Na gut, also ein Parkplatz suchen, was in Portland gar nicht mal so einfach ist. Und nach der Erfahrung mit dem Knöllchen in Burlington haben wir uns gescheut hier kreativ zu parken. Aber irgendwann haben wir einen Parkplatz gefunden, ein Parkticket gezogen und unseren ersten Schritte durch Portland, Maine gemacht. Da es aber sehr doll regnete, gibt es davon keine Fotos. Einzig ein Foto in einem Laden mit Büchern und Spielen haben wir gemacht, um zu dokumentieren, dass Spiele aus Gummersbach auch ihren Weg nach Maine gefunden haben!

Um 17:03 dann die Info, dass wir jetzt ein App runterladen können, um mit einem weiteren per SMS gesendeten Code dort unseren Zugang aktivieren zu können. Das hat uns zuerst etwas überfordert, weil wir doch schon lange unterwegs und auch ehrlich gesagt etwas müde waren, hat am Ende aber doch geklappt. Dann erst einmal das Auto in einem nahen Parkhaus unterstellen und mit den Koffern um ein paar Ecken herum zum Apartment.

Und dann mit dem Aufzug in unser kleines Apartmen … moment: Klein?

3 Schlafzimmer, 2 Bäder, Küche, Waschmaschine und ein Riesen-Wohnzimmer mit Shuffleboard! Wie cool! Da steigt die Stimmung doch gleich mal.

Und inzwischen haben wir auch wieder etwas Hunger bekommen und versucht noch einen Tisch in einem Restaurant zu reservieren. Was erstaunlich schwierig war, obwohl in es in Portland nicht gerade wenige Restaurants gibt.

Portland hat knappe 70.000 Einwohner und war übrigens der Geburtsort von Francis Pettygrove, der in Oregon eine Stadt gegründet hat und sich der Einfachheit halber genauso wie seine Heimatstadt genannt hat. Uns wurde Portland von vielen Quellen als „hidden gem“ genannt und als Highlight für Foodies und Craftbeer-Fans angepriesen. Und zumindest das mit dem Essen konnten wir an dem Abend bestätigen, denn knapp 600 Restaurants gibt es hier und einige davon sind prämierte Betriebe. Oder wie es uns im Lincoln Inn gesagt wurde: „Ihr werdet es schwer haben hier schlecht zu Essen!“.

Spontan gab es dann noch im Restaurant Regards einen Tisch zu einer akzeptablen Zeit und so machten wir uns mit zwei Regenschirmen bewaffnet auf den Weg.

Da wir aber immer noch recht platt waren, haben wir sehr wenig nach links und rechts geschaut und sind mehr oder weniger direkt zum Restaurant gegangen.

Wo es auf einmal hieß „Sorry, aber den Tisch hätte es gar nicht geben sollen – das war ein Fehler im Buchungssystem!“. Toll. Die Alternative an der Bar zu sitzen wollten wir nicht haben, denn da kann man sich in der Regel schlecht unterhalten. Als wir das kund getan haben, wurde etwas diskutiert und spontan ein 4er Tisch zu 2 2er Tischen umgebaut. Was nett war, denn der Laden war brechend voll und jeder Tisch war 2 bis 3 Mal reserviert.

Soweit, so gut – nur wurde anscheinend vergessen zu bestimmen, wer unseren Tisch jetzt konkret bedienen soll. Und so saßen wir hier etwa 20 Minuten ohne auch nur von den Kellerinnen, die die Tische links und rechts von uns bedient haben, angeschaut zu werden. Langsam überlegten wir uns, wie wir uns Bemerkbar machen können als die Haupt-Bedienung zu uns kam und sich direkt entschuldigte, weil sie das so schlecht koordiniert hatte. Alles gut, kann passieren. Unsere Bestellung wurde aufgenommen und dann … warteten wie wieder. Irgendwie gab es dann auch hier wieder ein Problem, weil der Bon für unseren Tisch nicht in der Küche angekommen war (der Tisch war ja auch ursprünglich nicht im System, sondern wurde spontan „gebaut“).

Auch das wurde dann so nach 15 Minuten bemerkt und als Entschuldigung bekamen wir dann die Austern mit Sotol, einem Öl aus Epazote und einem roten Aioli.

Eine „Entschuldigung“ mit der gerade Jens besänftigt werden konnte.

Als dann ein paar Tische durch waren und kurz etwas Ruhe einkehrte, wurde der Service auch normal und sogar teilweise gut.

Hiramase Ceviche, also eine Art Makrele, mit echt sehr, sehr scharfen Habaneros und eine Tee Granita – frisch, scharf und sehr reichhaltig. Nur der Fisch war irgendwie nicht so geschmackvoll und etwas zu kalt.

Ein scharf angebratener Kohl mit einem Cesar-Dressing, einer recht öligen Kombu Mayo und Lauch-Asche (auch so ein Ding der modernen Küche immer was abzubrennen und das drüber zu streuen). Die Kombu Mayonnaise war der Hammer und passte sehr gut zum recht natürlich gelassenen Kohl.

Shrimp Tacos von echt guter Qualität! Sehr weiche und sehr gut gebratene Shrimps mit viel Kräutern und auch wieder etwas Schärfe von, vermuten wir, Togarashi.

Und zum Abschluss was als Magenfüller: Arroz con cangejo. Brauner Reis mit Krabbenfleisch, Kumquat und einem schönen mittelamerikanischen Touch, was die Gewürzwelt angeht.

Alles in allem stimmte die Aussage, dass man hier nicht schlecht essen kann. Vom Service her war aller Anfang schwer aber das lag auch daran, dass wir spontan dazwischen geschoben wurden. Schade, denn so war der Beginn des Abends und des Besuches in Portland natürlich etwas getrübt worden. Am Ende waren wir gut gesättigt, hatten lecker gespeist und auch noch einigermaßen nette Bedienungen erlebt.

Aber wir sind nach einem echt erlebnisreichen Tag wieder an der Atlantikküste angekommen. Eine spannende Tour und jetzt freuen wir uns darauf ab morgen Portland und die Umgebung die nächsten Tage zu erkunden.

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