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Vamos Portugal!

Ein weiterer Grund für unseren Edinburgh-Urlaub, neben „Fine Dining“ und dem Zoo, war mal wieder ein Rugby-Spiel. Neben den 6 Nations und der WM gibt es im Rugby-Kalender noch einen weiteren Zeitraum, in dem die verschiedenen Nationalmannschaften sich miteinander messen: Die oft „Autumn Internationals“ genannten Freundschaftsspiele im Herbst eines jeden Jahres. Hier spielen, nicht in einem Wettbewerb organisiert, verschiedene Mannschaften gegeneinander. So hieß Japan beispielsweise die All Blacks vor 65.000 Zuschauern in Yokohama willkommen, es gibt aber auch Spiele wie die „UK Armed Forces“ gegen Deutschland in Gloucster, die man zu dieser Serie zählt.

Uns dagegen interessierte eher das Spiel zweier WM Teilnehmer und dazu fuhren wir erst einmal in Richtung Flughafen.

Wieso warteten wir hier auf die Tram? Weil unsere Haltestelle in Edinburgh Park schon recht überlaufen war an diesem Samstag Mittag, denn zum Spiel Schottland gegen Portugal wollten doch ein paar Leute gehen. Also sind wir so weit wie irgendwie möglich in Richtung Flughafen gefahren, die Haltestelle Airport selber liegt in einer „Special fare zone“ und damit außerhalb des Bereiches eines normalen Tagestickets, und hofften so in eine relativ leere Bahn einsteigen zu können.

Im Gegensatz zu so manchem anderen Besuch kamen die Trams auch im 2-3 Minuten Takt und so mussten wir nicht allzu lange warten.

Und schon kurz danach waren wir an unserem Ziel: Murrayfield Stadium.

Inzwischen hat der Sponsor gewechselt und offiziell lautet der Name jetzt „Scottish Gas Murrayfield“ … muss wohl heutzutage sein, so ein Name.

Wir waren in bester Stimmung und freuten uns auf einen schönen und hoffentlich nicht allzu kalten Nachmittag mit Rugby und guter Laune.

Also … wenn wir durch diese sehr, sehr engen Drehkreuze kommen.

Zur guten Stimmung gehört auch, unter anderem deswegen waren wir auch etwas früher vor Ort, eine gute Verpflegung. Im Gegensatz zu einem deutschen Fussballstadion gibt es beim Rugby in Schottland eine echt große Auswahl an Gerichten. Meike tendierte eher zu einem riesigen HotDog, Jens dagegen freute sich über Fish & Chips.

Und ein erstes Tennents gab es auch. Während wir hier so herumstanden beschlossen wir übrigens unsere Aktivität für den Sonntag und da sollte diese Brauerei auch eine Rolle spielen.

Aber das ist erst was für den Folgetag und wir genossen erst einmal das Hier und Jetzt. Einmal nach auf das lokaltypisch mit „Lads“ bezeichnete Klo (die Frauen sind „Lassies“) und ab auf das Fan-Fest.

Hier war es aber recht kalt, weswegen wir nicht so lange stehen konnten. Und im Gegensatz zu den vielen Kindern, die am Rande mit ihren erworbenen Rugbybällen spielten, hatten wir wenig Bewegung. Eine Live-Band, so wie vor dem Spiel, was wir mit Uwe besucht haben, gab es leider auch nicht. Aber immerhin regnete es nicht.

Also kurz mal in den Shop von Scottish Rugby geschaut, nix gefunden, ein Bier gekauft und ab auf unsere Plätze. Diesmal saßen wir relativ weit außen, fanden die Plätze aber auch sehr gut. Irgendwie waren wir beide davon ausgegangen, dass wir im unteren Rang sitzen. Aber nach einer Weile ist uns wieder eingefallen, dass wir das zwar wollten, aber die Plätze dann irgendwann weg waren.

Wir werden alt … ist aber nix neues.

Auf dem Feld beobachteten wir die Mannschaften beim Aufwärmen und besonders diesen Kamera-Roboter, der es ein, zweimal echt schwer hatte, einem Ball auszuweichen.

Dann alle in die Kabine, die Ränge füllten sich zusehends, auch wenn es mit 61.000 Zuschauern nicht ausverkauft war, und mit Gänsehaut-Stimmung bei den Hymnen ging es los.

Der Lone Piper stand bei dem Wetter nicht auf dem Dach, die zweite Strophe wurde aber wieder vom ganzen Stadion alleine gesunden. Gänsehaut! Wie immer!

Those days are past now,

And in the past

They must remain,

But we can still rise now,

To be the nation again,

That stood against him (Against Who?),

Proud Edward’s Army,

And sent him homeward (For what?),

Tae think again.

Das Spiel ist schnell erzählt, denn in Minute 3, 11, 26, 33 und 37 legten die Schotten Versuche und schossen auch die Erhöhung 3 Mal zwischen die Pfosten – das Spiel war eine punktetechnisch recht eindeutige Sache. Obwohl die Portugiesen doch einen guten Eindruck machten, aber irgendwie so 20 – 30 Meter vor dem Malfeld der Schotten technische Fehler begingen oder einfach nicht durch kamen.

Wie immer: Respekt dem Gegner gegenüber war die Regel, nicht die Ausnahme.

In der Halbzeitpause gab es ein Maskottchen-Rennen, was allerdings etwas unkoordiniert zu Ende ging. Den Parkour hatte man den Teilnehmern nicht mitgeteilt und so rannte die Hälfte irgendwo anders lang und einen richtigen Gewinner gab es nicht. Einzelne Maskottchen stellten dem Erzrivalen auch Beinchen oder schubsten sie in die Stangen, insofern …

Auch die zweite Halbzeit fing so an, wie die erste aufgehört hatte. Schottland am Drücker und Portugal nur durch Einzelaktionen mit Möglichkeiten. Bei Schottland wurde auch freudig durchgewechselt, was auch nicht zu einem flüssigen Spiel führte.

Ach ja, Jens bekam auch noch ein Bier ausgegeben. Und das lag daran, dass kurz vor der Halbzeitpause auf einmal von hinten irgendwas in sein Bier geflogen ist. Hinter uns saß eine Mutter mit ihren zwei Kindern, eine etwas ältere Tochter mit einem ordentlichen Organ (gerade bei der Hymne oder Versuchen übertönte sie ohne Probleme alle um uns herum) und eine jüngere mit einer etwas begrenzten Aufmerksamkeitsspanne. Auf jeden Fall kam von der jüngeren Tochter irgendwas geflogen und eben genau in Jens halbvolles Bier. Die Mutter meinte nur, sehr peinlich berührt: „No no no, forget it. Sorry!“ No!“. Jens hatte irgendwie die Befürchtung, dass es irgendwas wichtiges war, was jetzt in seinem Bier schwamm. Und die jüngere Tochter fing an zu heulen.

Komische Situation. Aus dem Bier trank Jens dann nix mehr, denn irgendwie konnte man nicht erkennen, was das überhaupt war, was sein Bier getroffen hatte.

Am Anfang der Pause gingen die drei dann auf die Toilette und die Mutter meinte zu Jens nur „I will buy you a new beer, which one do you want?“. Jens antwortete, dass das doch nicht nötig sein, worauf die Mutter nur meinte „Look, I am gonna buy you a beer anyway, it is your chance now, that it´s a beer you like!“ Voll nett.

Am Ende stellte sich heraus, dass die Tochter mit einem Lippenstift wohl zu kräftig ihre Lippen eingeschmiert hatte und dabei die Spitze so abgebrochen hat, dass sie im hohen Bogen über Jens genau in sein Bier geflogen ist.

Wir waren uns am Ende alle einig, dass dies ein sehr beeindruckender Wurf war, der so nicht zu wiederholen sei. Und Jens bekam ein neues, frisches Tennents.

Das Spiel war, wie gesagt, eher einseitig. Immerhin kam Portugal auch zu drei Versuchen.

Sodass am Ende ein unterhaltsames 59 zu 21 für Schottland auf dem Scoreboard stand.

Da uns aber inzwischen kalt war, wir unsere Biere ausgetrunken hatten und außerdem noch in die Stadt fahren wollten, machten wir uns 2 Minuten vor Abpfiff auf den Weg zur Tram.

Sehr organisiert hier, denn es wurden immer nur genau die Menge an Menschen auf den Bahnsteig gelassen, die in die Tram passen.

In der Tram selber dann viele fröstelnde Rugby-Fans und die obligatorischen Touristen, die nicht genau wussten, was jetzt hier los war.

Ein schöner Nachmittag und für die überraschend vielen Portugiesen im Murrayfield: Muito bem, Portugal!

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