Nach dem gestrigen schönen Abend stärkten wir uns im großen Frühstücksraum mit einem leichten Frühstück. Denn heute sollte es sportlich werden.
Während wir da waren, war nur ein weiteres Paar inklusive ihrem kleinen Baby da. Die Frau war noch oben und nur der Mann mit dem Baby waren beim Frühstück, wobei das Baby dem ganzen eher skeptisch gegenüber stand und so seinen Vater am Essen hinderte. Und da kam die ältere der beiden Damen des Hauses ins Spiel, denn kurzerhand und ohne englisch sprechen zu können, signalisierte sie dem Mann, ob sie das Baby kurz übernehmen soll, was er dann auch nach kurzem Überlegen annahm. Und dann waren sie und das Baby weg. Wir sind gespannt, ob das Baby sich an die ganzen in der Sprache der hier früher heimischen Khoekhoe gesungenen Lieder erinnerte, aber das Baby fand es erst einmal super und der Mann konnte sich dem Frühstück widmen.
Jan-Hendrik nach war das normal, die Locals haben ein gutes Gespür für kleine Kinder und die Sprachbarriere macht hier ja auch wirklich keinen Unterschied. Für Familien also auch ein guter Ort, das Parkes Manor.
Bei eher durchwachsenem Wetter wurden wir dann von unserem Guide Raymond Carnell eingesammelt. Genauer gesagt war Raymond schon viel früher da, meinte aber, dass er sich erstmal einen Kaffee nimmt und wir sagen sollen, wenn wir fertig sind.
Mit Raymond ging es dann die knapp 40 Minuten in Richtung unseres heutigen Wandergebietes: Dem Robberg Nature Reserve.
Das Robberg Nature Reserve befindet sich 8 km südlich von Plettenberg Bay und 38 Kilometer von Knysna entfernt an der Garden Route und ist seit 1998 ein Naturschutzgebiet. Etwas später wurde es sogar zum Weltkulturerbe ernannt, da man in einigen Höhlen entlang der Halbinsel Beweise für eine Besiedlung in der mittleren und späteren Steinzeit gefunden hat. Die Halbinsel ist ca. 3,5 km lang und an der breitesten Stelle knapp 800 Meter breit.
Und dort gibt es drei Rundwanderwege von denen wir einen, den mittleren, heute wandern würden. Und obwohl man sich hier eher nicht verlaufen kann, macht ein Guide schon Sinn. Raymond nach brechen eine nicht geringe Anzahl die Wanderung ab und der lange Weg beinhaltet sogar einige Kletterstrecken an einer sehr windigen und exponierten Stelle.
Auf dem letzten Stück bevor wir von der N2 abbogen, kamen wir übrigens in unsere erste Polizeikontrolle in Südafrika. Hier muss man in Schrittgeschwindigkeit durch eine Sperre durchfahren und wird im Zweifelsfall heraus gewunken. So auch wir. War aber kein Problem, der Polizist war sehr freundlich und ehrlich überrascht, dass Raymond keine Punkte, keine Verstöße hat und auch sonst kein Problem zu finden war. Zitat: „You are honestly the first tour guide with no issues – I am impressed!“.
Kurze Zeit später waren wir dann da und konnten direkt am Anfang des Wanderweges das Auto parken.
Heute nix für uns und am Ende, soviel vorneweg, war sogar der mittlere Weg echt anstrengend. Am Anfang haben wir noch gelacht, als Raymond meinte „Ach, so 3 bis 4 Stunden werden wir wohl brauchen …“ – bei 5,5 Kilometern. Aber es waren am Ende 4 1/2 Stunden, denn der Weg war anstrengend.
Zuerst war es aber schön und relativ eben. Der Blick auf Plettenberg Bay war aber leider durch den tief liegenden Nebel etwas getrübt.
Weiter sollte es so gehen, also bereiteten wir uns ein wenig vor. Oder wir prokrastinierten ein wenig. Je nachdem, wen man fragt.
Apropos „Fragen“: Fragen hatte vor allem Raymond an den dort stehenden Shark Spotter. Das findet man an vielen Stränden, denn die Gefahr von Haien für die Badenden sind alltäglich. Witzig war die Geschichte, als der Spotter eine äußerst seltene Hai-Art entdeckte und sich keinen Reim drauf machen konnte, was da jetzt herum schwamm. Erst ein an einen Experten in Kapstadt gesendetes Foto brachte ein Ergebnis: Ja, das ist ein Hai, nein, der ist nicht sooo gefährlich.
Dann ging es aber los, immer hinauf und hinab. Hinauf und hinab. Am Ende standen ca. 250 Höhenmeter auf dem Tacho.
Der Blick war beeindruckend, bei hoher Luftfeuchtigkeit und diesigem Wetter war es aber sehr unangenehm zu wandern.
Auch war der recht steinige Weg mit sich schnell verändernden Terrain eine Herausforderung. Raymond legte daher alle paar hundert Meter eine Trinkpause ein und achtete sehr gut auf uns.
Auch hier gab es durch das Feuer in 2017 ein paar Schäden auf die wir immer wieder stießen.
Mehr Bänke hatten wir auf mancher Etappe des RheinBurgen-Weges auch nicht, wobei so eine Liege-Bank gerne gesehen wäre. Wir schwitzten quasi ständig.
Eines der Highlights sind die Robben-Kolonien, hier eine der größte mit knapp über 100 Tieren, die im Wasser spielten. Schön anzuschauen, wenn auch weit unterhalb des Wanderweges.
Fotos konnte man trotzdem machen. Oh, ab hier kam übrigens noch Sand als Bodenbeschaffenheit hinzu. Und 2 Kilometer im Sand sind ja was anderes als 2 Kilometer auf Waldboden oder einer Straße.
Das Wetter wurde langsam besser, wenn auch langsamer als gedacht. Schade, aber so ist halt Natur. Der Weg selber war trotzdem beeindrucken. Wir haben uns während der ganzen Zeit übrigens angenehm mit Raymond über dies und das unterhalten. Beispielsweise über Golf, da er ein BMW Open Shirt trug. Raymond hat sogar mal einer Pro-Tour Quali teilgenommen und den Cut um genau einen Schlag verpasst. Er war quasi kurz davor ein Vollpro-Golfer in den USA zu werden und jetzt muss er sich mit uns herum schlagen.
Er sah aber zufrieden mit seinem Schicksal aus und wir lachten wirklich sehr viel. Am Ende haben wir ihm auch ein paar Sachen beibringen können, so zum Beispiel lehrte Meike ihm die in Deutschland sehr gerne verwendete Eselsbrücke für StalagTITen, die auch im Englischen gut funktioniert. Raymond lachte so etwa 1 Minute über den Spruch und meinte, dass er das noch nie gehört hätte, es jetzt aber auch niemals vergessen würde.
Nach etwa 2 Kilometern ging es eine Düne hinab. Anstrengender als man meint.
Aber was für ein Blick!
Jens war hier aber total fertig, der Magen-Darm-Virus hat mehr Energie verbraucht als gedacht. Insofern gingen nur Meike und Raymond alleine zu der vorgelagerten Insel.
Der Weg über den Strang war lang und im tiefen Sand beschwerlich. Ein Steg half dann zumindest ein wenig auf der kleine Insel zu dem Aussichtspunkt zu kommen.
Jens setzte sich in der Zeit an das andere Ende der Bucht und beobachtete die Vögel, die anderen Wanderer (von denen viele ebenfalls die Halbinsel übersprangen) und mittels des sehr guten Zooms auch Meike und Raymond.
Die beiden tapferen Wanderer auf der Halbinsel.
Und der Blick von Meike zurück in Richtung Jens.
Wie gesagt: Jens genoss die kleine Auszeit und beobachte einfach nur die Gegend.
Und leider etwas schneller als von ihm gewünscht kamen die beiden zurück.
Die Pause war also etwas kürzer als gedacht.
Weiter wieder zurück zum Auto. Was, wie Raymond hier gestand, schwieriger als der Hinweg ist. Gute Nachrichten für Jens, der hier völlig fertig war. Die kleinen Witze von Raymond wie „Ach, sind doch nur noch 2 Stunden“ oder „Siehst Du den Berg da hinten? Da müssen wir hin!“ waren sicherlich gut gemeint, Jens kann aber erst später ihren Witz schätzen.
Eine größere Höhle in der steinzeitliche Spuren von Menschen gefunden wurden ist gesperrt.
Für uns ging es wieder hinauf und hinab. Mehr hinauf, da wir ja von der Meereshöhe auf die Höhe des Parkplatzes zurück kommen müssen. Auch gab es hier mehrere größere Stufen bzw. mit Seil gesicherte Passagen, trittsicher sollte man hier also schon sein.
Eine Bank war ein gern genommenes Zeichen für eine Pause. Nicht, dass wir ein Zeichen gebraucht hätten, die Pausenintervalle wurden kürzer.
Immerhin beruhigend: Wir wurden echt wenig überholt und wenn, dann von sehr sportlich aussehenden Wanderern. Dagegen überholten wir auch Leute – wir waren also nicht die langsamsten.
Neben dem ganzen Gejammer war dies einer der schönsten Wanderwege der letzten Jahre und sicherlich ein Highlight, für jeden, der gerne Wanderungen umnimmt und in der Natur ist.
Und dann waren wir zurück am Parkplatz. Kurz wurde noch der nahe am Ende des Wanderweges gelegene Parkplatz gelobt. Es kann nämlich auch sein, dass man vom eigentlichen Parkplatz ein ganzes Stück entfernt parken muss, wenn man zu spät kommt. Und das addiert noch einmal 600-1000 Meter zu der Wanderstrecke zu.
Brauchten wir heute nicht und mit Raymonds defensiver Fahrweise ging es ruhig und entspannend zurück nach Knysna.
Die nächsten Stunden verbrachten wir dann, nach einer warmen Dusche, auf dem Bett. Ausruhen nach der doch echt anstrengenden Wanderung.
Irgendwann bekam Jens aber Hummeln im Hintern und setzte sich auf die Terrasse. Schöner Ausblick, etwas Musik auf dem Ohr und ein Kaltgetränk in der Hand – so geht Urlaub!
Für den Abend hatten wir uns noch ein kleines Abendessen gegönnt, im Gegensatz zu gestern war es aber nicht so beeindruckend, daher nur kurz.
Gestern waren wir ja an der Waterfront, einem von zwei „Restaurant-Zentren“ von Knysna, wenn man so will. Heute Abend geht es zum zweiten Zentrum, der Thesen-Insel. Über eine Brücke ist diese aus dem Zentrum Knysnas erreichbar und es gibt dort einen Yachthafen mit 19 künstlichen Inseln. Es ist auch ein Ausgangspunkt für touristische Bootsfahrten zu den Knysna Heads, zwei Sandsteinklippen, die die Bootsausfahrt von dem Ästuar des Knysna River (englisch Knysna Lagoon) in den Indischen Ozean bilden. Benannt wurde die Insel nach der norwegischen Holzhändlerfamilie Thesen, die sich im 19. Jahrhundert in Knysna niederließ und 1922 eine Holzverarbeitungsfabrik auf der Insel gründete.
Hier ging es mit einem Uber in das Restaurant Sirocco, was uns von unserem Host für ein weiteres gutes Austern-Restaurant empfohlen wurde.
Die Austern hier waren in der Tat etwas besser, vielleicht weil es heute hier auch große Austern gab. Gestern gab es nur die mittlere Größe.
Um vergleichen zu können und weil wir doch echt Hunger hatten, haben wir wieder eine Seafood Platter bestellt.
Die gestern war besser – hier war viel mehr Chips und Reis dabei, weniger Seafood. Aber es war trotzdem lecker und füllend. Aber nicht so füllend, dass nicht noch eine „Melktart with salted caramel popcorn“ drin gewesen wäre.
Ein schöner Abschluss für einen schön anstrengenden Tag.
Moin,
ich habe gerade Ihren Blog mit dem (Unter-)Thema Austern gelesen. Ich bin auch ein Austern-Liebhabe und habe auf Facebook die Facebook-Gruppe „Welt der Austern“. Können Sie mir sagen, welche Austern Sie gegessen haben? Vielleicht gab es ja eine Beschreibung oder Austernkarte o.ä.
Beste Grüße
Jens Tathoff
Moin,
leider gab es nur die Info, dass es „Austern aus Knysna“ sind. Dort werden in den Restaurants meinen Informationen nach zwei Arten von Austern angeboten: Die Pacific Oyster, meistens gezüchtet, und die Knysna Oyster, in der Regel wild gefangen. Hier im Sirocco waren es wilde, also Knysna Austern.
Hoffe, dass das was hilft – auf der Karte standen leider nicht mehr Details.
Gruß,
Jens / Travellingdevil