Wir hatten bereits von Deutschland aus versucht, Touren in Washington zu buchen. So zum Beispiel eine Tour im Pentagon oder eine im Weißen Haus. Beide muss man über die deutsche Botschaft buchen, welche allerdings zur Zeit keine Möglichkeit hat, diese Anfrage an die entsprechenden Stellen weiterzuleiten. Also haben wir uns Touren gesucht, die wir direkt vorbuchen können und dies geht beispielsweise im Kapitol.
Das Kapitol ist der Sitz des Kongresses und damit der Legislative der USA. In ihm finden Sitzungen des Senats (Senate) und des Repräsentantenhauses (House of Representatives) statt – das Gebäude wurde von 1793 bis 1823 erbaut und von 1851 bis 1863 umfassend erweitert. Am Bau beteiligte Architekten waren William Thornton, Henry Latrobe und Thomas Walter.
Etwas entfernt vom Kapitol (und unterirdisch) befindet sich das 2007 fertiggestellte Besucherzentrum, in dem sich gefühlte 1000 Schüler herumgetrieben haben.
Nachdem wir unsere vorgebuchten Tickets abgeholt haben, bekamen wir einen (sehr patriotischen) Film zu sehen, der die Geschichte und den Sinn des Kapitols und der ganzen USA dargestellt hat. Danach wurden wir in Gruppen aufgeteilt und wurden durch drei Räume geführt.
Erster Stop war die Kypta des Kapitols. Diese befindet sich direkt unter der Rotunde und sollte eigentlich mal als Eingang zur Grabkammer von George Washington dienen.
Genau in der Mitte der Kypta sieht man einen weißen Stein, dieser markiert den Mittelpunkt von Washington. Alle Strassen führen von diesem Punkt aus gesehen eine ergänzende Bezeichnung „North-West“ oder „South-West“.
Weiter ging es einen Stock höher in die Rotunde. Die Rotunde hat einen Durchmesser von etwa 30 m und erreicht in der Mitte eine Höhe von fast 55 m. Neben den Besichtigungen der dort aufgestellten Gemälde und der Architektur selber wird sie auch für zeremonielle Anlässe, wie zum Beispiel die Aufbahrung von verdienten Personen, genutzt.
Auch kann man hier das „Fries der amerikanischen Geschichte“ bewundern (die Malerei im Bild oben, was man unter den Säulengang sieht), welches 19 Szenen aus der amerikanischen Geschichte darstellt. Das Fries wurde, wie die Malerei in der Kuppel selber, vom italienischen Maler Constantino Brumidi angefertigt. Interessant fanden wir dabei, dass Brumidi bei der Malerei an der 8. Szene vom Gerüst gefallen ist und 15 Minuten am Geländer hing, bevor er gerettet wurde.
Da er verständlicherweise danach nicht mehr so viel Lust hatte, sich weiteren Gefahren auszusetzen (er war zu dem Zeitpunkt 77 Jahre alt), wurde Filippo Costaggini mit der Fertigstellung des Frieses anhand von Brumidis Skizze beauftragt. Er beendete seine Arbeit im Jahr 1889, aber es blieb aufgrund eines Fehlers in diesen Skizzen eine Lücke, die erst 1951 vervollständigt wurde. Brumidi selber hat sich übrigens in einer Szene selber verewigt (in einer Baumwurzel sieht man sein Gesicht).
Der dritte Raum war die National Statuary Hall, wo jeder Bundesstaat maximal zwei Statuen quasi als Verbindung zum Staat aufstellen darf.
Dieser Raum ist insofern interessant, als das zu Beginn der USA hier tatsächlich ein Viehmarkt war, wo sich die Abgeordneten ihre Hühner oder ähnliches Getier kaufen konnten. Zur Sommerzeit muss dies ein bestialischen Gestank ergeben haben.
Damit endete die, übrigens kostenlose, Tour durch das Kapitol. Im Anschluss haben wir uns noch einen Pass für den Besuch des Repräsentantenhaus geben lassen, wovon wir allerdings keine Fotos machen durften. War aber auch nicht so interessant, da niemand da war (alle schon im Wochenende).
Als ausländische Besucher muss man übrigens nur zu einem Schalter gehen, seinen Ausweis zeigen und man bekommt diese Pässe als Zugangsberechtigung. Amerikaner müssen sich einen von Ihrem Kongressabgeordneten ausstellen lassen. Wäre bestimmt interessant, sich mal eine wirkliche Sitzung anzuschauen.