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Das Ende der südlichen Seidenstrasse

Nach dem Mittagessen ging es mit unserem Lehrer, Gaoyong 老师 (laoshi – bedeutet „Lehrer“) durch das Dort Daxu.

Daxu liegt ungefähr 20 km von Guilin entfernt und war während der Ming Dynastie das kommerzielle Zentrum der Region. Teilweise kamen zu den Märketen, die zweimal in der Woche stattfanden, bis zu 20.000 Menschen zusammen, um Waren zu kaufen und zu verkaufen.

Unsere Führung begann damit, dass wir bei einer unglaublichen Hitze (36 °C) am Eingang zur Altstadt von Daxu aus dem Auto gelassen wurden. Dann ging es in Richtung des Li Flusses. Dabei kreuzten wir die Hauptattraktion: Die 2,5 Kilometer lange Hauptstrasse mit den alten Geschäften und Häusern. Unser Lehrer meinte nur „Wir gehen geradeaus und dann rechts – die Chinesen gehen nämlich alle nach links … da gibt es Souvenierläden“

Also bis zum alten Hafen, wo er anfing die Geschichte des Ortes wirklich lebhaft zu erzählen.

Man konnte richtig spüren, wie lebhaft der Ort hier damals gewesen sein muss. Heute dagegen …

Der Hafen war damals der Ort, wo die ganzen Güter aus der Region ankamen und verladen wurden. Jedes Gut hatte eine eigene Strasse, wodurch es dann zur Hauptstrasse (und den Läden) transportiert wurde.

Gleiches gilt für das Gut „Passagiere“, die ebenfalls eine eigene Gasse hatten.

Oben angekommen wurden die Güter dann verkauft – die Bauern aus der Region brachten ihre Waren hierhin, wo sie dann verladen und in die (damalige) weite Welt verschifft wurden.

Durch unseren Lehrer konnten wir sogar in zwei, drei der alten Häuser hinein (die Inhaber bekamen dafür ihre Rente etwas aufgestockt) und anschauen, wie man hier so lebt.

Im ersten Haus gab es sogar einen kleinen Zoo …

Im Ernst: Die Enten und Hühner sowie zwei Wachhunde waren im Innenhof und sichtlich überrascht uns zu sehen.

Ansonsten waren die Menschen, die hier gelebt haben, damals sehr, sehr reich. Der Ur-Ur-Großvater des Bewohners dieses Hauses hier, hat sich für die Gestaltung seiner Tür extra einen Tischler aus Hong Kong für ein halbes Jahr kommen lassen, der diese Tür gebaut hat.

Ein chinesisches Sprichwort (oder eines des Lehrers, wir wissen es nicht) sagt allerdings: Ein Vermögen hält maximal 3 Generationen. Daher sind die Leute hier, obwohl sie quasi in einem Museum leben und ihre Häuser teilweise über 250 Jahre alt sind, arm. Von den Touristen bekommen sie nur wenig ab und wenn, dann ist es nur sehr wenig.

In einer weiteren Wohnung konnten wir einen Überblick über die Dächer der Altstadt bekommen.

Die Dächer wurden jedes Jahr erneuert. Heute ist dafür oft kein Geld mehr übrig.

Sehr stolz ist Jens darauf, dass dieser Vogel ihm auf sein 你好(Ni hao = „Hallo“) geantwortet hat, wohingegen er unseren Guide komplett ignorierte.

Die letzte Wohnung war die eines anderern Lehrers. Der Ur-Großvater des derzeitigen Besitzers war einer der reichsten Männer in Daxu. Heute ist davon leider nicht mehr viel übrig.

Wir haben nicht die Schlafzimmer oder die Küche fotografiert, das erschien uns taktlos – aber es sah nicht so aus, als würde er beispielsweise jemals sich einen Flug leisten können. Oder ein Auto. Oder mehr wie einmal Fleisch die Woche. Was einem, gerade wenn man so eine luxuriöse Tour macht, zum Nachdenken bringt.

Als wir ankamen, war er gerade dabei Reis zu mahlen – und den Geschäftssinn seiner Vorfahren hat der alte Mann sich anscheinend bewahrt. Er brachte Meike nämlich dazu, für ihn zu arbeiten.

Jens Vorschlag, dass die Männer jetzt alle ein Bier trinken gehen, während Meike weiterarbeitet, wurde zwar überdacht, aber als nicht nett wieder verworfen.

Hier übrigens ein Element in der Küche, wo er stolz drauf war: Ein dicker Ast zum Stampfen bzw. zum Mörsern.

Draußen auf der Strasse konnten wir noch dieses „Yin-Yang“-Symbol sehen.

Dies ist quasi ein Gullydeckel – darunter lief das Abwasser bzw. das Regenwasser ab.

Auch ein Zeichen, wie reich dieses Dorf damals gewesen sein muss, dass es sich sowas leisten konnte.

Das letzte ist übrigens die Metzgerei (gerade geschlossen) und was wir sehr beeindruckend fanden: Vor 40-50 Jahren war dies eine 24/7 Metzgerei. Durch das kleine Loch da konnte man 24 Stunden am Tag Fleisch kaufen. Gut, dass es sowas nicht in unserer Nähe gibt.

Jens Anmerkung, dass da doch kein ganzes Lamm durchpasst, fand unser Lehrer übrigens so gut, dass er den Vorschlag dem Metzger unterbreiten würde, wenn er ihn das nächste Mal sieht.

Damit war unser Rundgang schon zu Ende – wir sind 2 1/2 Stunden durch Daxu gewandert und haben sehr viel über die Historie dieses Ortes erfahren. Und über die Mentalität der hier lebenden Menschen und ihre einzelnen Geschichten.

谢谢你再见!

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