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Planung und Realität: Eine Fahrt in die Berge mit überraschendem Ende

Was macht man nach einer Food Tour? Na klar: Essen … 😉

Kein Witz, denn ab der Food Tour war es tatsächlich irgendwie alles komisch. Aber der Reihe nach.

Nachdem wir mit Lena noch gequatscht haben, sind wir auf unser Zimmer im JR Central Hotel gegangen und haben und dort ausgeruht, gebloggt und überlegt, was wir den nächsten Tag machen wollen. Und da uns irgendwie im Zimmer die Decke auf den Kopf fiel, sind wir in eine nahe Brauerei gegangen, wo eine verlockende „Kleinigkeit“ namens Kobe-Beef auf der Speisekarte war. Die Bestellung hatte also nix mit Hunger zu tun, sondern eher mit Verlangen.

Interessant auch die Art, wie die Tasting-Biere bereitgestellt wurden, denn sie kamen tatsächlich in Form eines Stiefels.

Meike hat lieber dieses „Bier“ probiert, bei welchem man durch eine Zitrone die Farbe verändern konnte.

War … interessant.

Für den nächsten Tag hatten wir uns dann geeinigt in eine nahe Bergregion zu fahren und uns in dem Örtchen Takayama umzuschauen. Schon zu diesem Zeitpunkt war allerdings sowohl im Internet als auch im Fernsehen sehr oft von Hagibis zu hören.

Der Taifun „Hagibis“, der 19. Taifun dieses Jahres in Japan, drohte unsere Urlaubsplanung für die letzten Tage zu stören. Nur wusste, da der Sturm zu dem Zeitpunkt noch weit entfernt war, niemand genau wie.

Auch aus diesem Grunde wollten wir jetzt nicht so viel und komplizierte Dinge tun. Also haben wir abends noch Sitzplätze im Limited Express Hida nach Takayama reserviert und das sowohl für die Hinfahrt morgens als auch für eine Rückfahrt am Nachmittag.

Die erste Klasse war hier noch am Ende des Zuges.

Und, noch irritierender, wir fuhren Rückwärts.

Das ist in Japan tatsächlich in den Shinkansen und Limited Expresses sehr ungewöhnlich, denn normalerweise werden die Sitze in Fahrtrichtung gedreht.

Des Rätsels Lösung: Am ersten Bahnhof änderte sich die Fahrrichtung des Zuges, sodass wir ab dann vorne waren und vorwärts fuhren.

Die Strecke nach Takayama führt, nachdem man mal die äußeren Bezirke Nagoyas hinter sich gelassen hat, malerisch entlang des Flusses Hida.

In Takayama angekommen wunderten wir uns aber dann schon über die Menschenmengen, die in den Zug einsteigen wollten, um weiter in Richtung Toyama zu fahren. Mehr oder weniger gleichzeitig erhielten wir eine Nachricht, dass aufgrund des Taifuns der Shinkansen-Verkehr am kommenden Tag, dem Samstag, vermutlich stark eingeschränkt sein würde. Wenn überhaupt Züge fahren würden.

Und genau das war auch der Grund dafür, dass sich diese Schlange vor dem Reservierungsschalter in Takayama gebildet hatte: Die Leute versuchten noch heute irgendwo hinzukommen, um den zu erwartenden Problemen am Samstag zu entgehen. Oder eben schon dort zu sein, wo man sein will.

Nach kurzer Überlegung haben wir dann den Entschluss gefasst, dies auch zu tun und schon heute nach Tokyo zu fahren, da wir uns dachten, dass wir dort mehr Optionen hätten, wenn der Taifun unseren Rückflug am Sonntag beeinflusst.

Also haben wir uns eine Reservierung für den nächsten Zug zurück nach Nagoya besorgt und gleich mal prophylaktisch eine für einen Shinkansen nach Tokyo, sodass wir, sollten wir ein Hotel in Tokyo bekommen, auch dorthin fahren können.

Das bedeutete leider auch: Nix Takayama! Außer dem Blick vom Bahnhofsvorplatz aus und einer kleinen Bank neben dem Bahnhof haben wir nichts besichtigt.

Dann ging es zurück nach Nagoya. Und kaum dort angekommen, wurde langsam immer deutlicher, dass der Taifun doch etwas stärker war und doch einen erheblichen Einfluss auf unsere Route und das ganze Land haben würde. Es war dann nämlich klar, dass Samstag überhaupt kein Shinkansen-Verkehr nördlich von Osaka stattfinden würde. Auch war dann schon klar, dass es keine Flüge innerhalb Japans geben würde, denn alle Fluggesellschaften haben alle Flüge gestrichen.

Im JR Central Hotel Nagoya haben wir unsere Lage dann der Rezeptionistin geschildert und sie gebeten in unserem Hotel in Tokyo, wo wir für die Nacht von Samstag auf Sonntag ein Raum (nicht stornierbar) gebucht hatten, zu fragen, ob sie uns dort auch die Nacht von Freitag auf Samstag ein Zimmer geben könnten. Konnten Sie tatsächlich, wenn auch natürlich für viel Geld. Dafür gab uns das JR Central Nagoya Hotel ein wenig Rabatt auf die letzte Nacht. Ging als noch.

Dann ging es zum Bahnhof und dort war Chaos angesagt. So voll haben wir selten einen Bahnhof in Japan gesehen. Teilweise wurde der Zugang auf den Bahnsteig blockiert. Die Züge fuhren hier auch im 5 Minuten-Takt in Richtung Tokyo ab und jeder Zug war mehr oder weniger voller Menschen, die noch heute versuchten nach Hause zu kommen, um nicht Samstag gestrandet zu sein.

In unserem Hikari hatten wir glücklicherweise ja einen Sitzplatz reserviert, sodass wir bequem fahren konnten.

Genießen konnten wir die Fahrt aber irgendwie doch nicht, denn alle 10-20 Minuten kamen neue Vorhersagen über Weg und Stärke des Taifuns, die nix Gutes bedeuteten.

Am deutlichsten wurde die Lage, wenn man sieht, dass an dem Tag sogar der eigentlich immer pünktliche Shinkansen-Verkehr an sein Limit kam. Durch die vielen Menschen, die fluchtartig die Region um Tokyo verlassen wollten, kam es zu einem Stau bei der Ein- und Ausfahrt nach Tokyo Station. Was in unserem Fall zur Folge hatte, dass wir tatsächlich eine Verspätung von 47 Minuten hatten, als wir dann endlich in Tokyo ankamen.

In den Zügen, die uns entgegenkamen, sah man eigentlich im ganzen Zug die Menschen stehen. Was angesichts einer Fahrzeit von 2-3 Stunden sicherlich auch kein Vergnügen war.

Im Nachhinein hätten wir es den Leuten lieber gleich getan und uns nach Süden abgesetzt und versucht von dort aus in Richtung unseres Heimfluges zu kommen. Den langen Rückflug hatten wir nämlich von Singapur aus gebucht und das würde noch zu einem Problem werden – nur wussten wir es zu dem Zeitpunkt noch nicht.

In dem Hotel in Kanda hatten wir auf jeden Fall dann, später als gedacht, eingecheckt. Und uns eigentlich darauf eingestellt, dass wir jetzt 2 Tage in dem Hotel verbringen würden.

Zwei Sachen haben uns dann unsere Situation erneut überdenken lassen: Einerseits war die Aussicht in einem Zimmer, dessen fast komplette Grundfläche durch das Bett eingenommen wird, 2 Tage zu verbringen nicht besonders erstrebenswert. Auch die zu unser Überraschung in einem Koffer gefundene Bierdose machte das nicht besser. Denn langsam war klar, dass dies ein absoluter Extremfall war und man mehr oder weniger angewiesen wurde, nicht nach draußen zu gehen, während der Taifun Japan im Griff hat.

Wie groß der Taifun tatsächlich war, zeigte sich dann im japanischen Fernsehen, denn wenn man in das Bild reinscrollt, sieht man die Umrisse Japans!

Den ersten Kontakt mit dem Land würde der Taifun auch noch in der Nähe von Tokyo machen.

Und erwartet wurden Winde mit einer Geschwindigkeit von 200 km/h.

Der Taifun wurde tatsächlich mit dem Taifun Ida von 1958 verglichen und dieser Taifun hat über 1200 Tote verursacht.

Der erste Kontakt des Taifuns mit Japan war für Samstag Abend vorhergesagt. Sonntag, wenn wir fliegen würden, sollte der Spuk zwar schon wieder vorbei sein. Im Fernsehen wurde aber gesagt, dass nicht klar ist, wann wieder ein Zug oder ein Bus fahren würde, da die Infrastruktur, sprich Gleise und Brücken, Schäden nehmen werden und die Reparatur ihre Zeit brauchen könnte. Als dies durch ein Telefonat mit der von der japanischen Touristenagentur geschalteten kostenlosen Info-Hotline für Touristen bestätigt wurde, haben wir uns dann entschlossen mit einem der letzten Züge, die von Tokyo Station nach Narita fahren würden, zu fahren.

Unser Plan war: Für den Fall, dass unser Flug dann geht (wovon wir zu dem Zeitpunkt noch ausgegangen sind) schon dort zu sein. Dies bedeutete: Samstag morgen um 6 Uhr aus dem Hotel auschecken und (eigentlich illegal, denn für den Narita-Express braucht man eine Reservierung) zum Flughafen zu fahren.

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