Zum Inhalt springen

2 Tage durch Bamberg

Bamberg! Im Mittelalter „Babenberg“ genannt, auf Fränkisch „Bambärch“ ausgesprochen – überregional bekannt für seine Biertradition. Hier würden wir uns die nächsten 2 Tage herumtreiben und die Stadt erkunden. Und ja, auch die Biere probieren.

Am ersten Abend hatten wir ja ein sehr spannendes Abendessen eingenommen und sind, auch wegen der Menge, zu Fuß durch das nächtliche Bamberg zurück zum Hotel spaziert. Ein sehr schöner Spaziergang, vor allem weil das Wetter wieder mitspielte.

Am nächsten Morgen haben wir uns dann zum Frühstück aufgemacht – mit einem etwas komischen Einbahnstraßensystem, was nicht jeder verstanden hat. Dafür war die Auswahl sehr gut, sogar Weißwürste hatte es hier. Und da kann man ja wirklich schlecht „Nein“ sagen.

Entgegen unserer sonstigen Gepflogenheiten hatten wir keinen genauen Plan für die nächsten 2 Tage, also gingen wir einfach mal in die Stadt in Richtung der Touristeninformation,um uns dort Anregungen zu holen.

Auf dem Weg dorthin ging es schon durch den historischen Stadtkern, der seit 1993 UNESCO Weltkulturerbe ist. Wobei die Kombination „Kneipe + Jazz Club + Frisör“ eher un-weltkulturerbig anmutete.

Generell ist die Altstadt wirklich sehr sehenswert, nicht nur wegen der historischen (und in den ganzen Kriegen weitestgehend unversehrt gebliebenen) Gebäuden. Wie zum Beispiel das 1387 erstmals erwähnte und 1467 neu gebaute alte Rathaus, welches am linken Regnitzarm auf einer kleinen Insel liegt und eine wunderschöne Fassade hat.

Wahrlich ein Weltkulturerbe, die 140 Hektar der Innenstadt sowie der Gärtnerstadt.

Unser Weg führte allerdings zu der Touristeninformation, welche am alten Schwimmbad etwas östlich der Altstadt liegt.

In der Corona-bedingt etwas eingeschränkten Zeit wollten wir fragen, ob es Touren mit dem Schwerpunkt „Bier“ gibt. Gab es keine. Dann war eine Idee, eine der hier beheimateten Mälzereien zu besuchen, um über diesen Aspekt des Brauens etwas zu lernen. Hatten geschlossen. Zuletzt war eine allgemeine Tour die Idee. Alle ausgebucht.

Also kam die Idee einer selbst-geführten Tour ins Gespräch und dazu gab es für 5 Euro eine kleine „Schnitzeljagd“ durch die Innenstadt, wo man an Sehenswürdigkeiten Dinge herausfinden musste und so ein Lösungswort erhielt. Na die 5 Euro haben wir gerne investiert und wer die Schnitzeljagd auch mal machen möchte: Das Heft haben wir noch und verkaufen es für 4,99 Euro gerne weiter …

Erster Punkt war der Beginn (oder das Ende, je nach Sichtweise) des Ludwig-Donau-Main Kanals, welcher von hier aus passenderweise bis Kelheim führt. Wo wir vor einigen Tagen noch mit dem Rad waren und die Befreiungshalle angeschaut haben.

Die 172 Kilometer lange Waserstraße wurde zwischen 1836 und 1846 erbaut und hatte knappe 100 Schleusen. 1950 wurde der Kanal „aufgelassen“, was bedeutet, dass die Schleusen teilweise entfernt wurden und sich der Kanal seinen Weg selber finden konnte. Nachfolger ist der Main-Donau-Kanal

Nächster Halt war die Villa Concordia, welche heute das Internationale Künstlerhaus beinhaltet, wo es der Freistaat jährlich Künstlern erlaubt, im Rahmen eines Aufenthalts- und Leistungsstipendiums ohne Verpflichtungen an eigenen Projekten zu arbeiten. Und die natürlich im Idealfall auch hier zu präsentieren / dazubieten. Das Haus selber wurde zwischen 1716 und 1722 durch den Hofbeamten Tobias Böttinger erbaut. Bzw. er hat es in Auftrag gegeben.

Weiter ging der Weg durch die Altstadt hinauf zum sogenannten „Kreuz über Bamberg“, vorbei an vielen wirklich schönen Häusern.

Den verlockenden Laden mit dem Namen „Taschenbier“ (inkl Low-Bidget Werbemaßnahmen im Schaufenster) haben wir auch links liegen lassen – obwohl sehr interessant aussehend.

Das „Kreuz über Bamberg“ ist ein imaginäres Kreuz, was durch die Lage einiger Bamberger Kirchen entsteht. Die in der Stadtralley anzusteuernde Kirche „Obere Pfarre“ ist dabei Teil des Querbalkens.

Von außen etwas unscheinbar, aber innen wunderbarer Barock mit sehenswerten Stuckarbeiten und Gemälden.

Im Zentrum des Kreuzes steht, natürlich, der Dom zu Bamberg.

Auf dem Domberg haben sich schon um 600 nach Christus erste Siedlungen befunden. Für den Dom wurde 1004 durch Heinrich II. der Grundstein gelegt, die Weihe fand 1012 statt. Wie so oft wurde der Dom dann oft umgebaut, teils mit Absicht, teils wegen eines Feuers oder anderen Unfällen.

Die letzte Domweihe fand 1237 statt und dieses Datum wird aktuell auch als Ausgangsdatum für Feiern verwendet, 2037 wird also die 800-Jahr-Feier stattfinden.

Im Inneren befinden sich neben dem Bamberger Reiter das Grab des einzigen heiliggesprochenen Kaiserpaars des Heiligen Römischen Reichs sowie das einzige Papstgrab in Deutschland und nördlich der Alpen.

Der Bamberger Reiter stammte aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und gilt als eines der Hauptwerke der Stauferzeit.

Im Original war der Reiter übrigens angemalt.

Im Dom selber war es angenehm ruhig – ein Vorteil der Corona-Zeit. Oder des Wochentages. Oder beides.

Vom Vorplatz aus hatten man dann einen sehr schönen Rundblick über Bamberg. Hatte ein wenig was von Prag fanden wir.

Die Schnitzeljagd führte uns wieder in die Altstadt hinunter und dabei … naja. Eine sehr bekannte Kneipe: Die Brauerei Heller, besser bekannt als „Schlenkerla„.

Gegründet 1405 wurde das Brauhaus vor allem für sein Rauchbier berühmt. Den Namen erhielt die Brauerei um 1900 durch seinen Braumeister. Der verletzte sich nämlich dem Volksmund nach bei einem Unfall mit seinem Fuhrwerk und musste seitdem beim Gehen mit den Armen das Gleichgewicht halten. Und daher sagte man hier „Weil er gern mit seina Orm a wengla gschlenkert hot, drum hom´s ihn Schlenkerla getauft aus Übermut und Spott„.

Das Rauchbier ist übrigens nicht jedermanns Fall.

Und die alkoholarme Variante, die Jens entgegen der eindringlichen Warnung durch die Bedienung („Das wird ihnen nicht schmecken!“) bestellt hat, erst Recht nicht.

Gut, dass Bamberg auch Alternativen hat. Aber erst einmal ging es weiter zurück über die beiden Arme der Regnitz hinüber in Richtung Gärtnerstadt.

Auf jeder Brücke immer das Gleiche …

Da es noch früh war, wir schon viel gelaufen waren und Jens den Rauchbier-Geschmack aus dem Mund bekommen wollte, ging es dann für uns in das nächste Brauhaus: Fässla.

Fässla kennen wir ja schon aus Köln, wo eine unserer Lieblings-Gaststätten dieses Bier auch frisch vom Fass in einem Tonkrug ausschenkt. Die Brauerei wurde 1649 gegründet und es gibt 6 Biersorten. Und auf dem Herren-Klo kann man diese auch sauber getrennt wieder … dem Kreislauf der Natur zurückführen.

Das Logo von Fässla ist ein Zwerg, daher wird auch jeder Wortwitz ausgenutzt.

Aber wir mögen das Bier halt auch sehr und daher saßen wir im Schankraum und freuten uns über unseren Urlaub..

Der Ehrgeiz die Schnitzeljagd, obwohl wir das Lösungswort längst erraten hatten, noch zu beenden zog uns dann allerdings raus aus dem Fässla und ab in die nahe Gärtnerstadt.

Als Gärtnerstadt bezeichnet man das Gebiet östlich des Regnitzarms rund um St. Gangold. Im Gegensatz zur Bergstadt, die eher geistlich geprägt ist und viele Kirchen hat, und der Inselstadt, wo das Bürgertum und die Geschäftsleute lebten, ist die Gärtnerstadt quasi ländlich geprägt. Die Häuser hatten hier alle recht große Parzellen hinter dem Haus und konnten so Landwirtschaft betreiben.

Auch die Gärtnerstadt gehört zum Weltkurltuerbe.

Als modernes Element wurde in der Mitte der Gärtnerstadt dieser „schiefe Turm von Bamberg“ als Aussichtspunkt gebaut. Gut, dass wir nicht sooooo viel getrunken hatten.

Dies war dann allerdings auch das Ende der Stadttour. Knappe 16 Kilometer waren auf dem Tacho und zufrieden wollten wir uns dem Thema „Abendessen“ widmen. Auf dem Weg wurden wir dann spontan Teil eines Liebesbeweises. Oder eines Stalking-Versuches. Ein junger Student sprach uns auf Englisch an, ob wir seiner Liebsten (die er erst kurz zuvor kennengelernt hatte) einen Kuchen überbringen könnten. Er fände das romantisch. Wir zuerst verdächtig und dann, als wir gesehen haben, dass es sich wirklich um einen Kuchen handelt und nicht um Drogen oder sowas, witzig. Also ab zu der irischen Studentin, die etwas reserviert reagierte und schon recht genau wusste, wer der Verehrer war. Aber wir haben unser Bestes gegeben.

Für das Abendessen gingen wir dann gen Osten zu Brauerei Mahr. Diese liegt in einem Stadtteil, der Wunderburg genannt wird.

Wir wurden an einen Tisch mit zwei Herren gesetzt, die sich über Bierbrauen und Touren unterhielten. Wie sich nach kurzer Zeit herausstellte kamen die beiden aus dem Ruhrgebiet, waren hier zum Wanderurlaub und machen diese Art Urlaub jedes Jahr. Und einer von beiden war Steuerberater und kennt unseren Steuerberater in Leverkusen. Die Welt ist ein Dorf, echt.

So quatschten wir mit den beiden bis tatsächlich das Brauhaus schloß. Wieder waren wir die letzten, die ein Restaurant verließen – langsam wird das zur Gewohnheit.

Leicht angetüddelt ging es an der Regnitz entlang zurück zum Hotel. Grund dafür war, dass es kein Taxi in guter Reichweite gab und wir anfangs noch dachten, dass der Spaziergang ja kein Problem war.

Dass es 3 Kilometer waren hatten wir allerdings nicht so genau auf dem Plan.

Na gut, wir haben es ja geschafft.

Am nächsten Morgen setzten wir beim Frühstück aus, denn wir hatten eine Verabredung zum Mittagessen mit 3 Belgiern.

Warum 3 Belgier? Nun, wir haben bei unserem Trip nach Tallinn 2018 in einer Bar namens Porgu einen Bier-Geek aus Belgien und einen aus den Niederlanden kennengelernt: Evert und Olivier. Mit den beiden stehen wir über die untappd-App in Kontakt und haben es bislang weder geschafft uns nochmal in den Niederlanden / Belgien zu treffen (da waren die beiden weg) oder in Köln (da waren wir weg). Am ersten Tag bekam Jens eine Nachricht über die App ob wir wirklich in Bamberg wären. Evert wäre mit 2 Freunden auf dem Weg nach Tschechien und sie wollten eine Nacht in Bamberg verbringen. Und wenn wir auch da wären, könne man sich ja treffen.

Haben wir dann: Evert, Jimmy und Thomas haben ein Frühschoppen im Klosterbräu vorgeschlagen. Und da konnten wir ja nicht Nein sagen.

Und zum Frühschoppen gehört auch die entsprechende Küche: Das bislang beste Schäufele der Reise. Sagenhafte Kruste, super Soße und sehr, sehr zartes Fleisch.

So tranken und aßen wir 5 und unterhielten uns über Gott und die Welt. Und Bier. Bestens auch durch den Kellner unterhalten, der auch den einen oder anderen guten Spruch auf Lager hatte. Alle haben IT-nahe Berufe und waren sehr sehr nett. Mit Evert tauschten wir Reiseerfahrungen aus & schwelgten in Erinnerung an Tallinn. Jimmys Vater hat eine Brauerei in Belgien, Thomas ist großer Tabletop-Fan und hat ein eigenes Trinkspiel entwickelt was er uns vorstellte. Themen waren wirklich genug da.

Super MIttagessen und für den Rest ihrer Reise hatten wir noch ein paar Tips auf Lager. Wobei der Aufenthalt in Tschechien recht schnell beendet wurde, da das Land doch arg mit den exponentiell steigenden Ansteckungszahlen zu kämpfen hatte.

Unter Bier-Nerds versteht man sich einfach in der Regel gut.

Das Bier im Klosterbräu war übrigens einfach aber sehr gut. Klare Empfehlung in Bamberg!

Nachdem wir uns von den 3 verabschiedet hatten, sind wir noch ein wenig ziellos durch Bamberg spaziert. Das Wetter lud jetzt nicht gerade dazu ein, aber wenn man etwas abseits der Touristen-Pfade geht, dann sieht man auch interessante Dinge.

Wie zum Beispiel dieser interessante Straßenname direkt in der Nähe einer Kirche.

Da wir heute Abend wieder eine Reservierung hatten, wollten wir uns noch kurz in einen Biergarten setzen und den Nachmittag ausklingen lassen bevor es ans Schlemmen geht. Den Wilde Rose Biergarten kannte Jens noch von einer Tour vor einigen Jahren. Und laut Internet und dem Schild am Eingang sollte er auch aufhaben.

Leider stimmte des aber nicht – wir standen wir verschlossener Türe.

Na gut, der Weg ist ja bekanntlich das Ziel. Und auf dem Weg sieht man ja auch ab und zu was nettes. Wie dieses kleine Autochen, was keine Probleme mit dem Einparken gehabt haben dürfte.

Ach so: Der Biergarten liegt übrigens auf einem Hügel. Weswegen es schon Schade war, dass wir den Weg umsonst auf uns genommen haben. Naja – immerhin ging es daher auf dem Rückweg bergab.

Dann hatten wir aber weiterhin die Entscheidung vor uns: Zurück ins Hotel gehen (2-3 Kilometer hin und dann noch zurück in die Innenstadt zum Restaurant) oder eine weitere Brauerei besuchen.

Die Antwort … ab ins Sternla, dem ältesten Wirtshaus in Bamberg (1380 eröffnet).

Bamberg hat uns die letzten 2 Tage sehr viele Facetten gezeigt und uns sehr viel Spaß gemacht. Nicht nur wegen der omnipräsenten Bierkultur (die natürlich ein Zugpferd für den Tourismus ist), sondern auch weil sehr viel Abwechslung geboten wird. Die Menschen hier in Bamberg sind offen und wir haben einige sehr witzige, herzliche davon kennengelernt. Und durch die vielen Studenten ist es neben dem ganzen „Alte Gebäude – MIttelalter – Historie“ auch immer wieder was junges, kreatives zu spüren.

Naja und das Bier ist halt auch gut.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.