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Energie aus der Erde, ein irres Genie, Wasserfälle, schwarzer Sand, und Bier (von Reykjavik nach Vik)

Nun also stand die erste Etappe auf unserer großen Inselrundfahrt an. Da die meisten Rundreisen, gerade in dieser Jahreszeit, gegen dem Uhrzeigersinn angeboten werden, haben wir das einfach mal übernommen und fuhren von der Hauptstadt aus erst einmal nach Süd-Osten und quasi „unten herum“. Und alles mehr oder weniger auf der Ringstraße Nr. 1, auch Hringvegur genannt.

Das Wetter war durchwachsen, es wechselten sich Regen, Wolken und Sonne ab. Immerhin wird so das Autofahren nicht langweilig, denn wo in Deutschland die ganzen Raser, Mittelspurschleicher, Nicht-Blinker-Benutzer und andere irritierende Verkehrsteilnehmer für eine gewisse Grundanspannung sorgen, ist es in Island eher so: Tempomat rein. Und dann fahren.

Sogar die gestern bedrohlich wirkenden, zweispurigen Kreisverkehre wurden ohne Probleme durchfahren. Etwa 25 Minuten außerhalb von Reykjavik dann der erste Halt an diesem modernen Gebäude hier.

Die Geothermal Energy Exhibition des lokalen Energieproduzenten „ON“ zeigt, wie Island es schafft, dass knappe 70% des Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen stammt. Teilweise sind dies sogar mehr, je nach Jahreszeit und geologischer Aktivität.

Durch die Nutzung von geothermalen Quellen wie hier im Hellisheiði Power Plant werden sowohl Wärme als auch Strom für einen Großteil der Region und der Hauptstadt erzeugt.

Ebenfalls werden hier Techniken erforscht, die das durch den Prozess und andere Quellen entstandene CO₂ verarbeitet werden kann, sodass es nicht in die Atmosphäre gelangt.

Sehr speziell, klar. Aber bei einem Land, was halt solche Möglichkeiten bietet eine interessante Forschung. Und das Konzept das Kohlendioxyd in Stein zu binden, lässt sich aktuellen Forschungen nach in sehr vielen Regionen unserer Welt anwenden.

Aber neben der Forschung waren auch die Turbinenhallen Teil der Ausstellung.

Und natürlich das weithin sichtbare Kraftwerk selber mit seinen weißen Rauchschwaden.

Welche übrigens zu knapp 95% aus Wasser bestehen, was eben einer der Vorteile dieser Strom- und Wärmeproduktion ist.

Schon interessant und wir konnten dadurch auch einem etwas stärkeren Regenguss ausweichen. Naß wurden wir trotzdem, weil natürlich gerade als wir auf die Aussichtsplattform gehen wollten, ein Windstoß einen Schwung Wasser in unsere Gesichter wehte.

Aber gut, sind wir ja als passionierte Schottland-Urlauber gewohnt und so ein bisschen macht uns ja nix aus.

Nächster Programmpunkt war ein Museum, welches erst um 14 Uhr öffnen sollte. Und da wir Hunger hatten und sowieso im Auto ein bisschen Obst und Kekse (und Schokolade) haben wollten, ging es zu einem Supermarkt, den wir ausschließlich wegen des debilen Schweins im Logo ausgewählt haben.

Mit einem Kindereinkaufswagen (zumindest fühlte es sich so an) ging es die angebotenen Lebensmittel erkunden.

Immerhin beim Obst konnten wir relativ sicher sagen, was wir da kaufen. Bei anderen Dingen musste man sich auf die Intuition oder eine eventuelle Übersetzung auf der Rückseite hoffen.

Das große Ding in Island: Rindfleisch aus Deutschland!

Immerhin wurde das Lamm nicht aus Deutschland importiert. Das wäre uns genau so falsch vorgekommen wie damals in Neuseeland, wo das neuseeländische Lamm teurer als in Deutschland war.

Für Meike der Hit, für Jens eine drohende Gefahr für seine Geschmacksknospen: Lakritz!

Mit einem Sandwich bewaffnet ging es dann zu einer nahen Kirche in Selfoss, wo wir im Wagen sitzend (es regnete wieder) unser Mittagessen einnahmen. Und danach zu einem kleinen Verdauungsspaziergang (es hatte wieder aufgehört zu regnen) aufbrachen.

Der Fluss Ölfusá macht hier einen schönen Bogen.

Dann sollte auch das Museum aufmachen, wo vor allem Jens hinein wollte: Das Bobby Fischer Museum.

Robert James „Bobby“ Fischer wurde 1943 in Chicago geboren und war ein amerikanischer Schachspieler, welcher bis heute als eine der herausragensten Gestalten der Schachwelt gilt. Fischer war von 1972 bis 1975 der 11. Schachweltmeister, den Titel gewann er 1972 in einem als Match des Jahrhunderts bezeichneten Wettkampf in Reykjavik gegen Boris Spasski. Fischer und auch Spasski spielten dabei einige der besten Schachpartien aller Zeiten, sehr eindrucksvoll im Film „Bauernopfer -Spiel der Könige“ dargestellt.

Direkt nach diesem Spiel zog sich Fischer vom Turnierschach zurück und verlor auch daher seinen Weltmeistertitel 1975 an Anatoli Karpov, da er nicht antreten wollte.

Er machte nur noch ein Spiel (privat organisiert und höchst umstritten) 1992 gegen Spasski und war schon da höchst eigenbrödlerisch, um es mal freundlich auszudrücken. Genauer gesagt entwickelte er sich zu einem höchst unangenehmen Zeitgenossen, der sich wiederholt antiamerikanisch und antisemitisch äußerte. Aus diesen Gründen gab er auch die amerikanische Staatsbürgerschaft ab und verbrachte seine letzten Lebensjahre in Island, dessen Staatsbürgerschaft er angenommen hatte. Nach seinem Tod 2008 wurde ein kleines Museum eröffnet, wo Schachdevotionalien und Dinge aus Fischers Leben zu sehen sein sollten.

Warum „sollten“? Das Museum war zu. Und niemand war zu sehen. Den Laden, in dem man nachfragen sollte, wenn das Museum abgeschlossen ist, gab es schon lange nicht mehr. Und da wir jetzt keine große Lust hatten, hier lange zu warten, sind wir unverrichteter Dinge weitergefahren. Schade.

Dann folgte aber das, weswegen wohl fast alle nach Island fahren. Wasserfälle! In diesem Fall der Seljandsfoss („foss“ bedeutet Wasserfall)

Er liegt in der Gemeinde Rangárþing eystra an der Ringstraße hinter Hvolsvöllur und ist daher sehr gut erreichbar. Der Fluss Seljalandsá stürzt hier 66 m tief über die ehemalige Küstenlinie und liegt, wie sehr viele seiner Art, darunter auch der ebenfalls berühmte Skógafoss, unterhalb des großen Gletscherschildes Eyjafjallajökull. Bekannt in Funk und Fernsehen durch den Vulkanausbruch 2010, der Auswirkungen auf den internationalen Flugverkehr hatte.

Ein besonderes „Feature“ hier: Man kann hinter den Wasserfall gehen und durch die Wasserschleier auf das Land draußen blicken. Dem Lonely Planet nach, soll es besonders in den Abendstunden schön sein, wenn die Farben und der Himmel intensiv leuchten. In unserem Falle egal, denn wir hatten ja eh nur Wolken.

War aber auch so sehr cool!

Und animierte zu sinnfreien Selfies.

Gut, im Lichte und weitestgehend wieder trocken, denn man wird schon je nach Windverhältnissen durchaus naß, ging das dann auch mit den Selfies besser.

Und wie das hier halt so ist: Kaum ist man wieder dank der Klimaanlage im Auto wieder vollständig trocken, kommt der nächste Wasserfall. Dieser war dann aber auch ein echt schöner.

Der Skógafoss stürzt hier über eine Breite von 25 Metern 60 Meter in die Tiefe. Und schon anhand der Größe des Parkplatzes konnte man erkennen, dass hier wohl viele Touristen sein würden, die Fotos vom Wasserfall machen.

Oder Selfies.

Aber der Wasserfall ist wirklich schön und beeindruckend. Man konnte auch, wenn man ein bisschen Feuchtigkeit nicht scheut, nahe rangehen. Und das war wirklich krass, wie man das auf den Boden aufprallende Wasser fühlen konnte.

Und wenn die Sonne eine kleine Lücke in der Wolkendecke finden konnte, dann bekam man sogar solche Fotos.

Rechts oben am Rand des Wasserfalls gab es noch eine Aussichtsplattform. Meike wollte da rauf, Jens nicht. Also machte es sich Jens mit einem Kaffee aus dem kleinen Kiosk unten gemütlich und verfolgte den „Aufstieg“ von Meike durch die ganzen anderen Touristenhorden. Die alle langsam waren und noch nie etwas von „auf die Seite gehen“ gehört haben. Zumindest konnte Jens hier Meike (mitten in der Gruppe, Blickrichtung nach oben) innerlich schreien hören.

Aber der Ausblick war jetzt nicht so schlecht.

Echt ein schöner Ort, gerade oder auch weil das Wetter hier immer wieder kurz mitgespielt hat.

Letzter Programmpunkt kurz vor unserem heutigen Zielort Vik war der „berühmte“ schwarze Strand. In 1973 ist hier eine DC 3 der US Navy bruchgelandet, was letztendich wohl daran gelegen hat, dass der Pilot vergessen hatte, zum richtigen und vollen Tank umzuschalten.

Da aber einerseits das Wetter jetzt nicht gerade für eine 2 Stunden Tour über eine freie Fläche einlud und wir andererseits gelesen hatten, dass das ganze nicht so besonders spannend sein soll und eigentlich nur wegen eines viralen Videos irgendeines K-Pop Stars so viele da hingehen, haben wir nur ein Foto gemacht und sind dann weiter.

Ach so: Fahren macht hier echt Spaß, denn man hat fast gar keinen Verkehr und sieht andauernd so etwas hier.

Nach einem kleinen Pass kamen wir dann endlich in Vik an und fuhren direkt zu unserem Hotel, welches sinnvollerweise „Hotel Vik“ genannt wurde.

Da das Wetter aber gerade mal wieder eine Regenpause geplant hatte, sind wir noch kurz zum schwarzen Strand. Ja genau: Schwarzer Strand!

Sehr cool und gerade in der Abenddämmerung sehr atmosphärisch und spannend von den Lichtverhältnissen her. Im Hintergrund die 3 Schwestern, der Saga nach 3 Trolle, die ihre Boote aus der See ziehen wollten und dabei vom Sonnenaufgang überrascht wurden.

Für uns aber genug Input für einen Tag. Das Ganze war schon eh fast zu viel Input für unsere Hirne, also ging es erst einmal darum, seichte Kost zu konsumieren.

Und danach unserer Präferenz nach handwerklich gut gebrautem Bier nachzugeben. In Vik kann man dies hervorragend im Smiðjan Brugghús, dem Brauhaus der gleichnamigen Brauerei.

Oh ja, genau was jetzt passte.

Dazu leckeren Pubfood, genau der richtige Abschluss für diesen Tag für uns.

Wir schämen uns allerdings nicht zu sagen, dass wir nach dem Brauhaus noch in einem weiteren Pub direkt an der völlig überfüllten Ringstraße waren.

Und danach in der Hotelbar.

Hier hatte Jens sogar noch einen isländischen Whisky, um so aber nun wirklich diesen ereignisreichen Tag zu beenden. Was für ein erster Tag auf der Ringstraße. Wir sind gespannt auf die nächsten Tage.

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