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Schwarzer Sand und ein verlorenes Land

OK, im Original heißt es ja „heißer Sand ..“ aber unsere Version passt für den heutigen Vormittag dann doch besser.

Da wir im Fosshotel kein Frühstück gebucht hatten, ging es heute direkt vom Zimmer zum Bezahlen und zum Auto. Und mit diesem zu einem nahen Parkplatz, wo die vor ein paar Tagen gekauften Süßigkeiten geplündert wurden.

Denn heute Vormittag hatten wir spontan eine Tour gebucht. Vor allem in den Sommermonaten gibt es hier diverse Anbieter, die Touren auf die Gletscher der Gegend oder auch auf das Meer anbieten. In der Off-Season, in der wir uns gerade befinden, war die Auswahl etwas limitierter. Und da das Wetter weiterhin mit einer schön geschlossenen und für Regengüsse vorbereiteten Wolkendecke jetzt nicht gerade für lange Gletscher-Wanderungen oder Bootstouren sprach, haben wir uns für eine 3 stündige Natur- und Geschichts-Tour entschieden.

Dazu mussten wir uns nur um 9 Uhr bei einer kleinen Hütte, 2 km neben der Hauptstraße einfinden. 2 Kilometer in der Hoffnung, dass da was sein würde.

War aber auch.

Von hier aus führen Touren auf die Insel Cape Ingolfshofdi im Vatnajokull National Park. Diese Touren werden von einem Farmer aus der Region angeboten, dessen Vater diese vor mehreren Jahren als Nebenverdienst begonnen hat. Infolgedessen wurde hier eine kleine Hütte gebaut (von der wir, da wir was zu früh da waren, jetzt wissen, wo der Schlüssel versteckt ist) und es stehen mehrere Anhänger davor.

Mit diesen geht es dann die 6 Kilometer zur Insel, die auch als „Vogelfelsen“ bekannt ist. Hier finden sich im Sommer unzählige Vögel ein, wobei die Touren vorwiegend mit den Papageitauchern werben, die hier brüten. Diese verlassen aber Anfang September die Insel und somit waren die Chancen eher bei 0% (genau wie bislang die auf Nordlichter).

Zu sehen gibt es aber auch so genug und alleine die Tour auf den Anhänger war schon beeindruckend genug.

Mit dem Traktor ging es etwa 30 Minuten durch die schwarze Landschaft. Glücklicherweise regnete es nicht so viel, sodass man auch rausschauen konnte.

Auf der Insel angekommen, hat uns unser Guide erklärt, was er mit uns vorhat. Es geht zuerst einen kleinen Anstieg hoch und dann würde er uns hier und da etwas zur Geschichte der Insel, der Region und zur Natur erzählen.

Der Anstieg war in der Tat etwas anstrengend, wobei wir uns doch besser geschlagen haben, als die amerikanische Gruppe, die auch dabei war. Unter denen übrigens auch unsere 2 Gesprächspartner im Hot Spring gestern Abend waren.

Trotz des eher mistigen Wetters war es doch eine beeindruckende Landschaft.

Ach so: Der schwarze Sand ist relativ neu, denn er wurde während einer Flutwelle Anfang des 19. Jahrhunderts, die durch einen Abbruchs am nahen Gletscher entstanden ist und die komplette Gegend verwüstet hat, erst hier angespült. Vorher war alles das, was man hier sehen kann, fruchtbarer Boden mit Ackerbau.

Die Insel hat tatsächlich auch eine relativ wichtige, historische Bedeutung. Hier kam der Legende nach um das Jahr 874 herum der erste Siedler Islands, Ingólfur Arnarson an Land und begann die Landnahme der Insel und siedelte dann später nach Reykjavík um (weil besseres Wetter und weniger Fluten, dazu aber später mehr. 1974, also 1100 Jahre später, wurde hier dafür ein Denkmal errichtet.

Für unsere Gruppe ging es, dem mit einem guten Tempo voranschreitenden Guide hinterher wandernd, zu moderneren Gebäuden auf der Insel.

Im Hintergrund schon als kleine, weiße Hütte zu erkennen: Die älteste Schutzhütte Islands. Hier wurden uns Geschichten über die verschiedenen, gestrandeten Schiffe erzählt. Bevor diese Schutzhütten gebaut wurden und die Gegend noch sehr viel dünner besiedelt war, sind einige Schiffbrüchige zwar an Land gekommen, dann aber auf der Suche nach Hilfe verhungert.

Heute ist das hier eher ein Zufluchtsort für Seekayak-FahrerInnen, die die Entfernungen oder die Strömungen unterschätzt haben.

Danach ging es weiter über die Natur der Insel, vor allem halt die Papageitaucher. Einen davon haben wir noch gefunden, dieser war aber eher … für die Vögel und die arktischen Füchse gedacht.

Ebenfalls auf der Insel dieser Turm hier.

Der kein Leuchtturm ist, sondern ein Beacon-Turm für den Flughafen Kevlavik.

Danach ging es dann in einem Bogen kreuz und quer über die Insel. Vögel waren tatsächlich noch einige da, auch wenn das im Sommer noch sehr viel beeindruckender sein soll.

Die Amerikaner waren, etwas langsamer, was bedeutete, dass wir uns zwei weitere Deutsche Touristinnen immer genügend Zeit hatten mit unserem Guide zu quatschen und ihn auszuquetschen.

Wenn man nicht durch die Landschaft an sich abgelenkt war.

An einer recht steilen Kante des Capes konnte man, wenn man wollte, auch Sandrodeln. Der isländische Begleiter der amerikanischen Gruppe ist dafür den Berg hinabgerannt (ohne sich hinzulegen, sehr beeindruckend) und hat ein paar Schlitten den Hügel hinauf geschleppt.

Meike ist da lieber Spazieren gegangen und Jens hat sich die den Berg runterkugelnden Amis angeschaut. Sehr amüsant, denn jeder hat sich hingelegt.

Sehr gut war eine Dame, die sich oben abgestoßen hat, dabei laut „Yipiiiii …“ schrie und dann stehen blieb. Mit ein paar kräftigen Schwüngen ging es dann weiter, woraufhin sie ein lautes „Yipiiii Part Two!“ brüllte.

Den natürlichen Bewohnern der Insel und der Gegend um die Insel herum war das alles sehr suspekt.

Dann kam auch unser Guide mit Traktor und Anhänger, um uns abzuholen. Irgendwie war schon zu viel Zeit vergangen und da der Weg nur bei Ebbe sicher ist, war Zeit knapp.

Er wollte uns nämlich noch in die Nachbarbucht bringen und dort die Steinstruktur sowie ein paar Überreste von Seehunden und Vögeln zeigen, die er vor einigen Tagen dort gefunden hat.

Und dann ging es auch wieder zurück zum Festland.

Eine sehr schöne Tour, trotz des grauen Wetters. Obwohl es natürlich gerade auch deswegen ein spannender Kontrast zwischen dem schwarzen Sand und dem Himmel war.

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