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Die Verteidigung von Halifax

Erster voller Tag in Halifax. Das Wetter ist weiterhin sehr schwül und warm, so richtig haben wir damit nicht gerechnet und bedauern jetzt schon unsere Wahl mehrere Pullover eingepackt zu haben. Und, im Falle von Jens, nur eine kurze Hose.

Naja, gegebenenfalls kaufen wir noch was. Apropos „kaufen“: Das mussten wir tatsächlich noch, denn wir werden im Laufe der nächsten Wochen ja einige Parks besuchen und Parks Canada möchte dafür in der Regel Geld haben. Dafür kann man entweder vor Ort direkt einen Tagespass kaufen oder, und dafür haben wir uns entschieden, einen Discovery Pass, der ein Jahr gültig ist. Und da wir faul sind, haben wir das gemacht.

Kaufen kann man diese Pässe online oder in bestimmten Outdoor-Läden im ganzen Land. Und deswegen standen wir gleich zu Eröffnung hier vor dem MTC Halifax.

Im Laden selber schnell den Pass gekauft, von der Bedienung noch, da Jens ein Rugby-T-Shirt anhatte, kurz darüber informiert worden, dass morgen ein Rugby-Spiel hier stattfindet (Spoiler: Wir werden da hingehen!) und schon ging es raus.

Erster Programmpunkt heute war, da laut der Vorhersage morgen Regen kommen soll, eine Fährfahrt nach Georges Island vor Halifax. Die Fährt dorthin verkehrt alle 40 Minuten und so hatten wir noch, nachdem wir unsere Tickets gekauft hatten, Zeit an der Waterfront entlang zu spazieren.

Am Anlieger der Fähre mussten wir dann noch etwas anstehen. Das wurde dann aber auch kurzweilig, denn wie es hier halt so üblich ist, kommt ziemlich schnell jemand mit der Frage „Where are you from?“ zu einem und man kann sich, wenn man denn will, nett unterhalten. In diesem Fall mit einem älteren Ehepaar aus Alberta, die auch zum ersten Mal in Nova Scotia waren. Und ebenfalls ihre Kleiderwahl bereuten. Die Großeltern der Frau kamen übrigens aus Dresden, weswegen wir von ihr auch mit einem „Guten Tag!“ begrüßt wurden.

Die kleine Fähre für die 10-15 Minuten Fahrt kam dann auch gleich an, wir nahmen (mit dem Paar aus Alberta) auf dem Oberdeck Platz und genossen die kleine Briese, die etwas Abkühlung brachte.

Georges Island ist eine kleine Insel, die strategisch günstig in der Hafeneinfahrt von Halifax liegt. Als militärisch sehr wichtiger Hafen bedarf es einer Absicherung und zu diesem Zweck wurde auf der Insel im sogenannten Father Le Loutre’s War zwischen 1749 und 1755 ein Fort erbaut. Dieser Krieg zwischen den Engländern und den Franzosen, speziell den sogenannten Arcadian, die hier eine Kolonie aufgebaut hatten.

Auf der Insel finden sich daher auch alte Gebäude und Überreste sogar noch aus dieser Zeit, obwohl die Insel regelmäßig dem Stand der militärischen Technik angepasst wurde.

Die letzten Veränderungen gab es im 2. Weltkrieg als man hier, aus Angst vor den deutschen U-Booten, Mienen produzierte. Die heute noch stehenden Gebäude außerhalb des eigentlichen Forts dienten dabei vor allem der Lagerung von explosiven Material. Wollte man eben nicht in seiner Nähe haben das Zeug.

Ansonsten hatte man natürlich einen schönen Blick auf Downtown Halifax.

Einen Leuchtturm hat es hier auch, wobei wir schon die Vorahnung haben, dass dies nicht der Letzte auf unserer Reise gewesen sein dürfte …

Die beiden aus Alberta waren dann auch so freundlich und haben ein Foto von uns gemacht. So ein bisschen sieht man uns das schwüle Wetter an.

Dann auf ins Fort, was logischerweise auf dem Hügel liegt. Um das Fort herum ein Graben, der noch aus der Zeit des Krieges zwischen den Franzosen und Engländern stammte.

Im Fort selber gab es dann auch quasi schon modernere Dinge zu sehen, dafür musste man sich aber einer geführten Tour anschließen, die von diesen als kanadische Soldaten verkleideten Angestellten von Parks Canada durchgeführt wurde.

Die Warnung, dass man in dunklen Gängen unter der Erde unterwegs sein würde, empfangen wir eher als mögliche Abkühlung, also nix wie rein in den Tunnel.

An einigen Stellen erfuhr man dann mehr über die Geschichte des Forts, wie es zu Zeiten des amerikanischen Bürgerkrieges, zum ersten und zweiten Weltkrieg ausgebaut wurde und welche strategische Bedeutung das Fort hatte.

Durch die Weiterentwicklung im Schiffsbau von Holz- zu Stahlrümpfen mussten beispielsweise auch die Kanonen mehr Durchschlagskraft haben. Einige dieser 10 Zoll Kanonen wurden auch gezeigt und man kann sich nur schwer vorstellen, wie es damals gewesen sein muss, eine dieser Dinger abzufeuern.

Nachladen dauerte übrigens bis zu 10 Minuten.

Aber sehr interessant und, wie gesagt, die Abkühlung war sehr angenehm.

Ansonsten war hier aber nicht viel mehr zu sehen und je nachdem ob eine Fähre leer oder voll angekommen war, wurde es schon fast einsam hier.

Eine Geschichte der Insel wurde dann aber noch erzählt und zwar die der Deportation der Arcadians.

Die von den Franzosen abstammenden Arcadier wurden nämlich, nachdem der Krieg verloren wurde, quasi vertrieben und in dazu unter anderem auf Georges Island mehrere Jahre auf unmenschliche Art und Weise eingesperrt. Auf den Tafeln konnte man ein paar Berichte von Menschen lesen, die das Ganze überlebt haben. Von knapp über 14.000 Arkadier wurden 11.500 vertrieben und entweder nach Europa oder in andere britische Kolonien gegen ihren Willen gebracht. Spannendes Detail: Viele der Arkadier, die nach Europa verschifft wurden, wanderten dort nach Spanien aus und wurden Teil der Koloniesierung des Süden Amerikas. Daher auch viele französisch klingende Namen wie New Orleans.

Für uns war dann aber auch alles gesehen und so machten wir uns mit der nächsten Fähre entlang Downtown Halifax zurück.

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