Zum Inhalt springen

Wein ist keine Lösung, Wasser aber auch nicht …

Irgendwie haben wir diesen Urlaub das Thema „Ausschlafen“ etwas vernachlässigt. So wurde auch für heute wieder ein Wecker gestellt und dies auch noch auf einer einstelligen Stundenziffer!

Aber gut, Schlafen können wir ja auch zu Hause und in der Regel hat ein frühes Aufstehen ja auch einen Grund. Heute war dies aber weder die weiterhin „schöne“ (und „angenehm“ riechende) Unterführung an der Union Station …

… noch der überraschend im schönen Wetter verlockend aussehenden CN Tower.

Auch nicht die Eisenbahnen (kein Blog ohne Eisenbahn!), die Pendler zur ihrer Arbeitsstelle nach Downtown Toronto brachten.

(Haha – ihr müsst arbeiten!)

Nein, unser Ziel waren diese kleinen Busse, mit denen viele Menschen zu geführten Touren abgeholt wurden.

Und in unserem Fall waren dies vorwiegend Frauen, die sich für die Tour durch die Region Niagara-on-the-lake entschieden haben.

Die Region liegt etwa 1 1/2 Stunden mit dem Bus von Toronto entfernt und wird vor allem für die Niagara Fälle von wahren Touristenströmen angesteuert. Da wir da aber schon waren, wollten wir einerseits die Kleinstadt selber anschauen aber noch viel mehr das wohl berühmteste Weinanbaugebiet Kanadas besichtigen.

Und da es bei sowas keine gute Idee ist selber zu fahren, haben wir uns für eben diese Tour entschieden.

Jimmy, unser Fahrer, brachte den Bus dann auch mehr oder weniger pünktlich auf seine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h und polterte den Highway entlang einmal halb um den Ontariosee herum.

Draußen erwachte Toronto und seine Vororte.

Im Bus selber kehrte Ruhe ein, es war doch für einige zu früh. Und anscheinend lagen wir auch gut in der Zeit, denn als ersten Halt am Zielort steuerten wir einen der omnipräsenten „Hier gibt es viele FastFood-Dinge“-Objekte an, die sich an den Highways finden lassen.

Gut, gegen einen Kaffee und einen Donut am Morgen ist ja schwer was einzuwenden, aber bei einer nicht sooo günstigen Tour war das dann eher überraschend.

Aber gut, wenn wir zu früh waren, dann ist das eben so.

Es ging also sehr unspektakulär mit einem Highway und einem Timmys los. Aber dann änderte es sich doch schnell, denn dann ging es zur Universität!

Genauer gesagt zur „Niagara College Teaching Winery„, unserem ersten Halt. Hier hätte man uns eigentlich schon gleich stehen lassen können, denn weiter rechts war eine „Teaching Brewery“ und direkt links daneben eine „College Distillery“. Also alles da, was das (alkoholische) Herz begeht.

Aber wir waren ja auf einer Weintour, also gibt es auch Wein. Und der wird hier von den Studierenden im Rahmen ihrer jeweiligen Ausbildungen zu WinzerInnen, Sommeliers oder andere Berufsbilder im Wein-Business herstellen und abfüllen.

Das Tasting wurde von einer jungen Studentin durchgeführt und war, auch aufgrund der teilweise recht unerfahrenen Gäste, sehr rudimentär gehalten.

Also setzten wir uns an den Rand und versuchten im Anschluss ein wenig über die Weine, die Herstellungstechniken oder andere interessante Anekdoten zu erfahren.

Ach so: Die Region (oder „appellacion“ wie es die Franzosen nennen) in der wir uns bewegen, war die erste in Kanada. Heute werden Weine, die hierher kommen, auch unter dem Label VQA (Vintners Quality Alliance Ontario) bezeichnet, welche aus 4 Anbaugebieten besteht: Niagara River, Niagara Lakeshore, Four Mile Creek und St. David’s Bench.

Der Nahe Lake Ontario bringt einen stetigen, oft warmen Wind, welcher die Saison auch etwas länger macht, wodurch eher süßere Weine erzeugt werden. Die Böden sind ebenfalls gut für den Weinbau geeignet und fordern die Reben ausreichend aber nicht zu viel.

Das alles und noch mehr wird auch unter dem Begriff „Terroir“ zusammengefasst und genau dieses Terroir inkludiert auch die relativ sicher auftretenden, knackig kalten Tage im Winter. Letzteres führt zu …

Eisweinen! Meike war ab diesem Zeitpunkt hin und weg, denn ein guter Eiswein ist halt was feines. Hier am College werden auch Eisweine als Abschlussarbeit hergestellt und die besten von ihnen kommen als Empfehlung des Deans (also des Chefs) in den Verkauf. 2 davon nahmen wir dann auch mit nach Hause, wobei wir uns dann schworen, dass es nicht mehr Getränke werden durften. Ein Schwur, der bereits beim ersten Kühlschrank auf eine harte Probe gestellt wurde.

Aber irgendwie schafften wir es dann wieder in den Bus und nach und nach kamen auch die übrigen Teilnehmer zurück. Alles in allem war es eine nicht ganz so schlimme Gruppe, die auch bis auf eine Ausnahme relativ pünktlich war. Aber dazu später mehr.

Weiter ging es nach diesem doch schon sehr spannenden Tasting quer durch verschiedensten Weingüter auf der Niagara Stone Road. Links und rechts tauchten immer wieder kleinere und auch größere Weingüter auf, wobei eines doch stark ins Auge fiel: Die Wayne Gretzky Estates!

„A big score right at your door“ und der Weinclub (in Kanada sehr bliebt sowas), über den man monatlich Weine erhält, ist der „99 Club“. Einer, wenn nicht der berühmteste Eishockeyspieler hat hier ein gutes Business entwickelt.

Leider machten wir hier nicht Halt, aber unser nächstes Weingut sollte auch nicht enttäuschen, denn es war eines der ältesten Weingüter hier in der Region: Joseph´s Estate.

Der Gründer, Joseph Pohorly, war einer der ersten, die hier in der Region Wein anbauten und er gründete 1979 die Newary Winery. Außerdem – und ab da war Meike ein großer Fan von ihm – war er der erste, der Eiswein hier gemacht hat.

Die Weine der Region sind alles in allem schon spannend, wenn auch meist mit viel Restsüße doch auf der süßen Seite des Lebens verortet. Auch hier werden oft die klassischen Trauben angebaut (Riesling, Pinot Noir, Muskateller, Chardonnay) und für tiefe Rotweine fehlt doch noch einiges.

Allerdings gibt es doch auch viele Experimente, die so ein Tasting wiederum spannend machen, so zum Beispiel ein wild fermentierter Syrah hier.

Schon cool, weil eben noch nicht einer der hippen „Naturweinen“ in Europa, sondern nur mit einer kleinen Note von Säure und sehr fruchtig.

Auch hier konnten wir, wie auch schon vorher, nach den 3 Weinen etwas herumstromern, noch um einen kleinen Extra-Schluck bitten oder andere Dinge anschauen. Zum Beispiel den Dienstwagen des Weingutes!

Auf der Karte suchten wir uns schon die nächsten Weingüter aus und überlegten, ob es nicht sinnvoll wäre, hier mal eine längere Zeit zu verbringen.

Ein Gedanke, der auch beim folgenden Mittagessen weiter gepflegt wurde. Unser Fahrer lies uns an einem markanten Punkt in der kleinen Stadt raus und bat uns eine Stunde später wieder genau hier zu sein.

Und dann konnte sich jeder was zum Mittagessen suchen. Wobei auf die Idee nicht nur wir beziehungsweise der Inhalt unseres Busses gekommen ist, sondern auch die sehr, sehr vielen anderen Touristen, die die Main Street bevölkerten!

Im Vorfeld hatten wir uns 3 Lokale ausgesucht und in alle 3 sind wir aus verschiedenen Gründen nicht reingekommen. So ein Pech hatten wir bei der Wahl eines Restaurants schon lange nicht mehr, denn das eine war zu, eines hatte eine geschlossene Gesellschaft und das letzte eine Warteliste von 30 Minuten.

Also schwenken wir um auf: Das nächste was kommt und einen Tisch frei hat. Und so sind wir im Epicurean gelandet.

Jens war hier nicht so angetan (bzw. am Anfang auch recht sauer, weil das eher ein Bistro bzw. Burger-Laden war, was so gar nicht zum Thema Wein passte, seiner Meinung nach).

Aber die Bedienung war gut, das Essen war ausreichend und sättigend und es gab auch hier Wein dazu.

Und so besänftigt man einen Jens dann doch wieder schnell.

Danach spazierten wir etwas durch den Ort, vorbei an sehr, sehr vielen Touriläden und durch richtige Massen von Amis und Kanadier.

Im einzigen Laden, der wirklich spanennd war (ein Spiele-Laden) sind wir dann auch nicht rein, weil er so voll war. Was auch gut war, denn in der Fensterscheibe fanden wir diesen Kameraden …

Da hätte Meike den Laden aber zusammengebrüllt, wenn sie auf das Ding gestoßen wäre …

Der Ort selber wurde übrigens 1781 gegründet und hieß zuerst tatsächlich „Newark“. Bei den ganzen Unabhängigkeitskriegen war die Stadt mal von Engländern, mal von Amerikanern besetzt. Und wurde auch das eine oder andere Mal zerstört und wieder aufgebaut.

Ein Teil des Stadtzentrums wird heute als „National Historic Site“ geführt, weil überproportional viele alte Häuser stehen.

War schon schön und etwas Wasser gefällt uns ja auch immer …

Sehr schön hier, wenn auch das Durchschnittsalter der Besucher (und gefühlt auch der Einwohner) so bei 60 lag. Was auch teilweise erklärt, dass hier der älteste Golfkurs Kanadas liegt.

Unsere schottische Seele wollte kurz etwas von mangelnder Tradition sagen, aber bei der schönen Anlage war das einfach nicht möglich – der Kurs sah sehr schön aus!

Für eine Runde hat es glücklicherweise nicht gereicht, also zurück zum Bus.

Was für 31 von 32 Gästen kein Problem war, aber eine Dame war nicht aufzufinden. Wir dachten schon, dass es jetzt zu einem blöden Verzug kommen würde, als sich dann herausstellte, dass die Amerikanerin den Namen des Theaters (vor dem wir uns treffen sollten) verwechselt hatte und zu einem 2 Kilometer entfernten, etwas anders klingenden Theater stand.

Ihr war das sichtlich peinlich als der Bus sie vor dem falschen Theater einsammelte, aber alles in allem war das alles klein Problem.

Weiter ging es zu Marcel Reif im Olympiastadion … nein Scherz: Es ging zur Reif Estate Winery, direkt am Niagara River gelegen. Und übrigens gleich neben der Inniskillin Winery, die tatsächlich 2 Weingüter hat. Und bei dem anderen waren wir auch schon 2013, denn die liegt im Okanagan Valley und dort waren wir damals mit Cara.

Heute also das Weingut der Familie Reif, die 1977 von Neustadt an der Weinstraße hierhin auswanderten und das Weingut gründeten. Ewald Reif arbeitete zuerst sogar auch bei Inniskillin und studierte dann genau wie sein Bruder später in Deutschland Önologie, natürlich in Geisenheim. Gerade die Eisweine von hier wurden dann auch schnell von Parker und anderen Experten gelobt.

Heute ist das Weingut aufgrund der guten Infrastruktur ein beliebter Halt auf Weintouren.

Im Zweifelsfall macht man dann auch eine Verkostung im Lager.

Dazu gab es spannenderweise auch etwas Käse und einen davon hatten wir tags zuvor bei der Markt-Tour gegessen: den Five Brothers.

Ansonsten waren mehrere Gruppen da, ganze Busse und sonstige Touren. Es war wie in einem Bienenstock.

Für uns etwas zu viel, auch weil es doch alles eng und gedrängelt war.

Aber sonst schon schön hier.

Unsere Abfahrt verzögerte sich dann etwas, weil die Fähigkeit zu parken anscheinend auch unter dem passiven Konsum von Wein leidet und dieser Bus eine längere 35-Punkte-Wende hinlegte.

Aber gut, für uns ging es weiter. Leider hatten wir vorab gedacht, dass es 4 Weingüter sein würden. Der letzte Halt entpuppte sich dann allerdings als Werksverkauft eines Schokoladenherstellers.

Waren schon lecker und bestimmt auch Fair Trade und sonstwas, aber nach dem ganzen Wein war uns jetzt nicht der Sinn nach Süßem.

Witzig war dann noch die Hundeschokolade.

Aber dann führte unser Weg zurück nach Toronto. Und nach viel Wein, viel Sonne und dem eher fettigen Essen war es dann sehr, sehr schnell ruhig und nicht wenige im Bus schliefen die meiste Zeit.

Nicht hilfreich war da, dass wir eher weniger schlafen konnten (Jens gar nicht) und eine Autobahn jetzt nicht so interessant ist.

Auch nicht, wenn sie meint eine Autobahn zu sein. 😉

Irgendwie war auch der Verkehr schlechter, denn die Rückfahrt fühlte sich zumindest viel länger als die Hinfahrt an.

Und irgendwann kam dann aber Toronto in Sicht und mit ihm das BMO Field, die Heimat des Toronto FCs. (Eigentlich hätte ich ja noch was mit „irgendwo“ hier reinbringen müssen, aber passte nicht … *g*)

Und ab hier war es ja nicht mehr weit. Dachten wir, denn auch heute war wieder ein Baseballspiel, weswegen einige Straßen gesperrt waren und wir mehr oder weniger am Straßenrand rausgeworfen wurden.

Ein abruptes Ende einer wirklich schönen Tour mit 3 sehr unterschiedlichen Weingütern. Irgendwie hatte uns die Begleitung durch jemanden, der auch mehr erzählt, gefehlt. Jimmy hat nur grundlegende Infos zur Region auf Lager und die eine oder andere lustige Geschichte. Aber etwas mit mehr Wein-Bezug wäre schon schön gewesen.

Dennoch: Eine coole Tour! Und die Region Niagara-on-the-lake ist sicherlich einen Besuch wert!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.