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Restaurant Bouffe by Adjey, Toronto

OK, inklusive einer gewissen Menge Eisenbahnfotos durch die An- und Abreise per ÖPNV.

Für den heutigen Abend hatten wir, dem Tag angemessen, eine etwas gehobenere Lokalität aussuchen wollen und waren beim Restaurant „Bouffe by Adjey“ hängen geblieben. Einerseits fanden wir die Gegend des Restaurants spannend, andererseits haben wir einige Food-Blogs gelesen, die das Restaurant sehr spannend beschrieben haben.

Und für Jens: Die Anreise war per Subway und Tram.

Irgendwie war dieser Part bislang in Toronto noch zu kurz gekommen, wobei man ja ehrlich sagen muss, dass eine U-Bahn irgendwann doch recht monoton ist.

Auch wenn eine Haltestelle so etwas nach Rohbau aussieht – heute war der Fokus auf Essen und Wein, nicht auf der Bahn. Obwohl natürlich weiterhin gilt: Kein Blog ohne Eisenbahn!

Unsere Anfahrt zum Restaurant, wo wir vorab online einen Tisch gebucht hatten, ging von der Haltestelle St. Patrick mit der Tram weiter.

Und die Fahrt war einerseits interessant, weil die Bahn echt im Abstand der Pariser Metro (also alle 200 Meter) anhielt. Andererseits ging es durch viele unterschiedliche Stadtteile, welche einen schönen Eindruck von Toronto als Einwandererstadt und die vielen hier lebenden Ethnien bot.

Straßenbahn fahren die Leute hier aber weniger – zumindest war diese Bahn leer und die Straße voller Autos.

Der Stadtteil, in dem unser heutiges Ziel liegt, wird auch „Little Portugal“ genannt und besteht zu knapp 50% aus Portugiesern. Für uns spannend, aber irgendwie auch eine Art „Abschotten“ von den anderen Bewohnern, denn man hörte in der Tat sehr viel Portugiesisch auf der Straße.

Einmal über die Kreuzung und wir waren schon im sehr modern eingerichteten Restaurant Bouffe by Adjey. Um die anderen Gäste nicht zu stören, haben wir vom modern und teilweise recht spartanisch eingerichteten, länglichen Speiseraum keine Fotos gemacht. Stattdessen wurden wir von einem der beiden Kellern / Bartender zu einem Tisch geleitet und konnten die Speisekarte studieren.

Das Restaurant hat eine Art „Promi-Status“, denn der Chef und Inhaber David Adjey ist die kanadische Variante des deutschen Frank Rosins. Grund ist, dass er im Food Network Canada Teil der Show „Restaurant Makeover“ war und so schon recht bekannt ist.

Nach einigen Problemen während der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen in der Gastro-Szene, hat er vor ein paar Monaten dieses Restaurant eröffnet und versucht durch eine moderne, sehr französisch angehauchte Küche wieder Fuß zu fassen. Dazu passend werden hier auch nur französische Weine ausgeschenkt, die jetzt eher nicht an der günstigen Seite des Supermarkt-Regals zu finden wären.

Wir haben uns da ein wenig beraten lassen und aus der kleinen, aber feinen Speisekarte ein Menu zusammengestellt. Wobei wir witzigerweise einen Weißwein aus dem Elsaß hatten, obwohl wir da ja nun wirklich einfach hinfahren könnten. Aber wer sind wir da schon dem Fachpersonal zu widersprechen.

Erst kam dann mal eine kleine Vorspeise, da Jens ja immer noch auf kaltem Entzug von den Austern war: 6 Austern!

Sehr gute Qualität, auch wenn wir in Nova Scotia dafür die Hälfte bezahlt hätten. Aber da müssen sie ja auch nicht hin transportiert werden, sondern sind schon vor Ort. Dazu gab es sehr gutes Brot und eine recht kräftige Mignonette.

Beim ersten Gang nach der Vorspeise ging es dann richtig in die Richtung „französisches Bistro“ mit einem super klassischen Tartar und dem obligatorischen Ei, den Sardellen und Senf.

Meikes Vorspeise wurde leider etwas vergessen, da der Keller dachte, dass die Austern ihre Vorspeise wären. Aber nach einer kurzen Info, einer kurzen Entschuldigung und einer kurzen Wartezeit kamen dann die Schnecken mit einer kräftigen Sauce auf den Tisch.

Beides sehr lecker, wobei das Tartar tatsächlich eher unseren Geschmack getroffen hatte.

Bei der Gelegenheit kamen wir auch mit unseren Tischnachbarn ins Gespräch, wo sich nach einer Weile herausgestellt hat, dass beide Dozenten an Kochschulen in Toronto sind. Sie kamen also beide aus dem Business, was die Gespräche noch viel spanender und interessanter machte – für beide Seiten. Essen verbindet eben und manche Dinge wie Fachkräftemangel oder die Auswirkungen der Lockdowns sind global und nicht nur auf Deutschland begrenzt.

Ab und an wurden die super netten Gespräche durch Wein und/oder Essen unterbrochen. Dementsprechend sind die Fotos auch nicht in der gewohnten Qualität, auch weil das Restaurant eher gemütlich dunkel gehalten wurde. Bei Meike kam eine etwas trockene Ente auf den Tisch mit etwas Gemüse und einem Süßkartoffelpüree. Schön krosse Haut, aber wie gesagt etwas trocken.

Dafür hatte Jens den Hauptgewinn gezogen: Eine fantastische Bouillabaisse wie aus Frankreich beziehungsweise aus den Häfen am Mittelmeer. Kräftig, schlonzig, gut gewürzt, fantastische Rouille und eine satte Portion an Fisch und Meeresfrüchten.

Es kann so einfach sein: Gutes Essen ohne viel Chi-Chi, gute Weine, gute Gespräche und schon hat man einen schönen Abend!

So schön, dass wir uns noch zu zwei kleinen Nachtischen hinreißen liessen.

Unser Nachbar hatte sogar vor 20 Jahren beruflichen Kontakt mit dem Chef und wollte ihn auf jeden Fall sprechen. Da allerdings kurz vor 21 Uhr eine spontane Buchung am Chefs Table angerückt war, konnten wir nicht in die Küche. Obwohl das probiert wurde. Am Ende kam allerdings Chef Adjey selber raus und quatschte kurz mit den beiden Kanadiern, die allerdings nach einem gewissen „Fanboy-Moment“ (nicht unsere Wortwahl, sondern die unserer neuen kulinarischen Freunde) vehement darauf hinwiesen, dass wir zwei Gourmets aus Deutschland seien. Was wiederum Chef Adjey veranlasste sich doch einige Zeit mit uns zu beschäftigen und die eine oder andere Frage zu beantworten.

Fun fact: Er arbeitet in der Küche, neben einem Hilfskoch der bei der Vorbereitung nachmittags hilft, alleine. Was die super spontan nachgeorderten Schnecken noch viel beeindruckender macht!

Am Ende, Meike und die beiden Kanadier waren schon durch die Tür, kam er sogar nochmal kurz raus, um sich dafür zu entschuldigen, dass er so wenig Zeit hatte. Dafür war absolut kein Grund: Wer bodenständige und qualitativ hochwertige französische Bistro-Küche erleben möchte, sollte hier hin gehen. Also wenn man in Toronto ist.

Zurück ging es dann wieder mit der Tram und der irgendwie nicht fertig aussehenden Subway.

Wir haben uns dann den gesamten Rückweg noch sehr angeregt und intensiv über den Tag unterhalten, sodass wir tatsächlich nicht genau wissen warum, aber wir haben dann entdeckt, dass es einen direkt Zugang von der Union Station zum Hotel gibt.

Aber mit einer kurzen Rolltreppen- und Aufzugfahrt waren wir wieder im Zimmer.

Bouffe by Adjey – eine klare Empfehlung!

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