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Restaurant Le Moissonnier, Köln

Wir hatten uns ja zum Ziel gesetzt ab 2022 nicht nur die großen und kleineren Urlaube zu bloggen, sondern auch unsere kleineren (relativ gesehen) Erlebnisse festzuhalten. Und dazu gehört auch, dass wir in Köln und um Köln herum diverse Gourmet-Restaurants besuchen, gerade wenn sich der Anlass eines Geburtstages bietet.

Was an diesem Tag der Fall war, weswegen das Ganze auch mit einem Thermen-Besuch begann.

Um dann am Abend in einem der bekanntesten Restaurants Kölns zu enden: Dem Le Moissinnier am Hansaring.

In dieser Institution der kulinarischen Szene Kölns, die seit vielen Jahren mit 2 Sternen im Guide Michelin bewertet wird, waren wir vor vielen Jahren schonmal. Das Restaurant ist sowas wie die Antithese zu den Gourmet-Tempeln mit den dicken Stoffdecken und den steifen Kellern. Denn hier hat Patron Vincent Moissonnier mit Chef Menchon ein französisches Bistro mit herausragendem Essen erschaffen, was über die Stadt- und sogar die Landesgrenzen hinaus bekannt ist.

Und wir waren schon lange nicht mehr da, also rein ins Vergnügen.

Wobei … so viel Geld wollten wir uns das Vergnügen nicht kosten lassen …

Glücklicherweise kann man hier sehr, sehr frei bestellen und so machten wir das, was wir in Gourmet-Restaurants selten tun: Wir bestellen a la carte! Dazu folgen wir Wein-technisch den Empfehlungen des Chefs, was, wie eigentlich immer, eine gute Idee ist.

A la carte bedeutet: Größere Portionen, weniger Klein-Klein. Normalerweise. Bei den ersten Tellern mit dem Rindfleisch im Blätterteig-Mantel und orientalischen Gewürzen …

… und der Gänsenleber mit Brioche für Jens war es noch so, dass der kleine Tisch Platz hatte.

Aber aus unserer Erinnerung wussten wir schon: Das wird so nicht bleiben. Während sich das Restaurant zusehends füllte und am Ende voll besetzt war, wuselten die Kellnerinnen und Keller sowie Madame und Monsieur Moissonnier ebenfalls durch die Gänge, begrüßten und bewirteten Gäste und fingen an, wie für dieses Restaurant üblich, die Tische mit Essen voll zu stellen.

Im Ernst: Die Tische sind zu klein. Viel zu klein! Denn aus der Küche kommt nicht nur ein Teller, sondern eine ganze Arie von kleinen Dingen zu dem eigentlich bestellten Gang. Was bedeutet, dass man die (für uns) eigentliche Kunst nur im Ganzen erkennen kann: Bei Jens das Cappacchio von der Garnele mit Augbergine und Qinoa in der Mitte und einem Koriander-Eis sowie einer Dashi-Brühe daneben.

Bei Meike ein Fisch. Leider nicht notiert, was das war.

Der Tisch in seiner Gänze – da hat nix mehr drauf gepasst und man musste schon fast taktisch schauen, was man zuerst essen wollte.

Nächste Runde und es wurde nicht weniger: Diesmal wurden auch die Beistellkarten gereicht, die einen gewissen Anhaltspunkt boten, was man da gerade alles vor sich hatte. Denn ohne ein Notizbuch (was wir wieder vergessen hatten) was es uns nicht möglich alles zu behalten.

Für Jens ein Sandwich von der gegrillten jungen Makrele, Räucheraal, Foie Gras und Gewürzapfel-Gelee, Cidre-Sauce mit Miesmuschelsaft. Dazu eine roh marinierte Garnele mit Passionsfruchtsaft und Pil-Pil-Sauce. Und noch eine geeiste Suppe vom grünen Apfel, Gurke und Stangensellerie mit Gin aromatisiert.

Ja, das ist ein Gang!

Meike hatte sich für den Lammrücken in Oliven-Kruste mit orientalischen Gewürzen entschieden. Dabei ein Parmentier von Megues, was ein Kartoffel-Espuma ist, was durch Bolognese und Puder von einer Merguez Wurst und Piment-Öl bereichert wird.

Ach so: Eine große Pimientos de Padron mit Auberginenkaviar-Füllung war auch noch dabei.

Trotz der Menge an Tellern war jeder einzelne mit hoher Kunst angerichtet und für sich genommen schon ein Gedicht anzuschauen. Und genau das macht es für uns halt hier aus, denn es fühlt sich nicht wie ein Sterne-Restaurant an, obwohl das Essen absolut auf höchstem Niveau zubereitet und dargereicht wird.

Jeder Teller wäre in anderen Gourmet-Restaurants ein Gang für sich selber – hier wird eben alles etwas verdichtet auf den Tisch gestellt und man kann sich selber aussuchen, was man womit kombiniert. Es wird viel geredet, es ist laut, etwas konfus und trotzdem fokussieret man sich immer wieder auf das Essen. Neben dem Reden miteinander natürlich.

Beim Hauptgang dann wieder voller Fokus auf das Essen: Lammrücken mit einer festen, fast schon schokoladigen Jus bei Jens

Und ein wunderbarer Gang bei Meike mit Kalbs-ShortRibs, Enten-Foie Gras und Lauch Mousse. Dazu Aubergine mit Soja und Sesam und einem Steinpilz-Bonbon. Am mehr konnten wir uns leider nicht mehr erinnern.

Eigentlich war kein Nachtisch eingeplant. Allerdings wurden wir dezent darauf hingewiesen, dass „es verwerflich wäre, nichts zu nehmen“. Wer sind wir denn da „Nein“ zu sagen …

Also: Schokospähre mit Chai-Mousse, Tapioka-Perlen mit Kokos-Kafir-Limetten, Koriander-Krokant und heiße Milch mit karibischem Rum. Dazu ein kleiner orientalischer Pistazien Kuchen und ein Eis von gegriller Orange bei Meike.

Jens hatte sein (eigentlich schon sattes) Auge auf die Nashi-Birne geworfen, die dann in Gewürzen pochiert in einem Biskuit gebacken mit einer Schokoladen-Creme und einer Sauce von rotem Miso recht japanisch daher kam. Dazu gab es ein Pannacotta vom grünen Tee, Matcha-Puder und Matcha-Creme und souffliertem Buchweizen sowie ein Wasabi-Eis mit weißer Schokolade.

Ein un-glaub-liches Essen! Wir haben ja inzwischen ein wenig Erfahrung was Gourmet-Restaurants angeht und so eine Art von gehobener Küche was das Ambiente, den Stil und auch die Präsentation betrifft haben wir noch nie woanders erlebt.

Und „Erlebnis“ ist ein sehr passender Begriff, denn ein Essen hier ist in der Tat ein Erlebnis für sich.

Gerne wieder!

PS: Leider haben sich im Sommer 2023 die Gerüchte bewahrheitet, dass das Restaurant so in seiner Art nicht weitergeführt werden kann, denn der Druck und die Ansprüche gerade an Familie Moissonnier waren zu groß. Das Restaurant gibt es also nicht mehr, dafür haben Vincent und Chef Menchon eine Weinbar bzw. ein einfaches Bistro eröffnet, was aber nur Mittags geöffnet hat und am Gourmet-Spiel was die Sterne, die Hauben oder die Kochlöffel angeht nicht mehr teilnimmt. Dazu gibt es ein Lieferservice für gehobene Speisen, die man sich zu Hause finalisieren kann – etwas, was in Corona ja mehrere Restaurants gemacht haben und was ja auch bei uns ziemlich oft das Samstags-Essen dargestellt hatte.

Schauen wir mal, was die Zukunft so bringt, wobei wir uns eigentlich sicher sind: Ein nächsten Besuch wird es geben, dafür macht das Team an sich zu viel Spass. Und das Gefühl von Convivalité im Französischen, Geselligkeit im Deutschen, was hier erzeugt werden soll, wird uns auch wieder hier hin treiben. Versprochen!

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