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Edvard Munch – Der Vater der Moderne

Der heutige Tag versprach von der Wettervorhersage her ein etwas … durchwachsener zu werden. Regen, Wind und das mehr oder weniger dauernd – also eher ein Tag für Museen. Und in eines der vielen modernen Museen Oslos wollten wir auf jeden Fall rein. Also machten wir uns, nachdem wir mal ausgeschlafen haben, zu Fuß auf den Weg zu einem der größten Museen der Welt, das nur einem Künstler gewidmet ist: Dem Munch Museum!

Das Museum selber liegt ebenfalls in dem Viertel, wo wir gestern Abend zu Essen waren. Insofern konnten wir noch einmal schauen, ob man was vom Feuer gestern sehen kann.

Am Eingang konnte man nichts erkennen, was schonmal gut war, denn dann hatte das Feuer wohl keine großen Auswirkungen auf Haus und Restaurant.

An einer Ecke dann aber schon noch verkohlte Reste, die von der Feuerwehr zurück gelassen wurden. Ansonsten sah es aber so aus, als ob das noch einmal gut gegangen ist und das Restaurant weiter arbeiten kann. In der Zwischenzeit waren wir auch schon kontaktiert worden und wurden gefragt, ob wir im Dezember noch einen Ersatztermin haben wollen. Haben wir dankend abgelehnt, denn so kurzfristig würden wir dann doch nicht hier hochfahren oder fliegen.

Nicht, dass wir nicht nochmal hier hin kommen würden – Oslo gefällt uns schon sehr. Aber eben nicht so bald.

Und so gingen wir zu einem der Highlights eines jeden Oslo-Besuchs: Das Munch-Museum.

Das Museum, das die nachgelassenen Werke Edvard Munchs enthält, die der weltberühmte Maler und Grafiker 1940 der Stadt Oslo vermachte, ist mit gut 26 000 Quadratmetern und elf Ausstellungsgalerien auf dreizehn Stockwerken wie gesagt eines der weltweit größten Museen, das nur einem einzigen Künstler gewidmet ist. 2021 wurde der Neubau eröffnet, das vorherige Museum war wesentlich kleiner.

Das Gebäude selbst ist vor allem mit Blick auf eine Klimaneutrale Bauweise errichtet worden und daher beispielsweise mit recyceltem Aluminium verkleidet, um eine stabile Innentemperatur zu erreichen. Allerdings wird das Design, wie oft, auch kritisch gesehen und beispielsweise als „die größte Leitplankensammlung der Welt“ bezeichnet.

Innen gibt es 13 Stockwerke, die sowohl die Dauerausstellungen der Klassiker von Munch beinhalten als auch Sonderausstellungen wie ein Vergleich von Goya mit Munch.

Der Stadt Oslo wurde von Munchs Schwester der komplette Nachlass übergeben und umfasste etwa 1.100 Gemälde, 15.000 grafische Blätter von 700 Motiven, 4.700 Zeichnungen sowie sechs Skulpturen. Dazu kamen fast 500 Druckplatten und über 2000 Bücher, Notizbücher, Dokumente, Fotografien, Werkzeug, Requisiten und Möbel. Damit gehören dem Museum über die Hälfte aller je von Munch erstellten Gemälde.

Gleich am Anfang gingen wir aber in die Goya-Sonderausstellung, in der die zwei Künstler aus zwei verschiedenen Phasen der Geschichte (Goya lebte von 1746 bis 1828, Munch von 1863 bis 1944) aus zwei entgegengesetzten Teilen Europas lebten und doch irgendwie ähnlich arbeiteten und ähnliche Interessen zeigten, was die Motive und die Wahl der Techniken angeht.

Goya schuf fantastische, verstörende Werke, die auf die Kriege, den sozialen Druck und die Heuchelei seiner Zeit reagierten. Noch lange nach seinem Tod war die europäische Künstlergeneration um Munch erstaunt und inspiriert von Goyas erfindungsreichem Umgang mit verschiedenen Medien und Techniken und seiner Hinwendung zu den dunklen, geheimnisvollen Seiten der menschlichen Vorstellungskraft. Für sie war Goya ein Prophet der neuen Kunst und wurde als Wegbereiter der Moderne gefeiert.

Goya und Munch haben sich auf unterschiedliche Weise mit Themen wie Gesellschaft, Krieg, Glaube und Aberglaube auseinandergesetzt: Moderne Prophezeiungen deckt faszinierende Parallelen zwischen den beiden Künstlern auf. Neben einer großen Auswahl berühmter und weniger bekannter Zeichnungen, Drucke und Gemälde beider Künstler bietet sich dem Besucher die seltene Gelegenheit, komplette Sätze von Goyas berühmten Druckserien „Disasters of War“ und „The Caprices“ zu sehen. Und von beiden gab es sehr, sehr viele Originale zu sehen – genau wie einige Werke Goyas, wo man schon eine gewisse Ähnlichkeit zu Werken von Munch reininterpretieren könnte.

Allerdings muss man sagen: Fröhlich ist anders! Da machten auch die häufig auftretenden Esel in den teils doch sehr verstörenden Bilder nichts wett.

Und auch Munch ist jetzt nicht gerade für seine fröhlichen, bunten und positiven Bilder bekannt. Auch bei ihm bestimmten Leid und Tod seine Motive, was auch daran liegt, dass er früh damit konfrontiert wurde. Sein Vater was Militärarzt, seine Mutter starb früh und der Vater deutete dies als Strafe göttlichen Ursprungs und erlebte den Rest seines Lebens Depression und Wutanfälle. Auch las er den Kindern mit Vorliebe Gruselgeschichten vor, was jetzt auch nicht gerade für eine gute Grundstimmung sorgte.

Die meisten assoziieren Munch allerdings mit einem Bild, nämlich „Der Schrei“. Von dem es übrigens vier Varianten gibt und von denen drei hier im Museum sind, allerdings nie gleichzeitig zu sehen.

Es sind zwar alle da, aber immer zwei davon werden verhüllt. Mehrere Sicherheitsleute stehen auch noch im Raum, während ein Bild verhüllt und das nächste enthüllt wird. Als wir ankamen war gerade die Lithografie zu sehen.

Kurz danach wurde diese aber verdeckt und das einst teuerste Gemälde der Welt, 2012 wurde dieses Bild für 119,9 Millionen US Dollar versteigert, kam zum Vorschein.

Die Bedeutung von Munchs Der Schrei im Verlauf der modernen Kunst kann nicht überbewertet werden. Es kann als eines der entscheidenden Kunstwerke angesehen werden, die den Entwicklung der Kunstgeschichte maßgeblich beeinflusst haben.

Die Szene ist auf eine Eingebung des Künstlers während eines Spaziergang entlang einer Straße mit Blick auf die Stadt Oslo zurückzuführen. Später erinnerte sich Munch an den Tag folgendermaßen: „Ich ging mit zwei Freunden die Straße entlang – die Sonne ging unter – und fühlte eine Böe der Melancholie – plötzlich wurde der Himmel blutig rot. Ich blieb stehen, lehnte mich an das Geländer, müde bis zum Tod, als der brennende Himmel wie Blut und Schwert über dem blauschwarzen Fjord und der Stadt hing. Meine Freunde gingen weiter und da stand ich und zitterte vor Angst – und ich fühlte einen riesigen unendlichen Schrei durch die Natur.“

Gut getroffen!

Das Museum fanden wir gut gestaltet und es war natürlich auch von Vorteil, dass es sehr leer war an diesem Donnerstag Vormittag. So konnten wir mal hierhin und mal dahin schlendern und die vielen Gemälde einfach auf uns wirken lassen.

Eine ganze Etage ist im Grunde nur drei riesigen Gemälden gewidmet, die Munch für den Festsaal der Universität Oslo anlässlich der Hundertjahrfeier der Universität im Jahr 1911 schuf. Munch und mehrere andere Künstler wurden eingeladen, sich um den Auftrag zu bewerben, und Munch arbeitete jahrelang unermüdlich und fertigte mehrere hundert vorbereitende Werke und Skizzen an. Um in diesem riesigen Maßstab arbeiten zu können, errichtete er in seinem Haus eine Reihe von Außenateliers, in denen er mehrere Versionen jedes Motivs in verschiedenen Größen schuf.

Das linke Bild „Die Sonne“ wurde 1911 erstellt und wurde mit Öl auf einer Leinwand der Größe 4,55 mal 7,8 Meter gemalt.

Sehr viel kleiner waren da die Drucke, mit denen sich Munch ebenfalls beschäftigte und die auf einer eigenen Etage des Museum Thema waren.

Das Motiv „Vampir“ hat Munch übrigens sehr oft gewählt, so gibt es davon Varianten mit Öl gemalt, mit Wachsmalstiften oder eben auch diese Lithografien. Ob Munch übrigens wirklich an Vampire gedacht hat ist umstritten, denn den Zusammenhang stellte ein damaliger Kritiker her. Munch akzeptierte den Begriff dann, sagte aber dazu das er nur dem Bild einen „literarischen Charakter verleiht. In Wirklichkeit ist es nur eine Frau, die einem Mann auf den Nacken küßt“.

Eine faszinierende Ausstellung, die uns allerdings auch teilweise einfach vor Probleme stellte, da es einfach viel zu viel zu sehen war. Im obersten Stock wurde auch jungen Künstlern aus Norwegen ein Raum gegeben, ihre Werke auszustellen. Aber zu dem Zeitpunkt waren wir schon recht gesättigt mit Eindrücken.

Also machten wir uns wieder auf den Weg in das Erdgeschoss und beendeten unseren Ausflug in die Welt von Edvard Munch, einem sehr spannenden Künstler mit einer hohen Kreativität und einem breiten Spektrum an Interessen und Werken.

Wer auch nur ein bisschen Interesse an Kunst hat, sollte hier rein, wenn man in Oslo ist.

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