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Regen, Bier und Essen in Grünerløkka

Vormittags Kultur und nachmittags … ja, was denn nun? Irgendwie haben wir immer für letzte Tage nur wenige Ideen und lassen uns eher treiben beziehungsweise sind spontaner unterwegs. Das hat dann den Vorteil, dass man sich an Wetter oder vorher gefundene „Da sollten wir aber noch hin“-Orte eingehen kann. Schlecht ist es, wenn das Wetter schlecht ist und man eigentlich nicht wirklich ein Ziel hat.

Also spazieren wir mal durch ein bisschen Nieselregen entlang des Oslo Fjords und diskutierten, was wir jetzt machen würden.

Schon schön hier!

Und auch die Norweger können Sauna im Hafenbecken. Uns wurde schon beim Zuschauen kalt.

Irgendwann erinnerten wir uns an die App mit den Self-guided GPS Touren und dort fanden wir dann was, was uns interessierte: Eine Tour durch den Stadtteilt Grünerløkka, traditionell ein Arbeiterviertel, was seit dem späten 20. Jahrhundert eine zunehmende Gentrifizierung erfahren hat.

Nächster Vorteil: Wir konnten da mit der Straßenbahn hinfahren.

Wo wir einen schönen Platz ganz vorne ergatterten und so ein bisschen das alltägliche Leben in Oslo beobachten konnten.

Grünerløkka hat, wie es für einen solchen Stadtteil gehört, natürlich eine hohe Dichte an kleinen Boutiquen, Cafes und Restaurants. Und unser kleiner GPS Track führte uns entlang ein paar schöner Straßen zu einem Park, der rund um den Akerselva Fluss liegt.

Gut, der Regen machte jetzt weniger Spaß, aber da sind wir ja auch hart im Nehmen.

Ein weiterer wichtiger Grund für unsere Wahl auf genau diese Tour lag dann in einem relativ neu gebauten Areal direkt an alten Industriegebäuden.

Und in einem davon liegt die Mathallen Oslo, die Markthalle. Und genau dort wollten wir hin, denn langsam bekamen wir wieder Hunger.

Gleich am Eingang merkten wir dann, dass die Wahl eine Gute war: Sehr schön präsentiertes Essen überall, von Dingen, die man mit nach Hause nehmen konnte …

… bis zu kleinen Snacks, die man direkt vor Ort verzehre kann.

Für den Nachtisch fanden wir auch was – also entschlossen wir uns hier zu einem ausgedehnten Mittagessen.

Der Vorteil solcher Markthallen ist, dass sich jeder wie bei einem Food Court in Asien was aussuchen kann und man dann gemeinsam Essen kann. Und hier war ein weiterer Vorteil, dass diese kleine Bar hier mit Craft Beer warb und man von allen Essensständen das Essen mit reinbringen durfte.

Na dann: Handtuch (beziehungsweise Jacken) ausgelegt und dann ging jeder von uns los, um sein Essen zu finden. Jens überlegte noch kurz an den Austern …

… oder dem sehr, sehr frischen Fisch. Aber nachdem wir gestern Abend im Maaemo so gute Meerestiere hatten, sollte es heute Mittag was anderes sein.

Und da traf es sich gut, dass es einen Pintxos-Stand gab. Pinchos oder Pintxos, wie sie in der baskischen Sprache heißen, ähneln den klassischen spanischen Tapas. Es gibt jedoch ein paar Besonderheiten, durch die sich die baskische Variante klar von traditionellen Tapas abgrenzt, denn sie sind aufwendiger gemacht und die einzelnen Elemente der Pinchos werden für gewöhnlich mit einem Holzspieß verbunden. Brotscheiben oder Tortillastücke bilden die Basis, die durch einen köstlichen Belag oder mehrere raffinierte Auflagen ergänzt wird. Und der Laden hatte sehr, sehr viele verschiedene!

Meike wurde magisch vom koreanischen Stand angezogen, wo sie sich einer ordentlichen Portion von Bibimbap hingab. Dazu noch ein paar Mandu – reicht!

OK, Jens reichte das nicht, denn die Pintxos waren einfach zu lecker. Und der Stand hatte noch mehr zu bieten, wie der nette Baske hinter den Tresen beim zweiten Besuch sagte.

Also gab es noch einmal drei Brote mit Belag und einen der besten Serrano Schinken, die wir jemals hatten!

Dann verließen wir fluchtartig die Markthalle, denn ansonsten wären wir vermutlich hier nie wieder raus gekommen. Stattdessen ging es entlang des Flüsschens Akerselva.

Eines der Highlights hier ist die 150 Jahre alte Aamot Brücke, welche allerdings in den 1950er Jahren hierhin verlegt wurde.

Gut, das Wetter machte jetzt nicht gerade Lust auf ausgiebige Spaziergänge, aber wir konnten uns schon vorstellen, wie schön es hier an einem Sommertag sein muss.

Erst Recht im St. Pauli Biergarten!

Ob das, was im Prenzlauer Berg die Schwaben sind, hier die Hamburger sind? Wir haben es nicht erfahren.

Spannend auch, dass zum Vintage Outfit anscheinend auf jeden Fall ein Bayern-Schal gehört.

Der Regen wurde immer nerviger und daher machten wir uns auch recht direkt zur nächsten Tram-Haltestelle und stiegen einfach mal ein.

In den äußeren Bezirken wird es auch angenehm leer und so hatten wir Zeit und konnten unsere nächsten Schritte zu planen.

Eine Idee war das Norwegische Wissenschafts- und Technikmuseum zu besuchen, wo die Straßenbahn mehr oder weniger zufällig hinfährt. Allerdings würden wir dort nur etwa 50 Minuten haben und das war uns jetzt zu hektisch. Also fuhren wir einfach bis zur Endstation und stiegen aus, um wieder zurück zu fahren.

An den Türen erkennt man übrigens die gemeinsame Vergangenheit der alten Düwag-Wagen zu der alten Kölner Straßenbahn, die ja vom gleichen Hersteller stammte. Die „Haltewunsch“-Knöpfe erkannten wir direkt wieder.

Da es inzwischen auch dunkel wurde, machten wir das, was wir in solchen Situationen meistens machen: Wir schauen, ob man irgendwo auf ein paar spannende Bierchen einkehren kann.

Und siehe da: Ein Brewdog Pub!

Gut, den Pub hatten wir eh auf dem Plan, auch wenn wir leider unsere Brewdog-Pass vergessen hatten und so keinen neuen Stempel sammeln konnten. Aber auch so hatten wir unseren Spaß in der Abends völlig ausgebuchten Bar.

Auch die Biere waren spannend, denn neben der Core Range von Brewdog gab es viele Biere von norwegischen Brauereien und so konnten wir ein wenig ausprobieren, verschiedene Biere verkosten und die gute Stimmung aufsaugen.

Und Jens konnte ein paar Niederlagen im Kniffel einstecken.

Danach hatten wir noch was Hunger, wollten aber nicht weit fahren und auch nichts großes Essen. Also suchten wir ein nahes Restaurant, was im Idealfall auch gutes Bier bietet.

Unsere Wahl fiel daraufhin auf ein schickes Restaurant namens Nedre Foss Gård, was in einem restaurierten Bauernhaus aus dem 19. Jahrhundert gehobener saisonaler Küche anbietet. Und es liegt spannenderweise genau gegenüber der Markthalle, nur auf der anderen Seite des Flusses.

Wenn ein Restaurant schon ein Lageplan braucht …

Aber von außen sah es schon schön aus, als wir den Eingang suchten.

Im Nachhinein wollten wir eigentlich ins Restaurant, waren dann aber in der Bier-Bar gelandet, wo man aber auch was zu Essen bekommt. Also nahmen wir an einem Hochtisch direkt gegenüber der mit sehr, sehr viel Kupfer verkleideten Theke Platz und bestellten was.

Da irgendwo in dem recht großen Raum eine größere Gruppe was bestellt hatte, dauerte unsere Bestellung etwas länger, was mit einem Gratis-Brot zur Entschädigung entschuldigt wurde.

Nicht, dass wir jetzt übermäßig Hunger hatten, denn das Bier hat auch auch einen sättigenden Effekt. Und wieder einmal waren unsere Augen größer als unsere Mägen, denn wir haben dann doch noch jeder eine Vorspeise bestellt.

Eine kleine Portion Elch-Tartar mit Apfel und Preiselbeeren, komischerweise mit einer sehr öligen Sauce.

Und eine eher durchschnittliche Lobster-Roll.

Dafür war zumindest Jens Hauptgang der Knaller, denn es gab Möhre und Fisch. Nicht mehr und wenig weniger – einfach lecker mit einer gut gegrillten Haut. Gekrönt von einer ordentlichen Menge brauner Butter und fertig.

Meike hatte dagegen ein etwas sehr durchgekochtes Stück confierte Ente mit Pastinacken-Püree. Die Ente war aber leider etwas trocken und das Püree etwas unscheinbar.

Aber satt waren wir und mit der netten Bedienung aus der Slowakei haben wir dann auch noch was gequatscht.

Also ein guter Abschluss dieses doch etwas verregneten Tages Da wir, wie wir ja schon mehrfach geschrieben haben, noch einmal wiederkommen wollen und dies möglichst im Sommer, wollen wir uns das mal ohne die Depri-Stimmung anschauen.

Das macht sicherlich einen Unterschied. Auf dem Heimweg mussten wir dann noch durch einen etwas merkwürdigen Stadtteil gehen und es wurden auch ein paar Baustellen in den Weg gelegt. Aber am Ende waren wir dann doch nicht zu spät im Hotel, wo es dann an das Packen der (drei! Yeah!) Koffer ging, denn morgen geht es nach Bergen mit der Eisenbahn.

Wegzehrung hatten wir auch dabei. Nicht, dass wir nach diesem Tag irgendwie Gefahr laufen zu verhungern. 😉

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