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Restaurant Nagaya, Düsseldorf

Ein kalter Freitag Abend und wir stehen in einem Hotelzimmer in Düsseldorf.

Aber warum?

Nun, um erst einmal ein paar Stationen mit dem öffentlichen Nahverkehr Düsseldorfs zu fahren, mit einer Rolltreppe (Grüße an Uwe) in Richtung der berühmten Immermannstraße zu gehen.

Und wer sich in Düsseldorf ein wenig auskennt, wird wissen, dass es sich dann in der Regel um ein asiatisches oder oft auch japanisches Ziel handeln muss, zu dem wir uns an diesem Abend aufgemacht haben.

Da es sich um Jens Geburtstag handelte, musste es auch ein kulinarisches Ziel sein.

Kombiniert man diese beiden Informationen, erhält man: Das Nagaya!

Das Nagaya in Düsseldorf kann man getrost als Institution bezeichnen, denn schon seit vielen Jahren zelebiert Chef Yoshizuma Nagaya hier japanische Hochküche mit modernem Touch und wird dafür, ebenfalls seit Jahren, vom Guide Michelin ausgezeichnet.

Das wollten wir schon lange mal ausprobieren und Jens Geburtstag war ein mehr als geeigneter Anlass dazu. Also raus aus der Kälte und rein in das schmale und längliche Restaurant, was sich gleich mal recht modern asiatisch gibt.

Der freundliche Service nahm uns die Jacken ab und geleitete uns zu einem Zweiertisch, leider umrandet von zwei weiteren Tischen, was im Laufe des Abends noch etwas nervig werden sollte. Beide Tische brillierten mit nervigen Gesprächsthemen und vor allem auch einem schon recht versnobten Gehabe, gerade gegenüber dem Service. Beispiel gefällig? „Ach, Wagyu haben wir ja so oft, da wollen wir heute mal was anderes probieren ..“

Gut, jedem seins. Aber die Lautstärke störte einen eigentlich feierlichen Abend schon.

Wir empfingen dann das Menü, komischerweise einmal im schönen Einband des Nagaya und einmal im Einband des Schwester-Restaurants Yoshi.

Dies war dann, müssen wir leider sagen, der Auftakt zu einer eher durchwachsenen Leistung des Services. Nicht, dass die Personen nicht nett gewesen wären, aber irgendwie hatten wir den Eindruck, dass ein oder zwei Personen fehlten. Auch kam der Sommelier immer mal wieder zu spät, d.h. das Essen war da und das Getränk noch nicht. Fertiges Geschirr stand einmal sogar knapp über 10 Minuten auf unserem Tisch herum, ohne, dass sich jemand darum kümmerte.

Schieben wir das mal in die Kategorie „Schlechten Tag erwischt“, denn wer hier war, berichtet eigentlich nicht von solchen Erlebnissen. Oder wir haben diese Reviews nicht gefunden.

Davon mal aber abgesehen sollte dies ein Menü – und für dieses haben wir uns natürlich mal wieder entschieden – werden, was technisch sehr gut gemacht, hervorragend präsentiert war und vom Aroma her genau in unser Beuteschema fällt.

Auch hier ein Beispiel gefällig? Die Grüße aus der Küche!

Rote Beete Rolle mit einer Farce aus Entenleber.

Eine überraschend feste Kartoffel-Praline mit Wagyu und Trüffel.

Eine Scheibe geschmortes Wagyu mit einer unglaublich kräftigen Sauce und Schaum.

Jakobsmuscheln zwischen zwei sehr fettigen Trameziini. Leider der schwächste der Grüße unserer Meinung nach.

Algen-Chips zum Knabbern dabei.

Und das Highlight: Thunfisch-Tartar mit Schnittlauch und Kaviar. Einer der wenigen Kaviar-Gänge, wo wir finden, dass Kaviar einen Sinn ergibt. Die leichte Salzigkeit hat sich hervorragend mit dem Fisch verbunden und so ein echten Wohlfühlfaktor erzeugt.

Die Präsentation auf einem Knochen war dann das Tüpfelchen auf dem i.

Im Menü ging es dann für Meike los mit einem Spezialgang. Im Nagaya gibt es keine Zusatzgänge, sondern man kann quasi einzelne Gänge „upgraden“. Meike hat sich entschieden bei der Vorspeise eine Königskrabbe zu nehmen, die am Tisch auf diesem kleinen Grill erwärmt wurde.

Bei Jens gab es dagegen erneut Kaviar, darunter kleine Beete-Scheiben, Kabeljau und eine Bisque. Etwas wild, aber irgendwie auch lecker.

Bei Meike dagegen puristisch die Königskrabbe einmal als Tempura und einmal mit Dashi. Beides hervorragend und sehr auf das Produkt „Königskrabbe“ fokussiert.

Jens gab dann mal wieder mit seinen 4 Sätzen an, die er auf japanisch sagen kann, was die Bedienung dazu animierte ihm die Namen der Fische beizubringen, die sich beim Sashimi-Gang auf unserem Tisch einfanden.

Wobei … Otoro und Akami konnten wir so erkennen. Und der war, genau wie die anderen Stücke, wieder hervorragend.

Wenn wir schon über die Präsentation sprechen: Jeder Gang erinnerte uns von dem verwendeten Geschirr, der Weise wie angerichtet wurde und dem ganzen Ambiente schon erheblich an Japan. Auch deswegen drehten sich unsere Tischgespräche oft um unsere bisherigen Reisen dorthin.

Der Fisch des Monats, wieder Kabeljau, kam als nächstes. Dazu eine Buttermilch-Dashi die so vollmundig und mit einem Schnittlauchöl abgerundet daher kam, dass man mal wieder die Finger nutzen wollte, um jeden Tropfen aufzusaugen.

Was wir dann auch getan haben.

Dazu gab es übrigens noch kleine Tempura-Snack-Fische, wobei wir hier leider ebenfalls vergessen haben, um welchen Fisch es sich handelte.

Wenn der Sommelier dann mal rechtzeitig am Tisch war, gab es auch durchaus sehr spannende Getränke wie diesen Sake hier. Erinnerungen an Stockholm (Sushi-Sho) oder New York (Nakazawa) kamen da durchaus auf.

Zeit für die Nigiri. Und auch die waren hervorragend, gerade was (und das ist für uns die hohe Kunst) den Reis angeht. Der war nämlich leicht gesäuert, handwarm, fest und doch nicht „al dente“ – einfach klasse.

Die Wasabi-Reibe, nicht aus Haifischhaut, sondern aus Edelstahl, machte natürlich auch was her.

Zeit für den Hauptgang. Und hier gönnte sich Jens ein Upgrade auf Wagyu. Dazu Baby-Brokkoli, etwas Majonnaise, Pilz Duxelles in einer kleinen Gel-Nocke, eine sehr gute Sauce und etwas, was wir nicht gleich erkannten. Was uns aber sehr faszinierte, denn das zuerst als „Kartoffelstroh, nur anders“ bezeichnete Ding auf dem Fleisch waren sehr leicht frittierte Udon. Und die passten sowas von gut zum Fleisch!

Ach ja, das Fleisch war auch bei Meike sehr gut, aber eben kein Wagyu. Bei Meike gab es im „Normalen“ Gang eine Perlhuhnbrust, perfekt gebraten und mit einer etwas helleren Sauce.

Beides aber Hauptgänge, die ihren Namen zurecht tragen. Es war echt sehr, sehr gut – nicht zu viel und nicht zu wenig.

Dann war Zeit für den Nachtisch und auch hier gab es wunderschöne Präsentationen zu sehen. Und das Auge isst ja in der Tat mit.

Ein kleines Küchlein mit Aprikose, dazu ein kleines Sesameis, ein Fruchtgummi und eine Creme. Wir waren zu diesem Zeitpunkt schon sehr satt, sodass wir leider auch hier nicht mehr mehr Details wissen. Aber es war hervorragend und die Begeisterung fühlen wir heute noch.

Den die schönen Teller endeten nicht, auch nicht beim zweiten Dessert: Ein aus Schokolade bestehender „Tannenzapfen“, eine Hippe als Blatt und ein Eis. Ja genau, das bröselige im Vordergrund ist Eis – beeindruckend.

Als Finale wurde dann ein Ast an den Tisch gerollert, wo noch versteckt die letzten Kleinigkeiten zu finden waren, die man zum Espresso als Abschluss bekam. Mal was anderes als die üblichen Kästen oder Wagen – sehr künstlerisch und sehr schön.

Inzwischen war es auch etwas ruhiger geworden, unsere Tischnachbarn waren weg und wir konnten uns auch ein, zwei Mal mit dem Service unterhalten. Langsam waren wir aber auch müde und machten uns dann auf den Weg zurück ins Hotel.

Auf dem Zimmer dann noch ein Alt aus der Zimmerbar, die im Zimmerpreis inkludiert war, und dabei den Abend Revue passieren lassen.

Was bleibt vom Nagaya? Rein vom Essen her war das natürlich sehr gut. Die Präsentationen waren hohe japanische Kunst und wie oft in Japan wurde sich auf ein Produkt fokussiert und der Rest um dieses herum arrangiert. Teller, Tassen und im Grunde genommen alles auf dem Tisch war dem Gericht und der Jahreszeit angepasst und fügte sich in ein echt stimmiges Gesamtbild, was uns oft nach Japan katapultierte.

Der Service hinterließ, wenn er denn da war, ebenfalls einen sehr guten Eindruck: Zurückhaltend, mit Witz und Charme wurden wir durch den Abend geleitet. Das Problem war eben, dass er oft nicht da war. Und das sollte auf diesem Niveau eigentlich nicht passieren. Und wird es vermutlich auch selten, hier hatten wir, denken wir zumindest, einfach nur Pech. Genauso wie wir Pech mit unseren Tischnachbarn hatten, die alle Klischees, die mal als Kölner von Düsseldorfern haben kann, erfüllten.

Das Restaurant selber war sehr schön eingerichtet, da wir aber quasi im Durchgang zwischen Küche und dem hinteren Raum saßen, war auch viel Verkehr. Jens Blick auf den Weg zur Toilette half dann auch nicht.

Wir sind nicht unzufrieden, aber irgendwie fehlte so das letzte bisschen, um den Abend vollständig zu machen. So richtig können wir den Finger auch nicht drauf legen was es ist, aber … es fehlte halt etwas hier und da. Würden wir noch einmal hingehen? Für das Essen auf jeden Fall! Aber an die Spitze unserer „Nochmal besuchen“-Liste ist das Nagaya leider nicht gekommen.

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