Freitag in Athen. Nachdem wir gestern ja durch den Streik etwas auf dem falschen Fuß erwischt wurden, sollte es heute etwas besser laufen. Für den Tag hatten wir zwei Dinge gebucht: Eine Food Tour und ein Abendessen. Ersteres sollte um 13 Uhr starten und so hatten wir den Vormittag noch etwas Zeit um umher zu spazieren.
Also viel zu tun, daher wird auch dieser Blog etwas umfangreicher.
Da wir wie gesagt nahe am Syntagma Platz und dem Parlamentsgebäude waren, erschein uns das als sinnvolles erstes Ziel. Passenderweise kamen wir zur vollen Stunde da an und konnten so den Wachwechsel anschauen.
Immer wieder spannend den speziellen Gang der griechischen Ehrengarde zu beobachten.
So auf Griechenland eingestellt gingen wir zur U-Bahnstation Syntagma, wo wir an den Automaten eine 5 Tageskarte für das Nahverkehrsnetz Athens kauften. 8,20 Euro pro Person übrigens. Dafür bekommt man in Köln eine Tageskarte.
In Athen haben die Metrostationen auch oft eine doppelte Funktion als Museum.
Oder dienen als Werbeplakate für Spiele aus Gummersbach … 😉
Mit der U-Bahn sind wir dann eine Station bis Monastiraki gefahren. Eine kurze Strecke, um noch einen kleinen Teil eines GPS-Walks abzulaufen, den wir vor 2 Jahren nicht vollständig beendet haben.
Auf dem Platz vor der Station war noch wenig los, nach dem gestrigen Tag der Arbeit waren alle wohl noch etwas … müde.
Also machten wir uns auf unseren kleinen Spaziergang. Erster Stop war Bibliothek von Kaiser Hadrian.
Die Hadriansbibliothek bestand aus einem etwa 7.000 m² großen, von 100 Marmorsäulen umgebenen Innenhof, der aus vier Sälen bestand. Die gesamte Anlage wurde auch Athener Universität genannt. Der Bibliothekssaal hatte wahrscheinlich drei Stockwerke, wovon noch zwei erhalten sind.
Sehr beeindruckend und ein guter Eindruck von der damaligen Größe Athens.
Meike entdeckte noch ein kleines Mosaik. Zu einem Gang in das Museum konnten wir uns aber nicht entscheiden.
Dann doch lieber ein wenig links und rechts durch die Gassen laufen.
Nächster Stop auf der Tour war die Kathedrale Athen.
Ein sehr beeindruckendes Gebäude und Sitz des orthodoxen Erzbischofs von Athen.
Nach der Griechischen Revolution wurde 1832 ein Teil des heutigen Griechenland vom Osmanischen Reich unabhängig. Otto von Bayern wurde zum König des neuen Königreichs Griechenland bestimmt. Bereits 1833 erklärte sich dann die orthodoxe Kirche des Landes für unabhängig vom Ökumenischen Patriarchat in Konstantinopel.
Im Rahmen eines umfassenden Bauprogramms, das Otto in der neuen Hauptstadt durchführen ließ und das von einem klassizistischen Griechenlandideal bestimmt war, begannen auch die Planungen über eine neue Kathedrale für die Hauptstadt des nach fast 400-jähriger Besetzung wieder gegründeten griechischen Staates. Den Grundstein legte der König 1842, der Legende nach am Weihnachtsabend. Am 21. Mai 1862 wurde sie in Anwesenheit des Königspaars geweiht.
Meike schaute sich in dem Gotteshaus um während Jens die Stille genoss. Und die kühle Luft.
Neben dem großen Gebäude findet sich der kleinere Vorgänger: Die Kirche Panagia Gorgoepikoos, im 12. oder 13. Jahrhundert erbaut.
Für uns war hier zu viel los, also machten wir uns grob auf den Weg zum Treffpunkt der Food Tour.
In Athen findet man an allen Ecken und Enden was antikes und etwas zum Anschauen.
Und auch die normale Fußgängerzone sieht irgendwie schöner als die Kandidaten in Deutschland aus.
Kurz vor dem Beginn der Tour wurden wir dann noch auf die Probe gestellt. Wir konnten dem Drang ein Punk IPA zu bestellen widerstehen.
Genauso wie dem Drang ein Türschloss zu kaufen. Denn aus irgendwelchen Gründen sahen wir auf einmal ungelogen 4 oder 5 Geschäfte, die alle Türschlösser, Beschläge oder Türklinken verkaufen.
Treffpunkt für die Tour war der Stadtteil Psyri nördlich von Monastiriki gelegen. Bis Anfang der 1990er Jahre hatte Psyri, eines der ältesten Viertel Athens, einen schlechten Ruf, doch heute ist es eine der angesagtesten und trendigsten Adressen im Zentrum Athens, wenn es um Unterkunft, Unterhaltung und Gastronomie geht. Und schöne Gebäude, die wir uns noch anschauen konnten, da wir viel zu früh waren.
An unserem Treffpunkt, einer modernen Bäckerei namens „Creme Royal“, wurden wir auch dann schnell von Douk entdeckt, unserem Guide von „Delicious Athens“ bei denen wir heute die Tour gebucht hatten.
Da unsere heutige Gruppe nur aus einem weiteren amerikanischen Paar bestand, konnten wir uns gut unterhalten und Douk, mit vollem Namen Konstantinos Douk Pantakis, unterhielt uns die nächsten drei Stunden hervorragend sowie individuell. Das Unternehmen gehört ihm und seiner Mutter, er selber ist vor ein paar Monaten erst eingestiegen und versucht die Touren selber zu vermarkten.
Vorab: Eine Tour lohnt sich wirklich! Und hungrig sollte man hier wirklich nicht ankommen, denn es gibt wirklich ausreichend zu Essen. Als erstes gab es gleich mal eine Art Bougatsa mit Spinat, die wir ja aus Thessaloniki kennen. Dort war sie allerdings besser, was auch Douks Meinung war. Wenn er nach Thessaloniki fährt, isst er seiner eigenen Aussage nach jeden Tag welche. Witzigerweise auch in dem Laden, in dem wir 2024 waren.
Die Tour hat recht kurze Wege, man spaziert im Grunde genommen nur durch Psyri durch die engen und verwinkelten Gassen. Douks Familie hat auch hier ihre Wurzeln, die Großmutter wohnte noch in einem Eckhaus, was aber mittlerweile verkauft und in ein Boutique Hotel umgewandelt.
Daneben gibt es hier aber auch einige Läden, die es schon viele Jahrzehnte geschafft haben, zu überleben. Oder zu einer regelrechten Institution zu werden. Wie Fotsi, ein Gewürzeladen um die Ecke. Wo es so ziemlich jedes Gewürz gibt, was man braucht.
Douk zeigte uns, naja, vor allem dem amerikanischen und kulinarisch recht unwissenden Pärchen, verschiedene Gewürze und lies und riechen und teilweise probieren.
Das große Glas mit Chilifäden wurde von uns dabei genauso gut erkannt wie die kleine Packung Saffran. Leider gab es laut Douk kein großes Glas mit Saffran, denn das würde er dann eigener Aussage nach mal mitnehmen und davon die nächsten Monate Urlaub machen.
Und so spazierten wir weiter durch den wuseligen Stadtteil. Gentrifizierte Gebäude wechselten sich mit für uns typisch Großstadt-Griechischen Bauruinen ab.
Nach einer kleinen Pipi-Pause für die amerikanische Dame, die schwanger war und daher auch leider relativ wenig essen konnte, ging es zum „Bauch von Athen“, wie der Varvarkeios Markt auch genannt wird. Zuerst waren wir auf einem Außengelände, wo wir in die Kunst der Oliven eingeführt wurden.
Genauer gesagt nahm sich Douk eine Schaufel und lies uns quasi jede Olive probieren, die auslag. Und das waren nicht wenige.
Wir vermuteten, da andere Guide auch vorbei kamen und eigene Schaufeln bekamen, dass jeder Guide hier eine eigene Schaufel hat. Die Oliven waren aus verschiedenen Regionen Griechenlands und schmeckten alle mindestens mal gut. Gerade die frischen grünen Oliven gaben aber nochmal einen schönen Kick ab.
Und wer es noch nicht wusste: Schwarze Oliven gibt es in der Natur nicht, die sind alle gefärbt.
Nächster Halt und gleich das nächste Lebensmitel, was aus einem griechischen Haushalt nicht wegzudenken ist: Honig!
Bei Melira Honey gab es dann ein schönes Honig-Tasting, denn dort gibt es mehrere interessante Varianten wie eine. wo die Bienen sich vorwiegend von Eichen ernährt haben. Oder eine vom Carob Baum auf Kreta.
Auch hier waren viele Gruppen unterwegs, aber Douk fand eine kleine Ecke und konnte uns so „ein paar“ Varianten zum Probieren geben.
Dort haben wir dann auch zugeschlagen und drei Honig-Gläser gekauft.
Weiter ging es dann zum eigentlichen Markt. Der Athener Zentralmarkt beherbergt über 100 Metzger, etwa 80 Stände für frisches Obst und Gemüse und mehr als 150 Stände mit Meeresfrüchten. Und wie jeder Markt war es ein Gewusel sondergleichen.
Douk fragte übrigens irgendwo hier, ob wir irgendwie beruflich mit Kochen oder so zu tun hätten. Freut uns jedesmal, wenn ein Koch (Douk war nämlich einer) uns so einschätzt. Das bedeutet nämlich, dass wir nicht sooo viel Blödsinn erzählen.
Verkauft wurde auch auf diesem Markt alles, was wächst, schwimmt oder läuft.
Immer wieder spannend, denn so ein Markt bietet halt auch einen guten Einblick in ein Land oder eine Stadt.
In der „Fleisch-Abteilung“ wurde „nose to tail“ sichtbar. Quasi wortwörtlich!
Sehr cool und von Douk wurden wir auch sicher durch das Gewusel geführt. Vorletzter Halt war dann ein Delikatessenladen, bei dem es einen Verdauungsschnapps gab. Hier war dann Douk vollends überrascht, als Jens wusste, was ein Mastika ist. Genauer gesagt ein Masticha, ein Likör von der Insel Chios, hergestellt aus dem Harz des Mastixstrauches. Den hat Jens nämlich auch vor einem Jahr in Thessaloniki im Olympos Naoussa ausgegeben bekommen und damals die Geschichte gehört. Und sich sogar gemerkt.
Weiter ging es zum Psirri Square, einem zentralen Platz im Stadtteil, wo es einen sogenannten „Perfect bite“ gab: Eine Barguette-Scheibe mit einer Aioli-artigen Creme, einer frischen Tomate, einem Stück gegrilltem Lamm und zwei Pommes.
Dazu einen Raki von Kreta. Passend zu dem fettigen Essen und nach einer durchzechten Nacht sicherlich sehr passend.
Der letzte Halt, bei dem allerdings laut Douk knapp 50% des Essens folgen sollten, war ein Restaurant in der Nähe des Monastiraki-Platz mit Blick auf die Akropolis. Auf dem Weg sammelte Douk noch den Nachtisch ein und wir Eindrücke dieses sehr lebendigen Stadtteils.
Im Restaurant hatten wir dann einen eigenen Tisch (hier nach dem Essen fotografiert) und wurden bedient.
Douk übernahm dann die Produktion von Tzatziki, was jetzt für uns eher nichts neues war.
Dazu gab es ein frisches Bierchen für Douk und Jens, einen Wein für Meike und eine Limo für die Amis.
Zuerst ein paar Käse, hatten wir ja noch nicht.
Und dann eine Auswahl typischer griechischer Grillgerichte. Gerade die Auberginen Dip, Melitzanosalata genannt, war sehr lecker und passte zu dem frittierten sehr gut.
Nachtisch gab es dann auch, glücklicherweise nur eine kleine Portion. Dazu, wie sollte es anders sein, ein Likörchen.
Und so ging eine sehr spannende und unterhaltsame Tour zu Ende. Ein paar neue Infos, viel zu Essen, viele gute Gespräche mit Douk und dem amerikanischen Pärchen, viele Eindrücke – genau deswegen machen wir gerne Food Touren.
Mehr als gesättigt ging es dann langsam zurück zum Hotel. Nicht ohne vorher aber die doch teilweise skurrile Einrichtung im Restaurant zu würdigen.
Da unsere Mägen wirklich voll waren, gingen wir zu Fuß zurück zum Hotel und verwendeten nicht unsere heute morgen erst erstandene Bahntickets. Eine gute Wahl, denn das Wetter war gut, die Straßen nicht zu voll und uns tat die Bewegung gut.
Unser sehr gut gelegenes Hotel war dann auch schnell erreicht.
Und weil unser Zimmer mit dem kleinen Fenster doch eher depressiv machte, haben wir uns nach oben auf die in Athen mehr oder weniger obligatorische Dachterrasse und dem Pool begeben.
Und in selbigen sind wir dann auch mal rein, obwohl die Temperatur eher so in Richtung Quellwasser ging. Eine Dame saß, als wir ankamen, auch am Rand und traute sich nicht rein. Erst als wir ankamen, fühlte sie sich animiert auch ins Wasser zu steigen. Um dann mit einem Quieken gleich wieder aus selbigen zu fliehen.
Wir bewegten uns ein wenig und gönnten uns dann auch noch einen schönen Blick über die Stadt. Also Meike ein paar Sekunden, Jens etwas länger.
Aber war schon schön hier oben, ein Urlaub muss ja auch nicht nur aus Aktivitäten bestehen.
Und so endete der aktive Part an diesem Freitag in Athen. Jetzt stand nur noch ein Abendessen auf dem Programm und da mussten wir dann auch bald hin. Leider, denn hier oben lies es sich aushalten.