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Restaurant The Zillers Rooftop Gastronomy, Athen

Für den Samstag Abend hatten wir uns noch ein Highlight überlegt:

Das Restaurant befindet sich im ehemaligen Wohnhaus des deutschen Architekten Ernst Zillers, der nach Athen kam, um einige öffentliche Gebäude zu entwerfen, sich in die Stadt verliebte und für den Rest seines Lebens hier blieb. Das Gebäude, das sich neben der griechisch-orthodoxen Kathedrale befindet und jetzt in ein Hotel (Zillers Boutique Hotel) umgewandelt wurde, verfügt über eine Dachterrasse. Und auf eben dieser befindet sich das Restaurant, was seit 2022 mit einem Stern ausgezeichnet ist.

Chef Vasilis Roussos bietet zwei Degustationsmenüs an: Synecdoche und Synthesis, beide mit kreativen Gerichten sowie traditionellen griechischen Einflüssen. Also genau das, was uns ja meistens sehr gefällt, also suchten wir ein Menü aus, orderten die Weinbegleitung dazu und los ging es mit einem Gruß aus der Küche, der es in sich hatte: Gedämpfter Mönchsfisch mit Kaviar und frischem Gemüse.

Frisch, saftig, der Kaviar mal wieder intelligent zur Verstärkung des Salzaromas eingesetzt und mit einem schönen geriebenen Eigelb sehr vollmundig. Und auch schön anzusehen, denn hier wird auch sehr viel auf die Präsentation geachtet. Wie kann man auch nicht bei diesem Ausblick.

Neben uns war ein französisches Pärchen und ein Paar aus Deutschland mit denen wir uns zwischendurch auch immer wieder unterhalten haben.

Fokus blieb aber auf dem Essen und es wurde immer klarer, dass hier kleine Kunstwerke auf dem Tisch präsentiert werden. Bestes Beispiel: „What the corals know“, ein Zusammenspiel aus einem Korallenchip mit Schrimps, Seeigel, Bottarga und Muscheln.

Auch wenn Seeigel immer noch nicht zu unseren Lieblingszutaten gehört, war die Kombination doch schon gut gedacht. Mit einem Happen in den Mund und schon hatte man Bilder von Korallen mit vielen Fischen und anderen Lebewesen sowie eine gehörige Portion Salzwasser im Mund. Schöner Effekt und wunderschön anzuschauen.

Der nächste Gang war halt was, was Jens vor Jahren noch nicht gegessen hätte: Pilz mit Pilz und Pilz!

Verschiedene Pilze mit Trüffel verfeinert und mit einem guten alten Käse zusammengefügt. Komisch, dass wir auch gestern ja schon einige eher herbstliche Gerichte erhalten haben, irgendwie scheinen hier die Jahreszeiten anders definiert zu sein.

Der nächste Gang war dann wieder dem Frühling angemessen: Carpaccio vom Kabeljau, eine Krokette mit Kabeljau (so eine Art Bitterballen) und eine Kabeljau-Creme.

Nicht so komplex wie die Gänge zuvor, aber auch eine schöne Idee und eine schöne Präsentation. Auch wenn hier am wenigsten „Pfiff“ zu spüren war.

Das Brot mit sehr gutem Olivenöl und einer Butter mit Lauchasche half dann über die kleine Pause hinweg, in der mehrere Tische in einen Takt gebracht wurden.

Ach ja, die Weinbegleitung bestand natürlich nur aus griechischen Weinen und war wieder faszinierend. Auch wenn wir so langsam tatsächlich ein paar der Weingüter und vor allem der Trauben kennen. Und somit wissen, dass Xinomavro und Syrah eine gute Kombination ist.

Dann folgte der „Signature Dish“ des Zillers: Prawn Valley genannt!

Eine sehr vollmundige Kombination aus saftig schmeckenden Garnelen und Tomaten, durch etwas Bergamotte und Kumquat für die Säure und einigen Kräutern verfeinert – alles dabei, was ein Gericht braucht. Sehr cool und eines der besten Garnelen-Gerichte seit dem Koks auf Grönland.

Der nächste Gang nannte sich „A tale of two cities: Constantinopel – Athens“ und den haben wir nicht so richtig verstanden. Die Jakobsmuschel war schon ganz gut, die Karotte, die Artischocke und die Erbsen waren aber eher neutral.

Für uns der schwächste Gang des Abends, wobei gerade das Bohnenkraut hier überraschend gut zur Jakobsmuschel passte.

Präsentations-technisch kam dann wieder ein Teller der Champions League an den Tisch. Die „ewige Sardine“ mit Kichererbsen, Lardo und Gewürzen.

Meike ist ja nicht so ein großer Fan von Sardinen, Jens fand den Gang dagegen sehr gut.

Der nächste Gang war dann nur für Jens, der wieder zwei Gänge mehr geordert hatte. Und es sollte auch ein Gang sein, der ein paar Fragezeichen hinterließ, denn der Hot Dog vom Hahn mit Foie Gras war dann irgendwie doch zu experimentell. Die Fois Gras passe irgendwie gar nicht, hier wäre eine Pilzcreme oder sowas passender gewesen und es schien doch wieder einmal so, dass man solche Zutaten verwendet, weil man glaubt es als Sterne-Restaurant zu müssen.

Der Hot Dog war aber sehr gut, genau wie das Brioche-Brötchen.

Weintechnisch … was hatten wir noch oben geschrieben? Xinomavro geht immer?

Jo, geht immer.

Der Hauptgang dann wieder eine schöne Präsentation, allerdings etwas kalt am Tisch angekommen. Lamm mit Kartoffel und Artischocke.

Das Lamm war ok, die Sauce war sehr intensiv. Der Kartoffelschaum dagegen war nicht so gut gearbeitet und leider etwas klebrig geworden.

Aber in den letzten Jahren hatten wir schon schlechtere Hauptgänge. Und was man hier auch nie vergessen darf ist, dass man auch den Ausblick mit bezahlt. Und das bei einem Menüpreis von 125 Euro.

Pre-Dessert, wie gestern schon geschrieben: Immer noch ein top Konzept!

Der Nachtisch nannte sich dann sehr poetisch „Two Trees in a Battleship“ und war eine Kombination aus Schokolade, Mandarinen und Zitronengras.

Sehr frisch aber auch nicht so das komplexe Dessert. Aber lecker war es und ein guter Abschluss des Menüs.

Wunderschönes Restaurant, wieder einmal ein guter und aufmerksamer Service. Beim Menü gab es viel Licht und ein wenig … Dämmerung wollen wir mal sagen. Aber ein weiteres Beispiel, wie vielfältig die Gastro-Szene Athens geworden ist.

Auf dem Heimweg wollte Jens dann noch irgendwo einkehren und fand eine Weinbar mit guten Bewertungen. Bewertungen, die überraschend wenig von dem … Inneren erwähnten.

Oh Gott, wir waren in der Deko-Hölle gelandet. Oder dem Deko-Himmel, je nach persönlicher Präferenz.

Meike gönnte sich einen alkoholfreien Cocktail, Jens noch einen schönen Rotwein.

Und so ging es dann zurück zum Hotel, denn am nächsten Morgen sollte es recht früh mit dem vorgebuchten Taxi zum Flughafen gehen.

Durch ein Athen, was gerade erst aufwachte.

Wir sind aber alt, sehr satt und müssen morgen früher raus. Und zufrieden mit dem Abendessen, obwohl Athen vermutlich noch bessere Perlen bietet.

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