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Rugby Schottland vs. Neuseeland

Samstag abend, Edinburgh, Rugby!

Geil!

Mit der Strassenbahn ging es standesgemäß zum Stadion. Was in anderen Städten eine Quelle für Ärger, Aggression oder andere Probleme ist, war hier eine wirklich nette Fahrt. Die Bahn fuhr vom York Square erst einmal an der Princess Street entlang, wo überraschte Touristen sehen mussten, dass maximal einzelne Personen noch in die Bahn passten. Sehr schön auch die Familie, deren Kinder es sich liegenderweise in der Gepäckablage bequem gemacht haben. An jeder Haltestelle standen Aufpasser, die nur so viele Leute in die Bahn gelassen haben, wie ausgestiegen sind. Sehr schön in Haymarket, wo EINER ausgestiegen ist und sich auf Anhieb niemand fand, der alleine einsteigen wollte, woraufhin der Sicherheitsmensch meinte, dass er dann selber fahren würde und die anderen dann schauen könnten, wo sie bleiben …

Da nun recht wenig Ein- und Aussteigen passierte, kam man mit einigen der Umstehenden schnell ins Gespräch, sodass die 25 Minuten Fahrt schnell mit Gesprächen über die Chancenlosigkeit von Schottland vorbei war.Ein Sieg wäre der erste in 107 Jahren: Schottland hat noch nie gegen Neuseeland gewonnen.

In der sich am Station Murrayfield rasch entleerenden Bahn blieben noch ein paar Schotten, sowie ein verdutzt blickendes, asiatisches Paar übrig. Würde gerne wissen, was die gedacht haben …

Am Stadion dann dieser Blick.

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Eine unglaubliche Menschenmenge, aber alle irgendwie nett und gut gelaunt. Keine Aggression, keine Provokationen! Eine Sportveranstaltung, wie sie eigentlich sein sollte, oder?

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Nach der Einlasskontrolle (wo das einzige Mal die Karte kontrolliert wurde) kamen wir zu den Fressbuden! Die Stadionwurst hat hier echt verscherzt, denn hier gibt es Hand-Made Burger, Pulled-Pork Sandwiches und sonstiges Leckereien.

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Für Alkohol (3 verschiedene Biersorten) musste man sich allerdings was länger anstellen. Vorab entschied man sich für Flaschenbier oder Plastikbecher. Dann ging es entweder links oder rechts in die Queue.

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Vorne angekommen, konnte man pro Person bis zu 4 Bier kaufen. Der gesamte Prozess war recht optimiert: Hinter den Bedienungen gab es Helfer, die die Biere vorbereitet haben. Vorne hieß es: „Was willst Du?“, Geld wechselte den Besitzer und man erhielt direkt das Bier im Tragekorb oder in einer McDonalds-Tage-Vorrichtung. 1 Minute pro Kunde. Schnell!

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Wir, als noch nicht so Rugby-Zuschau-Erfahrene Deutsche haben uns natürlich nur ein Bier geholt, weil man darf das Bier ja sicherlich nicht mit reinnehmen. Hah! Wir Narren.

Nur soviel: Die Handtasche wurde bislang übrigens noch nicht kontrolliert …

Wir sind dann rein und haben die Sicht von unseren Plätzen aus genossen. Super Plätze auf 66.000 Schotten und Kiwis. Und die ganzen anderen Rugby-Verrückten, die aus halb Europa angereist waren. Und die Mannschaften natürlich …

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Im Übrigen: Die Leute um uns herum haben während des Spiels eine mitgebrachte Weinflaschen, diverse Flachmänner aus Metall, ganze Tupperdosen voll Essen sowie Bierdosen getrunken und gegessen. Soviel zum Thema „nix mit reinnehmen“ …

Bis zu dem Zeitpunkt haben wir übrigens zwei (!!!) Polizisten gesehen!

Zum Einlauf der Mannschaften haben sich die Schotten was überlegt und folgendes Intro dargeboten.

Und zack: Das erste Mal Gänsehaut an dem Abend!

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Nachdem die Mannschaften dann da waren, kam die Nationalhymmne Schottlands: Flower of Scotland

„O Flower of Scotland
When will we see
Your like again,
That fought and died for,
Your wee bit Hill and Glen,
And stood against him,
Proud Edward’s Army,
And sent him homeward,
Tae think again.“

Während der Rugbyspiele gibt es zwei Abänderungen zu der „offiziellen“ Fassung: Nach dem „And stood against him“ kommt ein gebrülltes „against who?“ und nach dem „sent him homewards“ kommt ein „what for?“.

Das Lied ist recht patriotisch und anti-britisch, was gerade in der Zeit nach dem Votum intressant war, denn ich habe die deutsche Nationalhymmne selten so in Inbrunst gehört wie es die Schotten hier zelebriert haben.

Nach der Nationalhymmne kam der übliche Haka der Neuseeländer. Die Schotten haben diese Kampfansage mit einem schön gebrüllten „Scotland!“ sowie einer schönen Version von „The Bonnie Banks of Loch Lomond

Immerhin mussten nicht, wie beim Spiel von Neuseland in Wales, die Schiedsrichter eingreifen, weil die Waliser nach dem Haka nicht weggegangen sind, sondern weiter wortlos den Kiwis ins Gesicht gestarrt haben …

Danach fing das Spiel an.

Neuseeland ging recht schnell in Führung, allerdings kam Schottland durch einen wunderbar abgefangenen Pass zum absolut verdienten Ausgleich und ging durch die Extrapunkte in Führung.

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Einer der Unterschiede war, dass das beim Fussball obligatorische „Arschl**h, Wi**er, Hur**sohn“ beim Rugby absolut verpönt ist.

Hat der Gegner einen Penalty, halten alle die Klappe.

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Macht er einen Punkt, wird applaudiert, kurz innerlich gemeckert und dann weiter die eigene Mannschaft angefeuert.

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Beim Stand von 16:17 für Neuseeland hatte Schottland 8 Minuten vor Ende übrigens die Riesenmöglichkeit auf die Führung kurz vor Ende, allerdings hat der Kapitän Greig Laidlaw den Ball einige Meter neben die Stange gesetzt.

Und im Gegenzug machte Neuseeland alles klar: 16:24 war das Endresultat.

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Alles in allem eine gute Performance von Schottland, eine Aussage, die nicht nur die Rugby-Unwissenden Deutschen, sondern auch die um uns herumsitzenden Schotten zugestimmt haben.

Wen es interessiert, hier der Spielbericht der BBC.

Den Heimweg sind wir dann zu Fuß angetreten, was ganz nett war, denn wir gingen eine der wichtigsten Ausfallstrassen Edinburghs entlang, die komplett gesperrt war. Bei dem Licht und den ganzen Menschen, hier und da sang einer, eine nette Sache.

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Im Anschluss ging es noch in einen Pub in der Nähe, den wir beim letzten Mal schon besucht haben (The Caley Sample Room), wo es uns allerdings zu voll war. Und nach unserer Zauberei am Tag zuvor wollten wie es auch nicht übertreiben, also sind wir dann recht zeitnah ins Guest House zurückgekehrt. Und haben dabei noch leise „O flower of Scotland“ gesungen …

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