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Wandern vom Pass zum Nonnenkloster

Aus dem Haa-Tal sind wir mit dem Auto über diverse Serpentinen hoch auf den Chele La Pass gefahren, dem höchsten per Auto erreichbaren Punkt in Bhutan. Die Fahrt selber war schon ein Erlebnis, denn auf den engen Strassen ist es immer wieder interessant zu sehen, wie man dem Gegenverkehr ausweichen kann. Der durchschnittliche Deutsche wäre da viel zu unentspannt …

Von der Strasse auf den Pass hinauf hatte man auf jeden Fall schon eine schöne Aussicht auf das Haa-Tal.

Nach etwa 90 Minuten sind wir dann oben auf dem Pass angekommen. Wie schon gesagt ist dies der höchste, mit dem Auto erreichbare Punkt in Bhutan. Dementsprechend fahren hier auch viele hin. Vor allem viele Busse. Meistens mit vielen Indern.

Oh je war das voll da oben. Für unseren Fahrer war es schon eine Herausforderung überhaupt einen Parkplatz zu finden und erst nach einigem Hupen sind ein paar Inder einen Meter beiseite gegangen und haben uns die Möglichkeit zu parken gegeben.

Trotzdem: Wir haben es geschafft!

Wobei man sagen muss, dass die Luft da oben doch merkbar dünner ist. Erst recht, wenn man sich die Schnürsenkel zubinden will und dafür nach unten beugt und schnell wieder hochkommt, pocht das Herz schon ganz schön und man schnappt ein wenig nach Luft.

Als nächsten Programmpunkt hatten wir eine Wanderung vorgesehen, die uns zuerst noch ein paar Meter auf über 4000 Meter bringen soll und dann runter auf das auf 3600 Meter liegende Kila Nonnenkloster. Dieses Kloster wurde im 9. Jahrhundert gegründet und ist eines der ältesten in Bhutan. So um die 50 Nonnen im Alter von 17 bis 65 Jahren leben und beten hier. Und es ist schwer erreichbar, da man entweder eben vom Pass herab gehen muss oder über eine Schotterpiste hinauf fahren muss. Und selbst dann muss man noch 15 Minuten gehen.

Für jeden, der das schwer findet: Diese Schotterpiste gibt es erst seit ein paar Jahren, vorher haben die Nonnen alles selber den Berg hinauf getragen.

Also auf geht es: Etwa 100 Höhenmeter rauf und dann etwa 500 Höhenmeter hinab. Und das auf 6 Kilometern. Da braucht es vorher noch eine Stärkung laut unseres Fahrers, also hat er uns ein paar Dumplings mit Chilies gekauft.

Hat bestimmt geholfen.

Chilies sind in Bhutan übrigens kein Gewürz, sondern Gemüse. Es gibt im Grunde genommen kein Essen, wo keine Chilies dabei sind. Und für die Bhutanesen muss Essen viel Gemüse haben …

OK, auf geht es. Norbu geht voran. Wir haben übrigens ausgereifte Gore-Tex Jacken, Wanderschuhe, Funktionshemden. Norbu hat … einen Schirm.

Wir kamen uns so unglaublich overdressed vor …

Kaum war man 50 Meter vom Parkplatz weg, war es unglaublich still. Nur noch eine Gruppe Mönche war zu hören, die auf dem Berg oben ein Ritual durchgeführt haben.

Wir arbeiteten uns nach dem Motto „Lieber viele kleine Schritte als ein großen Schritt und dann kaputt gehen“ voran und kamen an die Stelle, wo dann der Trek zum Kloster abgeht.

Trek bedeutet hier: Trampelpfad mit Steinen und Wurzeln. Teilweise recht rutschig, gerade weil es kurz vorher und zwischendurch immer wieder ein bisschen geregnet hat. Aber wir hatten ja keinen Zeitdruck, also ging es langsam und bedächtig den Berg hinab. Dabei konnte man am Anfang noch gut das Paro-Tal sehen sowie die langsam aufziehenden Regenwolken.

Oder wie Norbu sie nennt: Die Wolken mit der schlechten Laune.

Unser Guide hat uns dann auf dem Weg immer wieder mal angehalten und uns die Pflanzen (27 verschiedene Rhododendron-Arten) erklärt und gezeigt. Und auch so war es wie im Regenwald und sehr vielfältig, was wir gesehen haben.

Ein sehr schöner Trek, auch wenn die Luft teilweise etwas dünn war. Gerade bei kleinen Kletterpassagen, wo man auch einmal mit den Händen arbeiten musste, war es schon anstrengend.

Aber: Keine Kopfschmerzen, keine Anzeichen von Höhenkrankheit, kein Schwindelgefühl. Und unsere Untrainiertheit … nun, die kannten wir schon vorher.

Nach einer Weile sahen wir auch schon das Nonnenkloster am Horizont.

Was hier noch nahe aussieht ist viele Höhenmeter und etwa 50 Minuten entfernt. Also nicht zu enthusiastisch werden …

Norbu hat sich vor einigen Monaten die Bänder beim Fußball gerissen, daher mussten wir auf ihn etwas aufpassen. Und Meike hat auch die eine oder andere Wurzel überschätzt. War aber alles im Rahmen.

Was an dem Weg schön war: Es war vielfältig. Zuerst Berg, dann Wald, dann Feld, dann Sonne, dann Regen, dann Wind. Wirklich cool.

Aber dann war das Ziel erreicht. Beziehungsweise der untere Eingang. So ein Kloster am Berg sieht zwar schön aus, ist aber (aus unserer Sicht) total unpraktisch, denn man muss immer berauf oder bergab.

Gerade wenn man, so wie wir, in den Tempel möchte, wo die Nonnen gerade mit ihrem Ritual begonnen haben und ihre Gebete rezitiert haben, was als monotones Gemurmel über das ganze Kloster zu hören war. Beeindruckende Atmosphäre!

Im Tempel angekommen, natürlich ohne Kamera, sind wir rein und wurden dann mit großen Augen angestarrt – so viele Ausländer kommen wohl nicht hier her. Und erst recht zwei sehr schwitzende Exemplare von denen die männliche Ausgabe noch nicht einmal richtig im Schneidersitz sitzen kann. Jens war das ein wenig peinlich und als dann auch noch die Socken angefangen haben zu rauchen (ja, auch dort kann man schwitzen) sind wir wieder raus aus dem Tempel.

Die Stimmung im Tempel mit den Nonnen und ihren Gebeten war aber wirklich schön und sehr entspannend. Und zu unserem Bild vom im Wandel befindlichen Bhutan passte es auch sehr gut, dass zwei der Nonnen Smartphones in der Hand hatten.

Für uns ging es dann hinab zum Parkplatz, wo unser Fahrer schon mit dem (späten) Lunch wartete.

Das gleiche wie gestern und wie gestern war es lecker!

Und dann ging es mit dem Auto wieder hinab nach Paro.

Die Nacht verbrachten wir im Hotel Drukchen, einem Hotel in der Nähe des Flughafens. Nebennotiz: Auf dem Weg erblickten wir tatsächliche eine Craftbeer-Brauerei (Namgay Artisanal Brewery) und verlangten von unserem Guide energisch diese in das Programm mit einzubauen.

Da es aber schon spät war, ging es direkt ins Hotel und dort auf das Zimmer.

Etwas in die Jahre gekommen, aber ausreichend. Im TV gab es dann indisches Sportfernsehen und zum Abendessen ein indisches Buffet. Passte auch zu der großen Gruppe von Indern, die auch im Hotel war – uns war das zu laut. Also die Gruppe, nicht das Essen – das war ok.

Wir sind dann relativ schnell wieder auf das Zimmer und haben uns mit einem frühen Feierabend belohnt.

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