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Der Hinflug oder: Was soll schon schief gehen?

Unser erster längerer Flug seit 2019 steht an. Das letzte Mal, als wir eine längere Strecke geflogen sind (den kleinen Hopps nach Wien zählen wir mal nicht mit), stand die ganze Geschichte ja nun unter einem recht schlechten Stern. Wir sagen nur: Taifun Hagibis.

Daher hatten wir uns dieses Mal für eine, unserer Meinung nach recht sicheren, Variante entschlossen und alles genau geplant: Mit dem Taxi sollte es zum Flughafen gehen, um etwas Sicherheit zu haben, sollten wir verschlafen oder während der Fahrt etwas passieren. Die Flüge waren auf einem Ticket gebucht und in Business Class (genauer SAS Plus, was bei SAS mehr so einer Economy nur weiter vorne im Flugzeug entspricht), um beim Umsteigen weiter vorne zu sein. Darüber hinaus war genug Umsteigezeit geplant und die Flüge von Düsseldorf nach Kopenhagen und von Kopenhagen nach Reykjavik flogen die letzten Tage stabil und pünktlich.

Was soll schon schief gehen?

Die erste komische Richtung nahm die Anreise nach Island schon am Abend zuvor (und sorry, der Blog wird was länger, genau so wie der Tag länger wurde). Wir saßen bei einem leckeren Abschiedsessen in unserem neuen Veedels-Gourmet-Restaurant, dem Cuisine Rademacher, als uns das Taxiunternehmen angerufen hat. Ihrer Erfahrung nach ist ja so viel Verkehr und außerdem dauert die Security sooooo lange, ob wir nicht lieber eine Stunde früher als von uns geplant abgeholt werden wollen? (6:45 Uhr statt 7:45 Uhr) Wir haben dem mal zugesagt, denn „sicher ist sicher“. Das leckere Essen wurde fortgeführt, zu Hause die letzten Sachen in den Koffer gepackt und ab ins Bettchen.

Früh am Morgen klingelte das Handy von Jens. Am anderen Ende war die Taxifahrerin uns sagte: Wir fahren lieber noch was früher, die Security ist sooooo lang und überhaupt der Verkehr und alles. 6:15 Uhr wäre sie da und ob wir nicht früher rauskommen könnten. Naaa gut. Also etwas beeilt, dabei noch Handschuhe und einen Schal vergessen einzupacken und raus mit uns. Taxi stand da, Koffer in den Kofferraum und ab auf die A3 Richtung Flughafen Düsseldorf.

Natürlich was uns klar, dass diese Ganze „Lass uns früher fahren“ zu großen Teilen daher kam, dass die Taxifahrerin auf der Rückfahrt die notorischen Staus vermeiden wollte. Eventuell wollten sie auch wirklich auf Nummer Sicher gehen, aber das Bild was sich uns nach der vollkommen staufreien Anfahrt im Flughafen bot … also soooo voll war das hier jetzt nicht.

Zusätzlich macht der CheckIn von SAS erst 2 Stunden vor Abflug auf und da wir um 10:10 Uhr abfliegen, war die Ankunft um 7:10 Uhr … sinnfrei.

Kaffee hilft da aber.

Nachdem wir 1 Stunde unnütz im Abflugbereich herumgesessen haben, öffnete der CheckIn und wir schlenderten dort hin. Unsere Koffer wurden aufgegeben, wir wurden für unsere Vorbereitung mit Impfpass, Online-Anmeldung für Island mit ausgedrucktem Barcode zum Scannen und so weiter gelobt.

Dann ab zur Security, als SAS Plus dürfen wir ja die Fast Lane verwenden. 1 Minute Wartezeit, 5 Minuten abtasten weil wir etwas verschwitzt waren und das auf dem Scanner ja immer ausschlägt und schon waren wir durch. Nix mit „Oh, das dauert sooo lange! Alles schlimm!“ …

Gut, wir können die weitere Wartezeit bis zum Boarding ja in der Lounge verbringen.

Mit etwas Blick auf das Vorfeld und ein paar Kaffee ließ sich das ja aushalten.

Boarding war um 9:40 Uhr auf den Bordkarten angegeben und da wir eigentlich immer zu früh am Gate sind und uns die Beine in den Bauch stehen, ist Jens dann um 9:40 Uhr noch kurz auf die Toilette gegangen. So um 9:45 Uhr machten wir uns dann auf dem Weg zum Gate und kamen um 9:51 Uhr dort an.

Das nächste Foto ist dieses hier:

Das ist der Lost&Found Bereich bei der Gepäckausgabe.

Was war passiert? Als wir um 9:51 Uhr am Gate ankamen wurden wir sehr unfreundlich von der Dame / Gate Agent hinter dem Schalter empfangen. Ob wir die beiden Passagiere wären, die viel zu spät sind? Warum wir nicht Punkt (!) 9:40 Uhr da gewesen wären, alle anderen waren ja auch da? Was uns denn einfallen würde? Der Flieger wäre jetzt weg!

Wie bitte?

Wir waren total perplex, super sauer und die Dame vom Ground Handling super unfreundlich und beratungsresistent. Sie hatte den Flug auch gerade geschlossen und unser Gepäck würde gerade ausgeladen werden. Auf Wiedersehen, der Flug geht ohne uns!

So ein bisschen sind wir ja schon in der Weltgeschichte herumgeflogen, aber so etwas haben wir weder persönlich noch bei anderen jemals erlebt. Außerdem steht in den Regularien bei SAS, dass das Gate 15 Minuten vor geplantem Abflug schließt. Nicht 20.

Aber sie ließ überhaupt nicht mit sich reden und wir waren auf 180 und überlegten krampfhaft, was wir jetzt machen können.

Nachdem wir unsere Koffer zurückbekommen haben, sind wir dann erst einmal zum generellen Airport-Service gegangen und wollten dort nachfragen, was unsere Optionen wären in Bezug auf eine Umbuchung oder eben eine (sehr teure) neue Buchung.

Zeitgleich wurde dann aber Jens von der Chefin des Ground Handlings auf dem Handy angerufen, die erst einmal einen Fehler zugegeben hat (half uns jetzt wenig, war aber schon einmal nett) und versprach, sich mit SAS und Icelandair, welche den Flug von Kopenhagen nach Island durchführen würden, in Verbindung zu setzen. Wir sollten bitte wieder zum CheckIn gehen und sie würde uns dort anrufen oder gleich vorbei kommen.

Wir also zurück zum CheckIn, wo übrigens die Dame vom Gate wieder war (das Personal beim Ground Handling macht in der Regel sowohl CheckIn als auch das Boarding), was natürlich etwas unangenehm für uns war, da wir schon recht vehement und sauer gewesen waren.

Ein paar Minuten später haben wir auch schon eMails mit einer neuen Buchung empfangen und wurden gleich danach angerufen, dass die Supervisorin jetzt runterkommen würde und uns neue Bordkarten ausstellt.

Unsere Flugzeiten waren jetzt ab Düsseldorf um 18:50 Uhr und in Reykjavik würden wir um 23:50 Uhr Ortszeit (1:50 Uhr deutscher Zeit) landen. Während die Supervisorin sich noch einmal entschuldigte, wies sie die Damen vom CheckIn darauf hin, dass es in der Tat eine feste Regel ist, das Boarding mindestens bis 15 Minuten vor Abflug offen zu halten und dass sie uns im Grunde genommen den Flug versaut haben. Die unfreundliche Dame beim Boarding war aber zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr da (gut für sie), die andere Dame sah etwas bedrückt aus und entschuldigte sich dann auch.

Da wir uns jetzt aber schon abgeregt hatten und an der Tatsache, dass unser Flug weg ist, sowieso nichts mehr ändern konnten, meckerten wir auch nicht mehr und waren eher froh, dass wir überhaupt noch nach Island kommen würden.

Die neuen Tickets hatten aber ein Problem: Für den Flug von Düsseldorf nach Kopenhagen war alles gut: Wir sitzen in Reihe 3, hatten auch entsprechende Buchungsklassen. Für den Flug von Kopenhagen nach Reykjavik allerdings saßen wir hinten und nicht in der Business Class (worauf wir uns schon gefreut hatten, dazu aber später). Hier war wiederum dem Booking Center von SAS ein Fehler unterlaufen.

Was soll schon schief gehen …

Das konnte von Düsseldorf aus nicht korrigiert werden, also wurde sich wieder entschuldigt und entschuldigt und am Ende eine Notiz im Buchungssystem hinterlegt, dass man uns doch bitte in die Business Class upgraden solle.

Gut, kann man jetzt auch nichts mehr tun, also ab durch die Security. Die ja sooo lange dauert.

Dieses Mal 0 Minuten anstehen und 3 Minuten abtasten.

Und wieder ab in die Lounge und dort eine Art „Basiscamp“ eingerichtet.

Immerhin hatten wir zu Essen, zu trinken, mittelmäßig bequeme Sitzplätze und Internet. Und ab und zu dann auch einen schönen Blick auf das Vorfeld und die Flugzeuge, die jetzt kamen und gingen.

Dann der 2. Versuch hier weg zu kommen: Boarding time war um 18:20 Uhr. Und nur um sicher zu gehen, standen wir um 18:10 am gleichen Gate wie knappe 8 Stunden zuvor …

Das Boarding begann auch pünktlich und wir waren auch mit die ersten im Bus. Wo wir dann auf einen Passagier gewartet haben. Und warteten und warteten …

23 Minuten Wartezeit geht also praktisch auch. Nur bei uns nicht. Grummel …

Der Passagier kam dann auch und stieg in den Bus und es ging dann nach ein paar weiteren Warteminuten ab zum Flugzeug.

Dort standen wir dann 2 Minuten und fuhren dann zurück zum Gate.

Der Flughafen Düsseldorf war nämlich wegen eines Gewitters gesperrt worden. Keine Flüge konnten starten oder landen.

Was soll schon schief … ach, jetzt auch egal.

10 Minuten später ging es dann wieder in den Bus und dieses Mal auch am Flugzeug wieder raus.

Sollten wir jetzt tatsächlich endlich abfliegen können? 15 Stunden nachdem wir aufgestanden waren?

Ja, es ging los.

Das Flugzeug flog in östlicher Richtung in die Gewitterwolken hinein ab. Was soll schon … oh, wir biegen ab.

Was gut war, denn so vermieden wir eine potentielle Gefahrenquelle und konnten die beeindruckende Gewittersäule bewundern.

Ab hier entspannten wir etwas. Die Aussicht für 3 1/2 Stunden in der Economy von Icelandair zu sitzen, war uns auch egal und wir genossen den Service von SAS mit Gratis Essen und Trinken. Jens bekam seinen G&T, Meike leider keinen Tomatensaft, aber dafür einen Mango Smoothie. Und so lies es sich auch sehr gut die eine Stunde nach Kopenhagen aushalten.

Kopenhagen empfing uns, quasi als Wiedergutmachung für den bisherigen Trip, mit einer wunderbaren „blauen Stunde“ beim Anflug.

Und schon waren wir gelandet und konnten die frische und wesentlich angenehmere nordische Luft genießen.

Unser Weiterflug sollte in 1 3/4 Stunde gehen, also besuchten wir noch das Transfercenter von SAS, wo wir versuchen wollten, den Icelandair Flug noch upgraden zu lassen. Was ja in Düsseldorf nicht geklappt hat, aber wohl als Notiz hinterlegt wurde, dass das gemacht werden sollte. Die Business Class von Icelandair hat aber den Unterschied zu so ziemlich allen europäischen Fluggesellschafen, dass sie nicht nur eine normale Eco mit einem freien Mittelplatz ist, sondern breitere Sitze in 2-2 Anordnung hat.

Normalerweise sitzen hier sehr viele SAS Angestellte und noch mehr Kunden warten auf Unterstützung von diesen. Da wir aber einen der letzten Flüge von Kopenhagen aus haben würden, war hier nix mehr los und nur 2 Damen sowie eine Art Chefin im Hintergrund warteten auf Kundschaft.

Wir schilderten einer der Damen unser Problem (die andere hörte interessiert zu) und nach einigem Stirnrunzeln forderte sie alle unsere Boarding Pässe, Reisepässe und meinte nur „We will see, just give us some minutes!“ und verschwand bei der Chefin. Diese hat sich die Situation angehört, die tatsächlich dort hinterlegte Notiz gefunden und erkannt, dass hier sowohl das Ground Handling in Düsseldorf und das Service Center von SAS Fehler gemacht hatten. Und dann kurzerhand uns 2 neue Tickets für die Business Class ausgestellt, unsere Koffer auf die neuen (inzwischen unsere dritten) Boarding Pässe umgebucht und alles erledigt. Alles innerhalb von 2-3 Minuten und alles super freundlich und effizient.

Big win für das Transfercenter von SAS in Kopenhagen!

Da noch eine Stunde bis zum Boarding war, sind wir dann noch kurz in die (total leere) Lounge von SAS gegangen. Dort konnten wir ja jetzt wieder rein, da Business Class.

2 Gründe: 1. wollten wir noch einen Kaffee / Saft trinken, um genug Koffein / Zucker zu haben (zu dem Zeitpunkt waren wir ja schon 17 Stunden ununterbrochen wach) und 2. die Toilette.

Als dann alles erledigt war: Ab zum Gate und noch einmal (das 5. Mal bei der Hinreise) Impfnachweis, Anmeldung für Island, Reisepass und Antigen-Test checken lassen.

Über-Pünktlich ging es dann auch zum Flugzeug. Und wir waren tatsächlich die ersten im Gang.

Im Flugzeug überraschten wir die Stewardessen und die Piloten, die noch gemütlich in der Business Class saßen und quatschten. Überraschte Gesichter auf beiden Seiten, aber dann konnten wir auch natürlich zu unseren Plätzen in Reihe 1.

Und was sollte jetzt noch schief gehen?

Wobei: Warum stehen unsere Koffer als einzige noch unten und sind nicht im Flugzeug?

Die werden doch nicht …

Aufgrund der Erfahrungen am heutigen Tag haben wir dann direkt eine Stewardess darauf aufmerksam gemacht, die uns aber beruhigte und informierte, dass wohl noch eventuell ein Koffer wieder ausgeladen werden muss und deswegen unsere Koffer noch nicht ihren Weg ins Flugzeug gefunden hatten. Und tatsächlich: Kurz nach diesem Gespräch wuchtete der Ramp Agent unsere Koffer auf das Fließband und sie verschwanden im Bauch der Boeing 737.

Und dann ging es los.

Kurzer, knackiger Start und dann ab in Richtung Island. Und um das zu feiern wurde tief in die Getränkekarte von Icelandair gegriffen.

In der Economy muss man für Alkohol und Essen bezahlen, in der Business Class ist das alles inklusive. Was gerade bei der Gin Karte dazu geführt hat, das Jens etwas eskaliert ist und irgendwo zwischen Bergen und den Shetland Inseln kurzerhand ein Gin-Tasting durchgeführt hat.

Dazu Clarksons Farm auf dem Tablet, gutes, isländisches Wasser und was leckeres zu Essen.

Was soll jetzt noch schief gehen? (Spoiler: Ab jetzt nix großes mehr!)

Das Gratis WiFi im Flugzeug nutzten wir auch und konnten so sehen, welche Flugzeug noch alle in Richtung Island unterwegs waren.

Das war insofern interessant, als das wir gelesen haben, dass die Einreise in Covid-Zeiten etwas umfangreicher und damit länger ist. Weswegen es nicht so gut war, als letzte der 6 blauen Flugzeugen (das sind die, die nach Reykjavik unterwegs sind) zu landen. Wir fanden es aber grundsätzlich gut, dass wir überhaupt landen würden und das wir in der Business Class waren und das wir was leckeres zu essen hatten. Und, im Falle von Jens, auch gute Gins.

Und 20 Minuten vor der geplanten Ankunftszeit tauchte der Flughafen von Kevlavik auf. Unserem Ziel für diesen Flug!

Wir waren endlich auf Island angekommen!

Zuerst mussten wir natürlich unser Gepäck holen und konnten so zum ersten Mal Auswirkungen der hohen Alkoholpreise sehen: Bei den Gepäckbändern gibt es nämlich einen Duty Free Shop, den die Einheimischen sehr, sehr gerne nutzen. Inklusive Einkaufswagen für den Großeinkauf an Bier und Schnapps.

Wir haben uns davon erst einmal fern gehalten und warteten lieber auf unsere 3 Koffer, die dann auch bald ihren Weg auf das Gepäckband fanden.

Dann folgte die Einreisekontrolle mit den schon mehrfach auf ihr Vorhandensein geprüften Impfnachweisen, Einreise-Anmeldungen und Reisepässen. In der Schlange vor uns waren mehrere, die dies anscheinend nicht so genau genommen hatten und daher mit einem Teströhrchen zur Teststelle geschickt wurden. Wir wurde wieder einmal für unsere Vorbereitung gelobt und mit einem freundlichen Lächeln in Island empfangen.

Die 50 Minuten Busfahrt vom Flughafen in die Nähe unseres Hotels hatten wir vorab beim Unternehmen Flybus gebucht.

Das bedeutet: Man steigt in den bereitstehenden Bus, der dann unregelmäßig in die Stadt fährt. Flybus garantiert, dass man immer einen Bus bereit stehen hat und wenn der eben lange genug gewartet hat oder voll genug ist, fährt er los. Ein erstes Beispiel für den Pragmatismus der Isländer.

Im Bus selber waren vorwiegend Touristen inklusive eines sehr lauten und ständig telefonierenden Polen. Wir waren jetzt etwa 20 Stunden am Stück wach und daher etwas weniger geduldig mit lauten Personen.

Mit dem großen Bus ging es zu einem Busparkplatz und dann mit einem kleinen Shuttlebus in die Nähe unseres Hotels.

Und dann zu Fuß durch das nächtliche Reykjavik zu unserem Hotel, dem Radisson Blu 1919 mitten in der Stadt. Und dort fielen wir völlig erschöpft in das sehr weiche Bettchen. 22 Stunden nachdem der Wecker in Köln geklingelt hat.

Und was soll denn schon beim Schlafen schief gehen … 😉

Ein Kommentar

  1. K&C K&C

    Toll geschrieben! Wir freuen uns auf die nächsten Tage.
    Mir fehlt das Ergebnis des Gin-Tastings.
    Weiß man, was mitten jungen Paar neben Euch gestern passiert ist? 😉

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