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Rund um Siglufjördur und am Abend noch nach Marokko

Nachdem wir gestern Abend ja noch an der Hotelbar verbracht haben, gab es heute ein … entspanntes Aufstehen. Mit einer weißen Überraschung draußen:

Ja, Island wurde über die Nacht mit Puderzucker bestreut. Und dankenswerterweise waren die Wettergötter auch so freundlich, den Himmel gleich hellblau zu gestalten. Bei solchen Aussichten begannen wir uns doch etwas schneller als normal anzuziehen und das (für Island recht umfangreiche) Frühstück einzunehmen.

So gestärkt ging es ab zur Rezeption, wo wir die Dame nach Wanderwegen für diesen Sonnentag ausfragten. So richtig gab sie uns aber keine Auskunft, da die höheren Wege wohl nicht passierbar und der Weg aus dem Tal in Richtung des Tunnels Héðinsfjarðargöng war wohl auch keine gute Idee war. Außerdem sollte das Wetter zum Nachmittag hin immer schlechter werden.

So entschieden wir uns über eine recht freie Rundwanderung um den Ort Siglufjörður. Also raus mit uns.

Was für ein Kaiser-Wetter! Das Farbenspiel zwischen dem Himmel, den Bergen und den bunten Häusern kamen im Vormittags-Licht genau richtig zur Geltung.

Wir ließen also den hoteleigenen Hot Pool mit Blick auf den Hafen links liegen und machten uns auf in Richtung Süden.

Unser Weg führte entlang des Hering Museums (war noch nicht geöffnet bzw. nur für vorangemeldete Gruppen offen) am Fjord entlang. Nur wenige Autos und ein Linienbus störten die Ruhe und so konnten wir den Anblick fast ungestört genießen.

Die Empfehlung vom Hotel war eine kleine Runde entlang des Lawinenschutzes zu drehen. Diese wurden 1998 bis 1999 gebaut, nachdem schon im 20. Jahrhundert etwa 200 Leute durch Lawinenabgänge um ihr Leben gekommen waren. Als Schutzmaßnahmen wurden mehrere Anlagen oberhalb des Ortes gebaut, welche 1999 dann fertiggestellt wurden.

Zusätzlich zu den großen Bauwerken gibt es auch ein gutes Monitoring der Schneedecken und ggf. Sprengungen. Anfang 2021 hat allerdings aller Schutz nichts genützt und eine Lawine hat im nahen Skigebiet einige Einrichtungen zerstört. Die Ortschaft war allerdings nicht bedroht.

Aufgrund dieser Situation haben wir uns doch an die Warnschilder gehalten und sind mehr oder weniger nach der Karte gelaufen, die auf dem Bild zu sehen ist. Unsere Idee war vom ersten bis zum letzten Schutzbau zu spazieren, wobei der frisch gefallene Schnee das Ganze schon etwas anstrengend machte.

Und bergauf ging es dann natürlich auch – wir wandern ja nicht mehr im flachen Gelände, denn das kann ja jeder.

Aber der Ausblick entschädigte durchaus und die Sonne machte die doch kalten Temperaturen durchaus aushaltbar. Genauer gesagt sind wir im Pullover gewandert, so warm war es.

So ging es dann knappe 6 Kilometer oberhalb des Ortes nach Norden in Richtung Ausgang des Fjords (da wollte Meike nämlich hin). Dabei unterhielten wir uns und genossen weiterhin das schon klischeehafte Szenario.

Sogar Gegenlicht-Aufnahmen haben etwas bei diesem Wetterchen. Wobei man hier schon die Wolken sieht, die sich ihren Weg über den Berg ins Tal bahnen.

Also „rannten“ wir quasi von den Wolken weg. Was letztendlich auch egal war, denn vom Atlantik kamen auch Wolken an.

Aber auch das war uns egal!

Bei den Fotos machen wir aktuell eigentlich keine Nachbearbeitung, denn dafür sind wir zu unerfahren, was das angeht. Was wir aber merken sind die Unterschiede zwischen Jens (oben) und Meikes (unten) Kamera.

Nach etwa 5 Kilometern entlang der Schutzbauten und durch die wunderbare Landschaft kamen wir wieder etwas weiter ins Tal und zu den ersten, teilweise alten, Häusern.

Immer noch schön hier, trotz der leichten Bewölkung von Süden her.

Denn die Wolken aus Richtung Atlantik hatten etwas Verspätung. Gut für uns!

Aber wir wollten das Schicksal nicht weiter herausfordern und vermeiden, dass wir wir naß werden. So langsam gehen uns nämlich die Wandersachen aus.

Also ab in den sehr ruhigen Ort, wo Mittags echt nichts los ist. Insofern sehr schön, um den Wellen zuzuhören, die sich an der Mauer am Hafen brachen. Das konnte man übrigens auch oben beim Wanderweg hören, so ruhig war es. Beziehungsweise so laut waren die Wellen …

Siglufjörður hatte zur Hochzeit der Hering-Fischerei etwa 3.000 Einwohner. Seitdem die Fischerei immer weniger Bedeutung hatte, ist die Anzahl der Bewohner auf knapp über 1.200 gesunken – es gab hier einfach nichts zu tun und nichts zu verdienen. An den Häusern kann man teilweise den Verfall gut sehen.

In 2009 hat sich eine Gruppe Einwohner zu einem Verein zusammengeschlossen, der dem Ort neues Leben einhauchen sollte. Eine der sichtbarsten Entwicklungen im Ort ist zum Beispiel das Hotel, in dem wir übernachten. Auch andere Dinge wurden modernisiert und es entstanden wieder neue Jobs, gerade im Tourismus.

Obwohl der Ort wirklich sehr, sehr wenig zu bieten hat haben wir uns hier irgendwie doch sehr wohl gefühlt. Nicht nur aufgrund der völlig uninteressierten Tierwelt.

Und auch nicht aufgrund des lokalen Alkohol-Shops, den wir zu Recherchezwecken mal besucht haben. Und 4 Dosen lokales Bier eingekauft haben.

Nein, der Ort war irgendwie von alleine schön. Einfach und ruhig. Trotz der inzwischen geschlossenen Wolkendecke am Himmel.

Danach sind wir zurück zum Hotel und haben uns etwas aufgewärmt. Und wo geht das besser als in einem heißen Bad. Draußen. Neben der Hauptstraße?

Antwort: Nirgendwo!

Danach sind wir dann zurück zum Zimmer, haben etwas geduscht und uns dann zu einem besonderen Abendessen aufgemacht.

Im Vorfeld hatten wir uns ja, so sind wir nun einmal, etwas auf die Orte vorbereitet. Für Siglufjördur haben wir dabei, trotzdem das so ein kleiner Ort ist, mehrere Restaurant-Ideen vorbereitet. Am Abend zuvor beim Check-In hatten wir uns für das Siglunes Restaurant mitten im Ort entschieden und dort einen Tisch reserviert. Genauer gesagt den letzten freien Tisch. Was, als wir im Restaurant ankamen, jetzt irgendwie merkwürdig war.

Ein Tisch war mit einem Paar plus Baby belegt, der Rest war eingedeckt aber frei.

Gut, ist so. Und am Ende war jeder Tisch belegt, denn das Restaurant ist was ganz besonderes. Nicht nur für die Gegend, sondern für Island.

Das lag nicht an den Preisen für Wein und Bier, denn wir waren wir sonst auch. Die Umrechnung von isländischer Krone in Euro haben wir immer einfach so gemacht: Zwei Stellen streichen. (100 ISK = 1 EUR).

0,5 Liter Bier kosten knappe 14 Euro. Ein Glas guter, aber nicht besonderer Rotwein aus Spanien kostet mal schlanke 17 Euro.

Nein, es liegt am Essen. Als „Gruß aus der Küche“ gab es nämlich eine Harira, eine klassische Tomatensuppe mit Kichererbsen und Linsen.

Das Essen hier war, wie der Rest des Restaurants bzw. Hotels, so was von nicht isländisch.

OK, das Bier war schon aus Island. Aber der Rest.

Die Auflösung ist: Der Inhaber des Hotels hier, Hálfdán Sveinsson, hat vor vielen Jahren mal Urlaub in Marokko gemacht. Und war von dem Essen, das er in einem Restaurant dort hatte (mehrfach), so begeistert, dass er den Koch dort tatsächlich dazu gebracht hat nach Island zu kommen. Und hat ihn dann einfach im Restaurant angestellt, wo er seitdem arbeitet und die Küche seiner Heimat zelebriert.

Ein authentisches, marokkanisches Restaurant mitten in einem 1.200 Seelen Ort, der vor dem Bau zweier Tunnel im Winter quasi unerreichbar war. Das konnten wir uns nicht entgehen lassen.

Also gab es zwei Starter und zwei Hauptgänge. Beginnend mit dem frittierten Tintenfisch und Tartar von Meike, was jetzt nicht so richtig spannend war. Eher sogar schlecht und uninteressant.

Jens dagegen hatte einen Garnelen-Salat mit getrockneten Früchten und einer Pistou-Sauce.

Und der war schon eine nette Sache: Irgendwie ein Mix aus lokalen Garnelen und provenzalischen Gewürzen. Sehr lecker.

Da wir uns zu dem Zeitpunkt schon sehr an der Geschichte hinter dem Restaurant interessiert haben, hat uns die palästinensische Bedienung (sehr multi-kulti hier) das Angebot gemacht, auch mit dem Koch zu reden, wenn wir wollen. Wollen wir vielleicht, aber zuerst der Hauptgang. Dieser verlangte unsere komplette Aufmerksamkeit, denn hier gibt es eine echte Tajine.

Meike hatte sich für eine Lamm Taijine mit Pflaumen, Feigen und Datteln entschieden. Butterzart, gutes Lamm (wo, wenn nicht hier), aber etwas fettig. Und sehr viel.

Dazu gab es Brot mit Butter, die mit Zucker und Zimt bestreut war.

Und Jens hatten den Jackpot getroffen: Eine Fisch Taijine mit Limetten, Oliven, Fenchel und marokkanischen Gewürzen.

War die gut! Einmalig! Nicht einmal in Paris, wo es ja auch einige nord-afrikanische Restaurants gibt in denen Jens war, war es so gut. Eine wunderbare Schärfe, kräftige Aromen, butterzarter Fisch – einfach gigantisch!

Und es war viel zu Essen – wir haben am Ende echt kämpfen müssen. Aber was so gutes lässt man ja nicht über. Und am Ende wurde Jens mehr oder weniger in die Küche zitiert, wo er sich 10 -15 Minuten mit Jaouad Hbib, dem Chef hier auf einer Mischung aus Englisch, Französisch und Händen/Füßen unterhalten hat.

Was für ein fantastischer Abend für einen fantastischen Tag. Zurück zum Hotel gab es dann noch einmal ein wunderbares Farbenspiel.

Und der Abend endete in der Hotelbar. Denn gestern Abend hatten wir den Barkeeper nach lokalem Craftbieren gefragt haben und er musste uns antworten, dass er nur 2 relativ normale hat. Er meinte aber, dass er versuchen würde, etwas zu organisieren. Und das bekam er hin, denn für uns gab es (neben der üblichen Abreibung, die Meike Jens beim Yatzi erteilte) ein leckeres Pale Ale, was er aus der aktuell geschlossenen Brauerei organisiert hat.

OK und einen G&T dazu.

Aber dann war auch Zeit fürs Bettchen. Nach einem kleinen Umweg, um ein letztes Mal diese beeindruckende Landschaft zu erleben.

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