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Überall Fjorde wohin man blickt (von Laugarhóll nach Ísafjörður)

Nach einer erholsamen Nacht haben wir schön ausgeschlafen und widerstanden dann der Verlockung auch noch morgens noch einmal in das bereitstehende Schwimmbad zu hüpfen. Um nicht in Stress zu geraten, machten wir uns dann lieber gleich bereit für die Abfahrt. Das Wetter war wolkig aber noch durchaus im Rahmen, sodass wir die knappen 260 Kilometer nach Ísafjörður in Ruhe angehen konnten.

Im Gegensatz zu sonst hatten wir die Koffer zuerst ins Auto gebracht und wollten dann frühstücken. Was die Dame an der Rezeption etwas überraschte, denn als wir voll bepackt aus der Tür verschwanden, verabschiedete sie uns und wünschte uns eine gute Reise. Um so verblüffter war sie, als wir kurze Zeit später wieder reinkamen und meinten „wir gehen dann mal frühstücken!“.

Das Frühstück war einfach aber durchaus ausreichend. Obwohl wir schon recht spät (9:30 Uhr oder so) mit dem Essen begannen, waren wir beileibe nicht die letzten. Schienen alles Langschläfer zu sein hier.

Danach ging es dann wirklich los, natürlich erst nachdem wir bezahlt hatten. Dabei haben wir uns noch mit der Dame hinter der Rezeption unterhalten, die auch gleichzeitig die Inhaberin des Hotels und eine ehemalige Schülerin dieser Schule war. So erfuhren wir ein paar Geschichten über die Schule, zum Beispiel, dass es im Winter durchaus normal war, dass alle Kinder hier übernachtet haben, weil sie nicht nach Hause kamen. Was dann quasi wie ein Schulausflug war, wenn alle in der Turnhalle (die es immer noch gibt und die man als Hotelgast nutzen kann) übernachteten und die älteren Kinder den jüngeren Gruselgeschichten erzählten. Auch erfuhren wir die aktuelle Covid-Impfquote von beeindruckenden 98% in der Gemeinde. Da kann Deutschland noch was von lernen …

Das Hotel macht offiziell für Einzeltouristen ab dem 1.10. zu, somit waren wir die letzten Individualtouristen des Jahres. Das bedeutete aber nicht, dass hier Ruhe einkehrt, denn bis zum Frühling ist das Hotel mit Gruppen ausgebucht. Die hier dann Schneewandern, Langlauf, Natur genießen, Nordlichter beobachten und viele andere Dinge machen können. In der alten Grundschule. Sehr cool!

Im stürmischen Wind ging es dann zum Auto und los – den direkten Weg zurück zur Hauptstraße 61 nahmen wir dabei nicht, sondern fuhren eine Runde um die Halbinsel. Grund war einerseits, dass wir uns die Gegend ein wenig anschauen wollten.

Auch wenn unser treues Google Maps via Google Car so manches Mal ins Meer verfrachtete, war das eine schöne Strecke.

Hier fährt in der Tat sehr selten jemand lang, was man am Gesichtsausdruck der Schafe erkennen kann.

Der zweite Grund für die Extra-Schleife war Drangsnes, einer kleiner 67 Einwohner zählender Ort mit einem schönen Sportplatz.

Und diesen kleinen Häuschen. Doch warum stehen hier Umkleidekabinen an der Straße?

Antwort: Hot Bath! Gratis und am Straßenrand. Was bei etwa 3 Autos die Stunde jetzt nicht so schlimm ist, wie es klingt.

In den 3 geothermal erwärmten Pools saß schon ein Paar, beide mit Mütze, denn der Wind war schon sehr, sehr stark hier. Was man auch an den Wellen erkennen kann. Und an der Tatsache, dass wir nicht Baden gegangen sind, denn der Weg von Umkleide zu Wasser war uns bei dem Wetter zu lang. Die beiden im Pool hatten ihren Camper strategisch direkt am Eingang geparkt und somit eine viel kürzere Strecke.

Weiter geht es die 645 zurück zur 61. Und dann auf dem folgenden Foto nach rechts in die Wolken und die Berge abbiegen.

Was wir am Anfang nicht so richtig geplant hatten, war, dass das Wetter durchaus ein Faktor bei der Routenplanung haben kann. Und wenn man dann auch die halbwegs gut ausgebaute Ringstraße verlässt und über die „höheren Straßennummern“ fährt (bedeutet: Asphalt ist optional), kann auch der eine oder andere Pass auf der Strecke liegen. Was dann, gemeinsam mit dem Wetter, schon eine Herausforderung darstellen kann. Webseiten wie road.is oder safetravel.is waren ab dem heutigen Tag unser ständiger Begleiter, denn diese Seiten bieten eine gute Übersicht über die aktuelle Situation, gerade hier in den Westfjorden.

Auch folgte Jens ab hier dem Twitter-Feed von road.is, obwohl die Übersetzung manchmal mehr Verwirrung denn Hilfe brachte …

Aber gut – heute war noch alles ok als wir auf der Passhöhe der Steingrímsfjarðarheiði waren.

Die Straße war frei und wir hatten Halt auf dem nassen Untergrund. Es kamen ein paar Autos entgegen, wo die FahrerInnen jetzt nicht besonders verstört aussahen. Und der Blick links und rechts aus dem Auto war, als wäre man in einer anderen Welt.

Es war aber auch schön, dass wir danach wieder runter auf die Höhe des Atlantiks fahren konnten. Und hier begann die Reise entlang der Seitenarme des größten Fjords Islands: Dem Ísafjarðardjúp. Und für uns eine wunderschöne Aussicht nach der anderen.

Die Tatsache, dass hier kein Verkehr war, half noch dabei, dass man glauben konnte die ganzen Seitenarme für sich alleine zu haben.

Wobei wir direkt am ersten Parkplatz nach ein paar Fotos einen VW Bus getroffen haben, der ein „HH“-Kennzeichen hatte. Der Inhaber sah etwas zottelig aus und schaute auf Jens „Moin!“ noch recht verdutzt, fing sich aber dann und so quatschen wir mit dem Herrn aus Hamburg etwas. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, dass er mit seinem Bus nach Island per Fähre fahren und dann dort günstig die Insel erkunden kann. Letztendlich war die Fährfahrt wohl ab den Färör-Inseln nichts für seinen Magen und auch er hat die kalten Temperaturen nicht erwartet und verfluchte seinen alten Bully ob seiner Löcher und generell schlechten Isolierung.

Wir wünschten ihm noch einen schönen Urlaub und fuhren dann in unserem Kia davon. Und machten die Sitzheizung an, einfach weil wir es konnten!

Auf der Strecke hatten wir noch den Ort Reykjanes angepeilt, wo wir mal vorbeischauen wollten. Hier befindet sich eine Fabrik, die Salz herstellt und das wollten wir uns anschauen.

Leider war das einzige interessante das Schwimmbad des Ortes und der Rest sah etwas verwahrlost aus.

Also fuhren wir wieder zurück zur Hauptstraße und erblickten weiterhin beeindruckende Perspektiven, wie diese schönen Gesteinsschichten an einem Parkplatz.

Ach so: Die Tatsache, dass man hier viel und weit schauen kann, schlägt sich auch in der Anzahl der Parkplätze nieder. Sehr angenehm, denn trotz des geringen Verkehrs möchte man sich doch an die Verkehrsregeln halten, die ein Anhalten auf freier Strecke nur in Notfällen erlaubt.

Wunderschöne Gegend! Auch oder vielleicht sogar wegen des herbstlichen Wetters.

Eher unbeeindruckt von dem kalten Wind waren diese beiden Pferde, die uns neugierig anschauten und sogar näher kamen.

Was aber eher daran lag, dass der Eigentümer, welcher gerade in der Scheune etwas sägte, seine Pferde wohl dazu brachte, zu uns zu gehen. Und das Ergebnis dann mit einem „Daumen hoch“ quittierte, als wir „Thank you“ durch den Wind brüllten.

Generell war das aber so die Reise heute: Ein Stück fahren, etwas interessantes sehen (Ausblick, Tiere, Häuser, sonstwas), anhalten, Fotos machen und wieder weiter fahren. Unbeeindruckt davon war einer der beiden Reisebegleiter, der lieber im warmen Auto blieb.

Sven vermisste aber was …

An einem der nächsten Seitenarme des Ísafjarðardjúp sahen wir ein Schild, war auf einen Parkplatz mit Tierbeobachtung hindeutete. Und da wir uns eh etwas die Füße vertreten wollten, hielten wir an und erhofften uns einfach nur einen schönen Blick auf das Wasser und die dahinter liegenden Berge.

Um so überraschender waren die zwei Kegelrobben, die sich für uns in Pose warfen.

Sehr cool. Und als wir danach wieder am Auto waren und unseren Müll in die am Parkplatz bereitstehenden (windfesten) Mülltonnen warfen, knatterte ein blauer VM Bus an: Der Hamburger hatte aufgeholt und bog auch auf den Parkplatz ab. Wir gaben ihm den Tip mit den Robben und er packte sein Kamera-Equipment ein und machte sich auf den Weg zu den beiden Posern.

Wir dagegen fuhren weiter durch die wunderschöne Landschaft.

Um dann kurz danach den Seitenarm namens Skutulsfjörður zu erreichen, an dem sich unser heutiges Ziel Isafjördur befindet. Wobei es noch eine Weile bis zum Ende des Fjords war, wo die Stadt liegt.

Am Ende kam sogar die Sonne raus und brachte noch einen weiteren Aspekt in die Bilder. Wir haben auf der Fahrt bestimmt knapp 500 Fotos gemacht, da je nach Perspektive und Licht alles irgendwie doch ein wenig anders aussah.

Isafjördur hat sogar tatsächlich einen Flughafen, der vom Inlandsflughafen in Reykjavik mehrmals täglich angeflogen wird. Der Anflug gilt als sehr herausfordernd, wenn auch natürlich nicht so wie zum Beispiel Paro (erst 2 Jahre her! Krass!)

Von hier aus waren es nur ein paar Minuten und wir waren in unserem Hotel, dem sehr passend benannten „Hotel Isafjördur“.

Was für eine schöne Strecke heute!

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