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Baden und Essen in der Bláa Lónið (Blauen Lagune)

Als fulminanten Abschluss unserer Rundreise wollten wir das machen, was wohl fast alle Island-Reisende irgendwann mal machen: In der blauen Lagune baden.

Vorab haben wir von Begeisterungsstürmen über „Kann man machen, muss man aber nicht“ bis hin zu „Abzocke“ alles gehört. Aber da man dem Internet ja generell nur bedingt Vertrauen schenken sollte, wollten wir uns ein eigenes Bild machen. Also sind wir, nachdem wir unser Gratis-Bierchen ausgetrunken hatten, die 400 Meter zum eigentlichen Eingang der blauen Lagune gegangen.

Der Weg ist sehr schön, denn bis kurz vor den Eingang ist man mehr oder weniger schön alleine mitten im Lavafeld. Das trägt übrigens den schönen Namen „Illahraun“, was „Lava des Bösen“ bedeutet.

Und irgendwann tauchen erste Gebäude, Wolken und die bekannten blauen Teiche auf.

Der See, den so viele als „blaue Lagune“ bezeichnen ist übrigens nicht natürlichen Ursprungs. Vielmehr entstand er quasi als „Abfallprodukt“ des nahen Geothermalkraftwerkes Svartsengi, das seit 1976 die Energie des gleichnamigen Vulkansystems nutzt. Das aus etwa 2 Kilometer Tiefe geförderte Wasser wird für ein Kraftwerk verwendet und anschließend in das umliegende Lavafeld geführt, wo sich dann eben so ein See gebildet hat.

Die blaue Färbung gibt es übrigens durch den Anteil an Kieselalgen im Wasser, denn normalerweise ist auch hier das Wasser klar.

1981 badete der Legende nach zum ersten Mal jemand im Wasser, ein junger Mann namens Valur Margeirsson, der an Schuppenflechte litt und bereit war, alles zu versuchen, um sein Hautleiden zu lindern. Er erhielt eine Badeerlaubnis vom Betreiber des Kraftwerks und Valur wurde schnell klar, dass das Baden hier irgendwie half. Er nannte auch den See „Blaue Lagune“ und wie auch in Köln ist alles, was einmal passiert, Tradition!

Das erste Bad wurde 1987 erbaut aber das bestand nur ein aus paar Duschen und einem kleiner Zugang in den See. Seitdem ist viel Zeit vergangen, und nach permanenten Entwicklungen und Erneuerungen (zuletzt 2018) ist das hier ein modernes Spa und jedes Jahr (außer wenn eine Pandemie herrscht) werden hier über 100.000 Gäste begrüßt.

Am Eingang gab es für uns als Hotelgäste einen eigenen Eingang und mit dabei waren Handtuch, Bademantel und 1 Bier pro Person. Für uns war die Prozedur ja nix neues mehr, denn auch hier läuft das wie in jedem anderen isländischen Bad: Ausziehen, nackig duschen gehen, Badehose anziehen und ab ins Wasser.

Gut, hier gibt es viel Wasser. So viel, dass es sogar einen Lageplan gibt.

Da uns kalt war, sind wir gleich erst einmal rein ins Wasser. Es waren weniger Leute da, als wir erwartet hatten – insofern alles richtig gemacht. Nachdem wir uns ein wenig akklimatisiert hatten, ist Jens noch einmal raus zum Handy gegangen und hat dann angefangen Fotos zu machen. So wie jeder hier.

Das Wasser ist etwas milchig, was aber an den Kieselerdeschlamm-Masken liegt, die man hier auch bekommt. Ansonsten war das Areal riesig und man hatte sogar recht ruhige Ecken, wo man keinen anderen Menschen sehen konnte.

Wir waren aber auch recht spät im Bad, zu einem Zeitpunkt, wo die meisten Touristen ohne Auto schon wieder auf dem Weg zum Flughafen oder in die Stadt waren. Alles richtig gemacht also.

Wie gesagt: Man kann sich hier (auch inkludiert im Preis) Kieselerdeschlamm-Masken machen. Oder man macht das, was Deutsche halt so im Urlaub machen: An die Pool-Bar gehen und ein Bier trinken. Beziehungsweise in Meikes Fall ein Cider.

Im See sollte man übrigens aufpassen, dass einem das Handy nicht ins Wasser fällt. Denn die kleine Schicht Schlamm auf dem Boden sorgt mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit, dass das Handy erst ein ein paar Jahrtausenden gefunden wird.

Wir hatten auf jeden Fall unseren Spass.

Und ja, auch wir gaben uns dem Masken-Wahn hin. War ja bezahlt.

Das Foto haben wir „Gruß von den Uruk-Hai in Ausbildung aus Mordor“ getauft!

Aber was für eine reine Haut, nachdem wir unter großen Mühen die letzten Reste der Kreide aus Bart und Ohren gewaschen haben.

Kurz nach diesem Foto begegnete uns eine Gruppe, die sich in eher „English for Run-Aways“ unterhielten so vom Sprachniveau her. Nachdem alle in schallendes Gelächter ausgebrochen waren, meinte Jens „Also wir haben es verstanden!“ was die drei sehr irritiert hat.

Bei unserem zweiten Bier (maximal gibt es hier 3 pro Person, um Wirkungstrinker abzuschrecken) begegneten wir der Gruppe wieder und haben uns begonnen zu unterhalten. Und merkten nach kurzer Zeit: Auch die kommen aus Köln! Aus der Südstadt, genauer gesagt – so klein ist die Welt. Die drei waren eine Woche in Island und mit einem kleinen Camper unterwegs. Eigentlich wollten sie nur den Golden Circle machen und den aktuell Lava spuckenden Vulkan Fagradalsfjall anschauen. Welcher natürlich (unser Glück scheint abzufärben) gerade dann aufgehört hat, als sie dort hingefahren sind. Aber auch so erzählten wir uns gegenseitig Anekdoten unserer Reise.

Irgendwann war es dann aber für uns soweit, dass unser reservierte Tisch nahe rückte, also verabredeten wir uns mit den dreien im Gaffel am Dom und machten uns auf in die Duschen und die Umkleide.

Fazit der blauen Lagune: Wenn man es als das nimmt, was es ist (ein Hot Bath mit sehr guter Lage, sehr, sehr viel Platz und einem Top Marketing), dann kann man hier echt Spaß haben. Und das lag nicht nur am Konzept einer Pool-Bar, welches uns immer wieder begeistert.

Ab ins Restaurant. Die blaue Lagune hat zwei Restaurants: Das Lava Restaurant und das Moss Restaurant. Letzteres wurde unlängst mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet, hatte aber während unserer Zeit in Reykjavik entweder keinen Tisch mehr frei oder gar nicht auf. Also ging es für uns in das Lava Restaurant, ein direkt am Ein-/Ausgang des Bades gelegenes Restaurant, was auch vom Bad aus einen separaten Zugang hat.

Wir waren aber im „Nicht-Bademantel“-Bereich. Der überraschend groß und damit auch etwas unruhig war.

Im Zimmerpreis inkludiert war ein „Tasting-Menu“, also war nix mit Auswahl und so. Leider wurden wir auch mitten in den Raum gesetzt, was jetzt nicht gerade zu einem ruhigen Abend beitrug.

Mit leckerem Brot begann der Abend und, daran könnten wir uns echt wieder gewöhnen, gratis Wasser so viel man will. Warum vor allem amerikanische Gäste hier extra Wasser bestellen, erschließt sich uns nicht wirklich.

Nicht inkludiert aber von Interesse: Die Weinbegleitung. Mit, wir leben nun einmal in einer globalisierten Welt, Weinen aus Chile, Frankreich und den USA:

Die Weine waren gut, aber jetzt weder was ausgefallenes noch was spezielles. Passte also aber es blieb bis auf den Chardonnay aus Chile nicht wirklich was in Erinnerung.

Das 4 Gang Menu bestand aus einem guten Seesaibling mit Puffreis, Sellerie-Spaghetti und Fischrogen. Rechts noch Schmand mit Zestenabrieb.

Lecker – Fisch geht hier in Island auch immer.

2. Gang war vegetarisch: 3 Kartöffelchen mit Kräuter-Soße und eingelegten Zwiebeln.

Simpel aber echt lecker! Wobei die Kombination jetzt nichts besonderes darstellte, aber eben gut gemacht war.

Prime time – Hauptgang! Ein sehr leckeres Steak mit Kartoffelsalat, einer echt guten Sauce und einem Portobello. Letzterer war jetzt nicht gerade was für Jens, dafür ersteres um so mehr.

Echt gut!

Nachtisch geht ja bekanntlich immer, also her mit dem Blaubeer-Eis, Vanillecreme, weißer Schokolade und Crunch.

Alles in allem ein gutes, aber kein herausragendes Essen. Gerne hätten wir im Moss gegessen, denn davon haben wir viel Gutes gehört. Aber als Gesamtpaket aus Hotelzimmer, Frühstück, Eintritt in die blaue Lagune, Menu im Restaurant und den vielen Kleinigkeiten drum herum war das, was wir heute gemacht haben, schon seinen Preis wert.

Wobei das mit dem Restaurant war im Vergleich am enttäuschensten, was aber auch an unserem Platz mitten im Raum und den Sitznachbarn lag. Um uns herum waren sowohl Menschen, die so ein immer noch teures Essen in sich reingeschlungen haben, als auch Paare, die sich die ganze Zeit angeschwiegen haben. War schon merkwürdig das alles. Aber wir hatten auf jeden Fall unseren Spass.

Zurück ging es dann wieder durch das nächtliche Lavefeld.

Und dann ab in die super gemütliche Betten im Hotel. Was für ein Tag, der mitten im Nirgendwo auf der Halbinsel Snæfellsnes im Sturm begonnen hat und jetzt in einem der bekanntesten Touristendestinationen der Welt endete.

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