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Wein wohin das Auge blickt

Für unseren letzten Tag auf der Insel hatten wir uns wieder was überlegt. Beim letzten Urlaub haben wir die Insel ja mittels eines spontan gebuchten Mietwagens selbst erkundet und dabei das Santorini Weinmuseum entdeckt. Santorini selbst ist ein anerkanntes Weingebiet und eine Appellation der höchsten griechischen Qualitätsstufe. Auf etwa 1.200 Hektar wird hier Wein angebaut, vor hundert Jahren waren es sogar noch über 4.000 Hektar Fläche.

Also Wein machen sie hier schon lange und für uns lag es daher nahe, sich das Ganze mal professionell erklären zu lassen. Daher buchten wir eine Tour bei Santorini Wine Tour, um so möglichst viel über die Geschichte des Weinanbaus hier zu erfahren. Und natürlich auch was probieren zu können, ohne selbst hinter das Steuer zu müssen.

Abgeholt wurden wir in der Nähe unseres Hotels an der Bushaltestelle im Ort. Und nach etwas Wartezeit kam dann auch ein sehr neuer und gepflegter Mercedes Bus und ein überaus fröhlicher und aktiver Costas stieg aus und begrüßte uns herzlich.

Er selbst ist, neben seiner Tätigkeit als Guide auf Santorini, gerade dabei sich als Master of Wine ausbilden zu lassen und importiert unter anderem deutsche Weine nach Griechenland. Am Ende hatten wir dann auch eine längere Diskussion über Weine von der Mosel und der Ahr. Keine Ahnung, warum sowas immer passiert …

Mit im Bus saßen Jen und Jen, ein Paar aus Florida. Sie arbeitet für einen Abgeordneten und er ist Polizist. Die beiden waren ebenfalls sehr nett, aber eher amerikanisch von ihrer Art her. Aber nett ist eben auch nett, lieber als die grummeligen Deutschen im Hotel …

Erster Halt war nach einer etwas längeren (bedeutet auf Santorini so 20 Minuten) Fahrt die Venetsanos Winery südlich vom Hafen direkt an der Kaldeira.

Dieses Weingut ist aktuell das älteste, ununterbrochen aktive Weingut der Insel und die Familie Venetsanos rühmt sich damit, dass sie als erste mit der industriellen Produktion von Wein hier angefangen hat. Vorher wurde Wein auf der Insel von Hand verarbeitet und abgefüllt und somit nur kleinere Produktionsmengen erzeugt. Mit dem Einsatz von modernen Geräten und einem optimierten Verarbeitungsprozess (das ganze Haus wurde beispielsweise so gebaut, dass die Trauben bzw. der Wein immer von oben nach unten fällt und man so keine Pumpen braucht) konnte viel mehr produziert werden und daher auch mehr verkauft werden.

Neben der Tatsache, dass hier in den Fels die entsprechende Stockwerkanzahl erreicht werden konnte, ist die Lage auch aus wahrlich keine schlechte.

Auf Santorini wird schon seit Jahrhunderten eine bestimmte Bindetechnik verwendet, die sich von den Rebstöcken, die man in Deutschland kennt, sehr unterscheidet. Ziel bei dieser „Kranztechnik“ ist es, dass die eh schon geringe Feuchtigkeit besser bewahrt werden kann und so die Pflanze und ihre Trauben besser wachsen können.

Costas erklärte (nicht nur hier) sehr viel und leider konnten wir uns nur einen Bruchteil seines Wissens merken. Schade, aber so ist das mit Experten, die eine Tour führen. Wir fühlten uns auf jeden Fall schon hier sehr wohl.

Im Weingut selber konnten wir dann die Geschichte der Familie und des Weingutes erfahren und sogar erleben – man geht nämlich quasi den Prozess der Weinherstellung ab und endet dann am Ende auf der Terrasse, wo man Wein trinken kann. Sehr geschickt gemacht!

Und dann: Showtime!

Neben dem bekannten Assyrtiko, der hier knapp 70% der angebauten Trauben ausmacht, experimentieren viele Winzer hier auch mit älteren und sehr unbekannten Trauben. Wie zum Beispiel dieser hier: Ein Rotwein aus 100% Mandilaria-Trauben, eine rein in Griechenland bekannte Traube.

Unnütz zu sagen, aber spätestens hier war die Stimmung gut.

Jen (m) war eher zurückhaltend, Jen (w) war dagegen sehr gesprächig und erzählte auch von ihrem Corona-Projekt: Sommelier zu werden. Spannend, auch wenn sie teilweise nicht besonders tiefes Wissen zu haben schien.

Aber auch so war es eine nette und vor allem kleine Gruppe und so fuhren wir zu einem Kunst-Museum.

Moment ….

Tatsache: Kunst in einem alten Weingut!

Hierbei handelt es sich um die Art Space Winery, einem ebenfalls alt-eingesessenen Weingut, wo der Inhaber irgendwann angefangen hat, die nicht mehr genutzten Weinkeller (nach der Erfindung von Kühlschränken nicht mehr im großen Umfang genutzt) zu einer Kunstausstellung umzuwidmen. So schuf er eine sehr beeindruckende Kombination von Kunst und Wein, was ja keine schlechte Idee ist.

Wir wurden von einer netten Dame herumgeführt und über die Geschichte des Weinguts und der Inhaberfamilie informiert.

War schon cool gemacht das Ganze!

Am Ende gab es dann auch die Weine, wobei hier sehr klassische Santorini-Weine produziert werden. Vor allem der süße Vinsanto blieb in unserer Erinnerung hängen und fand auch seinen Weg in unseren Koffer.

Letzter Halt war dann die Artemis Karamolegos Winery gleich um die Ecke. Wir glauben ja, dass das daran lag, dass wir uns immer wieder verquatscht haben und so ein wenig Fahrzeit eingespart werden sollte. Wenn das so sein sollte: Gut, dass wir uns verquatscht haben!

Artemis Karamolegos produziert Wein schon seit 1952 aber damals noch eher für den Hausgebrauch. Erst 2003 mit der Übernahme des Weingutes durch seinen Enkel wurde hier langsam ein Geschäft aufgebaut, als professionell begonnen wurde Wein herzustellen und ihn auch auf der Insel zu vertreiben. Ab 2008 gab es dann auch dieses beeindruckende Weingut, welches dann immer mehr Touren und durchreisende Touristen anzog, was dann zu mehr Mundpropaganda führte und so weiter und so weiter.

Aktuell erhalten die Weine immer mehr Auszeichnungen. Costas führte uns dann durch den Weinkeller, was angesichts der Hitze dann doch ganz angenehm war.

Und latürlnich ((C) by Majestix) machten wir hier den Witz mit dem „lass uns einfach hier, wir rühren schon nix an!“.

Zu Essen gab es dann auch mal wieder was

Spannendster Wein war hier der Mavrotragano, ebenfalls eine autochone Traube, die hier zu 100% in Eichenfässern gereift wird und einen verblüffend kräftigen Rotwein ergibt.

Ein schöner Abschluss und eine spannende Auswahl von Weingütern: Vom Vorreiter in der Massenproduktion hier auf der Insel über die Verbindung zwischen Kunst und Wein bis zum modernen, fast schon nord-amerikanischen Weingut, welches auf Touristen und Veranstaltungen ausgelegt ist. Sehr cool!

Der Rückweg wurde dann mit kleinen Geschichten und dem Austausch von eMail-Adressen verbraucht.

Und schon waren wir wieder an unserer Bushaltestelle in Imerovigli. Mit einem leicht benebeltem Hirn, sehr viel mehr Wissen über den Weinanbau hier auf Santorini und der festen Überzeugung, dass wir hier nicht zu letzten Mal waren!

Efcharisto!

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