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Nachdem wir gestern Abend noch ein relativ trockenes Yarmouth kennengelernt haben, grüßte uns am frühen Morgen dieser Blick aus dem Fenster.

Nicht im Bild: Die fiese, kernkraftwerks-große Klimaanlage, welche den Raum entweder ohne frische Luft lies oder auf -4 Grad kalte Luft runter gekühlt hat.

Frühstück hatten wir keines, also ging Jens das Auto holen und unter dem Vordach des Hotels beladen. Das Wetter … war jetzt signifikant schlechter.

Leider war es auch so angekündigt: Ein Regengebiet war angekündigt und sollte den heutigen Tag unter das Motto „So wenig wie möglich draußen sein“ stellen.

Nicht hilfreich war unsere Frau Google, deren Navigation Jens immer wieder auf den seit Island aufs Vehementeste verhassten „Gravel Roads“ führte.

Sogar die Kühe waren hier überrascht, dass ein Mietauto vorbei fuhr. Oder sogar irgendein Auto.

Da es heute vom Wetter her eher nicht nach einer Wanderung aussah, fuhren wir entlang der Ostküste Neuschottlands in die Region, wo heute noch die verbliebenen Arcadie, also die eher französischen Siedler und Bewohner Nova Scotias gelebt haben bzw. noch leben.

Sobald man übrigens in ihren Distrikt fährt, verändern sich die Verkehrszeichen.

Da uns ja solche historischen Geschichten interessieren, machten wir uns zu einer kleinen Universität in Church Point auf. Hier, wo neben Englisch auch Französisch als Sprache fest im Lehrplan verankert ist, sollte es ein Museum über die Geschichte der Arcadie hier geben.

Einziges Problem: Man muss zum Eingang kommen!

Obwohl es einige Überwindung kostete, war es dennoch die nassen Klamotten wert, denn das Museum bot erstaunlich viel. Sogar zu viel, um es hier halbwegs sinnvoll wiedergeben zu können.

Umfang waren sowohl die Anfänge der Besiedlung der Region, die ersten Begegnungen mit den Ureinwohnern hier und die ersten Jahrzehnte des Wachstums. Ziel war es einfach zu überleben und die Ureinwohner halfen hierbei enorm, was die Siedler sehr positiv erwähnen und auch durch Handel und Wissensaustausch versuchten zu entgelten.

Nach und nach wurde aber, wie so oft, die Themen Religion und Macht zu einem Faktor. Die Ureinwohner wurden in die Religion der neu angekommenden Siedler gezwungen und die Region selber wurde zum Spielball der Kolonial-Länder Frankreich und England.

Die Geschichte des Wechsels der Vormachtstellung und der Besatzer sowie das traurige Kapitel der Deportation haben wir ja in Halifax bereits gelernt. Trotzdem haben die Traditionen und Bräuche hier überlegt. Und nicht zuletzt auch in der Küche.

Ein Grund, weswegen wir auch oft über die Kulinarik versuchen eine Region oder eine Kultur kennenzulernen.

Das Museum bestach noch durch eine weitere Sache: Die kleinen Geschichten. So zum Beispiel die von Jasper. Ob er wirklich so hieß, konnte nie geklärt werden. Irgendwann wurde er an Land getrieben, vermutlich wurde er über Bord gespült oder ist gekentert oder sonst was. Jedenfalls nahmen die Arcadie ihn auf und versorgten ihn. Er selbst hat niemand mehr geredet, auch wenn viele versucht haben ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Maximal ein Raunen oder Grunzen konnte man ihm entlocken.

Trotzdem versorgen ihn die Menschen hier bis zu seinem Lebensende und so entstand eine der ersten sozialen Einrichtungen Kanadas, die sich bis heute um die Versorgung psychisch kranker Menschen einsetzt.

Ein Glücksgriff dieses Museum: Spannend, viele Aspekte abdeckend und modern!

Jedem, der hier in der Nähe unterwegs ist und Interesse hat, sei ein Besuch nahe gelegt.

Für uns gibt es, neben Museen, wie schon erwähnt einen zweiten Weg eine Region oder eine Kultur kennen zu lernen: Das Essen. Und laut mehreren Quellen ist eines der besten Restaurants, um die Arcadie-Küche kennen zu lernen, das „La Cuisine Robicheau“

Wo wir mit etwas Überwindung (der Regen war wirklich sehr, sehr stark) auch einen Tisch in einem kleinen Raum ergattert haben. Mit Blick auf den Regen.

Irgendwie haben wir in diesen Urlaub die Methode „Viele Vorspeisen ergeben eine Mahlzeit“ entwickelt, also bestellten wir 5 (!) Vorspeisen, alles relativ traditionelle Gerichte der Arcadie-Küche.

Die Fisch-Cakes und das Fricot, eine Suppe aus Kartoffeln und Hähnchen, waren dabei die Highlights. Zum niederknien war ebenso die überbacken Jacobsmuschel bzw. Hummerstücke. Auch das hier wirklich ein Besuch wert!

Ebenfalls schön soll die Kirche gegenüber dem Restaurant sein, aber das konnten oder besser wollten wir nicht verifizieren, denn es goß weiterhin aus Eimern.

Was uns dazu brachte dann schon zu unserem nächsten Übernachtungsort aufzubrechen, denn dort erhoffen wir uns sowohl trockenes Wetter als auch etwas mehr Luxus. Und es würde viel Luxus werden ….

Ein Kommentar

  1. Markus Markus

    Schön wieder von euch zu lesen, ähhh schauen. Solange ihr Spaß habt ist ja alles gut.

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